AAS schrieb:
Glasfaser ist Shared Medium und xDSL im Prinzip auch, da der Verteilerkasten überbucht ist und auch der per Glas angeschlossen ist.
xDSL ist eben kein Shared-Medium, da zwischen den beiden xDSL Endpunkten eine separate Leitung besteht.
Diese Leitung ist bei Kabel (und GPON!) eben nicht exklusiv!
Aber GPON arbeitet mit fest zugewiesenem TDM (Zeitmultiplex), und es werden keine 100 Haushalte und mehr an eine Faser gehängt!
frizzmaster schrieb:
Glasfaser/LWL mit Kupfer zu vergleichen zeugt aber schon von Cherry Picking. LWL hat im Gegensatz zu Kupfer so viel massiv höhere Bandbreiten/Kapazitäten zur Verfügung, dass ein Shared Medium über Glasfaser (GPON) fast egal ist. Außerdem kann man bei Glasfaser ziemlich einfach neue Glasfasern für mehr Leistung einblasen; geht bei Kupfer nicht so ohne Weiteres.
Ab Punkt X ist jedes Medium irgendwo Shared. Aber Coaxial ist das Ryan Air des Internets.
Die Glasfaser ist erstmal dumm und kann nix. Sie definiert sich in ihrer Qualität fast nur an den optischen Eigenschaften des lichtführenden Kerns und des ihn umgebenden Mantels. Es werden i.d.R. immer mehrere Fasern in einem Kabel zusammengefasst und entsprechend auf einer Spleissbox vom Techniker aufgelegt, beispielsweise 8 Fasern. Wenn ich die Geschwindigkeit erhöhen möchte, dann nutze ich entweder mehrere Fasern oder tausche auf beiden Seiten die Optoelektrik aus. Theoretisch würde auch ne recht alte und "schlechte" Glasfaser mit teuren Laser-Optoelektroniken immense Bandbreiten bis in den Terabit-Bereich übertragen können. Nachträglich einzelne neue Fasern oder ganze Bündel (Kabel) einzublasen ist deshalb i.d.R. selten sinnvoll, speziell im FTTH/FTTB Bereich!
Selbst die älteste in Deutschland liegende Glasfaser ist dank moderner Optoelektronik noch weit besser als jedes kupferbasiert Medium.
Dass Kabel-Internet einen so schlechte Ruf hat liegt auch nicht an der Technik per se. Die Kardinalsfehler der Netzbetreiber sind neben verrotteten Kabel in der Straße, deren Auswirkungen wie Übertragungsfehler dann das ganze Netzsegment treffen, meistens die überlasteten Netzsegmente. Wer mehrere hundert Haushalte in ein Netzsegment packt, der macht bei der Provisionierung was verkehrt. Klar darf man als Telco Überprovisionieren, aber bitte mit Maß! Mehrere hundert Gigabit-Anschlüsse bei einem Netzsegment gibt auch der neuste DOCSIS Standard einfach nicht sinnvoll her, von der weiteren Netzanbindung hinter diesem Netzsegment ganz zu schweigen.
Die Telekom betreibt am DSLAM natürlich auch Überprovisionierung. Deren bekannt technisch-bürokratisch konservatives Vorgehen sorgt aber i.d.R. dafür, dass man seine z.B. 250MBit/s auch zu Stoßzeiten halten kann. Im Kabelnetz bricht ein überlastetes Segment halt entsprechend ein. Die weitere Anbindung ans z.B. Vodafone-Netz ist dann noch gar nicht das Nadelöhr. Es ist das überlastete Netzsegment! Und hier haben sich einige Netzbetreiber halt doch auf Kosten der Kunden totgespart, d.h. in der Praxis gibt es sehr viel mehr unzufriedene Kabel-Nutzer!
Dabei ist das Medium Koax-Kabel eigentlich elektrotechnisch mit seinem dicken Kupferkern und dickem Mantel viel besser für die Übertragung hochfrequenter Signale und damit hohe Bandbreiten geeignet als der mittels xDSL-Technik aufgebohrte Klingeldraht (Telefon!) aus dem vorletzten Jahrhundert.
Der Telekom bleibt mit jeder neuen xDSL-Technik nur übrig viel näher zum Kunden rücken mit dem Glasfaseranschluss. G.Fast ist ja z.B. nur für die letzten ~50m gedacht, also gerade mal die hausinterne Verkabelung, also FTTB.
Die Kabelnetzbetreiber könnten hingegen einfach die Netzsegmente kleiner machen das Koaxkabel die hochfrequenten Signale eben auch elektrisch über längere Strecken transportieren kann, d.h. man müsste als Kabelnetzbetreiber das Glas nicht unbedingt bis ins Haus des Kunden legen.
Langfristig jedoch führt an FTTH so oder so kein Weg vorbei. Erstens ist die Faser an sich zukunftssicher, da man die Optoelektronik tauf beiden Seiten tauschen kann. Und zweitens wird es bei jedem noch so guten Kupferkabel früher oder später zu Problemen kommen. Wenn z.B. Wasser/Feuchtigkeit in eine Coax-Muffe im Gehsteig eindringt wird die Übertragung der Signale logischerweise schlechter.
Ich hoffe jedenfalls sehr, dass die Förderbedingungen der EU und des Bundes mal deutlich Richtung Glasfaser ins Haus, also FTTH oder FTTB, verschoben werden.
Fakt ist jedenfalls, dass wir bei xDSL das Maxium mit Vectoring erreicht haben. Viel mehr als die 250MBit der Telekom werdens jedenfalls nicht mehr werden. Das Koax-Netz könnte länger, vor allem auf der letzten Meile, mithalten, hier gibt es aufgrund der sehr unterschiedlichen lokalen Netzstrukturen jedoch zu extremen Unterschieden, wie man hier im Forum gut sieht. Der eine bekommt bei seinem Vodafone-Kabelanschluss immer sein GBit/s raus, manch anderer Kunde in Deutschland bekommt in Stosszeiten nur noch 5MBit/s durch die Leitung.
Traurig aber wahr, Internet anno 2020 in Deutschland!