DickerBass schrieb:
Das traf vielleicht für die Boomer zu, die im Wirtschaftswunder aufgewachsen sind. Schöne Zeit damals. Ist heute aber keine Realität mehr. Alte gut ausgebildete Menschen haben Probleme irgendwo unter zu kommen, wenn ihr Betrieb insolvent geht, da es ein Überangebot an jungen Menschen gibt.
Jein. Wir haben tatsächlich ein Problem mit älteren Personen die Arbeitslos sind und nicht mehr in die Arbeitswelt finden.
Anderseits haben wir aber auch Fachkräftemangel. Das Problem ist eher das die ältere Generation halt noch die "Idee" gelebt hat ich mach mal ne Ausbildung und arbeite dann ein Leben lang in diesem Beruf.
Aber so funktioniert die Welt heute nicht mehr - bei den älteren Arbeitslosen fehlt in der Regel die regelmässigen Weiterbildungen.
DickerBass schrieb:
Der kognitive Skill-Cap der Jobs wird auch immer höher. Man kann nicht aus jedem Floristen einen Data Scientist oder Aktien Analyticer machen. Und selbst wenn es ginge, gäbe es nicht den Bedarf an diesen.
Muss man auch nicht. Aber auch bei Floristen und Reinigungskräften oder im Verkauf braucht man z.b. Personalleiter, Führungskräfte aller Art für Einsatzplanung, etc
Man muss nicht ins Banking oder in die IT einsteigen um aufsteigen zu können.
DickerBass schrieb:
Soll jeder der einen Job für gering-qualifizierte ausübt zur Altersarmut verdammt sein? Die Intelligenz ist immernoch normal verteilt und eine Gesellschaft muss davor sorgen, dass Menschen auf beiden Seiten der Kurve friedlich und in einem Mindest-Wohlstand leben.
Nein.
Ich finde Geringverdiener Jobs in einem vernünftigem Mass als wichtig. Da es eine gute Einstiegsmöglichkeit sein kann z.b. für Menschen die eine problematische Kindheit und Schulbildung hatten.
Oder z.b. auch für Flüchtlinge, ehemalige Sträflinge, etc. Es ist für Arbeitgeber eine gute Möglichkeiten Menschen eine Chance zu geben ohne ein zu grosses unternehmerisches Risiko einzugehen.
Wichtig ist, dass diese Jobs aber keine Einbahnstrasse oder ein Stopp-Schild sind. Es sollte einen Einstieg ermöglichen, im besten Fall ein gutes Arbeitszeugnis abgeben und der Person die Möglichkeit geben sich weiterentwickeln zu können - eventuell eine schulische Bildung nachholen eine Weiterbildung machen und aufzusteigen.
Zum Thema Altersarmut. Ich will jetzt nicht sagen die Schweiz macht alles besser - weil das machen wir wirklich nicht. Gibt viele Dinge die Deutschland viel besser macht (z.b. Schwarzarbeitskontrollen) aber das Rentensystem in Deutschland ist einfach scheisse - sorry ich habe da keine andere Worte dafür.
Das Schweizer System ist auch nicht perfekt - aber Altersarmut gibt es bei uns definitiv weniger als in DE und das ist alles nur eine Frage der politischen Umsetzung.
DickerBass schrieb:
Das ist einfach nur Framing. Der globale Steuerwettbewerb IST ein exklusiver Markt für bestimmte internationale Konzerne (und selbst da sind Marken/Internetunternehmen massiv bevorteilt gegenüber der produzierenden Industrie) und Superreiche. Dort gibt es überhaupt keinen Zugang für KMUs oder Normalverdiener.
Die Frage ist halt was wir in Zukunft von Europa erwarten können und sollen. Wenn wir ehrlich sind, wir können in Europa nicht wirklich mithalten wenn es um die produzierende Industrie geht.
Deutschland hat es zwar geschafft von einem Hochlohn- in ein Niedriglohnland zu kommen aber dennoch sind die Löhne als in Osteuropa oder in Asien tiefer.
Gleichzeitig haben wir in Zentraleuropa auch strengere Arbeitsgesetze.
Die produzierende Industrie werden wir Stück für Stück (passiert ja schon) in Europa verlieren, dass wird immer mehr abwandern. Wir müssen in diesem internationalen Wettbewerb unsere Nische suchen - und ich sehe die eher in Dingen wie Forschung und Entwicklung.
Gute Unis, gute Bildungssysteme - das ist unser Kapital. Dinge zusammenschrauben wird zunehmend automatisiert oder von Chinesen / Inder gemacht die auch gerne in der Fabrik schlafen um Arbeiten zu dürfen.
Und so exklusiv ist dieser Steuerwettbewerb als Markt nicht. Ein Freund von mir ist Druckerei-Unternehmer in der Schweiz - der hat vor ein paar Jahren von der Gemeinde Görlitz (Das ist irgendeine Gemeinde ganz im Osten von Deutschland) eine Einladung / Brief erhalten.
Das ganze war ein Angebot, dass er seine Druckerei nach Görlitz verschiebt ich glaube 10 Jahre Steuerfreiheit und super niedrige Quadratmeterpreise waren der Köder. Seine Druckerei ist klassisches KMU +/- 40 Mitarbeiter.
DickerBass schrieb:
Es würde sich überhaupt nichts an der Steuerschraube für KMUs und Normalverdiener ändern, wenn man den Steuerwettbewerb durch eine Mindestbesteuerung austrocknet, eher würden sich die Steuern sogar senken.
Eine Mindestbesteuerung ist eine schöne Idee, die nicht funktionieren wird. Du wirst immer ein Land finden das denkt - "Cool diese Idioten amchen Mindeststeuer, also machen wir ein % weniger und leben im Luxus weil alle zu uns kommen".
fishraven schrieb:
Die Schweiz ist ähnlich wie Lichtenstein und Co einfach hochgradig asozial. Natürlich bedeutet das für die Personen, die in der Schweiz leben Vorteile aber global gesehen sind diese Länder parasitär. Man kann vergleichsweise auch so was wie Panama und andere Steuervermeidungsorte ranziehen.
Asozial ist ein hartes Wort und auch ein unpassendes. Die Schweiz macht das gleiche wie jedes andere Land der Welt auch. Es sucht seinen Vorteil und seine Nische um den Wohlstand für die eigene Bevölkerung zu sichern.
Es gibt hier keine Bodenschätze die man verkaufen kann. Wenn man Wohlstand will muss man das anders erreichen. Die Schweiz macht das auch durch tiefe Steuern.
Allerdings geht es nicht nur um Steuern. Tiefe Steuern in Afghanistan sind für ein globales Unternehmen nicht attraktiv genug um dort hinzuziehen.
Die Schweiz macht da eine Kombination aus attraktiven Steuern, stabile und gute Infrastruktur, Stabile Währung, gute Bildungsinstitutionen.
Dann kommen noch geographische Vorteile - man ist mitten im Herzen von Europa - hat mit einem der grössten Rheinhäfen direkten internationalen Frachtanschluss für Im- und Export. Und ein im Vergleich zu allen anderen EU-Staaten sehr dünnes Arbeitsrecht.
fishraven schrieb:
Aber als Lösung vorzuschlagen, Staatsaufgaben zu reduzieren ist absurd.
Warum? Ich finde man kann und soll immer wieder über die Staatsaufgaben diskutieren. Ich denke wo Einigkeit herrscht sind bei Sachen Sicherheit, Feuerschutz, Infrastruktur und Bildung - das sind klassische Staatsaufgaben evtl noch Kultur.
Ob es nun staatliche subventionierte LGBTQ Anlaufstellen, Anlaufstellen für Mobbing für vegane Ernährung und was ich noch alles braucht - darüber kann man sicherlich streiten.
Ich gehöre da eher zu den Vertretern eines schlanken Staates. Aber im Grunde ist es simpel wenn ich mit meinen Einnahmen meine Ausgaben nicht decken kann, dann muss ich meine Ausgaben senken.
fishraven schrieb:
Wieviel Arbeitsplätze schaffen denn Netflix, Google und Co in Deutschland?
Ich denke wenn man da Google, Microsoft, Facebook, etc zusammen zählt werden das schon einige Menschen sein die direkt für diese Konzerne arbeiten.
Zusätzlich schaffen diese Konzerne aber auch wieder Märkte wo Leute Geld verdienen können ohne direkt bei ihnen angestellt zu sein. Z.B. Software-Entwickler, Youtuber, Instagram Influencer, Filmschaffende, etc
Oder denkst du die deutsche Produktionsfirma "Wiedemann & Berg Filmproduktion" hätte ohne Netflix die Serie Dark produzieren können.
Grosse Player schaffen nicht nur direkte Arbeitsplätze sondern auch eigene Märkte - und das ist eben ein Wettbewerb jedes Land hätte diese Märkte gerne bei sich und nicht beim Nachbarland