Adam_Smith schrieb:
Also einigen wir uns an dem Punkt wo wir sagen, dass man Frau Herman lediglich vorwerfen kann, dass sie den Fehler gemacht hat ihre Aussage nicht Idiotensicher zu machen...
Genau darauf kann man sich nicht einigen. Denn den Vergleich zur NS-Zeit hat Fr. Herman bewusst gezogen. Es ging ihr nicht darum, Familienwerte hochzuhalten, sondern Aspekte des Nationalsozialismus zu beschönigen. Wäre es ihr um die Sache gegangen, hätte sie ebenso gut katholische oder preußische Prinzipien erwähnen können. Das hat sie nicht.
Wer mit 20-jähriger Erfahrung im Medienbereich "gute" Aspekte des Nationalszialismus hervorhebt, der will damit etwas bezwecken. Entweder eine bewusste Provokation zur Förderung ihres Buches oder den Versuch, rechte Ideologie gesellschaftsfähig zu machen. Ganz sicher aber beweist dieser Vergleich ein völliges Unverständnis der deutschen Geschichte.
Es ist kein Herauslösen einzelner Aspekte aus dem dritten Reich möglich. Wer das versucht, negiert damit die völlige Durchsetzung des politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Lebens durch eine menschenfeindliche Ideologie. Ihre trotzige Antwort, sie sei missverstanden worden, ist der anmaßende Versuch, ihren Kritikern als Gegenargument die NS-Keule vorzuhalten.
Die Verharmlosung nach Walser Art, es müsse endlich Schluss sein, ist dem reflexhaften Unverständnis und dem Unwillen geschuldet, sich der deutschen Geschichte anzunehmen und sie nicht zu verdrängen.
Eine Fr. Herman darf sich auf die Meinungsfreiheit berufen, sie kann aber nicht erwarten, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender, der ihre Popularität erst geschaffen hat, tatenlos zusieht, wie sie ihre braune Naivität unters Volk streut und dabei dem Ansehen des Senders schadet.
Es sind eine Fr.Herman, ein Bürgermeister von Mügeln, es sind Gedanken wie "Es war nicht alles schlecht", die jeden Tag auf's Neue zeigen, dass die NS-Zeit so lange ein Mühlstein sein wird, wie wir uns weigern, die Lehren aus dieser Zeit zu ziehen. Wenn öffentliche Vergleiche von entarteter Kunst, wie von unserem allseits für jeden Missgriff bekannten Karndinal Meisner gestern gezogen, als nicht so schlimm angesehen werden, muss man umso rigider auf diese Auswüchse reagieren.
Es ist bezeichnend, dass immer wieder der Zentralrat der Juden und andere donnernde Anklagen formulieren müssen, während die Öffentlichkeit und Politk weitgehend schweigt.
Fr. Herman wusste was sie tat, wusste, was passieren würde. Und hat sie es nicht gewusst, musste sie erst Recht gefeuert werden.