Da doch recht interessante Ansichten und Argumente hier vertreten sind, möchte ich euch alle bitten, Diskussionen wie die über Afghanistan an anderer Stelle weiter zu führen - auch wenn der Mann am außenpolitischen Erbe seines Vorgängers schwer zu tragen hat, kann man ihn für die Fehler der Vergangenheit natürlich nicht verantwortlich machen.
Die Mittel für die angesprochene Bombe wurden übrigens vom Kongress bewilligt, nicht vom Präsidenten - der hat sowieso keinen direkten Einfluss auf den Haushalt. Das nur am Rande, damit wir uns wieder dem Kern der Diskussion widmen können.
Dieser Preis wurde natürlich aus Kalkül vergeben, daraus macht das Nobelkommitee auch gar keinen Hehl, wie bereits dargelegt. Es gibt eine vielzahl möglicher weiterer Gründe und Motive, über die man letztendlich nur spekulieren kann.
Die Äußerungen von Norwegens Ministerpräsidenten dürften das Kalkül etwas verdeutlichen:
spiegel online schrieb:
Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg lobte die Vergabe als "spannende und nach vorne gerichtete Entscheidung." Der sozialdemokratische Regierungschef meinte: "Der Preis kommt nicht zu früh. Es ist richtig, wenn er an jemanden geht, der mitten in der Verantwortung steht und etwas durchzusetzen hat." Stoltenberg hob auch positiv Obamas "ausgestreckte Hand gegenüber der islamischen Welt" hervor.
Es ist eine Gratwanderung. Einerseits wird hier sicher auch eine Wette auf die Zukunft abgeschlossen, andererseits ganz bewusst auf die Multiplikatorwirkung der Auszeichnug gesetzt - Abrüstungsgespräche und Diplomatie werden sicher ernster genommen und fruchtbarer sein (und wenn es nur wegen des gesteigerten öffentlichen Interesses ist), wenn sie nicht nur vom Präsidenten der größten Militärmacht der Welt geführt werden, sondern auch von jemandem, der für seine Bemühungen bereits mit der höchsten aller Auszeichnungen bedacht wurde.
Ich persönlich bin gespannt, wie sich die Dinge entwickeln werden, und sehe darin nicht so sehr eine Glaubensfrage. Die Kritikpunkte sind aber offensichtlich. Wenn sogar das Wall Street Journal titelt "Barack Obama gewinnt den Nobelpreis: Wofür?", ist auch klar, dass hier keineswegs elitäres Herrschaftsdenken den Ausschlag gegeben haben kann. Anschuldigungen, dass es hier nur um die Selbstbestätigung einer herrschenden Elite ginge, halte ich daher von sehr weit hergeholt. Zumal die Nobel-Stiftung nun wirklich politisch wie finanziell weitgehend unabhängig ist.