Colonel Decker schrieb:
Jetzt bist du so nah dran, scheint aber nicht zu glauben, dass der Feminismus diesen Widerspruch tatsächlich in sich birgt.
Meine Einlassung auf das Feindbild, darf als Ironie verstanden werden. Exar_Kun spricht sinngemäß davon, dass der Feminismus festverwurzelte Stereotypen ausnutzt und gegen den Mann instrumentalisiert. Der Feminismus arbeitet aber doch tatsächlich am Abbau von Stereotypen. Er widerspricht sich da schlicht selbst, diesen Punkt habe ich aufgegriffen.
Colonel Decker schrieb:
Ich weiß jetzt gar nicht, wo ich anfangen soll mit Beispielen. Anita Sarkeesian als damsel in distress? Oder die Feministen mit der "ban bossy" Kampagne, die Mädchen als Opfer von bösen Wörtern darstellt? Oder die ganze "rape culture"/"teach men not to rape" Sache, zu der ich doch sicher auch nicht erklären muss, inwiefern hier pauschal Männer zu Tätern und Frauen zu Opfern gemacht werden?
Mir ist die "Diskussion" zu Anita Sarkeesian hier auf CB noch gut in Erinnerung geblieben. Auch welche - zum Teil - unrühmliche Rolle männliche User dabei gespielt haben. Und ich kann mich auch daran erinnern, dass nicht wenige weibliche User, sowohl hier im Board als auch im Internet, äußerst kontrovers auf diese Kampagnen reagiert haben. Warum verurteilst du denn pauschal den Feminismus als Teufelswerk a priori?
Um noch einen Moment bei der Damsel in Distress Geschichte zu bleiben. Ich finde einige Aussage in der Dokumention äußerst nachvollziehbar, andere wiederum nicht. Habe ich also nur die Wahl alles abzulehnen oder jedem Punkt unvoreingenommen zuzustimmen? Wenn wir also anfangen Einzelpersonen und ihren Meinungen innerhalb einer gesellschaftlichen Strömung mehr Gewicht als der gesamten Bewegung zu verleihen, dann gerät man - meiner Meinung - in eine argumentative Sackgasse. Ja oder Nein, Schwarz und Weiß. Feminismus gut, Feminismus schlecht.
Ich kann Feminismus als Mann gut finden und unterstützen und im selben Atemzug Anita Sarkeesian für ihre Thesen kritisieren. Ich sehe da keinen Widerspruch.
Colonel Decker schrieb:
Was ich zu Skandinavien erwähnt habe basiert übrigens teils auf der Doku hier:
https://www.youtube.com/watch?v=p5LRdW8xw70
Schaue ich mir bei Gelegenheit an. Ist mir jetzt schon zu spät.
Colonel Decker schrieb:
Das kann dann aber bestenfalls ein Argument für eine der ersten beiden Wellen des Feminismus sein, denn der moderne Feminismus hat damit nichts mehr zutun.
Möchtest du mir dann vielleicht eine gültige Definition des "neuen Feminismus" zukommen lassen?
Colonel Decker schrieb:
Ja, gewissermaßen schon. Aber Frauen argumentieren "mein Körper, meine Regeln" (sinngemäß). Ebenfalls ein Totschlag-Argument. Nur wenn es reine Privatsache der Frau ist, dann kann es auch nicht die Verantwortung von Männern oder der Gesellschaft sein, Frauen mit den damit einhergehenden Problemen zu helfen.
Zum Kinder kriegen brauchen wir in schöner Regelmäßigkeit noch immer den Wunsch und die Zustimmung beider Partner in einer Beziehung. In welche Richtung soll die Frage: "Wie machen wir es mit der Schwangerschaft. Magst du oder soll ich?", denn deiner Meinung nach hinführen als zur beruflichen Pause der Frau?
Colonel Decker schrieb:
Frauen wirtschaften hier natürlich gut. "Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren" quasi.
Da heutzutage ein Gehalt in aller Regel kaum noch für den Lebensunterhalt einer Familie ohne Einschränkungen genügt, ist der Satz doch Quatsch.
Es wird gesellschaftlich gewünscht und staatlich gefördert, Frauen zurück in die Arbeitswelt und Männer - zumindest mittelbar - in den Haushalt zu führen. Es sollte nur konsequent sein, Frauen darüber hinaus nicht noch zusätzlich in der Arbeitswelt zu benachteiligen.
Colonel Decker schrieb:
Nein, das meinte nicht Männer. Das meinte die Leute hier, die den Feminismus ebenfalls kritisch sehen. Das sind nicht automatisch Männer. Die einflussreichsten Anti-Feministen sind meiner Meinung nach zwei Frauen. (Karen Straughan und Christina Sommers oder so.)
Einflussreich und populär ist nicht das gleiche. Womit wir wieder bei meinem Beispiel mit Anita Sarkeesian wären.
Colonel Decker schrieb:
Hier schließt du daraus, dass es in der Praxis meist noch immer die Frauen sind, dass dies "automatisch" geschehe und Frauen gar keine Wahl hätten. Hier bist du also quasi voll auf feministischer Seite, wohingegen ich glaube, dass es sehr wohl freie - wenn auch schwierige - Entscheidungen sind.
Vielleicht möchtest du diese freie, wenn auch schwere Entscheidung an einem Beispiel veranschaulichen? Ich fürchte ich kann dir nicht ganz folgen. Mir schwebt zwar ein Mann mit Anschnallbauch vor dem geistigen Auger, aber ich glaube nicht, dass du darauf hinaus möchtest.
Colonel Decker schrieb:
Mir geht es hier um Verantwortung für das eigene Handeln, nicht um Schuld. Aber wenn du von Schuld redest: ich finde es daneben, Männern die Schuld dafür zu geben, dass Frauen weniger Geld verdienen. Soviel dazu, welche Seite hier von Neid getrieben ist.
Der Wunsch zum Kinder kriegen wird einvernehmlich zwischen beiden Partnern getroffen. Wie gesagt, ich komme nicht über den Punkt der Schwangerschaft und der ersten sechs Monate nach der Entbindung hinaus. Ich sehe partout keinen Punkt, an dem die Verantwortung des eigenen Handelns nicht klar erkennbar ist.
Wir als Gesellschaft sind auf Nachwuchs angewiesen, der Staat ist es auch und ich möchte soweit gehen, dass in jedem Mensch der Wunsch zur Reproduktion in unterschiedlicher Stärke in den Genen liegt. Wenn wir uns also einig sind, dass Kinder unerlässlich sind, warum sollten wir dann nicht alles mögliche tun um Gehaltsunterschiede, die dadurch entstehen, zu minimieren bzw. ganz auszugleichen?
Colonel Decker schrieb:
Es ist aber doch nicht gleiche Arbeit.
Nur wenn du semantische Wortklauberei betreiben möchtest.