santander schrieb:
Ich bin davon bisher voll begeistert! - Die Benutzerführung bei der Installation ist vorbildlich. Es ist auch eine große Programmdatei genannt Software-Boutique vorhanden, wo man die zu installierenden Progs einfach anhaken kann, die dann seriell installiert werden.
Freut mich, dass du eine Distro gefunden hast, die dir zusagt!
Auch wenn es nicht die gleiche ist, die ich gerne nutze, das ist ja das Tolle an Linux: Jeder kann das Richtige für sich finden.
Trotzdem würde ich gerne auf einige Kritikpunkte zu Arch/Manjaro eingehen:
santander schrieb:
Auch fällt das nervige andauernde Bestätigen bei der Installation eines einzelnen Programms (Ja-Nein-Ja-Überspringen etc., das geht oft 6 Mal je App so) weg.
Hintergrund dieser Abfragen ist Folgender: Sie kommen ausschließlich bei AUR-Paketen, nicht bei den Paketen aus den offiziellen Quellen. Das AUR entspricht in etwa Ubuntus PPAs, ist aber anders als die PPAs zentral organisiert. Bei Ubuntu würdest du im Falle, dass du ein Paket installieren möchtest, das nicht in den offiziellen Quellen ist, erst im Netz nach einem geeigneten PPA suchen, dieses PPA samt GPG-Schlüssel zu deiner PPA-Liste hinzufügen und dann die Pakete von dort installieren müssen. Häufig findet man PPAs, die für ältere Ubuntu-Versionen Pakete anbieten, für die aktuelle aber nicht mehr, da ist man dann auf sich allein gestellt. Es gibt auch keine Möglichkeit ein PPA als veraltet zu melden oder Probleme mit dem PPA zu melden und sich Hilfe direkt beim PPA-Maintainer zu holen, da ja keine zentrale PPA-Plattform existiert. Zudem machen PPAs häufig größere Probleme bei Systemupdates, in der Regel sollten sie vorher deaktiviert und danach von Hand wieder aktiviert werden.
Das AUR ist da insofern besser, als dass es all die Fremdpakete zentral organisiert sind. Jedes Paket hat eine Kommentarseite, wo man Probleme melden, sich Hilfe holen, das Paket als veraltet melden kann usw. Man hat einen direkten Draht zum Paketmaintainer, weil er in der Regel die Kommentare seiner Pakete abonniert hat. Es gibt AUR-Moderatoren, die veraltete Pakete zum "Adoptieren" freigeben, sodass ein neuer Maintainer einspringen kann, wenn der ursprüngliche sich nicht um sein Paket kümmern kann oder will.
Nachdem das AUR aber - genauso wie die PPAs übrigens! - als Benutzer-Repository potentiell unsicher ist, ist es eine gute Praxis die PKGBUILD eines Pakets zumindest zu überfliegen und auf dubiose Code-Zeilen zu checken. Einige AUR-Helper erzwingen das durch nervende Ja/Nein-Abfragen, die dir so negativ aufgefallen sind. Aber Manjaros offizieller grafischer Paketmanager Pamac macht das nicht. Du hast Pamac wahrscheinlich nicht für AUR-Pakete benutzt, weil der AUR-Zugriff in Pamac per Standardeinstellung deaktiviert ist - eben um Neulinge vor übermäßiger Nutzung des AURs zu bewahren. Wäre aber mit einem Haken in den Programmeinstellungen von Pamac leicht zu aktivieren gewesen. Auch der CLI AUR-Helper yay, der dir ja weiter oben vorgeschlagen wurde, macht das weniger (nur einmal pro Update-/Installationsvorgang, nicht für jedes Paket einzeln). Da bist du also etwas unglücklich auf yaourt gekommen - wie schon geschrieben, yaourt ist veraltet und sollte nicht benutzt werden.
Die Häufigkeit der Abfragen übrigens ist nicht so hoch, wie dir vorkam: Es sind bei yaourt nur zwei Abfragen pro AUR-Paket, solltest du mehr gesehen haben, kommt das von weiteren AUR-Paketen die als Abhängigkeiten installiert werden mussten.
santander schrieb:
Und die Programme, die nicht der Software-Boutique zu finden sind, holt man sich einfach als .sh oder .deb-Datei von der Herstellerseite. Bei Windows war das ja auch Usus, somit kein Nachteil.
Wenn was bei Windows Usus ist, muss es noch nicht gut sein.
.sh- und .deb-Dateien sind recht problematisch. Erstere werden an der Paketverwaltung vorbei installiert und können zu Konflikten mit ihr führen. Im blödsten Fall schreibt ein .sh-Installer Dateien aufs Dateisystem, die unter gleichem Namen und mit gleichem Pfad in einem Paket aus der Paketverwaltung existieren, dann scheitert der Paketmanager mit Fehlern. Zudem bekommt man bei solchen Fremdpaketen bzw. Installern keinerlei Updates und sitzt dann jahrelang auf einer veralteten Version.
santander schrieb:
Ubuntu-Mate wird nun wohl meine neue Linux-Heimat werden. Bisher konnte ich noch nichts negatives entdecken. Die Einarbeitung dauerte auch weniger als 2 Stunden, wo ich bei Manjaro beinahe 2 Tage brauchte, bis ich wußte, wie man die nicht-standardmäßigen Programme installiert.
Nun, vielleicht hast du durch die Manjaro-Odyssee ja dazugelernt und dir fiel bei Ubuntu Einiges einfacher als wenn du Ubuntu als erstes System ausprobiert hättest?
santander schrieb:
Leider brachten diese Treiber meine Canon nicht zum laufen. Außerdem gibt es noch zusätzlich die Hürde mit den Scannertreibern, die unabhängig von den Druckertreibern zu installieren sind.
Das ist seltsam, bei meinem Brother-Drucker haben die Treiber aus dem AUR super funktioniert. Scannertreiber gäbe es im Paket canon-pixma-mx450-complete zumindest für den MX-450. Für den MX-475 konnte ich kein entsprechendes Paket finden, aber das Tolle an AUR-Paketen ist ja, dass sie recht leicht zu erstellen sind - da hätte ich dir gerne eins zusammengebastelt. Ist aber nun auch schon egal.
santander schrieb:
Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, wenn ich die Debian-Treiber von der Canon-Webseite manuell in Arch-Treiber umgewandelt hätte. Eine kurze Anleitung dazu fand ich im Netz, bin dann aber davor zurückgeschreckt. Derjenige, der das vollbrachte, war sogar selbst überrascht, daß es überhaupt funtionierte.
Das ist tatsächlich ein sehr mühsamer und, wie oben beschrieben, unnötiger Weg. So ähnlich wie wenn man versuchen würde .exe-Dateien von Windows unter Linux zum Laufen zu bringen. Jede Distro hat ihre eigenen Tools, sie zu mischen ist in den seltensten Fällen eine gute Idee.
screwdriver0815 schrieb:
sehe ich ebenso. Ich habe allerdings gedacht, dass selbst im AUR keine Treiberpakete für den Canon-Drucker vorhanden sind. Also ich würde auf jeden Fall die Paketverwaltung immer vorziehen und nur im Notfall externe Pakete verwenden.
Das freut mich, dann können wir sicher zu einem Konsens finden. Wie ich oben geschrieben habe, die (Drucker)Treiber gibt es im AUR, die Scannertreiber gibt es für ein ähnliches Modell, wären aber nicht schwer für das Modell des Fragestellers nachzureichen.
screwdriver0815 schrieb:
Wenn man allerdings externe Pakete verwenden muss, ist man mit einer .deb oder .rpm Distro immer besser dran, weil es meist diese Paketformate sind, die extern angeboten werden.
Es sei denn, man nutzt Arch und installiert sich alles, was nicht in den Paketquellen ist, über das AUR, wo man dann auch in Zukunft Updates bekommen wird. Dass es keine Fremdpakete wie .deb oder .rpm für Arch/Manjaro auf Herstellerseiten gibt, liegt nicht daran, dass Arch/Manjaro nicht ausreichend verbreitet ist und die Hersteller sich nicht die Mühe machen wollen, Pakete dafür zusammenzuschnüren, sondern daran, dass keine Fremdpakete nötig sind, weil alles übers AUR installiert werden kann.
screwdriver0815 schrieb:
Das liegt daran, dass der Packagemanager in dem Fall als ich es getestet habe, immer irgendwelche komischen Rückfragen hatte. Weiterhin werden ja beim Systemupdate teilweise irgendwelche Hinweismeldungen ausgegeben, die sicher gut gemeint sind die ich aber als eher verunsichernd empfunden habe, eher so als wüsste der Packagemanager und das Packagingteam von Manjaro nicht was sie tun.
Zu den Rückfragen habe ich weiter oben geschrieben, ich hoffe, das klärt die Zweifel etwas. Die Hinweismeldungen zum Beispiel zu zyklischen Abhängigkeiten finde ich auch etwas doof, ich war bisher nie in einer Situation anders auf solche Meldungen zu reagieren als mit "ja, ist klar, mach einfach weiter".
screwdriver0815 schrieb:
Gegenüber dem AUR habe ich ebenfalls kein wirkliches Vertrauen. Für mich ist das AUR wie der Name schon sagt "User Repository" eine Ansammlung von Fremdquellen in einer einzigen Quelle zusammengefasst. Jeder User kann da Pakete einbringen, was einerseits ganz sicher löblich und sehr gut ist. Aber andererseits ist es eben auch ein leichtes, irgendwelches fieses Material darüber an die PCs zu bringen.
Ist das gleiche wie die User-Paketquellen im OBS oder die PPAs in Ubuntu.
Dazu auch siehe oben. Wie wir beide ja schon geschrieben haben: AUR und PPAs sind beide unsicher, da hat keine Distro die Nase vorn. Es ist eben ein strukturelles Problem, dass das Dev-Team nicht groß genug ist, um alles, was an PPAs bzw AUR-Paketen existiert, selbst zu packagen und in die offiziellen Quellen zu bringen, somit wird es immer benutzerbetreute Pakete geben, die potentiell unsicher sind.
screwdriver0815 schrieb:
Ebenfalls ein persönliches Ding. Nur ist man nach meinem persönlichen Eindruck ja teilweise gezwungen, das AUR zu verwenden, weil wenn man es nüchtern betrachtet, Manjaro nicht wirklich viele Pakete im Angebot hat.
Kann gut sein, ich weiß es nicht. Wie viele Pakete sind denn in Ubuntus offiziellen Quellen? Haben dir bei Manjaro bestimmte Pakete gefehlt?