Westlicher Feminismus im 21. Jahrhundert noch notwendig?

Genialer Post Andy8891 - leider werden das gerade die nicht verstehen, die so argumentieren ;)

Sollte sich Toleranz nicht auch auf Intoleranz beziehen? Oder um es mit Rosa Luxemburg zu sagen : "Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden". Die war zwar Sozialistin, aber in einer "linksextremen" Gesellschaft bezieht sich dieses Zitat trotzdem auch auf Rechte.

Vielen Menschen in Mitteleuropa geht es ihrer Meinung nach nicht gut genug, oder sie haben einfach Angst davor, dass es ihnen mal noch schlechter gehen könnte.
Und in solchen Situationen passiert traditionell immer das gleiche, es wird nach einfachen Lösungen geschrien ... und nach starken Anführern, die diese Lösungen auch durchsetzen. Dies wird (ebenso traditionell) von Extremisten als Vehikel für ihre Parolen genutzt ... die Meinungsfreiheit wird dabei auch immer in größter Gefahr gesehen ... was man ja schon daran sieht, dass rechte, linke oder wasauchimmer-Parolen nicht als "Meinung" anerkannt werden.
Ergebnis: "DIE sollte man alle Erschießen/Ausweisen/Wegsperren/verhungern lassen/Vergasen ... das wird man doch wohl mal sagen dürfen".
Natürlich darf man das sagen, aber wer nicht auf die Reaktionen klarkommt, sollte es eben vielleicht doch lieber lassen ... Meinungsfreiheit gilt IMMER für alle Meinungen (siehe obiges Rosa Luxemburg-Zitat).

Als das "rote Gespenst" in Europa umging (vorm 1. Weltkrieg) war das so ... die Folgen der "Politik der Stärke" waren vier Jahre Krieg mit Millionen Toten, wenig bis garkeiner Territorialveränderung und einem Versailler Vertrag, der späteren Generationen zufolge das "deutsche Reich" ruiniert hat.
Als "der Jude" die Weltherrschaft anstrebte und die Wirtschaft wegen Börsenspekulanten am Boden war (vorm 2. Weltkrieg), gab es wieder Rufe nach einem starken Anführer. Was darauf folgte war noch mehr Krieg, noch mehr tote, das absolute Ende des deutschen Nationalstaates (bis zur Gründung zweier neuer), und wie schon beim letzten Krieg hatten Tausende der besten Köpfe das Land verlassen oder waren im Krieg und in KZ's gestorben.
Seit dem ist Deutschland ... naja, Exportweltmeister, Wirtschaftswunder-Land und wichtiger Mitarbeiter im Architekturbüro für die Europäische Union und fällt international hin und wieder durch "Mut/Dummheit" auf, weil es einen "deutschen Sonderweg" geht.
Kulturell hingegen ist tote Hose ... bekannte Dichter, Komponisten, Maler oder Erfinder hat Deutschland vor etwas mehr als 100 Jahren haufenweise hervorgebracht - heute ist das im Vergleich nicht der Rede wert.
Und das haben wir vor allem einfachen Lösungen und starken Anführern zu verdanken, die diese durchsetzen wollten ... die Politik der Stärke richtet letztlich alles zu Grunde.

Wenn der Sozialismus wieder hochkocht, dann ist es ganz normal, das Parolen hochkonjunktur haben, und wissenschaftliche Diskussionen sehr schnell als "Linksradikal" angeprangert werden ... genauso , wie es normal ist, dass Stammtisch-Parolen als braune Soße bezeichnet werden.

Wie wäre es zur Abwechslung mal mit einer argumentativen Auseinandersetzung mit der Gegenmeinung?
... verbal die Schädel einschlagen kann man sich danach immer noch.
 
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Ich finde es ja schon recht interessant, dass man Verbrechen z.B. Angriffe auf Frauen, deswegen Frauenparkplätze einfach so als Kollateralschaden des Kapitalismus hinnimmt.

Müssten bei der Diskussion nicht eher Systemneutrale Punkte gefunden werden?
 
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Finde mal Neutrale bei einem System das alles durchdringt. Du wirst ja schon von Kindesalter geprägt und konform erzogen.
Was meinst du damit, Frauenparkplätze sind Kollateralschäden des Kapitalismus?

@DerOlf,

Wieso ist dir nationale Identität so wichtig im Bezug auf kulturelle Errungenschaften? Sind es nicht auch oder gerade die Nationalitäten, die es rechtfertigen sich über andere hinweg oder durchzusetzen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Was meinst du damit, Frauenparkplätze sind Kollateralschäden des Kapitalismus?

Ich denke dazu findet man keine Statistik, aber Gewaltverbrechen sollten mit steigendem Wohlstand logisch gesehen abnehmen oder?

Das bedeutet, hätte jeder Wohlstand, würden sich die Verbrechen auf unkontrollierbare (ohne Totalüberwachung) Einzelfälle beschränken.
 
Ich denke nicht, dass die Anzahl der triebgesteuerten Straftaten einen Zusammenhang mit dem Wohlstandsniveau aufzeigen. Zudem waren wir ja schon so weit, dass sich das Phänomen der Frauenparkplätze ohnehin nicht durch die Statistik von Straftaten erklären lässt. Es ist eher ein psychologisches Problem.
 
Ich denke nicht, dass die Anzahl der triebgesteuerten Straftaten einen Zusammenhang mit dem Wohlstandsniveau aufzeigen.

Vielleicht sind die Statistiken auch nicht transparent genug um "Vorurteile" nicht zu bestätigen.

Zudem waren wir ja schon so weit, dass sich das Phänomen der Frauenparkplätze ohnehin nicht durch die Statistik von Straftaten erklären lässt. Es ist eher ein psychologisches Problem.

Ich denke das interessantere an Frauenparkplätzen dürfte sein, das sie doch keineswegs ausreichend (von der Menge) sind.

Also da drüften sich wohl die ersten 20 Frauen sicher fühlen und der Rest muss auf den normalen Parkplätzen parken.

Das gleiche würde eigentlich auch auf die Eltern Parkplätze zutreffen.
 
DerOlf schrieb:
Objektivität hilft bei irrationalen Ängsten nicht weiter ... und das ist sogar recht gut wissenschaftlich belegt ... also hilft es ängstlichen Menschen auch nicht, wenn man ihnen Statistiken zeigt, nach denen nur 1% der Vergewaltigungen oder Überfälle nachts in Parkhäusern geschehen ... für die ist sofort klar, dass sie zu diesem 1% gehören können (was NUR logisch ist, wenn man Statistik begriffen hat). Besserung erreicht man da nur, in dem man ihnen wasserdicht beweist, dass ihnen nichts passieren KANN.
Bei Parkhäuser steigt die geringe Wahrscheinlichkeit eines Übergriffs mit der dort verbrachten Zeit, also suggeriert ein Parkplatz in Nähe des Ausgangs oder Wachpersonals zumindest ein bisschen Sicherheit.

Mal ein kleiner Exkurs in die Psychiatrie: Wenn man von irrationalen Ängsten spricht, dann hat die Angst ihre natürliche Schutz- und Warnfunktion verloren, nämlich intuitiv vor realen Gefahren zu warnen. Der beste Umgang mit irrationalen Ängsten ist es daher, sich den angstbesetzten Situationen gezielt auszusetzen und dabei selber zu erfahren, dass tatsächlich gar keine reale bzw. erhöhte Gefahr droht. Das sind grundlegende Erkenntnisse aus der Psychiatrie. Angsterkrankungen wie beispielsweise Panikstörungen oder Zwänge, bei denen irrationale Ängste wirken, werden im verhaltenstherapeutischen Ansatz nach dem roten Faden "Exposition mit Reaktionsvermeidung" behandelt. Die Betroffenen lernen, dass die Angstsymptomatik nicht auf einer real existierenden Gefahr basiert und dass die Angst auch ohne kompensatorische Rituale verschwinden kann. Im Umkehrschluss verschlimmert man das Problem allerdings sogar, wenn man einem Menschen mit Angsterkrankung entgegen kommt und seine Vermeidungsstrategien unterstützt.

Nun zurück zu dem Thema Frauenparkplätze. Diese sind doch vor dem zuvor angeführtem Hintergrund im Grunde nichts anderes als ein Verstärker für irrationale Ängste, quasi angelegt als die "sich selbst erfüllende Prophezeiung", oder? Den Frauen (und allen anderen) wird damit suggeriert, dass Menschen weiblichen Geschlechts besonders gefährdet seien und daher besonderem Schutz bedürfen. Indem man ihnen diesen vermeintlichen Schutz gewährt, hält man aber auch die latenten Ängste am Leben. Letztlich halte ich das Thema Frauenparkplätze für einen Teilaspekt der feministischen Gleichstellungspropaganda. Die weibliche Opferrolle, die in unseren Geschlechterrollenbildern stereotyp veranlagt ist, muss unter den Bedingungen nicht mehr existierender Benachteiligungen unbedingt erhalten werden, denn im Zeitgeist der Politischen Korrektheit lassen sich mit Opfer- oder Minderheitenboni besonders gut die eigenen Anliegen untermauern.
 
@Exar_Kun,


Die weibliche Opferrolle, die in unseren Geschlechterrollenbildern stereotyp veranlagt ist, muss unter den Bedingungen nicht mehr existierender Benachteiligungen unbedingt erhalten werden, denn im Zeitgeist der Politischen Korrektheit lassen sich mit Opfer- oder Minderheitenboni besonders gut die eigenen Anliegen untermauern.

Dem würde ich teilweise zustimmen, Frauen können natürlich sexuell und auch geistig dominieren. Dennoch blendest du einfach die körperliche Unterlegenheit, und diese ist doch ausschlaggebend, aus.


Deine psychiatrische Ausführung ist natürlich absolut korrekt. Da ich auch jemanden in meiner Verwandtschaft mit Angststörung habe, kann ich das so bestätigen.
 
@Exar_Kun
Verstehst du eigentlich selber, was du da tust?
Zuerst bescheinigst du Frauen eine Angststörung und dann forderst du mehr oder weniger die Abschaffung von Frauenparkplätzen als "Therapie-Ansatz".

Demnach sind Frauen für Dich also alle "latent" psychisch gestört, und bedürfen der Heilung. Sicherlich gibt es Frauen mit Angsstörungen, aber sicher nicht alle.
Angst vor Vergewaltigung haben die auch alle, soll man die nun unter Reaktionsvermeidung alle vergewaltigen - ebenfalls als Therapieansatz für diese "irrationale" Angst.
Oder ist die Angst vor Vergewaltigung dann doch nicht so irrational?
Wie ist es z.B. mit denen, deren Angst auf tatsächlichem Erleben beruht (also nur daher rührt, dass ihnen das wieder passieren könnte) - ebenfalls alle psychisch krank?

Vorrausgesetzt es handelt sich tatsächlich um eine irrationale Angststörung, wie z.B. bei Arachnophobie (Angst vor Spinnen), dann ist die Reiztherapie der passende Ansatz, sicherlich ... ich bin mir nur einfach nicht sicher, ob es sich bei der Angst vor Vergewaltigung tatsächlich um sowas handelt, denn die Gefahr ist eben nicht einfach "eingebildet" - es gibt tatsächlich Menschen, die sowas tun. Und wenn es passiert, dann nur sehr selten am helligten Tag auf einem öffentlichen Platz, was bedeutet, dass man sich in der umgekehrten Situation (z.B. Nachts in einem fast leeren Parkhaus) schon irgendwie sorgen machen kann. Irrational ist daran für mich nicht besonders viel.

@Godde
Nationale Identität ist mir erstmal ganz egal - denn ich denke tatsächlich, dass vieles Negative unserer Zeit ohne Nationalidentitäten nicht so einfach passieren könnte.
Wenn ich allerdings über die Frage Nachdenke, ob ich stolz bin, Deutscher zu sein, dann fallen mir nur wenige Sachen aus den letzten 60 Jahren ein - das meiste worauf ich stolz sein könnte, ist weit älter als "Deutschland". Beethoven, Bach, Brahms, Schubert, Daimler, Benz, Einstein, Heisenberg, Leibnitz, Goethe, Schiller, Marx und Engels, Weber und viele andere Namen fallen mir dann ein.
Aber sonst gibt es da nicht viel, das mich stolz machen könnte, von Eltern mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren zu sein.
Leztlich habe ich aber zu den Errungenschaften der Vergangenheit auch nicht mehr beigetragen, als zu meiner Staatsangehörigkeit. Warum sollte ich auf etwas stolz sein, mit dem ich nix zu tun hatte?
Warum sollte ich mich mit einem Gebilde identifizieren, welches ich nicht aktiv wählen konnte?
 
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Derolf: Ich habe Frauen nicht als latent psychisch krank erklärt. Das ist deine, wie ich finde, extrem negative Interpretation meines Beitrags. Ich habe über irrationale Ängste und den falschen Umgang damit gesprochen. Irrationale Ängste treten natürlich auch ohne Krankheitswert auf, aber trotzdem gibt es Parallelen, wie damit umzugehen ist und wie besser nicht.

Meine Kernaussage ist seit Anfang an, dass der Feminismus mit dem ursprünglichen Ziel der Chancengleichheit = Gleichberechtigung in der westlichen Welt sich selbst erübrigt hat und mit zum Teil absurden Methoden und Zielsetzungen um seine weitere Daseinsberechtigung kämpft. Diese Methoden sind zum Teil sogar antiemanzipatorisch, da sie sie weibliche Opferrolle verstärken, und Frauenparkplätze sind dafür ein gutes Beispiel. Ist es nun klarer geworden?
 
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Natürlich war das meine Interpretation - und die war gewollt negativ.

Ich wollte damit zeigen, wie es ankommen kann, wenn man einen guten Therapie-Ansatz (dass die Reiztherapie funktioniert steht ausser Frage) für irrationale Ängste anführt, und im gleichen Post Frauenparkplätze auf irrationae Ängste zurückführt - BEVOR jemand in die selbe Kerbe haut. Der Rest ist zugegeben sehr einfache Logik.

Ich wollte dir keinesfalls unterstellen, unter "Pathologitis" zu leiden ... dafür gibt es weitaus bessere Kandidaten (z.B. in der APA).

In deiner Kernaussage stimme ich nicht mit dir überein. Meiner Meinung nach hat der Ruf nach Chancengleichheit noch immer seine Berechtigung, denn die bloß legislative Herstellung Selbiger ist lange nicht das Ende vom Lied (das ist allenfalls der Anfang).
Ich kämpfe in dem Sinne dafür, die Geschlechtszugehörigkeit in die soziale Bedeutungslosigkeit zu verfrachten ... damit Menschen einfach Menschen sein können, ohne dabei drüber nachzudenken, was ihre Geschlechtszugehörigkeits für ihre "dos und don'ts" bedeutet ... Natürlich bedeutet das auch das Ende der selbstgewählten Opferrolle sowie der exklusiven Schutzmechanismen in dieser Gesellschaft.

Es kann mMn einfach nicht angehen, dass Mädchen ODER Jungen in Mathetests schlechter abschneiden, wenn es vorher eine Diskussion über die diesbezüglichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern gegeben hat (im konkreten Fall schnitten die getesteten Mädchen, die dieser Diskussion NICHT beigewohnt hatten durchweg besser ab, als jene, die dabei gewesen sind UND zu Testbeginn ihr Geschlecht angeben mussten).

Wer dazu auf Dauer körperlich nicht in de Lage ist, der sollte nicht auf dem Bau arbeiten - egal ob Mann oder Frau. Und wer das dennoch will, der sollte nicht schief angeschaut werden, weil er versucht seinen Körper auf diese Arbeit vorzubereiten ... und dabei eben nicht irgendwelchen Schönheitsidealen entspricht.
Die Entscheidung sollte doch das Individuum selbst treffen.

Darum geht es mir ... aber Feminismus ist dafür einfach das falsche Wort ... man könnte es eher "Queer-Theory" nennen, denn aus der Ecke kommt das. Die Auflösung des übermächtigen Geschlechterdualismus in ein Kontinuum der Möglichkeiten für ALLE. Und das schließt ganz selbstverständlich auch ein, sein Verhalten an Stereotypen auszurichen, wenn man das möchte.
Und da muss ich viele Feministinnen tatsächlich ablehnen (und "Männerrechtler" ebenfalls) ... denn in einem Punkt hast du Recht - DAS wird von ihnen tatsächlich sabotiert.
 
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Andy8891 schrieb:
Vielleicht sind die Statistiken auch nicht transparent genug um "Vorurteile" nicht zu bestätigen.

Nein. Ich denke eher, dass hier gar kein Zusammenhang besteht. Denn aus welchem Grund sollte denn der Sexualtrieb mit steigendem Wohlstand abnehmen?

Andy8891 schrieb:
Ich denke das interessantere an Frauenparkplätzen dürfte sein, das sie doch keineswegs ausreichend (von der Menge) sind.

Nach einigen Gesprächen ist mir auch klar, warum dem so ist. Zudem tendiere ich mittlerweile für die Abschaffung von Frauenparkplätzen. Denn erstens wusste keine Frau, mit der ich gesprochen habe, dass es hier um die Vermeidung von Angstzuständen geht. Und zweitens habe ich heute in zwei Parkhäusern exakt das selbe Phänomen beobachtet: eine Frau parkt auf dem Frauenparkplatz, obwohl sie einen Mann dabei hat.

Meine Güte, jetzt ist die Gesellschaft schon zu dämlich, die eigenen Errungenschaften intellektuell zu erfassen...
 
Nein. Ich denke eher, dass hier gar kein Zusammenhang besteht. Denn aus welchem Grund sollte denn der Sexualtrieb mit steigendem Wohlstand abnehmen?

Es geht nicht um den Sexualtrieb, sondern um die Hemmschwelle die Gesetze zu brechen.

Stellen wir uns kurz ein System vor, indem es 100% möglich wäre, jegliche Straftat aufzudecken. Dh. es gibt keine Abwägung mehr zwischen Ertrag vs Erwischtwerden. Dazu ermöglichen wir JEDEM einen Lebensstandard des heutigen oberen Mittelstandes.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, das es in diesem System keinerlei Verbrechen mehr gäbe, bis auf unberechenbare Einzelfälle.
 
DerOlf schrieb:
Nationale Identität ist mir erstmal ganz egal - denn ich denke tatsächlich, dass vieles Negative unserer Zeit ohne Nationalidentitäten nicht so einfach passieren könnte.

Ich glaube so denken die meisten Leute, vor allem in Deutschland. Meiner Meinung nach verkennt das aber die Zeichen der Zeit. Abgesehen davon, dass die Nazis sowieso nie wirklich Nationalisten waren, sind heute selbst Neonazis und bekennende Nationalisten mit ihresgleichen in anderen Ländern eng vernetzt.

Es geht heute meiner Meinung nach gar nicht mehr um Nationen. Es geht um Kulturen, und leider (ausgerechnet wegen Linken und deren "identity politics") auch wieder um Hautfarben und Geschlechter.

Feinbild ist nun der heterosexuelle weiße Mann. Der hat zwar die moderne Zivilisation erfunden, die Sklaverei weltweit weitestgehend abgeschafft, Frauen gleiche bis höhere Rechte gegeben, toleriert bis akzeptiert Homosexuelle und deren Rechte, ... aber "wir" sind halt ein gutes Feindbild. Wir nicken das ja alles meist klaglos ab, was man so an Dreck nach uns wirft.

Leider zeigt das, dass man Fehler vielleicht besser nicht eingesteht und Dinge lieber aus sitzt. Hat für Japan geklappt, die nie Reue für gewisse Dinge im 2. WK gezeigt haben, hat für die Kommunisten geklappt, und heute klappt es meist für Angela Merkel.

DerOlf schrieb:
Leztlich habe ich aber zu den Errungenschaften der Vergangenheit auch nicht mehr beigetragen, als zu meiner Staatsangehörigkeit. Warum sollte ich auf etwas stolz sein, mit dem ich nix zu tun hatte?

Das Argument habe ich noch nie verstanden. Ich bin stolz auf meinen Opa, an dessen Todestag die Welt ein Stück Integrität verloren hat, wie man sie heute eigentlich gar nicht mehr findet.

Ich bin dazu auch noch stolz auf die westliche Zivilisation an sich und insbesondere auf die USA.

Habe ich daran mitgewirkt? Nein. Aber ich verkörpere es.

Der Stolz ist die Freude, die der Gewissheit entspringt, etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunftsträchtiges geleistet zu haben, daran mitzuwirken oder es zu verkörpern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Stolz

(Und ein bisschen wirke ich vielleicht sogar daran mit, dass die westliche Zivilisation vielleicht erstmal noch nicht komplett den Bach weiter hinunter geht.)

Andy8891 schrieb:
Dazu ermöglichen wir JEDEM einen Lebensstandard des heutigen oberen Mittelstandes.

Das geht gar nicht, aber wenn es ginge, dann würden die Leute sich trotzdem genauso weiter miteinander vergleichen und es würde sich kaum etwas ändern.
 
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Colonel Decker schrieb:
Leider zeigt das, dass man Fehler vielleicht besser nicht eingesteht und Dinge lieber aus sitzt. Hat für Japan geklappt, die nie Reue für gewisse Dinge im 2. WK gezeigt haben, hat für die Kommunisten geklappt, und heute klappt es meist für Angela Merkel.
Du hast deine geliebten USA vergessen, für die klappt das auch immer wieder wunderbar ...

Colonel Decker schrieb:
Das Argument habe ich noch nie verstanden. Ich bin stolz auf meinen Opa, an dessen Todestag die Welt ein Stück Integrität verloren hat, wie man sie heute eigentlich gar nicht mehr findet.

Ich bin dazu auch noch stolz auf die westliche Zivilisation an sich und insbesondere auf die USA.

Habe ich daran mitgewirkt? Nein. Aber ich verkörpere es.
Das ist für dich natürlich schön ... gratuliere ;)

Ich sehe das eben anders ... vielleicht gelingt es mir, dir das zu erklären.
Ich bin z.B. stolz darauf, ein technisch anspruchsvolles Musikstück spielen zu können (z.B. den 3. Satz der Mondscheinsonate), weil es eben meine Leistung ist.
Ich bin auch stolz darauf, wenn ich an gesellschaftlichen Veränderungen Anteil nehmen konnte (das ist natürlich subjektiv).
Ich bin stolz darauf, wenn ich einen Anteil am sportlichen Erfolg meiner Mannschaft hatte.
Ich bin stolz darauf, wenn ich durch meine persönliche Überzeugungskraft aus einem "ich stech dich ab du Opfer" eine "komm ich geb dir nen Bier aus" gemacht habe ...

Vor den Leistungen Anderer habe ich Respekt ... aber das bringt mich nicht dazu, stolz darauf zu sein, dass ich dem gleichen Kulturkres angehöre ... denn erstens kann ich da nichts für (ich konnte nichts dagegen tun, selbst wenn ich gewollt hätte) und zweitens kommen aus dem gleichen Kulturkreis auch viele andere Dinge, auf die man mMn einfach nicht stolz sein kann: Genozidversuche an Juden oder Indianern, Kreuzzüge gegen Muslime und andere Terroristen, Kolonialismus, Nationalismus, Sklaverei (in ihrer rassistischen Ausprägung, wie sie erst der Dreieckshandel der Kolonialmächte geschaffen hat), der Atomtest an lebenden Subjekten in Nagasaki, Raubbau an der Natur und an Menschen aus reiner Habgier u.v.m.
Diese riesigen Schweinereien kann ich nicht einfach als "bedauerlichen Fehler" abtun, denn das hat System ... und dieses System ist mMn eben auch Bestandteil des westlichen Kulturkreises (in anderen war es nichts anderes ... aber das ist das Ding der Menschen, die dort leben).

Wichtig für meinen Stolz ist stets mein persönliches Zutun ... ich schmücke mich nur ungern mit fremden Lorbeeren. Ob das nun jemand aus meiner Familie ist oder aus meiner Stadt, meinem Volk - ganz egal. Ich bin es NICHT gewesen. Ich bin Mensch - mehr nicht. Und als solcher verkörpere ich auch nichts anderes, als einen Menschen, der nach seinen Möglichkeiten agiert, der seine Werte (die ich nebenbei nicht zwingend mit der westlichen Zivilisation identifiziere) achtet, ohne die Werte anderer bewusst/gewollt herabzuwürdigen (klappt sicher auch nicht immer).

Ich hatte aber garnicht vor, mit dir über National- oder Kulturstolz zu diskutieren ... obwohl mir irgendwie klar war, dass du darauf einsteigen musst ;)
Das ist sehr OT, obwohl man als Westeuropäer schon stolz drauf sein kann, dass Genitalverstümmelung (Entfernung der Klitoris) für junge Frauen hier NICHT zur Normalität gehört, wie in einigen afrikanischen Kulturen, oder dass Frauen hier eben die gleichen verbrieften Rechte haben wie Männer - denn das ist auch lang nicht überall der Fall.
 
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Andy8891 schrieb:
Es geht nicht um den Sexualtrieb, sondern um die Hemmschwelle die Gesetze zu brechen.

Aha, sind wir mal wieder dabei, irgendwelche Annahmen von dir persönlich als Fakten darzustellen? Beweise dafür? Und bitte jetzt keine Statistik die sich nur auf Gewaltdelikte beziehen. (aber selbst das bliebe nachzuweisen...) Es gibt auch andere Straftaten, zu denen die mit wenig Wohlstand gar nicht in der Lage sind und die zumeist in keiner Statistik auftauchen. Steuerhinterziehung z.b. Ich halte diese Behauptung, die Hemmschwelle Straftaten zu begehen sinkt mit steigendem Wohlstand für völlig unhaltbar. Was sich ändert ist die Art der kriminellen Delikte. Desweiteren sind viele Kriminelle aus der organisierten Kriminalität alles andere als arm und trotzdem höchstkriminell.

Davon abgesehen, was bringt es uns über Dinge zu fabulieren, die nie existent sein werden? Und eine 100% Aufklärungsrate, ach was, selbst eine 70-80% Aufklärungsquote aller Straftaten wird nie mehr sein als Wunschdenken...
 
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DerOlf schrieb:
Du hast deine geliebten USA vergessen, für die klappt das auch immer wieder wunderbar ...

Nicht wirklich. In den USA hat die Hippie-Bewegung ihren Ursprung genommen. Keine Ahnung wie es bis in die 50er gewesen sein mag, aber spätestens seit den 60ern mangelt es in den USA sicher nicht an Selbstkritik.

Manche Lieder aus dieser Richtugn sind sogar ziemlich cool, ich höre sowas durchaus gerne mal:
https://www.youtube.com/watch?v=ruJPXy_D3UE

Weitere Beispiele wären eher Belgien (Kolonien) oder Australien (Aborigines). Da hört man nie etwas von.

DerOlf schrieb:
Ich sehe das eben anders ... vielleicht gelingt es mir, dir das zu erklären.

Vielleicht bist du der bessere Individualist, vielleicht habe ich den besseren Teamgeist. Für mich ist das nicht wichtig, da ich gar kein Problem mit deiner Meinung habe. Solange ich weder physisch noch psychisch noch politisch bedroht werde finde ich eigentlich alles okay. Selbst die, die andere aus den abenteuerlichsten Gründen hassen.

Im Kontext dieses Themas können daher auch Feministen gerne weiter ihren Unsinn betreiben und sich in safe spaces verschanzen. Die sind aber längst eine politische Macht. Ich mag keine Verrückten mit politischer Macht.

DerOlf schrieb:
Vor den Leistungen Anderer habe ich Respekt ... aber das bringt mich nicht dazu, stolz darauf zu sein, dass ich dem gleichen Kulturkres angehöre ... denn erstens kann ich da nichts für (ich konnte nichts dagegen tun, selbst wenn ich gewollt hätte)

Nein, aber du könntest woanders hin gehen. So wie ich früher oder später in die USA gehen möchte. Nicht weil es pauschal besser wäre, sondern weil ich mich mit gewissen Dingen so stark identifizieren kann, dass ich es auch dann machen werde, wenn es objektiv mein Leben eher schwieriger macht.

DerOlf schrieb:
und zweitens kommen aus dem gleichen Kulturkreis auch viele andere Dinge, auf die man mMn einfach nicht stolz sein kann: Genozidversuche an Juden oder Indianern, Kreuzzüge gegen Muslime und andere Terroristen, Kolonialismus, Nationalismus, Sklaverei (in ihrer rassistischen Ausprägung, wie sie erst der Dreieckshandel der Kolonialmächte geschaffen hat), der Atomtest an lebenden Subjekten in Nagasaki, Raubbau an der Natur und an Menschen aus reiner Habgier u.v.m.

Hmm. Thema Juden finde ich schwierig, da ich die grundsätzlich zu unserem Kulturkreis zähle.
Die Kreuzzüge finde ich im historischen Kontext legitim. Ebenso die Sklaverei. Die Osmanen haben ebenfalls erobert, die Araber haben ihre schwarzen Sklaven meist sogar brutal kastriert - darum haben die heute keine entsprechenden Nachkommen, die ihnen Vorwürfe machen könnten.

Joa, und Raubbau an der Natur haben selbst die "Indianer" bereits betrieben. Frag mich nicht wie die Ruinen-Stadt heißt, aber auch die Indianer haben wohl schon alle Bäume abgehauen und sich dann gewundert und dann ihre Stadt verlassen müssen.

Über Nagasaki wird man wohl noch in 100 Jahren diskutieren können. Frag mal einen Chinesen, wie viel Mitleid er mit den Japanern hat. Seltsam, dass kaum ein Deutscher eigentlich weiß, was Japan in China so getrieben hat. Vielleicht will der Lehrplan der Schulen nicht, dass man unsere Untaten damit "relativiert"?

DerOlf schrieb:
Diese riesigen Schweinereien kann ich nicht einfach als "bedauerlichen Fehler" abtun, denn das hat System ... und dieses System ist mMn eben auch Bestandteil des westlichen Kulturkreises (in anderen war es nichts anderes ... aber das ist das Ding der Menschen, die dort leben).

Sehe ich nicht so. Das waren Dinge, die damals so üblich waren. Wir haben diese Dinge beendet. Von mir gibt es dazu also keine Entschuldigung mehr. Wie ich geschrieben hatte bringt es ja auch nichts, hier Reue zu zeigen.

DerOlf schrieb:
Und als solcher verkörpere ich auch nichts anderes, als einen Menschen, der nach seinen Möglichkeiten agiert, der seine Werte (die ich nebenbei nicht zwingend mit der westlichen Zivilisation identifiziere) achtet, ohne die Werte anderer bewusst/gewollt herabzuwürdigen (klappt sicher auch nicht immer).

Das habe ich auch nie verstanden, warum das andere angeblich "herabwürdigt". Ich mag Leute mit einem gesunden Selbstbewusstsein / Selbstbild.

Wenn ich auf eine Insel müsste mit einer Frau, einem Schwarzen, einem Moslem und einem Homosexuellen, und hätte jeweils die Wahl zwischen welchen, die sich selbst als Opfer sehen, und welchen, die sich selbst total okay finden, dann würde ich in allen Fällen letztere mitnehmen. Ich mag Selbstmitleid nicht. Mit einem Schwarzen der mich zu weiß findet kann ich mich gff. prügeln und dann verträgt man sich. Mit einem Jammerlappen, was soll ich mit so einem machen?

Man kann natürlich Rücksicht nehmen. Und irgendwann nimmt man dann soviel Rücksicht, dass man seine Freiheit verliert. Nein danke.
 
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Mustis schrieb:
Aha, sind wir mal wieder dabei, irgendwelche Annahmen von dir persönlich als Fakten darzustellen? Beweise dafür? Und bitte jetzt keine Statistik die sich nur auf Gewaltdelikte beziehen. (aber selbst das bliebe nachzuweisen...) Es gibt auch andere Straftaten, zu denen die mit wenig Wohlstand gar nicht in der Lage sind und die zumeist in keiner Statistik auftauchen. Steuerhinterziehung z.b. Ich halte diese Behauptung, die Hemmschwelle Straftaten zu begehen sinkt mit steigendem Wohlstand für völlig unhaltbar. Was sich ändert ist die Art der kriminellen Delikte. Desweiteren sind viele Kriminelle aus der organisierten Kriminalität alles andere als arm und trotzdem höchstkriminell.

Siehst du. Wenn also die unteren Einkommensschichten hauptsächlich Gewaltverbrechen und die oberen Einkommenschichten hauptsächlich Steuerhinterziehung begehen, ist doch die Frage, wie würde die Welt aussehen, wenn es keine unteren Schichten und keine Kapitalverbrechen mehr gäbe.

Davon abgesehen, was bringt es uns über Dinge zu fabulieren, die nie existent sein werden? Und eine 100% Aufklärungsrate, ach was, selbst eine 70-80% Aufklärungsquote aller Straftaten wird nie mehr sein als Wunschdenken...

... Fakt ist: Wird diese Diskussion IRGENDWAS ÄNDERN? Ich tippe mal auf nein, so wie alle anderen Diskussionen :)

Hier wird sich also 22 Seiten lang unterhalten, weil das Thema die Menschen interessiert. Und mich interessiert halt, wie die Welt aussehen würde WENN ... und ob dann noch .... stattfinden würden.

Du kannst nun schreiben: Ja, weil oder Nein, weil .... aber bitte nicht: Das spielt keine Rolle. Die ganze Diskussion spielt im Grunde absolut keine Rolle.
 
Andy8891 schrieb:
Siehst du. Wenn also die unteren Einkommensschichten hauptsächlich Gewaltverbrechen und die oberen Einkommenschichten hauptsächlich Steuerhinterziehung begehen, ...

Das ist wie gesagt eine fehlerhafte Annahme. Hier ein Artikel dazu:

Bei sexueller Gewalt wird häufig vermutet, dass Täter und Opfer meistens aus sozial benachteiligten Schichten stammen. Diese Annahme bestätigt sich lediglich durch Betrachtungen sexueller Gewaltdelikte, die angezeigt bzw. bei denen ein Urteil gesprochen wurde. Gewaltdelikte in der Mittel- oder Oberschichtkommen wesentlich seltener zur Anzeige als Sexualdelikte in der Unterschicht. Der höhere soziale Status ermöglicht eine Verschleierung und Geheimhaltung des Delikts. Selektive Stichproben zeigen keine bedeutsamen Schichtunterschiede.
In der neueren Literatur und auch in offiziellen Informationsbroschüren sind die Täter als sozial bestens integriert beschrieben. Die Täter sind Männer aller sozialer Schichten.

Quelle: http://www.regenbogenwald.de/themen/missbrauch/5.htm

Das deckt sich auch mit den Polizeistatistiken, nach denen wie gesagt Vergewaltigungen seltenst in Parkhäusern vorkommen. Vielmehr sind die Haupttäter überwiegend Verwandte, Bekannte oder Ex-Partner. Und die Motive unterscheiden sich damit nicht mit dem Einkommen.
 
Andy8891 schrieb:
Wenn also die unteren Einkommensschichten hauptsächlich Gewaltverbrechen und die oberen Einkommenschichten hauptsächlich Steuerhinterziehung begehen, ist doch die Frage, wie würde die Welt aussehen, wenn es keine unteren Schichten und keine Kapitalverbrechen mehr gäbe.

Wenn es keine untere Schicht mehr geben würde, dann gäbe es auch keine obere Schicht. Keine Ahnung warum ihr hier über kommunistische Utopien in meinem Thema diskutiert, aber in diesem Fall wäre es wohl wahrscheinlich, dass die uniforme verbleibende Schicht zu Gewalt greift, nicht zu Steuerhinterziehung. Denn wozu Steuerhinterziehung, wenn man sich in deinem Utopia offiziell gar nicht wirtschaftlich besser stellen darf?

Ich geh und klau mir deinen Trabbi, dann habe ich zwei obwohl der Staat sagt ich kann nur einen haben. Und was willst du machen? Machst du Ärger, gebe ich deinen Trabbi einem Typen, der dich als Gegenleistung dann umlegt.

/edit

Und die Oberschicht der Realität greift nur deshalb nicht so oft zu Gewalt, weil die im Zweifelsfall wen bezahlen könnten, die Gewalt auszuüben. *hust* Russland *hust* Mafia *hust* Putin *hust*.
 
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