Was ist an unseren (Haupt-)Schulen los?

Zwei Drittel der deutschen Schüler schaffen mindestens den Realschulabschluss, während 60 Prozent der ausländischen Schüler höchstens den Hauptschulabschluss erreichen. (Gerundete) Prozentzahlen für die Schulabschlüsse deutscher und ausländischer Schüler:

10 / 20 ohne Hauptschulabschluss
25 / 40 mit Hauptschulabschluss
40 / 30 mit Realschulabschluss
25 / 10 mit Fachhochschulreife bzw. Abitur

Es geht natürlich nicht um den Vergleich zwischen Deutschen und Ausländern, aber ich muss halt die Zahlen nehmen, die ich finde.

Wenn ich mir jeweils 1.000 Schüler in Berlin Reinickendorf und in Bezirk Mitte vorstelle, dann beträgt das Verhältnis der deutschen zu den ausländischen Schülern in Reinickendorf statistisch 890 : 110 und in Berlin Mitte 608 : 392. Für die nachfolgenden Berechnungen setze ich beschönigend voraus, dass die Verteilung auf die Schulformen in beiden Bezirken identisch ist und oben angegebenen Werten entspricht.

Ich betrachte nachfolgend die Schüler, die den Hauptschulabschluss bzw. keinen Hauptschulabschluss erreichen. Rechnerisch müssten das in Reinickendorf 312 deutsche und 66 ausländische Schüler sein. In Berlin Mitte käme man statistisch auf 213 deutsche und 235 ausländische Schüler.

Die Realität sieht bekanntlich anders aus (selbst wenn ich dazu kein Zahlenmaterial vorlegen kann), weil viele ausländische Schüler (und das gilt in gleicher Weise für sozial bzw. wirtschaftlich benachteiligte deutsche Schüler) wegen schlechter Rahmenbedingungen die schlechteren Karten haben.


Kleine Ergänzung, weil mir gerade danach ist:

In Reinickendorf (246.000 Einwohner) besuchen 8214 Schüler ein Gymnasium. Das sind knapp sechsmal so wie die 1.384 Hauptschüler dort. In Berlin Mitte (320.000 Einwohner) gibt es 6.888 Gymnasiasten (Schätzung, da ich nur von 10 der 11 Schulen die Schülerzahlen habe). Das sind lediglich 4,2-mal so viel wie die 1.628 Hauptschüler. – Während die durchschnittliche Anzahl der Schüler an den Hauptschulen vergleichbar groß ist (230 in Reinickendorf und 271 in Berlin Mitte), kommen die Gymnasien in Berlin Mitte nur auf 626 Schüler, die in Reinickendorf dagegen auf 1.027.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist nichts neues, dass das soziale Millieu sich auch in der Bildung der Kinder wiederspiegelt.
Kinder mit intelligenten/gebildeten Eltern wachsen in einer Umgebung mit einem höheren Interlekt auf, als Kinder, die vor RTL2 gesetzt werden, um sie zu erziehen.
Des weiteren sind gebildete Leute meistens auch vermögend oder vermögender, als ungebildete (kann man auch aus der anderen Richtung sehen: Reiche sind oft gebildet), sodass deren Kinder besser gefördert werden können (Beispiel: Nachhilfe)
 
Das betrifft ja nicht nur die reine Schulbildung.
Kinder von reichen Eltern sind meistens selbstsicherer, extrovertierter und ein größeres Allgemeinwissen und bessere Manieren. Alles weitere Faktoren die sich positiv auf die Schule und spätere Laufbahn auswirken.


Naja.. Manieren.. heutzutage, wo reiche verzogene Rotzgören sich durch die Weltgeschichte saufen.. den Punkt nehm ich mal zurück. ;D



Und selbst wenn dieses Problem schon bekannt ist.. lange kein Grund es einfach so hinzunehmen.
 
Manieren auch heutzutage. Es ist ein enormer Unterschied, ob man mit dem Hauptschulbus oder dem Gymnasiumsbus mitfährt.
Im Hauptschulbus bespucken sich die Kinder tlw. gegenseitig, Schägereien (im kleineren Maße) sind auch nicht selten,... Einmal wurde der Hauptschulbus sogar Raziamäßig durchsucht und es wurden mehrere Kinder (also unter 14) mit Graß erwischt.
So was ist im Gymnasialbus noch nicht passiert...
Und das alle sin einer ländlichen Gegend. Ich will also nicht wissen, wie es in Großstädten aussieht.
 
Ich denke auch das man das nicht verallgemeinern kann, Gymnasiasten sind keine besseren Menschen nur weil sie sich für intelligenter halten als andere.
 
Gymnasiasten haben aber im Schnitt eher die Eltern die sich um die Kinder kümmern.. und dazu gehört unter anderem auch der Drogenkonsum..

Meiner Meinung nach hat es sich aber ein wenig verschoben. Früher war es ein absolutes Unding wenn Kinder wohlsituierter Eltern irgendwas angestellt haben. Heute sieht man sowas und denkt sich nur: jaja.. reiche verzogene Mistbälger.. und mehr nicht. Die Grenzen verwischen schon ein wenig.. dass im Schnitt, die Kinder von Mittelschichtsfamilien und aufwärts immer noch die besseren Manieren sind, wollte ich nicht bezweifeln.
 
Umgang formt nun mal den Menschen. Sowohl Haupt-und Realschüler, als auch Gymnasiasten können schlechten haben. Genauso wie guten. Es ist auch nicht nur eine Sache des sozialen Umfeldes, sondern auch eine Charaktersache.
Dennoch liegt das Problem hauptsächlich in der Konzentration, dem Schulsystem, den Perspektiven und den damit verbunden schlechten Ausgestaltungen. Keine ausreichenden und betreuten Freizeitangebote, zuwenig Einflussmöglichkeiten der Lehrer, zuviel bei den (auch ignoranten, unfähigen) Eltern und laschen oder versagenden Jugendämtern.
Hatten wir aber hier alles schon durch.
 
Ich habe ein Interview mit einem Schulleiter aus Berlin-Mitte gelesen. Dabei ging es um die Auswirkungen des Rütli-Skandals aus dem letzten Jahr. Der Schulleiter empfand es als Fortschritt, dass auch für seine Schule Sozialarbeiter eingestellt wurden. Er geht auch davon aus, dass ihm diese nicht so schnell wieder weggenommen werden.

Die Initiative Hamburgs, verstärkt Ganztagsschulen zu betreiben, unterstützte er ausdrücklich. Allerdings verwies er gleichzeitig darauf, dass die Genehmigungen für den Umbau der Schulen und die Bewilligung der Mittel einige Jahre benötigen dürften . - Bekanntlich ist Berlin reichlich abgebrannt.
 
Ihr versteift Euch zu sehr auf die Unterschiede zwischen Stadt und Land.

Durch die heutigen Kommunikationsmittel und Transportmöglichkeiten sind Stadt und Land aber weiter zusammengerückt, so dass die Unterschiede nicht mehr so zur Geltung kommen. Dafür sorgen nicht zuletzt die Medien insbesondere die Privaten die ja bekanntlich keine Möglichkeit auslassen sich mit Skandalen und anderen Horrornachrichten wichtig zu machen.

Natürlich sind solche Brennpunkte wie Berlin für uns Landeier nicht zu toppen, aber das wollen wir auch gar nicht. Was ich sagen will ist: das gemeine Landei gibt es nicht mehr und damit sind die Probleme überall.

Bei uns fahren zum Beispiel alle in einem Bus ob Hauptschule oder Gymi klappen tuts trotzdem nicht.

OMaOle
 
Ich glaube nicht so recht daran, dass es zwischen Großstädten und ländlichen Gebieten kaum Unterschiede gibt. Die unten angegebene PDF-Datei mit Zahlen und Infos aus Baden-Württemberg macht deutlich, dass in den Ballungsgebieten des Bundeslandes (Mannheim, Heidelberg, Heilbronn, Pforzheim, Ulm sowie der Großraum Stuttgart) erwartungsgemäß überproportional viele Ausländer leben, wogegen z. B. die Landstriche im Nordosten durchweg Ausländerquoten von unter acht Prozent aufweisen.

Ca. 85 Prozent der Ausländer, die aus Griechenland, Italien, Ex-Jugoslawien oder der Türkei stammen, leben schon seit mindestens acht Jahren in Deutschland. 40 Prozent der Ausländer leben sogar schon mindestens 20 Jahren hier. Eingebürgert wurden im Jahr 2004 lediglich zwei Prozent der berechtigen Ausländer (Mindestaufenthalt acht Jahre).

Leider trifft auch für Baden-Württemberg zu, was wir schon aus anderen Bundesländern kennen: Die Aussichten auf eine gute Schul- oder Berufsbildung sind für Ausländer gering. Das erkennt man daran, dass in BW nur 7 Prozent der Deutschen keinen beruflichen Abschluss besitzen, während 36 Prozent der Ausländer ohne Berufsabschluss bleiben.

Die Schüler, die z. B. die Hauptschulen in den Städten besuchen, kennen ihre Situation natürlich genau. Sie wissen von ihren älteren Geschwistern oder aus eigener Erfahrung, dass sie keinen Platz für ihr Schulpraktikum und erst recht keinen Ausbildungsplatz bekommen.

Die daraus resultierende Perspektivlosigkeit führt zu Resignation und schlägt sich im (schulischen) Alltag nieder.

http://www.statistik-portal.de/Veroeffentl/Statistik_AKTUELL/803405004.pdf
 
Deswegen kann ich auch nicht verstehen, warum es keine (oder gibt es in manchen Ländern schon so etwas in der Art?) Pflichtsprachkurse für Einwanderer gibt.
Das wäre ein einfacher und vermute ich mal effektiver Schritt gewesen, von dem der Staat am Schluss mehr bekäme als er reingesteckt hat...

Das hätte man eigentlich schon seit immer machen sollen, dann wär die Situation garnicht erst so hochgekocht: Ich habe mal irgendwo gelesen, dass teilweise die 2. oder 3. Generation von Ausländern schlechter integriert sein soll, als die erste. :rolleyes:

Oder wie seht ihr das?
 
Als die Einwanderer in den 60er-Jahren nach Deutschland eingeladen wurden, da bekamen zumindest die Männer auf Anhieb einen Job. Deswegen hat man sie schließlich geholt. Und auch wenn z. B. die Frauen oft zu Hause blieben und kaum Deutsch sprachen, waren die Deutschkenntnisse der Männer und auch der Kinder (Schulbesuch) meist gut.

Eine konsequente Unterstützung durch Sprachkurse hätte uns sehr viele Probleme erspart. Andererseits wurden die ausländischen Schüler von heute doch fast alle in Deutschland geboren. Insofern sollten ausreichende Deutschkenntnisse eigentlich nicht das Problem sein - theoretisch jedenfalls.

Aber wie gesagt, wenn z. B. die Ehefrauen kaum Deutsch sprechen, dann wid auch in der Familie kein Deutsch gesprochen. Und wenn man z. B. als türkische Familie in einem Stadtteil lebt, wo Deutschkenntnisse nicht benötigt werden, um überleben zu können, dann brauchen wir uns nicht wundern, dass wir bereits in der Grundschule Probleme haben.
 
Reduziert hier doch bitte nicht das Problem auf den Ausländeranteil der Schüler. Es ist ein Teilaspekt der beachtet werden muß, ja. Nur er ist bei Weitem nicht die alleinige Ursache der Misere.
 
Die tieferen Ursachen liegen wohl in der Armut begründet, die im Regelfall aus schlechter Schul- bzw. Berufsbildung und/oder Arbeitslosigkeit resultiert. Und so kommt eines zum anderen. Wenn jemand kaum Geld hat, muss er auf den sozialen Wohnungsbau zurückgreifen oder sich zumindest eine preiswerte Wohnung suchen. Das Ergebnis kann man u. a. an der Mieterstruktur in den Plattenbauten ablesen: Überproportional viele Geringverdiener und Empfänger von staatlichen Transferleistungen.

Abgesehen vom Sprachproblem, das in gewisser Weise nun einmal ausländerspezifisch ist, kann man das bisher Gesagte zu großen Teilen ohnehin auf andere Betroffene übertragen. Daraufhin habe ich in #178 ausdrücklich hingewiesen. Ich verweise dafür gerne auf die psychologischen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, die zwar nicht für die Schüler unmittelbar gelten mögen, solange sie Schüler sind, aber wenn zwei oder drei Familienangehörige ohne Arbeit sind, dürften der Haussegen trotzdem schief hängen.

http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PSYCHOLOGIEENTWICKLUNG/ArbeitslosigkeitJugend3.shtml

Dann darf man sich nicht wundern über Vernachlässigung, Aggression und auffälliges Verhalten. Das sind alles Probleme, die mit in die Schule gebracht werden.
 
Es liegt eben an der Struktur der Hauptschulen.
Heutzutage braucht man als Hauptschüler nicht mehr mit einer Lehrstelle rechnen und versinkt somit schon während der Schulzeit in Unlust.
Wenn man aber die Haupt und Realschulen in der Hinsicht verändern würde, dass man die beiden Schulformen nicht mehr leistungsmäßig trennt, sondern die Hauptschule für praktische Berufe und die Realschule für eine theoretische Ausbildung heranziehen würde, so entstünde ein völlig neues Bild von dem Millieu, das dazu führt, dass auch wieder Hauptschüler eingestellt werden.
 
Ich weiß nicht, ob eine solche Ausrichtung (die in der Praxis alles anders als abwegig ist) das Vertrauen in das Handwerk verbessern würde, also rein aus Kundensicht. Und wenn man argumentiert, dass die Azubis in manchen Handwerksberufen ohnehin eher von den Hauptschulen kommen, dann tröstet mich das auch nicht. Denn dann erinnere ich mich an den Dachdeckermeister, der zwar gene junge Leute einstellen würde, was allerdings daran scheitert, dass die Bewerber nicht in der Lage sind, die Zahlen 3 und 4 zu multiplizieren (leicht übertrieben, aber leider nur ganz leicht). Der Meister fragt sich dann, wie solche angehenden Dachdecker später einmal einem Kunden eine Dachbegrünung machen sollen, wenn sie schon an der Berechnung der Fläche scheitern.
 
Ich bleibe dabei, Hauptschulen sind überflüssig und gehören abgeschafft.
Mit ordentlichen und bundeseinheitlichen Lehrplänen, Lehrpersonal, wenig Unterrichtsaussfällen, Klassen nicht über 20 Schülern, flächendeckenden Freizeit- und nachschulischen Betreuungsangeboten und einer ordentlichen Vorschule, welche für Ausländer selbstverständlich auch deutsche Sprache beeinhaltet, schaffen die allermeisten (99%) nicht geistig (gesundheitlich) Behinderten auch die Realschule.

Das schlechte Schüler die guten angeblich mit herunterziehen bzw. ausbremsen würden, kann ich aus Erfahrung (DDR) überhaupt nicht bestätigen. Im Gegenteil. Die Guten Schüler und die Lehrer halfen den schlechteren, dem Stoff zu folgen (Nachhilfe), damit diese mit versetzt werden konnten. Lehrplan und -Ziel wurden immer erreicht!
Jeder schlechtere Schüler war dadurch enorm motiviert und engagiert, Anspruch und Klassenumfeld rissen ihn mit und bezogen ihn ein, grenzten ihn nicht aus.
In der Hauptschule hingegen fehlen Druck, Forderung/Ansporn und die Perspektive.
Weg damit! Dafür gibt es bereits Behindertenwerkstätten und Sonderschulen für stark Lernbehinderte. Alles andere ist nur eine Frage der Einstellung und die kann man formen.
 
Womit willst du denn die Schüler motivieren?
Du kannst denen nicht sagen, dass sie einen Job kriegen, wenn sie nur genug für die Schule machen! Das ging vielleicht in der DDR (da haben ja alle eienen Job bekommen), aber nicht in der heutigen Zeit, in der sich Abiturienten für Jobs bewerben, für die man gerade einemal einen Hauptschulabschluss braucht!
Man muss zwar die Hauptschule in ihrer derzeitigen Form auflösen, aber nicht gänzlich abschaffen.

Wenig Unterrichtsausfälle: Wie willst du das machen? Lehrern verbieten krank zu werden? In NRW gibt es bereits eine Regelung, die besagt, dass kein Unterricht ausfallen darf. Was wurde raus gemacht? Man wird abgehakt von einem anderen Lehrer und bekommt manchmal eine Aufgabe. Diese wird dann unter den Schülern aufgeteit und jeder macht nen bisschen, alle schreiben ab. Was bringt das?

nachschuluische Betreuung: Hier würden Hausaufgaben gemacht, und dann? Wer soll zusätzlichen Unterricht finanzieren? Die Schulen, deren Mittel immer weiter begrenzt werden? Die Kommunen, die großteils verschuldet sind? Die Länder, die großteils verschuldet sind? Der Staat, der auch verschuldet ist?

Klassen nicht über 20 Schüler: Wünschenswert, aber nicht finanzierbar.
 
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