ProfessX schrieb:
Was wir brauchen ist eine art Sensibilierungstraining für Männer generell, in denen wir Männer über sexuelle Gewalt gegenüber Frauen aufklären und ihnen beibringen, dass vergewaltigen nicht okay ist und strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen wird. Anne Wizorek nennt das Problem beim Namen: "Kultur des Vergewaltigens" (aus dem englischen "rape culture")
Ahja. Irgendwie sind Feministen manchmal schon schräg. Können wir uns zunächst darauf einigen, dass die Gleichheit der Geschlechter eine Grundannahme des Feminismus ist? Mein persönlicher Standpunkt dazu ist, dass ich Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht die gleichen kognitiven Fähigkeiten zuspreche, d.h. der Durchschnittsmann und die Durchschnittsfrau verfügen über die gleiche Fähigkeit des Lernens, Wahrnehmens, Planens und so weiter und so fort.
Jetzt bringen wir unseren Kindern von Anfang an unabhängig ihres Geschlechts bei, dass es falsch ist anderen körperlichen Schaden zuzufügen indem man sie z.B. schlägt.
Meine These ist daher: Jedes Kind weiß ab einem bestimmten Alter, dass man andere Menschen nicht schlagen sollte. Unbestritten bleibt dabei, dass es dennoch Kinder gibt, die andere schlagen. Können wir uns auch darauf noch einigen?
Du forderst nun Männern
generell ein solches Training zukommen zu lassen. Damit sagst du eindeutig aus, dass du Männern
generell die kognitive Fähigkeit absprichst, den folgenden Transfer zu leisten: Anderen körperliche Gewalt antun ist nicht richtig, daher ist es auch nicht richtig, zu vergewaltigen.
Den Frauen willst du eine solches Training nicht zukommen lassen. Grundlage dafür kann doch eigentlich nur die Annahme sein, dass Frauen
generell in der Lage sind den oben genannten Transfer zu leisten und es daher keines solchen Trainings bedarf.
Deinem Vorschlag liegt also zu Grunde, dass sich die kognitiven Fähigkeiten von Männern und Frauen - zumindest in diesem Punkt -
massiv unterscheiden.
Das widerspricht allerdings der oben gemachten Grundannahme. Dieser Konflikt lässt sich meiner Meinung nach nur lösen, wenn man akzeptiert das Vergewaltiger - wie alle anderen Gewaltverbrecher auch - ihre Verbrechen in dem Wissen begehen, dass es moralisch falsch ist und strafrechtlich geahndet werden kann. Genau wie alle anderen Gewaltverbrecher pfeifen sie eben drauf. Ebenso ist ihnen bewusst, dass es strafrechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Wenn sie nicht wüssten, dass es von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird weil es unmoralisch ist und auch nicht, dass es eine Straftat darstellt, würden mehr Vergewaltiger z.B. in der Mittagspause auf der Arbeit ihren Kollegen von ihrem Handeln berichten. Tun sie aber nicht. Mich würde in dem Zusammenhang mal interessieren, wie viele Polizisten/Richter/Anwälte etc. auf die Frage: "Haben sie xy vergewaltigt?" schon mal die Antwort: "Ja, na klar! Ist das ein Problem?" gehört haben.
Zusammengefasst: Wer anderen absichtlich Leid zufügt tut dies in aller Regel im völligen Bewusstsein, dass er ihnen gerade Leid zufügt. Mit einem solchen "Sensibilisierungstraining" würdest du also einer Gruppe von Menschen lediglich Dinge mitteilen, die ihnen ohnehin schon bekannt - und bezogen auf (potentielle) Vergewaltiger eh schon egal - sind. Das dürfte dann am Ende ungefähr so aussichtsreich sein wie der Versuch eines Schmetterlings einen Hurricane zu durchfliegen. Weil die eigentliche Zielgruppe eben nicht aus Leuten besteht, die mal 'ne Kippe wegwerfen, weil sie nicht viel von Sauberkeit halten, sondern eben aus solchen, die
massiv gestört sind.
In diesem Sinne - und bezugnehmend auf das "wir" in "was wir brauchen": Sprich für dich!