Ich habe zuletzt vergleichsweise viel Zeit mit der Valve Index verbraucht und dachte mir irgendwann spontan: PS5 steht ja eh schon hier, PSVR2 sieht recht nice aus von der Sache her, bietet auch mit dem Eyetracking und dyn. Foveated Rendering das eine oder andere interessante Feature, und es gibt auch mal wieder ein paar neue nette VR-Spiele - kann man ja einfach mal mitnehmen. Also hatte ich das Ding einfach mal bestellt (das Bundle mit Horizon).
Mit dem Hintergrund ist das Folgende also hauptsächlich als Vergleich zwischen Valve Index und PSVR 2 zu sehen. Als Kurzzusammenfassung sage ich an dieser Stelle, dass sich die PSVR 2 für mich auf jeden Fall eher wie ein Schritt seitwärts anfühlt als wie ein Schritt vorwärts (in der technischen Entwicklung).
In einzelnen Stichpunkten:
Befestigung/Headband/Polster:
+ Nicht so viel Druck auf dem Gesicht, eher auf der Stirn. Mag aber nicht jeder mit zurechtkommen, aber ich finde das recht angenehm.
o Die "Polster" fühlen sich nicht so schön an wie bei der Index, sind aber natürlich viel leichter zu reinigen
- Gefühlt ist es relativ schwierig den Sweet Spot zu treffen und auch zu behalten
o wenn man keine Brille darunter trägt, dunkelt das Headset das Außenlicht sehr schön weg, mit Brille ist es etwa gleichauf würde ich sagen
Display/Linsen:
+ Das OLED-Display macht in Farbe und Helligkeit schon etwas her
- Mura-Effekt ist sehr deutlich wahrnehmbar
o Glare/Godrays sind vorhanden, ggf. etwas schwächer als bei der Index
o Edge-to-Edge-Clarity kann ganz in Ordnung sein, insbesondere wenn man keine Brille tragen muss (denn das wird besser je näher die Linsen an die Augen kommen), aber ich bin Brillenträger also hilft mir das aktuell nicht
- kleiner Sweet Spot; ich kann nichtmal sagen ob die Index hier wirklich besser ist, aber es fällt mir dort ggf. auch wegen der Befestigung irgendwie leichter, den Sweet Spot zu halten
+ Auflösung etwas besser als bei der Index, somit Fliegengitter auch kleiner (aber für mich definitiv noch sichtbar vorhanden)
Tracking:
Hier habe ich länger überlegt wie ich es werte, aber letztlich:
- Spielbereich ist häufig neu zu scannen, bei mir meist schon wenn sich die Lichtverhältnisse ändern (mittags zocken vs. Abends zocken), nahe am Headset (oder wenn man mit diesem nach oben schaut o.Ä.) werden die Controller auch mal "verloren" was im Spiel manchmal nervige Effekte nach sich zieht
Als zusätzliche Erklärung: Einmal eingerichtet funktioniert das schon sehr ordentlich, keine Sorge, im Normalfall keine Probleme. Aber da es ja eh (sogar mit einem Kabel) an der PS5 hängt, ist es für mich stationäre VR. Und diese funktioniert in mehrfacher Hinsicht mit dem Lighthouse System einfach immernoch besser und ohne die oben genannten Nachteile. Inside-Out ist super für mobile Systeme, kann in diesem Fall aber seine Stärken nicht wirklich ausspielen. Ich bin da ganz ehrlich, ich investiere lieber die paar Minuten in eine "feste" Ersteinrichtung und hab dafür dann Ruhe.
Audiolösung:
- In-Ears halten bei mir einfach nicht (betrifft fairerweise nicht nur aber auch die mitgelieferten der PSVR 2)
- Over-Ear-Kopfhörer kann man über die PSVR2 tragen (insbesondere das Pulse 3D passt recht problemlos), allerdings ist dieses "Gerät über Gerät" einfach ein Komfortverlust ggü. den sehr coolen schwebenden Lautsprechern der Index
Controller:
- Akku-Leistung ist schon etwas sehr schwach im Vergleich, hält aber einer typischen VR-Spielsession bei mir immerhin relativ problemlos stand.
- Haltegefühl und Tasten für mich okay-isch, Rumble und adaptive Trigger recht cool
- Praktisch: Wenn ich in der realen Welt etwas greifen will (z.B. zum Trinken), lasse ich den Controller einfach durch den Ring auf den Unterarm rutschen, nach dem Abstellen des Gegenstands wieder zurück in die Hand fallen und schon kann es direkt weitergehen. Ein Vorteil ggü. den Index-Controllern, die man erst ab- und wieder anschnallen muss, dafür:
- weniger Flexibilität ggü. Hand- und Fingertracking; Fingertracking soweit ich bisher gesehen habe auch schlechter als bei den Index Controllern
Sonstiges:
+ Das dyn. Foveated Rendering funktioniert insofern 1A, als dass man davon einfach nichts mitbekommt. Das Eyetracking klappt (in diesem Zusammenhang und auch allgemein) ganz hervorragend.
o Menüs steuern per Eyetracking ist auch schon recht cool, aber mMn noch zu inkonsistent genutzt; sollte Standard werden
o Performance ist mäßig gut. Es wird eindeutig einiges mit Reprojection und Co erkauft, wodurch (mutmaßlich) Dinge in Bewegung auch schnell ziemlich unscharf wirken, dennoch gibt es einige Mikroruckler z.B./vor allem in Horizon, die zum Teil etwas unangenehm sind
+ Der "Workflow" ist natürlich schon nett, einfach PS5 an, Brille und Controller an, Spiel starten, läuft. Das ist definitiv ein echter Vorteil ggü. PCVR, wenn man einfach fix was spielen will. Vorausgesetzt ich muss eben nicht gerade das Spielfeld schon wieder neu einrichten.
Mein aktuelles Fazit wäre wohl: Insbesondere wenn man eh ne PS5 hat und VR mal ausprobieren will kann man das Geld sicherlich investieren (wenn man es hat). Wenn man schon anderweitig VR-mäßig unterwegs ist (PCVR oder Meta Quest o.Ä.) kann man sich höchstens durch die Spiele locken lassen, aber da gibt es eben auch noch nicht so wahnsinnig viel Exklusives. Das Meiste kommt ja eher als Ports von den anderen Plattformen, zum Teil etwas aufpoliert. Da ich z.B. nur PCVR bisher habe, sind einige der Quest-Ports immerhin auch noch interessant für mich.
Auf keinen Fall würde ich nur dafür PS5 UND PSVR 2 kaufen, das lohnt mMn jetzt nicht wirklich.
Als mutmaßliches Tech-Upgrade wie es im vorhinein auf YT zum Teil gehyped wurde, braucht man sich das meiner Ansicht nach auch nicht kaufen. Hatte ich persönlich auch nicht erwartet. Dennoch gebe ich zu, dass ich an der einen oder anderen Stelle insgesamt etwas "mehr" erwartet hatte bzw. mich am Ende auch ein wenig habe mitreißen lassen. Daher fühlte ich mich nach dem ersten Test dann auch ein wenig "ernüchtert". Seitdem habe ich aber trotzdem durchaus schon einigen Spaß damit gehabt.