Ich wollte nicht total Desillusionieren.
Die Entwicklung läuft nicht zwingend so ... und auch wenn sie später dann doch auf Finanzsicherheit für Haus, Auto, Hund und Garten machen haben diese Leute noch immer auch so etwas wie ein soziales Gewissen.
Dennoch beteiligen sie sich liebend gerne am "typisch deutschen" Gejammer über zu hohe Abgaben, und brauchen auch tatsächlich den Hinweis darauf, dass der Staat eben keine anderen Einnahmequellen hat, als Steuern, bevor sie beginnen, sich Gedanken über die finanziellen Strukturen in unserem Staat machen ... und dann schnell erkennen, das da einiges falsch bis dumm läuft, nur ganz anders als sie es in ihrem Steuerbashing je thematisiert haben.
Ich habe gestern noch eine Doku über Subnevtionen gesehen, die im Prinzip eher links daher kam (Steuerverschwendung für Arbeitsoplätze in Maroder Industrie A ... kompplette Eigenverantwortung in Industrie B), aber da es eine Doku von der ARD war, ging es zumindst auch unterschwellig um den (wahrscheinlich schon Jahrtausendealten) Vorwurf, dass der Staat immer und überall zu krass zugreift, sogar dort, wo er eigentlich kaum zugreift.
Die Doku ist zwar schon von 2007 oder 2008 (denke ich mal), zeigt aber sehr gut einige brutale Details aus dem Wechselspiel von Steuerlast und Subventionen.
Ich wusste beispielsweise nicht, dass die Mehrwertsteuer inzwischen tatsächlich mehr Geld ins Staatssäckl bringt (2005 ca 170Mrd.), als Lohn- und Einkommensteuer zusammen (2005 insg. ca. 155Mrd.). Der Anteil der Einkommensteuer (die laut der Doku für "Selbststzändige und Besserverdiener" zuständig sein soll, lag dabei UNTER 10Mrd - nichtmal 1% des BIP.
Fast die ganze durch Lohnsteuer eingenommene Kohle wird als Subventionen (primär zum Arbeitsplatzerhalt) ausgeschüttet (Lohnsteuervolumen bei ca. 155Mrd. Subventionssumme ca. 145Mrd.). Selbst WENN durch Subventionen effektiv Arbeitsplätze erhalten werden (der Steuereinnahmen wegen) so werden dabei doch noch wenger Steuern generiert (10Mrd - die Differenz), als bei der Tabaksteuer (2005 ca. 12Mrd.
https://www.youtube.com/watch?v=EMjVpubdhRs
Es ist egal, wenn 50% dieser Steuer von den obersten 10% gezahlt werden, denn über 80% dieser Steuereinnahmen fließen direkt wieder zurück in die Taschen, aus denen sie kamen (wo der Staat sie dann über Bürokratie und Auflagen gleich wieder verbrennt ... selbstverständlich nicht in Bereichen, in denen so viel Geld verdient wird, wie in der Energieindustrie).
Die Kritik am Steuersystem ist berechtigt, aber der Fokus auf die Abgaben (Bürgerseite) ist mir zu einseitig. Bevor man das Steuersystem weiter zugunsten der Bessergestellten ummodelt und reformiert (wie die letzten 30 Jahre geschehen), sollte man sich mal Gedanken über die Sinnhaftigkeit der momentanen Steuer
verwendung machen (Staatsseite).
Ein nicht unbedeutender Teil der Steuereinnahmen fließt in die Unterstützung unrentabler Wirtschaftszweige in denen sich gerade durch die Subventionen seit Jahrezehnten nix tut, was dafür sorgen könnte, dass die Subventionen gestrichen werden ... Subventionen fördern in vielen Bereichen nichts weiter als Ineffizienz, und die Wirtschaft wird sich hüten, etwas degegen zu tun, geschweige denn die Kritik am Staat auf die Ausgaben umzustellen, von denen profitiert man ja und Profit ist dank Kapitalismus ein Diktat.
Und wenn ich jetzt nicht das böse K-Wort benutzt hatte, würde das viel besser in den Thread zur aktuellen politischen Lage passen ... so ist es leider als "Systemkritik" in dem anderen Thread nicht erwünscht.