Demokratie muss aus mehr bestehen, als nur aus dem Akt der Wahl als Instrument für die Institutionalisierung der repräsentativen Demokratie. Die empirische Politikforschung misst den Grad der Demokratie (und damit der Volksherrschaft) in repräsentativen Demokratien u.a. mit dem Mittel der Responsivität. Dabei handelt es sich um die Frage, inwieweit die Handlungen der gewählten Volksvertreter mit den Wünschen ihrer oder der Wähler übereinstimmen. Handelt ein gewählter Volksvertreter gegen den Willen der Wähler, handelt er somit nicht responsiv und damit nicht repräsentativ. Die Macht geht nicht mehr vom Wähler, sondern vom Repräsentanten aus.
Das mag stimmen. Allerdings kann ich in meinem persönlichen Alltag als auch in sozialen Netzwerken eine nicht unerkleckliche Anzahl an Mitbürgern (mich selber betrifft das leider auch partiell) beobachten, die sich durch Folgendes auszeichnen:
- großteils geringer Sachverstand bzgl. eines Diskussionsthemas
- geringe Bereitschaft, das mit einer intensiven Beschäftigung mit der jeweiligen Materie zu beheben/lindern
- offensichtliche Ignoranz gegenüber einfachsten logischen Folgen betreffend geforderter Aktionen (im Grunde sehr oft eine ausgesprochen eigenartige Interpretation von Logik, die stellenweise keine erkennbare Nähe zur Realität aufweist)
- Doppelbödigkeit (bei anderen ist ein Nachteil ok, bei mir selber sei Gott davor)
- kaum in der Lage seiend, sachlich zu diskutieren, ständiges inhaltliches Herummäandern
- Unfähigkeit, Emotionen aus einer sachorientierten Entscheidungsfindung auszublenden.
Nach meinem Dafürhalten sind das aber alles Dinge, die unentbehrlich sind um sinnvolle Entscheidungen für eine Gemeinschaft zu treffen. Etwas zu wollen ist leicht, es aber auch sinnvoll und vernünftig umzusetzen und die ganzen Folgen zu bedenken und zu beachten, bleibt einem dennoch nicht erspart, wenn am Ende was Brauchbares rauskommen soll. Genau das wird ja ständig gefordert bzw. sein Nichtvorhandensein kritisiert.
Wenn aber Bürger aufgrund der oben genannten Eigenheiten eine sinnfreie Forderung aufstellen, sollte es mE die Pflicht eines Staatsmannes sein, hier notfalls den Gehorsam zu verweigern und wenn nötig die eigene politische Karriere an die Wand zu fahren, um so Schaden durch besagte Unbedachtheit abzuwenden.
EDIT: Insofern ist es mir sowieso unbegreiflich, wieso man nicht schon Schülern beibringt, wie sinnvoll es sein kann, einen sachlichen Diskurs zu führen, anstatt gleich herumzuhaten.