7hyrael schrieb:
Das Problem ist doch dass die Politisch aktiven meist versuchen die Bedürfnisse von jetzt in 5 Jahren dann zu decken. ;-)
Es sollte aber so Ausgebaut werden, dass der heutige Bedarf gedeckt werden kann und danach nur noch die letzten (max. 25) Meter beispielsweise in zukunft ausgebaut werden müssen bzw. der Verteiler upgegradet. Der werte Chinese hat recht. Die Mehrkosten jetzt für ich sage mal eine komplette überversorgung, sind Peanuts im Vergleich zu der Geldverbrennerei die seit 30 Jahren betrieben wird alle paar Jahre für minimale Verbesserungen erneut die Straßen aufzugraben. Jede Verteilerstation sollte auf das Niveau gebracht werden müssen, auch in 20 Jahren von den Leitungen noch in Peak-Situationen (Alle schauen das WM-Finale via Stream in 4K) noch genug Luft nach oben zu haben. Mit Kupfer schaffst du das halt nicht. Bei Infrastruktur in dieser Art sollte man immer zu groß bauen, wie schnell der Bedarf an Bandbreite exponentiell ansteigen kann sieht man ja.
So sehe ich das nicht und habe das auch nicht erlebt. Auf welche Erfahrungen stützen sich deine Behauptungen? Und kennst du Zahlen, wie viel es kostet die mehrfach aufzureißen im Vergleich dazu, die heute die Technologie von in 20 Jahren zu installieren?
Bei uns im Ort haben wir ein neues Baugebiet erschlossen und in den Städtebaulichen Vertrag mit dem Bauunternehmen auch direkt reingeschrieben, dass die Verlegung von Glasfaser Pflicht ist.
Im Informationsbrief des Bayerischen Städtetages wurde den Kommunen empfohlen, Leerrohre in den Straßen für späteren Ausbau zu verlegen, was z.B. in meiner Kommune auch gemacht wird.
Der VDSL-Ausbau hier hatte wenig mit "Straßen überall aufreißen" zu tun. Es wurden an manchen Kreuzungen der Boden geöffnet und Glasfaser durchgezogen. Jetzt haben wir hier bis zu 250 Mbit down und 40 up. Klar wäre mehr besser und zukunftsträchtiger. Das ist vom Aufwand nicht im entferntesten damit vergleichbar, was es bedurft hätte, jedes Haus anzuschließen. Allein: Es gäbe gar nicht genügend Bauunternehmen, die das vornehmen könnten. Wir haben hier ewig darauf warten müssen, bis eine Firma die notwendigen Grabungsarbeiten vornehmen konnte. Wenn man jetzt - anstatt Übergangstechnologie - anfängt überall direkt Glasfaser zu verlegen, sind die, die zu Beginn FTTH bekommen sehr glücklich. Die anderen, die dann ohne Übergang au FTTH warte müssen, ziemlich traurig. Alles auf einmal wäre schlicht gar nicht möglich wegen des Aufwands.
Außerdem müssten die Verteiler ja trotzdem mit Glasfaser angeschlossen werden. Klar wäre es wirtschaftlicher, das in einem Schwung zu machen. Aber es hat definitiv unglaublich viele Probleme, die daran hängen.
Wie erwähnt bin ich für den direkten FTTH Ausbau. Aber so trivial wie es gerne dargestellt wird, ist das Problem wirklich nicht.
Zuletzt will ich noch etwas zu deinen Vorbehalten sagen: Jeder der unser System versteht und die Wähler kennt weiß, dass es einfach ein Nachteil der Demokratie ist, dass man mit Wahlamt oft etwas unter Druck steht, schnell Ergebnisse zu liefern. Allerdings habe ich die allermeisten Politiker (nicht nur in meiner Partei) durchaus so erlebt, dass sie gewissenhaft die einzelnen Aspekte abwägen können. Kompromissbereit sein und auch offen für schnellere, etwas weniger nachhaltigere (oder teurere) Lösungen zu sein, ist nicht per se schlecht. Das ist alles eine Abwägung, die man im Einzelfall fällen muss.
Ich kann jedem im Übrigen nur empfehlen, so ein politisches Amt einmal anzustreben und auszuüben. Man lernt da unglaublich viel - vor allem, dass es gar nicht so trivial ist, wie es manche gerne darstellen oder hätten. :-)