Westlicher Feminismus im 21. Jahrhundert noch notwendig?

Dann fang ich doch gleich mal an.
Frauen wie Männer sollten sich Verhalten dürfen, wie sie sind (da ist zuviel Vielfalt, um es pauschalisieren zu können), ohne dabei Konsequenzen UNTERSCHIEDLICH erleben zu müssen, nur weil sie eben dem Geschlecht angehören, welches dieses Verhalten "normalerweise" nicht zeigt, oder anders.

Im Bezug auf den Job hieße das z.B. tatsächlich NUR auf die Qualifikationen der Bewerber zu schauen und auch nur danach zu entscheiden, wer den Job bekommt.
Typische Frauen- oder Männerberufe sollte man erst dann annehmen, wenn sich ein Geschlecht dabei generell schlechter anstellt. Und nicht weil es in dem Bereich momentan wenig Frauen oder Männer gibt (unterhalb der demografischen 50%-Marke) oder weil man bei einem Geschlecht von einer bestimmten öffentlichen Wirkung ausgeht (die man allerdings nutzen wird, solange sie wahrnehmbar ist).

Bei der Brutpflege sollte mMn - abgesehen von den Unterschieden in den biologischen Gegebenheiten - unabhängig vom Geschlecht, das jenige Elternteil die Betreuung übernehmen, von dem am ehesten anzunehmen ist, dass das Kind sich unter ihren/seinen Fittichen zu einem vollwertigen Mitglied der Gesellschaft wird entwickeln können.
Das Optimum ist in diesem Fall ohnehn die Aufzucht durch BEIDE Elternteile, aber wo das (aus welchem Grund auch immer) nicht klappt, sollte eben gerade NICHT das Geschlecht darüber entscheiden. Klar sollte aber dabei immer sein, dass für eine gesunde Kindesentwicklung grundsätzlich kein Geschlecht ganz auszusperren ist.

Und bei der Bekleidung sollte es eben keine sozialen Sanktionen regnen, wenn man sich nicht dem geltenden Modevorstellungen entsprechend kleiden will. Getreu dem Motto "Homophobie ist schwul".
Eine Mutter sollte zu ihrem Sohn sagen können, dass er ihr in einem Kleid nicht gefällt (als ästhetiisch motovierte Meinungsäußerung)... nicht aber mit geschocktem Gesichtsausdruck feststellen "ich hoffe du warst so nicht in der Schule" (als unbewusst/bewusste Erziehungsmaßnahme).
 
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DerOlf schrieb:
Im Bezug auf den Job hieße das z.B. tatsächlich NUR auf die Qualifikationen der Bewerber zu schauen und auch nur danach zu entscheiden, wer den Job bekommt.

Habt ihr dies denn schon so oft erlebt?

Ich arbeite in der IT - von vielen Frauen ist hier also nicht viel zu sehen. Es gibt hier und da welche im Projektmanagement. An der technischen Basis gibt es aber seeehr wenige. Daher kann ich das schlecht einschätzen.

Prinzipiell tue ich mich selber auch sehr schwer was Frauen in Führungspositionen anbelangt. Allerdings tue ich mich allgemein ggü. Vorgsetzten sehr schwer, sofern die nicht den Nimbus der absoluten Kompetenz tragen - und das habe ich bisher noch nicht oft erlebt. Und da es bei mir wenige weibliche Personen im Berufsfeld gibt, auch noch bei keiner einzigen Frau. Allerdings spielen hier meiner Meinung nach auch "animalische" Attribute eine nicht mindere Rolle. Ein Vorgesetzter ist nun mal eine gewisse Respektperson. Und da spielen Körpergröße, Auftritt, sowie Stimmlage schon auch eine erhebliche Rolle. Mich würde mal interessieren wie viele kleine Männer mit "Piepsstimmen" in Führungspositionen sind.

Zudem ist es meine Erfahrung, dass Männer im Allgemeinen ruhiger und nüchterner Situationen bewerten können, also ihre Emotionalität zurück schrauben können.

Ich versuche immer meine Ansichten zu hinterfragen. Meine persönliche Erfahrung unterstreicht diese zugegeben sehr stereotypischen Ansichten. Das heißt nicht, dass das generell und für alle Frauen bzw. Männer so gilt oder gelten muss. Es zeigt nur eine allgemein starke Tendenz, welche auch die Unterschiede mit erklären könnte. Habt ihr da völlig andere Erfahrungen gemacht oder vielleicht sogar Studien zur Hand?
 
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trialgod schrieb:

Tut mir leid, aber ganz ernst kann ich diesen Post nicht nehmen. Einerseits schreibst du, dass du nur mit kompetenten Führungspositionen etwas anfangen kannst (was ich nachvollziehen kann) und dann ist auf einmal das Auftreten wichtig?

Eine Führungsperson soll ruhig, überlegt und konsequent arbeiten und entscheiden und nicht die Mitarbeiter einschüchtern/anbrüllen bis die Arbeit passt. Habe schon mehrere ruhige Führungspositionen erlebt und muss sagen, dass diese sehr viel besser arbeiten als die lauten.

Der der Laut werden muss um sich mitzuteilen, hat meist keine anderen Argumente mehr übrig und somit einen Fehler gemacht.

Was ich sagen will, ja ich kenne kleine Männer als Geschäftsführer und einen Eigentümer den man mit einem Obdachlosen verwechseln könnte, wenn er das Unternehmen besucht und man ihn nicht (er)kennt (Er kennt die Mitarbeiter sowieso nicht mehr). IT Branche.
 
Das hat überhaupt nichts mit laut zutun. Wer laut ist und "herumschreit" hat sowieso wenig mit kompetent und souverän gemeinsam. Es geht eher um ruhig und bestimmt. Und "bestimmtes" auftreten haben nun mal auch was mit einer gewissen Präsenz zutun. Räumlich, stimmlich als auch von der Ausstrahlung und Kompetenz her. Das gehört alles zusammen. Ich denke einfach, dass es Männer da einfach viel leichter haben als Frauen. Kompetenz alleine reicht leider nicht aus. Gut Chefs haben "das gewisse Etwas". Was das ist bzw. was da dazu gehört ist Gegenstand meiner Thesen.

Und ich erhebe keinen Anspruch auf Korrektheit. Viel mehr ist das meine Beobachtung - die durchaus falsch sein kann. Deswegen frage ich ja hier auch nach euren Beobachtungen.
 
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@trialgod und hallo7
In der BWL (sogar dort) werden verschiedene Führungsstile unterschieden. Der von @trialgod angesprochene "Herrscher-Habitus" (nenn ich jetzt mal einfach so) ist nur für zwei von ihnen wichtig. Zum einen für den absoluten Chef, der keine Kritik duldet und im Unternehmen die Rolle eines Diktators übernimmt (auch und vor allem wenn ers dabei an die Wand fährt). Zum anderen beim "guten Patriarchen", dessen Rolle im Unternehmen am ehesten der eines victorianischen Familienoberhauptes gleichkommt. Die Unterschiede sind nur gering, aber in beiden Fällen handelt es sich um Ausprägungen des "Autoritären Führungsstils". Wichtiger noch, nach dem Prinzip "nach oben buckeln, nach unten treten" pflanzt sich der Führungsstil des Chefs durchs Unternehmen fort.

Führen kann man aber auch auf ganz andere Weise ... und in vielen Unternehmen setzt sich diese erkenntnis auch langsam durch.
Wenn man Führen als Befähigung betrachtet, andere dazu zu bringen, den Unternehmenszielen zu dienen, dann sind demokratische Führungsstile im Prinzip sogar besser geeignet, denn die sind in der Lage neben der Produktivität auch die Mitarbeiterbindung und -zufriedenheit zu gewährleisten (und damit die Aufrechterhaltung der Produktivität). Wer nicht immer nur angepoltert wird, de folgt unter Umständen freiwillig, identifiziert sich mit den Unternehmenszielen und schiebt weniger frust, wenn er zu deren Erreichung Überstunden machen soll. Ich habe diese Theorien schon mehrmals bestätigt gefunden ...
Und ich habe sowohl Frauen wie Männer kennengelernt, die Entscheidungen treffen konnten und einem dabei nicht das Gefühl vermittelten "unter" ihnen zu stehen ... ich konnte die Entscheidungen eigentlich immer nachvollziehen, und fühlte mich tatsächlich in den Entscheidungsprozess eingebunden, weil man mich nach meiner Meinung gefragt hat.
Und ich habe Frauen kennen gelernt, die räumlich und stimmlich so präsent waren, dass sich der alte Krupp dahinter hätte verstecken können. Ich wage also zu bezweifeln das Frauen das nicht können ... und glaube eher daran, dass die meisten Frauen es schlicht und einfach nicht lernen oder beigebracht bekommen, weil es für eine klassische Rolle als Frau nicht wichtig erscheint. Wer eine Horde Kinder bändigen kann, die kann das mMn auch mit ihren Mitarbeitern.

Jemand der nur seine, ihm durch Position und/oder Körperliche Attribute verliehene Autorität auszuspielen versucht, den kann ich unter professionellen Gesichtspunkten ohnehin nur schwer ernst nehmen. Dem Folge ich nur, weil ich weiß, dass ich am unteren Ende des Machtgefälles zwischen uns stehe und keine Lust habe, mich nach Alternativen umzuschauen. Für den erledige ich dann auch mMn völlig sinnfreie "bullshit-jobs" (aber eben ungern).

Ich erinnere mich gerade an eine Studie über die Erwartungen von Mitarbeitern an die Kompetenzen von Führungskräften ... Fachkompetenz wird vorrausgesetzt und belegt daher einen niedrigeren Rang, aber Empathie und Tranzparenz der Entscheidungen rangieren in dieser Liste ganz oben.
Ich muss die Studie noch raussuchen, dann kann ich die Quelle nachreichen (das dauert aber ne weile, meine Studienmaterialien regiert momentan das Chaos - und um's zu ergoogeln fehlen mir die Stichworte).
 
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DerOlf schrieb:
Ich erinnere mich gerade an eine Studie über die Erwartungen von Mitarbeitern an die Kompetenzen von Führungskräften ... Fachkompetenz wird vorrausgesetzt und belegt daher einen niedrigeren Rang, aber Empathie und Tranzparenz der Entscheidungen rangieren in dieser Liste ganz oben.
Ich muss die Studie noch raussuchen, ...

Was soll die Studie genau belegen? Mitarbeiter stellen keine Führungskräfte ein und langfristige Zufriedenheit und Motivation ist etwas für Leute, die im Gestern leben. Nicht dass ich diese Werte nicht gut finden würde. Aber in der Realität sind die meisten Führungskräfte ohnehin nur auf Durchreise und gar nicht so lange da, dass langfristige Investitionen in die Mitarbeiter sich auszahlen würden.

Ich kann mich noch lebendig an eine HR-Leiterin erinnern, die sicher irgendwas konnte, nur nicht HR. Auf meine zahlreichen Hinweise, dass die Unternehmenskultur nachhaltig leide und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ständig an Motivation verlieren (was btw. auch der Firma zum Nachteil gereicht), entgegnete diese völlig Empathie-freie Frau: Motivation hat man oder man hat sie nicht, die kann man nicht verlieren. Und wer keine Motivation hat, der soll sich 'nen neuen Job suchen.

Und das Beste: mit der Nummer fährt die Frau wunderbar, denn solche Einstellungen sind billig und dank Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt durchhaltbar. Im Grunde stimme ich Dir also zu, wenn Du sagst, dass auch Frauen "ihren Mann" stehen können. Denn hinsichtlich asozialem Verhalten (definitorisch und nicht primär beleidigend gemeint) war hier die Gleichberechtigung voll angekommen. Gut war's jedoch nicht... ;)
 
Mir wurde diese Studie in einer Weiterbidlung für Nachwuchführungskräfte vorgelegt, genau wie kommunikationswissenschaftliche Theorien (vereinfachtes Sender-Empfänger-Modell), und längere Abhandlungen über die Vor und Nachteile verschiedener Führungsstile. Die Quelle war auch mehr als Angebot gedacht, falls es jemanden interessiert - hab die Studie auch noch nicht gefunden ;)
Dabei ging es auch nicht um die Mitarbeiterzufriedenheit (das ist fast eine ungewollte Nebenwirkung), sondern einzig darum, der Führungskraft ihren Job zu erleichtern.
Wer wärst du lieber? Das Arschloch dem alle nur folgen, weil ihr Job an ihm hängt oder der Chef, von dem seine Mitarbeiter glauben, er sei genau der richtige für den Job?

Natürlich ist das in der Arbeitswelt alles herzlich egal - da gilt halt "economy is a bitch". Und am Ende zählt eben doch nur die Bilanz (die allerdings zumindest der Theorie nach mit zufriedenen und motivierten Mitarbeitern höher ausfallen könnte). Das hatte deine HR-Tussi ganz offensichtlich nicht kapiert. Am Ende ist es nämlich so, dass hochqualifizierte Fachkräfte dem Unternehmen mehr bringen, als herzlose HR-Partner.
Aber mal ganz ehrlich. Sich auf der einen Seite laufend über Fachkräftemangel beschweren, und dann nicht ansatzweise versuchen, vorhandene Fachkräfte zu halten?
Damit wäre das Märchen vom Fachkräftemangel ja endgültig als Lohn-Dumping-Trick enttarnt.

Deliberation schrieb:
Und wer keine Motivation hat, der soll sich 'nen neuen Job suchen.
Und ... wie viele gute und wichtige Mitarbeiter haben in der Zeit genau das getan?
Genaugenommen hat sie sich mit ihrer Einstellung u.U. eine ganze Menge Arbeit gemacht, denn HR das bedeutet auch Recruiting und Personalentwicklung. Und genau das wird nötig, wenn unmotivierte Fackräfte sich einfach nen anderen Job suchen.


Ich verstehe unter Gleichberechtigung nicht, dass Frauen unabhängig von ihrer Eignung auf jeden Posten gesetzt werden, sondern dass geeignete Personen ungeachtet ihres Geschlechts jeden Posten erreichen können, WENN sie wollen.
Der zentrale Punkt dabei sind Wille und Eignung, nicht das Geschlecht ... genau deswegen lehne ich ja auch Quoten ab.
 
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DerOlf schrieb:
Aber mal ganz ehrlich. Sich auf der einen Seite laufend über Fachkräftemangel beschweren, und dann nicht ansatzweise versuchen, vorhandene Fachkräfte zu halten?
Damit wäre das Märchen vom Fachkräftemangel ja endgültig als Lohn-Dumping-Trick enttarnt.

Ich weiß nicht, ob das mit Lohndumping zu tun hat. Dennoch wird mit dem Begriff an sich Schindluder getrieben. Normalerweise bedeutet "Fachkräftemangel":

Als Fachkräftemangel bezeichnet man den Zustand einer Wirtschaft, in dem eine bedeutende Anzahl von Arbeitsplätzen für Mitarbeiter mit bestimmten Fähigkeiten nicht besetzt werden kann, weil auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Mitarbeiter zur Verfügung stehen.

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Fachkräftemangel

Seit vielen Jahren ist jedoch bekannt, dass zumindest in der deutschen Wirtschaft eine andere Definition gilt. Hier spricht man vom "Fachkräftemangel", sobald auf eine qualifizierte Stellenausschreibung weniger als X Bewerbungen eingehen. Wobei X für eine recht hohe Zahl steht, die ich leider aktuell nicht parat habe. Beispielsweise wird aber bereits von branchenspezifischen Fachkräftemangel gesprochen, wenn sich auf eine Stelle z.B. nur 15 Arbeitnehmer bewerben.

DerOlf schrieb:
Ich verstehe unter Gleichberechtigung nicht, dass Frauen unabhängig von ihrer Eignung auf jeden Posten gesetzt werden, sondern dass geeignete Personen ungeachtet ihres Geschlechts jeden Posten erreichen können, WENN sie wollen.
Der zentrale Punkt dabei sind Wille und Eignung, nicht das Geschlecht ... genau deswegen lehne ich ja auch Quoten ab.

Da kann ich Dir absolut folgen, wenngleich ich auch wie gesagt Menschen verstehe, die aufgrund der sich nicht bessernden Lage in der Führungsebene eine Quote fordern.

Ein Beispiel für einen "normalen" Job, dessen Ausschreibung ich als kontraproduktiv für die Gleichbehandlung und Gleichberechtigung der Geschlechter sehe:

Die RWTH sucht eine "Mitarbeiter/ in im Objekt- und Raummanagement": http://de.indeed.com/viewjob?jk=36c...Eignung&l=Aachen&tk=1a75dssp19tnof61&from=web

Am Ende der Bewerbung steht:

Frauen werden bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung bevorzugt berücksichtigt, sofern sie in der Organisationseinheit unterrepräsentiert sind und sofern nicht in der Person eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen.

Dass so etwas in der EU zulässig ist, will mir nicht in den Kopf. Wie kann man ein Geschlecht bei gleicher Eignung bevorzugen, um den Missstand der Bevorzugung eines Geschlechts bei gleicher Eignung zu beseitigen?

DerOlf schrieb:
Und ... wie viele gute und wichtige Mitarbeiter haben in der Zeit genau das getan?
Genaugenommen hat sie sich mit ihrer Einstellung u.U. eine ganze Menge Arbeit gemacht, denn HR das bedeutet auch Recruiting und Personalentwicklung. Und genau das wird nötig, wenn unmotivierte Fackräfte sich einfach nen anderen Job suchen.

Absolut! Deshalb haben sich auch mehrere Duzend Personen mittlerweile neu "orientiert". Meist gehen die guten und am Markt gefragten Personen zuerst.
 
Deliberation schrieb:
Ich weiß nicht, ob das mit Lohndumping zu tun hat.
Wenn sich auf eine Stelle "nur" 15 Leute bewerben, dann ist das immernoch ein 14facher Überschuss. Im umgekehrten Fall (15 Stellen und nur ein Bewerber - "echter" Fachkräftemangel also) müsste das Unternehmen viel mehr bieten, damit die eine Fachkraft auch zu ihnen kommt.
Angebot und Nachfrage ... bei einem echten Mangel an einem Gut wird dieses wertvoller und das bedeutet; teurer.
Wir hingegen haben eher einen Überschuss, der lediglich als Mangel verkauft wird, wodurch Einsteigern im entsprechenden Bereich Job- und Zukunftssicherheit suggeriert wird. Damit wird der Überschuss eher vergrößert (oh - in Job XY mangelt es an Fachkräften, dann mache ich wohl da meine Ausbildung), und durch einen größeren Überschuss (Angebotsüberhang) sinkt der Preis - Lohndumping.

Oder denke ich da zu einfach?
 
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Grob stimmt Deine Ausführung wahrscheinlich schon. Von Lohndumping und damit Gehältern unter dem Mindestlohn kann man jedoch kaum sprechen.
 
Gut, dann nennen wir es eben Lohnsenkung, denn das meine ich mit Lohndumping. Dumping-Löhne müssen dabei nicht gleich rauskommen.
 
So richtig Sinn ergibt das aber auch nicht. Denn wenn sich auf eine Stelle 15 Leute bewerben, dann müssten theoretisch 14/15 der Menschen arbeitslos sein. Ansonsten ist es einfach nur eine Fluktuation. Zudem heißt das nicht, dass jeder Bewerber auch die entsprechenden Qualifikationen mitbringt.

Aber genug offtopic.

Ich wollte in meinem letzten Post nur ausdrücken, dass es Frauen schwerer haben Chefpositionen zu bekleiden bzw. überhaupt erst einmal da hin zu kommen. Ich habe nie behauptet, dass es keine Frauen gäbe, die das können. Wenn wir mal ehrlich sind, wird doch in vielen Unternehmen nicht nur nach Qualifikation befördert.
 
trialgod schrieb:
Wenn wir mal ehrlich sind, wird doch in vielen Unternehmen nicht nur nach Qualifikation befördert.
Und findest du das OK so?
trialgod schrieb:
Ich wollte in meinem letzten Post nur ausdrücken, dass es Frauen schwerer haben Chefpositionen zu bekleiden bzw. überhaupt erst einmal da hin zu kommen. Ich habe nie behauptet, dass es keine Frauen gäbe, die das können.
In dem Fall bleibt die Frage, warum "so wenige" weibliche Führungskräfte wahrgenommen werden.
Entweder wollen Frauen diese Rollen nicht haben - oder es gibt tatsächlich Denk- und Handlungsstrukturen, die es Frauen zusaätzlich erschweren, in hohe Positionen aufzusteigen.
Ersteres kann man nunmal nicht ändern, aber bei Zweiterem wäre eine Änderung möglich und mMn auch wünschenswert.
Dabei geht es mir auch nicht um Branchen, in denen es allgemein viel mehr Männer als Frauen gibt (woran das auch immer liegen mag), sondern lediglich um Bereiche, in denen es im "Unter- und Mittelbau" eher 50/50 aufgeteilt ist (oder es sogar mehr Frauen gibt), die Führung aber zu über 80% von Männern besetzt ist (wie z.B. an vielen Universitäten), oder wo die wenigen vorhandenen Männer eher in hohen Positionen zu finden sind (wie z.B. im Grundschulbereich).
Immer vorrausgesetzt, es finden sich genug qualifizierte Frauen, die diese Positionen auch haben wollen.
 
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DerOlf schrieb:
Und findest du das OK so?

Naja prinzipiell nicht. Das ist aber auch irgendwie eine Frage der Definition, denn "Qualifikation" lässt sich ja ziemlich schwer quantisieren. Dazu bewerten unterschiedliche Personen auch die Schwerpunkte für eine bestimmte Stelle sicherlich anders. Dennoch wird wahrscheinlich oft genug nach Sympathien entschieden - leider muss man sagen.

Bei mir gibt es z.B. prinzipiell 3 Entwicklungsstufen als Programmierer. Juniorentwickler, Entwickler und Seniorentwickler. Es gibt aber keinen Standard wann man was ist. Viele nutzen die Berufserfahrung. Diese sagt aber m.E.n. sehr wenig aus. Viel eher ist es Talent und "Passion", denn als Programmierer muss man einfach Interesse an seinem Beruf haben. Denn ansonsten verpasst man ganz schnell den Zug und ohne entsprechende Leidenschaft ist es sehr schwer diesen wieder zu erreichen. Nun ist es aber logischerweise so, dass ein Seniorentwickler natürlich eher den Rängen unter sich "was zu sagen hat" und auch eher Teamleader werden. Wenn es aber keine Standardisierung gibt und es wenn überhaupt auch nur wenige objektive Möglichkeiten gibt etwas zu bewerten, dann ist es halt nahezu unmöglich nur nach Qualifikation zu wählen.

DerOlf schrieb:
In dem Fall bleibt die Frage, warum "so wenige" weibliche Führungskräfte wahrgenommen werden.
Entweder wollen Frauen diese Rollen nicht haben - oder es gibt tatsächlich Denk- und Handlungsstrukturen, die es Frauen zusaätzlich erschweren, in hohe Positionen aufzusteigen.

Ist halt die Frage: Gibt es diese wirklich? Und das auch über alle Berufe hinweg?

Meine Frau ist z.B. Augenoptikerin. Ein Beruf, der von Frauen dominiert wird. Chefs sind auch da eher Männer. Wenn ich allerdings so höre, was die tlw. für teaminterne Probleme haben.. sowas habe ich noch nie erlebt. Da müssen sich Chefs mit Dingen auseinander setzen, die eigentlich überhaupt nichts mit dem Arbeitsalltag zutun haben, nur weil einige Kolleginnen nicht miteinander zurecht kommen. Und hier können sich Männer m.M.n. eher emtotional distanzieren und nüchtern diese Probleme angehen. Können Frauen (wie gesagt immer in der Allgemeinheit, da wir ja von statistischen Häufungen reden) das genauso? Ich würde es nicht verneinen, ganz sicher bin ich mir aber ehrlich gesagt auch nicht.
 
trialgod schrieb:
So richtig Sinn ergibt das aber auch nicht.

Natürlich nicht, deshalb habe ich es ja angesprochen. Und natürlich sind nicht alle Personen qualifiziert. Auf einen Job für die Marketingleitung habe ich mal über 300 Bewerbungen bekommen. Und nicht nur da waren so viele Bewerbungen dabei, bei denen ich so manchen der Bewerber mal gefragt hätte, wie sie auf die irrige Idee kommen, dass sie für den Job geeignet wären.

trialgod schrieb:
Aber genug offtopic.

Na so offtopic ist das gar nicht. In der deutschen Wirtschaft schätzt man offenbar die Auswahl bei Stellenausschreibungen, aus welchem Grund auch immer. Und wenn ein HR'ler Auswahl hat, dann haben es a) manche Frauen grundsätzlich schwer (je nach Aussehen und Lebenslauf), dann gibt es für viele Firmen die altersmäßige "Gefahrenzone" (könnte ja schwanger werden) und ab einem gewissen Alter wird es dann ohnehin schwer, eine Festanstellung zu finden. Dann doch vielleicht lieber den jungen Familienvater, der entweder aufgrund seiner Verpflichtungen sicher erscheint oder der sich in die Arbeit stürzt, weil zuhause die Balgen schreien (kein Klischee, die Heimflucht in die Arbeit ist weiter verbreitet als man denken würde).

trialgod schrieb:
Wenn wir mal ehrlich sind, wird doch in vielen Unternehmen nicht nur nach Qualifikation befördert.

Das ist ja das Problem. ;)

DerOlf schrieb:
Entweder wollen Frauen diese Rollen nicht haben - oder es gibt tatsächlich Denk- und Handlungsstrukturen, die es Frauen zusaätzlich erschweren, in hohe Positionen aufzusteigen.

"Denk- und Handlungsstrukturen" sowie Netzwerke, die männlich dominiert sind. Im Spiegel war mal vor etlichen Monaten ein Artikel zur Frage, wie wichtig Netzwerke in den verschiedenen Branchen sind, um Karriere zu machen. In den meisten Branchen war es eindeutig: ohne Netzwerk keine Karriere. Und üblicherweise protegieren bereits existierende Manager Personen des eigenen Geschlechts. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz: wie sollen Frauen firmenintern gefördert werden, wenn der aktuelle Stand vorwiegend männliche Manager aufzeigt!?

Dazu auch ein aktueller Artikel:

Vom 1. Januar 2016 an sollen Deutschlands Unternehmen mehr weibliche Führungskräfte in Leitungsgremien bringen. Doch viele Firmen dürften die Vorgaben verfehlen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, wollen etwa Eon, die Commerzbank oder ThyssenKrupp die Frauenquote von Familienministerin Manuela Schwesig unterlaufen. Sie hätten sich die "Zielgröße Null" gesetzt.

Quelle: http://www.n-tv.de/politik/Firmen-pfeifen-auf-die-Frauenquote-article16626371.html

Ist das nicht eine geile Ignoranz?

Dennoch, Frau Schwesigs Initiative ist ebenso dämlich. Nicht nur, dass Stellen in Europa eigentlich nicht geschlechterbezogen ausgeschrieben werden dürfen. Es sind auf lange Sicht maximal 200 Stellen in Deutschland betroffen. Oder wie Dr. Zetsche bereits treffend bemerkt hat: ich kann doch nicht alle Vorstände in den Ruhestand schicken. D.h. nur bei Neueinstellungen gelte der Ungerechtigkeitsgrundsatz "im Zweifel für die Frau". DAS bringt die Gleichberechtigung sicher nicht vorwärts.
 
@Deliberation

Das sind die Gründe warum ich diese Frauenquote auch ablehne. Sie ist politisch wirksam, nicht gesellschaftlich oder problemlösend.
 
Mustis schrieb:
gesellschaftlich oder problemlösend.
Auf diesen Gebieten ist die Frauenquote mMn sogar eher kontraproduktiv (und eine Männerquote wäre das genauso).
"Kann der/die das wirklich? Ach nee, muss er/sie ja garnicht, wir haben da ja ne Quote".
Solche Gedanken können bei den KollegInnen auch aufkommen, wenn ein Betrieb mit Quote nur nach Qualifikation einstellt, und dabei eher zufällig die Quote erfüllt.
Damit tut man ganz sicher nichts gegen die Meinung, dass Frau/Mann das eben nicht so gut kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Prinzipiell bin ich eurer Meinung. Allerdings muss man sich fragen, was Politik ist. Definitorisch ist die Politik die Herbeiführung gesellschaftlich verbindlicher Entscheidungen. Und weil Politik nicht grundsätzlich alles gesellschaftliche entscheiden sollte und kann, hat sich in der Politikwissenschaft durchgesetzt, dass nur solche Entscheidungen politisch umgesetzt bzw. geregelt werden müssen, die sich nicht von alleine regeln und bei denen ein Regelungsbedarf besteht. Die Frage ist also, ob eine gesetzliche Regelung bzw. Quote nicht dazu helfen kann, die Transition zur gerechten Verteilung von Arbeitsstellen zu sichern.

Das ist quasi wie mit dem Dosenpfand. Der Mehrpreis ist zwar nervig und das Zurücktragen sowieso, aber da der Bürger zu assi war, das von alleine zu tun, musste eben eine gesellschaftlich verbindliche Entscheidung her. Mein Gott. Wenn ich darüber nachdenke, wie viele Dosen früher herumlagen...
 
Die Frage ist doch aber: Wie stellt man überhaupt fest wo diese Quote liegen soll. Und zudem müsste das ja nach Berufsfeld einzeln ermittelt werden. So viel Flexibilität bietet die Politik allerdings nicht.

M.M.n. schwer umzusetzen. Setzt man die Quote zu niedrig an, bewirkt sie nichts. Setzt man sie zu hoch an, wird es eine Bevorteilung geben.
 
Nur um es mal kurz erwähnt zu haben: Feminismus befasst sich mit mehr als nur der Erwerbsquote von Frauen. Dennoch ist das natürlich ein wichtiger Faktor, weil ein regelmäßiges Einkommen eben existenziell bedeutsam ist.

Zum Frauentag am 8. März 2014 hat das Statistische Bundesamt die Erwerbsquoten aufgeschlüsselt. Danach sind 71,5% der Frauen im erwerbsfähigen Alter arbeitstätig. Der EU-Durchschnitt liegt, und das muss man auch mal sagen, bei 62,3%. Zum Vergleich: in der selben Altersgruppe bei Männern sind 81,8% beschäftigt.

Quelle: https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2014/03/PD14_082_132.html

Bedenkt man noch, dass die Erwerbsquote bei Frauen seit Jahren steigt, ist hier wohl nicht von einem Problem zu sprechen, das unbedingt politisches Handeln fordert.

Wir müssen uns daher mit den "einzelnen Berufsfeldern" beschäftigen, denn wir haben ein strukturelles Ungleichgewicht bei der Einstellung von Männern und Frauen. Nehmen wir mal die Urheber der Quote, die nun ab 2016 gilt. Die Bundesregierung behauptet doch tatsächlich, diese Regelung "wirke für Millionen Frauen" (Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/fuehr...auenquote.1818.de.html?dram:article_id=313469). Tatsächlich muss man schon sehr innovativ werden, um diese Zahl zu erörtern, denn de facto betrifft die gesetzliche Regelung gerade mal 100 der größten Unternehmen. Hier besteht aber tatsächlich Handlungsbedarf, denn die 100 größten Unternehmen (Top 100) haben in den Vorständen 2014 gerade mal eine Frauenquote von 4,1%. Die erhoffte Wirkung erstreckt sich jedoch nicht alleine auf ein paar mehr Frauen in Vorstandspositionen. Es geht um die Einkommensverhältnisse, die sich bei einer paritätischen Verteilung von Entscheidern hoffnungsgemäß in einer gleichmäßigeren Einkommensverteilung zwischen den Geschlechtern niederschlägt (und damit auch in der Verteilung qualifizierter Jobs).

Ob das funktioniert? Wer weiß...
 
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