Mit dem Begriff der Zensur wäre ich persönlich ja vorsichtig... aber auf "Informationskontrolle" können wir uns sicherlich einigen.
Zensur hat immer lenkenden Charakter. Wenn es fünfzig Mann gibt, die "Pink" wollen, und hundert, die nach "Jojo" verlangen, und durch Dritte dafür gesorgt wird, daß sechzig der Jojo-Woller kein Gehör finden (oder finden können), dann ist das Zensur, die im Beispiel dafür gesorgt hat, daß "Pink" den Stich einstreichen konnte.
Nein, das Problem ist ein völlig anderes.
A die Plattformbetreiber haften für die Inhalte ihrer Nutzer. Ein absolutes Unding in meinen Augen, aber das ist nunmal aktuelle Rechtsprechung.
B es gibt viel zuviele neue Inhalte (Postings) binnen beliebiger Frist X, als daß man dafür Personal darauf ansetzen könnte, welches dann nach bestem Wissen und Gewissen moderieren könnte. Wie soll das auch gehen? Ein Thread mit 500 Posts darin wäre schon zuviel, und davon gibt es ganz sicher nicht nur den einen.
Ergo muß der Moderator sich darauf verlassen, daß ihm Beiträge bekannt gemacht werden.
Problem: Diese Beiträge sind dann natürlich kontextfrei. Woher soll der Moderator wissen, was derjenige Nutzer fünf Seiten früher oder acht später ergänzend geschrieben haben könnte? Klar, irgendwann frißt sich ein Bild fest, aber das kann ebenso falsch wie richtig sein, je nachdem, was ein jeder Moderator mit den beschränkten Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, tatsächlich zu Gesicht bekommt. Nutzer mit fünfhundert Postings und davon werden zehn gemeldet (egal warum), der Moderator sieht die zehn und macht sich ein Bild daraus (muß er ja): mit Pech sieht er nie die restlichen 490 und selbst wenn, ist nicht gesagt, daß er das dann in der Masse dem ursprünglichen Schreiberling zuordnen kann.
Ergebnis davon ist selbstverständlich, daß der eine oder andere von uns gefühlt ungerecht behandelt wird. Wir sehen ja jeder einzelne auch nur unseren eigenen Horizont: so wie wir den Kassierer bei Netto jederzeit wiedererkennen, aber dieser uns im Normalfall nicht von der restlichen Kundschaft unterscheiden kann. Selbst dann nicht, wenn wir ihn zehn Minuten später nochmal ansprechen würden.
Was also tun? Soweit es mich betrifft, bleibt außer auf Nachprüfen, warum man denn jetzt eine Verwarnung oder sonstwas erhalten hat, nicht viel übrig: und dann mit dem jeweiligen Mod in Austausch gehen (per PM) und versuchen, das wahrgenommene Mißverständnis zu erläutern. Wer weiß? Manchmal sah der fragliche Moderator ja mehr, als man selber gemerkt hat; manchmal war man selber tatsächlich "im Recht". Das wird man ohne Rücksprache aber nicht herausbekommen.
Wenn der Mod sich natürlich desbezüglich weigert, dann muß man das auch akzeptieren. Das ist sein verbrieftes Recht, und (auch wenn ich das schade finde) leider notwendig, denn wenn der Mod jede seiner Aktionen oder Inaktionen rechtfertigen müßte, dann könnte er nicht mehr moderieren.
Aber an der Stelle zieht dann halt - leider, für den Einzelnen -- das Gemeinwohl. Von zehntausenden Problemfällen wöchentlich gibt es notwendigerweise mindestens eins, bei dem von allen Beteiligten die schlechtestmögliche Konsequenz getroffen wurde und wo dann ein wütender Ex-Forumbasler sein Glück in einer anderen Community sucht.
Blöd, aber unvermeidlich.