Westlicher Feminismus im 21. Jahrhundert noch notwendig?

Ich habe selbst erlebt, wie ein Mann echte Probleme bekam, nur weil eine Frau gemutmaßt hat, er sei ein "Vergewaltiger-Typ" ... und das war tatsächlich in einem sehr linksextremen Millieu (man könnte es mit "Schwarzer Block" umschreiben, zumindest stand es diesem nahe) ... allerdings zeitgleich auch in einer "Kultur des Schweigens und Wegsehens", wo solche Äußerungen anderswo lapidar mit "jaja" abgetan wurden, auch wenn es dabei tatsächlich um sexuelle Übertritte ging.
Natürlich kann man der Frau daraus jetzt einen Vorwurf basteln, allerdings war zumindest vielen in der Gemeinscvhaft eigentlich klar, dass es da mehr um verletzten Stolz ging und darum, den Ex-Freund gesellschaftlich unmöglich zu machen ... dennoch entstand schnell ein Klima, in dem dann auch ich lieber meine Schnauze gehalten habe und stattdessen versucht habe, diesen Menschen vor körperlichen Übergriffen des aufgebrachten MOB zu schützen. NIcht wenige hätten ihn wohl am liebsten kastriert (größtenteils waren das allerdings Männer). Am Ende hat der angebliche Vergewaltiger seine Ausbildung in betreffender Schule abbrechen müssen ... ich hätte ähnlich gehandelt, denn die Wahrheit hat nicht ansatzweise so schnell und weit die Runde gemacht, wie die falsche Anschuldigung ... ganz im Gegenteil, die Eigendynamik dieser Gemeinschaft hat sogar zu Anfeindungen gegenüber dem vermeintilichen Opfer geführt. Scheinbar ist die Tat (oder ihr ausbleiben) für die öffentliche Meinung irrelevant, wenn diese sich erstmal formiert hat.

Natürlich müssen solche Vorwürfe von der Gemeinschaft geprüft werden, bevor Sanktionen beginnen ... leider glänzt der MOB nur sehr selten durch Vernunft, meistens dackelt er einfach einem "Visionär" hinterher, ohne sich genauer darüber zu informieren, wer das eigentlich ist und was für Ziele der tatsächlich verfolgt (Beispiel: PEGIDA-Bachmann - verurteilter Drogendealer, Vollzugsflüchtling, Immigrant (halt nicht in DE) ... und dann plötzlich "des Volkes Stimme" der als Rechtschaffenheit getarnten Kultur-Paranoia, und Hetzprediger gegen Drogendealer, Vollzugsflüchtlinge, Immigranten - solange die keinen deutschen Pass haben).

Vergewaltigung ist ein ernstes Thema, und Falschanschuldigungen sind in diesem Bereich so wenig zu tolerieren, wie bei anderen Anschuldigungen. Vielleicht sollte die Falschanschuldigung ganz genau so bestraft werden, wie die Vorgeworfene Tat, wenn sie nachgewiesen werden kann.
Dafür muss es sich natürlich um eine glatte Lüge handeln und nicht, wie in obigem Beispiel, lediglich um einen durch die Trennung verstärkten Perspektivwechsel im Bezug auf die ehemals gemeinsamen Sexualpraktiken.

Da es sich bei Vergewltigung (und den Folgen einer Falschbeschuldigung) auf Seiten der Opfer allerdings meist um traumatische Erlebnisse handelt, muss man hier die Frage stellen, wem hier die "Beweislast" zufällt.

Angenommen, es gab tatsächlich eine Vergewaltigung ... möchte man in einem solchen Fall dem Opfer zumuten, diese Vorkommnisse zu beweisen .... obwohl doch jeder beim Akt Anwesende weiß, was geschehen ist?

Angenommen es gab keine Vergewaltigung, möchte man dem zu unrecht beschuldigten Täter hier die Beweislast aufbürden ... jeder, der das schonmal versucht hat, sollte wissen, dass es nahezu unmöglich ist, das Ausbleiben einer Tat schlüssig zu beweisen - vor allem, wenn es "Zeugenaussagen" gibt.

Das ist ein Verfahrenstechnisches Dilemma.
Um über die Beweislast in unklaren Fällen zu entscheiden, muss im Prinzip schon vorher klar sein, was tatsächlich gewesen ist, und in dem Fall erübrigt sich die Frage. Nichts zu beweisen -> keine Beweislast.

Wenn jedoch eine Falschanschuldigung auffällt, und sogar vor Gericht wiederholt wird (wohlmöglich unter Eid), dann sind die Konsequenzen für Mann und Frau gleich ... das kostet.
Der Angeklagte hingegen ist der einzige, der vor Gericht im Prinzip nach Strich und Faden Lügen darf (von ihm wird das im Prinzip sogar erwartet). Man erwartet von einem Beklagten in einem Vergewaltigungs-Prozess einfach nicht, dass er sagt "jawoll, hab ich gemacht ... war echt nice, wie <Opfer> sich gewehrt hat".
Und genau dadurch steht der von dir eröffnete Generalverdacht der Falschanschuldigung immer schon mit der Anschuldigung im Raum. Denn keiner der Kombattanden wird freiwillig zugeben, dass er lügt, aber bei beiden ist es zumindest theoretisch nicht auszuschließen. Bei abweichenden Aussagen ist sogar recht wahrscheinlich, dass mindestens eine NICHT der Wahrheit entspricht.
Das bedeutet allerdings nicht, dass Frauen ODER Männer bei solchen Dingen eher lügen denn beide können das.

Lösungsvorschlag: teach people not to rape ... neither humans, nor the public, nor justice".
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
Da es sich bei Vergewltigung (und den Folgen einer Falschbeschuldigung) auf Seiten der Opfer allerdings meist um traumatische Erlebnisse handelt, muss man hier die Frage stellen, wem hier die "Beweislast" zufällt.

Nein, muss man nicht. Wenn sich zwei Menschen in einem Raum ohne Kameras befinden und es sonst keine weiteren Augenzeugen gibt ist es für beide Personen de facto unmöglich zu beweisen, dass sie etwas nicht getan haben.

Würde die Beweislast also beim Angeklagten liegen, so wäre dieser immer zu verurteilen. Innocent until proven guilty muss hier einfach seine Gültigkeit behalten.

Traumatisierte Opfer gibt es auch bei diversen anderen Straftaten, man denke z.B. an alleinstehende Senioren in deren Wohnung eingebrochen wird. Klingt die Frage nach der Beweislastumkehr hier immer noch gerechtfertigt? Irgendwo wird mitten in der Nacht eingebrochen, irgendwie ermittelt die Polizei meinen Namen und ich habe die Nacht zufällig alleine verbracht. Wie soll ich jemals nachweisen, dass ich es nicht war? Selbst wenn jemand in meiner Wohnung war, kann er nur Aussagen, dass er mich nicht hat gehen sehen. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht gegangen bin und liefert damit auch keinen Beweis für meine Unschuld.

Zumal du ja ganz richtig ansprichst, dass die Aussage des Beschuldigten "ich war es nicht" im Zweifel immer weniger glaubhaft ist als die Aussage des Opfers, weil man beim Beschuldigten das Motiv für die Falschaussage immer zweifelsfrei nachweisen kann.

Die Lösung kann daher meiner Meinung nach nur lauten, dass man Opfern von Verbrechen allgemein die bestmögliche und angemessene psychologische Betreuung zur Verfügung stellt. Tut man das, wird man einerseits den tatsächlichen Opfern am ehesten gerecht und es ist andererseits im Falle einer Falschbeschuldigung kein zusätzlicher Schaden entstanden.

Das sage ich btw als jemand der selbst mal als Jugendlicher eine Anzeige wegen sexueller Nötigung stellen wollte und dem sofort eine Falschaussage unterstellt wurde.

Edit @DerOlf: Klar liegt sie damit indirekt beim Opfer. Natürlich ist das kacke. Aber die Alternative verbietet sich eben meiner Meinung nach völlig, da sie zur automatischen Verurteilung des Angeklagten führen würde. Ich wäre allerdings dankbar, wenn jemand eine dritte Alternative aufzeigt.
 
Zuletzt bearbeitet:
giessl schrieb:
Würde die Beweislast also beim Angeklagten liegen, so wäre dieser immer zu verurteilen. Innocent until proven guilty muss hier einfach seine Gültigkeit behalten.
Und damit liegt die Beweislast wo, wenn nicht beim Opfer (zumindest indirekt)?
Dieser Grundsatz ist natürlich wichtig und gut ... aber er stößt eben manchmal an seine Grenzen.
Ein genereller Verdacht der Falschaussage gegen den Kläger wäre letztlich genau so ein Verstoß gegen diesen Grundsatz, der letztlich nur besagt, dass das Gericht aufgrund von Gesetzestexten, Präzedenzfällen (Rechtsprechung) und vorgebrachten Beweisen urteilen muss ... das Geschlecht oder die öffentliche oder persönliche Meinung dürfen dabei keine Rolle spielen. Und DAS gilt für die Bewertung JEDER Aussage und JEDES Beweises ... das ist kein Exklusivrecht des Beklagten.

"Ich denke er wars" ist in keinem Fall eine hinreichende Urteilsbegründung, solange diese Meinung nicht mit dem Gericht vorliegendem Material begründet wird. "Der Angeklagte ist ein Arschloch" oder "Die Kläger haben mMn eine Profilneurose" reicht da eben nicht aus.
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
"Ich denke er wars" ist in keinem Fall eine hinreichende Urteilsbegründung, solange diese Meinung nicht mit dem Gericht vorliegendem Material begründet wird.

Wenn man die Unschuld des Angeklagten bis zum Nachweis der Schuld voraussetzt nicht, nein. Wenn man die Beweislast umkehrt, geht man aber ja davon aus, dass der Angeklagte schuldig ist, warum sollte man von ihm sonst verlangen seine Unschuld zu beweisen?

Und das ist eben im klassischen Aussage gegen Aussage Fall nicht möglich.

Was meinst du mit "dem Gericht vorliegenden Material"? Damit mutest du den Opfern doch wieder zu erstmal Beweise für die Schuld des Angeklagten vorzulegen? Was hätte sich an der Situation der Opfer denn nun geändert?
 
Zuletzt bearbeitet:
giessl schrieb:
Und das ist eben im klassischen Aussage gegen Aussage Fall nicht möglich.
Ich habe dazu eine recht klare Meinung.
Solange vor Gericht nur potenzielle Falschaussagen zu einer Entscheidung führen könnten, muss diese bis zum vorliegen von Beweisen ausbleiben ... "der wars" vs. "ich? nö!" ist mMn keine zulässige Entscheidungsgrundlage ... ausgenommen die Entscheidung zur Einstellung des Verfahrens wegen Mangels an Beweisen (wer da dann der Leidtragende ist, kann ebenfalls nicht entschieden werden).

Der dritte weg wäre z.B. eine grundsätzliche Beweislast beim Gericht und den Ermittlungsbehörden zu verorten ...

giessl schrieb:
Die Lösung kann daher meiner Meinung nach nur lauten, dass man Opfern von Verbrechen allgemein die bestmögliche und angemessene psychologische Betreuung zur Verfügung stellt. Tut man das, wird man einerseits den tatsächlichen Opfern am ehesten gerecht und es ist andererseits im Falle einer Falschbeschuldigung kein zusätzlicher Schaden entstanden.
Der Ansatz ist natürlich richtig gut ... Aber:
Leider entsteht dadurch eben doch ein Schaden ... denn wer soll diese Betreuung bezahlen ... der Staat? - ich sehe schon die BILD, die nach effektiven Wegen der Verbrechensprävention schreit und dabei ignoriert, dass auch das zu höheren Steuern führen würde (worüber sich BILD als erstes aufregen würde).
In Prozessen geht es um die Schuldfrage, und damit natürlich auch darum, wer diese Betreuung z.T. MIT-bezahlen muss (Verursacher-Prinzip).

Der Ansatz ist gut, aber mMn wenig praktikabel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gut, aber was macht das Gericht dann, um Beweise zu sammeln? Es bittet das Opfer genau um die gleichen Aussagen, benötigt genau die gleichen Nachweise.

Wie entscheidet das Gericht, wenn das Opfer keine weitere Aussage machen will? Wenn keine physischen Beweise vorliegen?
 
Wie ich schon sagte ... ein verfahrenstechnisches Dilemma.
Natürlich kann man aufgrund von Aussagen eine Entscheidung treffen (natürlich passiert das vor Gericht täglich), aber man sollte sich dann eben nicht über falsche Entscheidungen aufrund von falschen Aussagen wundern.

giessl schrieb:
Wie entscheidet das Gericht, wenn das Opfer keine weitere Aussage machen will? Wenn keine physischen Beweise vorliegen?

"Löffelprobe"?
Nee, mal im Ernst, ICH würde in dem Fall dem Opfer die Konsequenzen seiner Verweigerung erklären (Einstellung des Verfahrens oder falls die vorgelegten Beweise das zulassen eben eine Entscheidung zu Gunsten des Angeklagten).
Dem Gericht sind Mittel gegeben, um in diesem Fall auch handeln zu können (vertrauliche Aussage, medizinisches und psychologisches Gutachten etc.).
Wenn das Opfer das alles einfach nicht will, dann soll es mit den zu erwartenden Konsequenzen auch leben. Nicht umsonst sind erzwungene oder erpresste Aussagen (oder ähnliches) vor Gericht nicht zulässig (muss dann nur auffallen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Aha. Jeder Mann ein potentieller Vergewaltiger. Das ist genauso Unsinn, wie jede Mutter als potientielle Moerderin ihrer Kinder zu bezeichnen; es ist schlicht reisserische Propaganda, ohne tatsaechlichen Erkenntnisgewinn oder -wert.

Was die Benachteiligung von Frauen angeht: Wer sich darueber beschwert, dass Frauen traditionell eher mit der Betreuung der Kinder assoziiert werden, uebersieht, dass viele Frauen Maennern, die sich den ganzen Tag um die (eigenen) Kinder kuemmern wollen, ablehnend gegenueber stehen. Solche Maenner werden immer noch gerne als faule Saecke, Schmarotzer etc. bezeichnet.

Vom Misstrauen gegenueber Maennern in Berufen, die mit Kindern zu tun haben, muessen wir wohl gar nicht erst reden, z.B. Erziehern. Ein Bekannter (Erzieher) meinte mal zu mir, "Sepp, als Mann bist du in der Position mit einem Bein im Knast." Er weigert sich mittlerweile, Windeln zu wechseln, weil er beim ersten Mal prompt des sexuellen Missbrauchs bezichtigt wurde und nur mit groesster Muehe aus der Sache rauskam. Ebenso achtet er darauf, dass er nur dann Kinder auf die Knie (!), nicht den Schoss, nimmt, wenn eine vertrauenswuerdige (!) Kollegin in der Naehe ist.

Es ist eben nicht in der Bevoelkerung angekommen (und auch nicht ohne Weiteres vermittelbar), dass sexueller Missbrauch (ebenso wie ueberhaupt Gewalt gegenueber) von Kindern ganz ueberwiegend innerhalb der (erweiterten) Familie stattfindet, und keineswegs nur Maenner die Taeter sind.

Ich als Lehrer habe daraus die Konsequenzen gezogen. Ich bin saumaessig vorsichtig im Umgang mit Kindern und achte auf verlaessliche Zeugen. Traurig, aber so ist das eben.
 
DDM_Reaper20 schrieb:
Ich als Lehrer habe daraus die Konsequenzen gezogen. Ich bin saumaessig vorsichtig im Umgang mit Kindern und achte auf verlaessliche Zeugen. Traurig, aber so ist das eben.
Kann ich dir nur empfehlen. Hier in der Region gab es vor zwei Jahren den Fall eines männlichen Erziehers in einer Kita, der von einer besorgten Mutti des sexuellen Missbrauchs ihres Kindes bezichtigt wurde. Der Anlass: es gab eine Rötung im Analbereich.

Das alleine reichte schon aus, um das übliche Prozedere in Gang zu setzen. Beurlaubung, Polizeiermittlungen, Hausdurchsuchung, PC wurde mitgenommen zur Auswertung, die Presse bekam Wind davon und berichtete voreingenommen, es gab Elternabende. Am Ende der Ermittlungen stand fest: es gab keinerlei Hinweise einen Missbrauch. Dem Erzieher nützte das aber wenig. Ihm wurde gekündigt, er wurde sozial geächtet und musste schließlich sogar wegziehen.

Alles nur wegen einer Rötung, was bei Windel-tragenden Babys und Kleinkindern vorkommen kann, wie jeder Kinderarzt und eigentlich jeder Vater oder jede Mutter bestätigen kann.

Der junge Mann hat absolut keinen Support bekommen, von niemanden. Im Grunde waren alle gegen ihn, weil er ein Mann ist. Und das nur wegen eines unbegründeten Vorwurfs. Hätte eine Erzieherin das Baby/Kleinkind gewickelt, hätte niemand etwas gesagt. Das ist widerwärtigster Sexismus in Reinkultur und in dieser Schärfe eine Folge einer aus dem Ruder gelaufener Feminismusindustrie, die das medial transportierte Feindbild des weißen Mannes benötigt, um die eigene Daseinsberechtigung angesichts der bereits vorhandenen Privilegierung von Frauen weiter begründen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Äh wieso hat das was mit dem Feminismus zu tun? Dieses Beißverhalten gab es bereits lange vor dem Feminismus und ist heute nur deshalb so präsent, weil es die Medien gern ausschlachten. Sexismus ist es, aber ganz sicher kein vom Feminismus erzeugter und verstärkt wird er ggf. durch einen TEIL des Feminismus, der aber auch nicht nur da übertreibt und den man kritisieren kann wie jede extreme Auslebung einer ansonsten vernünftigen Idee. Pauschal den Feminismus dafür verantwortlich zu machen ist schlicht weit hergeholt und die besorgte Mutter ist sicher alles andere als feministisch. Oder wo siehst du da bitte parallelen zu feministischem Handeln? Die Assoziation Vergewaltigung = Täter Mann war bereits davor vorhanden und ist von fehlgeleiteten Extremfeministen nur benutzt worden für den eigenen Zweck.

Davon abgesehen ist es grundsätzlich fragwürdig, wieso ich eine ganze Idee ablehnen sollte, nur weil wenige sie missbrauchen und dadurch noch weniger extreme Einzelfälle entstehen, so tragisch diese sind.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hm.....lol. Die hätte wohl besser gar nichts gesagt. Aber warum soll ausgerechnet die Gruppierung der Frauenbewegung von geistigen Tieffliegern verschont werden?! Die gibt es überall.
 
Da war wohl jemand unvorbereitet und der Moderator seines Berufs nur bedingt mächtig. Ich würde hier nicht unbedingt gleich vom geistigen Tiefflieger reden. Taktisch unklug war es allemal. Aber irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen nur aus diesem doch recht subjektiven Kommentar ohne selbst die Sendung gehört zu haben.... Nun ja, kritisches Denken sieht eben anders aus. Aber passt sich 1 zu 1 ein in Deckers gewohnte Argumentationsstruktur. ;)
 
Musst du selbst immer vorgewarnt werden, um gehaltvolle Antworten zu geben? Ansonsten kann man so eine Annekdote auch mal als reine Auflockerung betrachten, ohne gleich alles bierernst zu nehmen. Aber das sich jemand darüber mokiert, daß die beiden Herren handgreiflich wurden, als sie der Bekannten geholfen haben. Nun ja...lol.
 
Sorry, in Anbetracht dessen, was Decker hier sonst lost lässt, kann ich mir partout nicht vorstellen, dass das eine auflockernde Anekdote sein soll. Ich bin mir recht sicher, dass er das, entgegen seines Smileys, ziemlich ernst nimmt und es ihn in seiner Meinung bekräftigt. Es wäre nicht das erste mal, dass er mit solchen zweifelhaften Einzelfällen versucht zu begründen, warum der Feminismus als solches schädlich sei.
 
So gut kenne ich ihn natürlich nicht. Für mich selbst war es schlicht und ergreifend eine lockere Zote, um das Thema auf die Schippe zu nehmen.
 
Mustis schrieb:
Da war wohl jemand unvorbereitet und der Moderator seines Berufs nur bedingt mächtig. Ich würde hier nicht unbedingt gleich vom geistigen Tiefflieger reden.

Ich würde es nur mal wieder "positiven Rassismus" nennen. Denn die Argumentation scheint ja ähnlich der gewesen zu sein, die Renate Künast gestern in "Hart aber fair" an den Tag gelegt hat. Das Thema nannte sich "Die Schande von Köln - was sind die Konsequenzen?" und die Antwort für mich darauf ist klar: erstens müssen die Taten geahndet werden und zweitens muss man verstehen lernen, wie es dazu kommen konnte und wie man solche irren Vorkommnisse in Zukunft verhindern kann.

Beim ersten Punkt waren sich eigentlich alle einig, die ewig Netten waren sich aber nicht dazu zu schade, mal präventiv darauf hinzuweisen, dass alle Menschen gleich sind und für alle Menschen Straftaten die gleiche Konsequenz haben müssen... wer hätte das gedacht!?

Das alles war aber nur eine Vorbereitung auf Renate Künast, die als Reaktion auf Köln den Feminismus par excellence ausgepackt und ausschweifend erläutert hat, dass a) sexuelle Übergriffe auf Frauen in Deutschland noch immer geschehen (ach) und b) Männer jeglicher Herkunft Frauen mißbrauchen und man nun endlich etwas dagegen tun solle.

Dass es sich bei den Vorkommnissen von Köln um ein neues Phänomen handelt, das neu bewertet werden muss, um solche Übergriffe zukünftig zu verhindern, hat hier der positive Rassismus und der Feminismus komplett übertönt. Und das, obwohl es hier um den Schutz der Rechte von Frauen geht. Hier tut sich der Feminismus meines Erachtens keinen Gefallen.
 
Sehe ich ähnlich. Solche komplexen, schwierigen, weil vielschichtigen Ereignisse sind es dann eben auch, die die Dummschwätzer und Mitläufer entlarven. Die Erkenntnisse von Frau Künast waren weder neu noch zielführend. Eigentlich hat sie mit vielen Worten nichts gesagt. Was mich bei Frau Künast aber auch nicht überrascht. Allgemein ist es gefährlich, wie über dieses Thema bereits diskutiert wird, wo vieles noch vage ist und nicht wenige vermeintliche Fakten sich als bloße Behauptungen und Annahmen entpuppen. Grade Politiker sollten hier feinfühliger agieren...
 
DerOlf schrieb:
Der Ansatz ist natürlich richtig gut ... Aber:
Leider entsteht dadurch eben doch ein Schaden ... denn wer soll diese Betreuung bezahlen ... der Staat? - ich sehe schon die BILD, die nach effektiven Wegen der Verbrechensprävention schreit und dabei ignoriert, dass auch das zu höheren Steuern führen würde (worüber sich BILD als erstes aufregen würde).
In Prozessen geht es um die Schuldfrage, und damit natürlich auch darum, wer diese Betreuung z.T. MIT-bezahlen muss (Verursacher-Prinzip).

Der Ansatz ist gut, aber mMn wenig praktikabel.

Sorry, dass ich da so spät noch drauf antworte, aber die Passage habe ich gerade erst gelesen und ich denke sie hat einen Kommentar verdient.

Die Kosten sind doch völlig zweitrangig gegenüber den potentiellen Folgen für ein tatsächliches Opfer (zusätzliche Traumatisierung, erneutes Erleben von Ohnmacht etc.) oder einen falsch beschuldigten Angeklagten (die Klage allein reicht oft schon, wie du oben schön beschrieben hast, um jemanden sozial unmöglich zu machen, im Berufsleben dürfte es da kaum anders aussehen). Zumal bei einer Verurteilung der Angeklagte ja auch zur Übernahme der Kosten herangezogen werden kann, oder? Ein falsch Verurteilter hingegen kostet den Staat dann ja auch 'nen ganzen Batzen Geld, immerhin muss man seinen Gefängnisaufenthalt bezahlen und Steuern wird er auch 'ne Weile keine mehr zahlen.

Gerichte kosten eben Geld, meiner Meinung nach ist es aber gut investiertes Geld, nicht nur bei Sexualdelikten sondern z.B. auch im Jugendstrafrecht. Ich finde, da darf sich der Staat dann auch nicht vergleichsweise plumpen "das ist aber teuer"-Einwürfen beugen, wenn die Ausgaben in der Sache gerechtfertigt sind.

Im weiteren Verlauf schreibst du ja, dass der Angeklagte auch wenn die Beweislast beim Gericht verortet ist freizusprechen ist, wenn dem Gericht keine entsprechenden Beweise für die Schuld des Angeklagten vorgelegt werden. Dann würde - zum Glück - die Unschuldsvermutung bestehen bleiben, nur müsste man diese eben - genau wie jetzt schon - verwerfen falls Beweise vorliegen. Dadurch ändert sich für tatsächliche Opfer aber ja recht wenig? Meiner Meinung nach sogar gar nichts. Von daher halte ich meinen Vorschlag - sofern das in der Praxis nicht eh schon gemacht wird, bzw. auf den Weg gebracht ist - schon für sinnvoll und durchführbar. Die bloße Verortung der Beweislast beim Gericht so wie du sie schilderst scheint mir am Status Quo - außer aus rechtstheoretischer Sicht - nichts zu ändern.

Worauf ich die ganze Zeit hinaus will ist einfach, dass ich es für höchst bedenklich halte dem Problem von Sexualstraftaten dadurch Einhalt gebieten zu wollen einfach die Hürden für die Verurteilung eines Angeklagten weiter nach unten zu schrauben. Vielleicht bin ich da auch vorschnell bei der Sache, wenn ich in einer Diskussion wie hier vermute, mein Gegenüber will "innocent until proven guilty" abschaffen, aber ich habe entsprechende Forderungen eben schon häufiger von Feministen gehört.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider geht es (zumindest meiner Erfahrung nach) bei der öffentlichen Diskussion um die Kostenfrage nur recht selten darum, was durch diese Kosten erreicht wird (oder erreicht werden könnrte) oder was ein bestimmtes System mit geringerem Budget nur noch schwer wird leisten können ... es geht nur darum, dass es "zu viel" kostet, und wie man diese Kosten senken könnte.
Das haben wir beim Bildungs-, und Sozialsystem erlebt sowie bei den Ordnungskräften oder der Bundeswehr - es geht nicht darum, was mit dem Geld getan wird oder ob es "gut angelegt ist", sondern einzig darum, dass es für das bisher geleistete "zu viel" ist - natürlich betont nicht gemessen an objektiven Kennzahlen o. Ä. sondern einfach aus dem "Bauchgefühl" des anständigen (geBILDeten) Bürgers heraus. Schließlich geht es ja u.U. um die Mehrheiten bei der nächsten Wahl.

Und daraus ergibt sich mMn der öffentliche (und medial geschürte) Aufruhr über gesteigerte Kosten für die Therapie von Geschädigten WENN diese der Bürgerschaft aufgebürdet würden.

Das hat nichts damit zu tun, was ich über den Ansatz denke ... denn ich denke da nur über mMn abzusehende öffentliche Reaktionen auf eine Staatsfinanziereung solcher Programme nach.
Wo's an den Geldbeutel geht, da verlässt den ganz normalen Bürger gern mal die Vernunft.

Deliberation schrieb:
Dass es sich bei den Vorkommnissen von Köln um ein neues Phänomen handelt, das neu bewertet werden muss, um solche Übergriffe zukünftig zu verhindern, hat hier der positive Rassismus und der Feminismus komplett übertönt. Und das, obwohl es hier um den Schutz der Rechte von Frauen geht. Hier tut sich der Feminismus meines Erachtens keinen Gefallen.
Einen gefallen tun die Damen und Herren sich damit ganz sicher nicht, und es ist auf jeden fall verwunderlich, dass man sich lieber ne hübsche Kerbe sucht, in die man dann auch hineinhaut, statt sich wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen und nach Lösungen für die dahinterstehenden Probleme zu suchen.

Deliberation schrieb:
Dass es sich bei den Vorkommnissen von Köln um ein neues Phänomen handelt, das neu bewertet werden muss.
Das musst du mir genauer erklären, was ist an diesen Vorkommnissen neu? Massenvergewaltigungen gab es schon häufig, auch sexuell übergriffige Horden sind genaugenommen nichts neues ...
Macht der Migrationshintergrund der Täter hier einen großen Unterschied ... oder besteht der Unterschied darin, dass die Schwelbrände des Alltagsrassismus in DE genau auf solch eine Öl-Dusche gewartet haben?

Die Kombination macht daraus ein Pulverfass ... und das ist weit gefährlicher, als sich das irgendjemand ausmalen kann, der dabei nur an Frauenrechte denkt ... da geht es mMn um viel mehr.
Und da sind mMn gerade die viel beschwörten Parallelgesellschaften in der Pflicht, denn an denen wird sich "Volkes Zorn" letztlich abreagieren ...
Ein Lynchmob macht letztlich keinen Unterschied zwischen Terroristen, Vergewaltigern, Hausmüttern oder gut integrierten Facharbeitern ... dem reicht ein "fremdländisches Aussehen" oder die bloße Anwesenheit.

Zivilisation ist nur eine recht dünne Schicht, darunter ist noch immer sehr viel Barbarei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben