Wie machtlos sind Sucht"kranke"?

@Odium
Es geht einerseits um hilfsbedürftige Konsumenten, die durch Drogenkonsum aus dem Tritt geraten sind. Aber das Problem zieht leider ganz schnell größere Kreise. Nehmen wir noch einmal das Beispiel eines Schülers, der zum Konsum von Heroin überredet wurde und in die Szene abgerutscht ist, bis er nicht mehr von der Droge lassen konnte.

Um seine Sucht zu finanzieren, wird er möglicherweise versuchen, seine Freunde und Mitschüler "an die Nadel" zu bringen. Was soll er sonst auch machen? Als Kleindealer würde ihm das (scheinbar) Einkünfte bescheren und vielleicht ist er auch noch in einem Stadium, in dem er den Heroinkonsum als etwas durchweg Positives empfindet (solange er noch keine Entzugserscheinungen durchleiden musste).

Allein schon sein stetiger Geldbedarf macht ihn zu einer Gefahr für seine Umwelt.
 
Zunächst andiac bitte ich doch darum nicht zur sagen, dass du alles besser weißt, sondern die angeblichen Wissenslücken auch zu mal schließen. Wenn dir das zuviel Aufwand ist, gut, dann solltest du aber nicht über die Lücken lamentieren.

andiac schrieb:
Hinzu kommt ja auch: Wir WISSEN mittlerweile, dass Schwer-Abhängige von harten Drogen immer auch mit schweren Lebensschicksalen zu kämpfen haben. Damit sind insbesondere schwere emotionale Konflikte inkl. Traumata in den Herkunftsfamilien gemeint.

"Immer" ist schlicht falsch. Ich hoffe dir ist bewusst, dass du in genau jenen Absolutismen denkst und argumentierst, die du anderen vorwirfst. Weiterhin, und ich lehnen mich hier absichtlich weit aus dem Fenster, sind viele Verbrechen auf schwere emotionale Konflikte zurückzuführen. Das heißt aber nicht, dass man auf eine Legalisierung von Totschlag und sexuellem Missbrauch hinarbeiten sollte. Denn leider begibt sich längst nicht jeder in die Drogenabhängigkeit und ist damit ruhig gestellt.

Weiterhin ist der offene und therapeutische Umgang mit Drogensüchtigen sinnvoll und angebracht. Auch eine kontrollierte Abgabe an schwerst abhängige ist aus meiner Sicht alle mal eine bessere Lösung als eine erzwungene Beschaffungskriminalität. Es ist auch sicherlich so, dass viele sinnvolle Projekte an einer Moralvorstellung hängen bleiben, wie sie hier in der Eröffnung zum Ausdruck gebracht wird.

Nur die Ansicht, das Drogensucht vorallem einem schwachen Willen geschuldet ist, führst ausgerechnet du mit deiner Argumentation fort. Nicht nur dass, du plädierst scheinbar dafür das Therapien mit wirklich üblen Nebenwirkungen, quasi selbstverantwortlich, jedem vermeintlich oder tatsächlich traumatisiertem Menschen überlassen sein sollte? Und eine Legalisierung von harten Drogen, der Verzicht auf ein Verbot von Drogenkonsum und eine Hoffnung auf einen erlernten (?) sinnvollen Umgang mit harten Drogen, dass ist reine Utopie und faktisch unrealistisch. Zumal Medikamente mit wesentlich kontrollierbareren Nebenwirkungen so völlig verdrängt würden.

Wenn wir vom idealen Drogenkonsumenten ausgehen, jung, erfolgreich, saubere Beschaffung etc. dann landen wir bei diverser Prominenz. Und bisher muss man sagen, dass die allermeisten davon damit nicht umgehen konnten, trotz idealerer Voraussetzungen. Von dem verantwortungsvollen Umgang mit weichen Drogen brauche ich hoffentlich gar nicht erst anfangen, denn hier ist die Hemmschwelle noch wesentlich niedriger und die gesellschaftliche Akzeptanz des unverantwortlichen Gebrauchs wesentlich höher. Was zu wesentlich mehr Todesfällen führt, als der "diskriminierte" Umgang mit harten Drogen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eben, und genauso gibt es auch eine weitere Reihe von Dingen, die Sucht erzeugen können und an die jeder Jugendliche kommt. Ich bin mir sicher, dass Spiele aus dem Genre MMORPG in 10-20 Jahren genauso kontrolliert werden wie Filme (Gewalt & Erotik).
 
@ Happy Mutant

Aber die Ansicht, das Drogensucht vorallem einem schwachen Willen geschuldet ist, führst aber ausgerechnet du mit deiner Argumentation fort. Nicht nur dass, du plädierst scheinbar dafür das Therapien mit wirklich üblen Nebenwirkungen, quasi selbstverantwortlich, jedem vermeintlich oder tatsächlich traumatisiertem Menschen überlassen sein sollte? Und eine Legalisierung von harten Drogen, der Verzicht auf ein Verbot von Drogenkonsum und eine Hoffnung auf einen erlernten (?) sinnvollen Umgang mit harten Drogen, dass ist reine Utopie und faktisch unrealistisch. Zumal Medikamente mit wesentlich kontrollierbareren Nebenwirkungen so völlig verdrängt würden.

Ein verantwortungsvoller Umgang muss selbstverständlich erlernt werden und kann sich aber in den verschiedensten Variationen äußern. Was für wen wie infrage kommt, wird sicherlich individuell und unterschiedlich sein. Sowas muss man ggf. in Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Therapeuten, Sozialarbeitern und Klienten herausbekommen.
Ich sehe den sogenannten "verantwortungsvollen Umgang" hauptsächlich auch im Kontrast zur viel zu lange geführten Repressionspolitik.
Es gibt bei Drogenabhängigkeiten wie auch bei allen möglichen anderen Problemen dieser Welt nicht DEN einen Weg. Sondern es gibt immer verschiedene Möglichkeiten. Aber es kommt seltenst jede Möglichkeit für jeden in betracht. Deswegen brauchen wir auch neue Wege und müssen uns langsam aber sicher von einigem alten lösen, wenn wir da wirklich neue, wirksamere und vor allem auch humanere Wege finden und gehen wollen.


"Immer" ist schlicht falsch.

Natürlich ist "immer" nicht ganz richtig. Denn wie fast immer ;) bestätigen auch hier die Ausnahmen die Regel.


Weiterhin, und ich lehnen mich hier absichtlich weit aus dem Fenster, sind viele Verbrechen auf schwere emotionale Konflikte zurückzuführen. Das heißt aber nicht, dass man auf eine Legalisierung von Totschlag und sexuellem Missbrauch hinarbeiten sollte.

Um Gottes Willen. :))
Hast du gedacht, ich würde so denken?
 
Zuletzt bearbeitet:
@ andiac

kannst du da mal genaue Zahlen nennen. Dürfte ja kein Problem sein. Du bist ja seit 10, 20 Jahren auf dem Gebiet tätig
 
@ Dug Danger

Was für Zahlen meinst du denn?

Du bist ja seit 10, 20 Jahren auf dem Gebiet tätig

Nein.. ich beschäftige mich mit Unterbrechungen natürlich seit ca. 17-18 Jahren mit dem Thema (im weiteren Sinne).
Ich hab auch andere Hobbies. ;) :))
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir WISSEN mittlerweile, dass Schwer-Abhängige von harten Drogen immer auch mit schweren Lebensschicksalen...
 
Was soll es da für Zahlen geben?

Schau doch mal per Google nach dem Thema. Da findest du bestimmt ein paar gute Antworten auf deine Fragen.

Ansonsten kann ich dir leider keine Details verraten, da diesbezügliche Gespräche einem Schweigegebot unterliegen.
Ich denke, du verstehst das.
Aus privat geführten Gesprächen werde ich natürlich auch nichts ausplappern.
Sonst disqualifiziere ich mich selber als Gesprächspartner für alles mögliche.
Bei sowas geht es ja doch sehr schwer um Vertrauen, welches ich auch nicht missbrauchen oder verletzen möchte.
 
Zuletzt bearbeitet:
??

Du behaptest alle Drogenabhängigen haben ein schweres Lebensschicksal hinter sich.

Das müsste doch mit Zahlen belegbar sein...wenn dem so ist.

Nämlich: Studie X hat ergeben, dass alle Drogensüchtigen (oder von mir aus 95 %) ein schweres Lebensschicksal haben.
Danach habe ich gegoogelt und hab nix gefunden.

Was soll das mit der Schweigepflicht. Du brauchst hier keine Details von irgendwelchen Süchtigen bringen. Nur eine Studie die deine These untermauert. Sonst stimmt deine These einfach nicht.

Viele Boardies haben hier schon erwähnt, dass es viele Leute gibt (Promis usw...) die nehmen Drogen um sich zu berauschen.
Das wiederlegt dann deine These.
 
Warum fühlst du dich jetzt angegriffen?
Oder warum wirst du jetzt so agressiv?

Ich habe mein Wissen nicht aus irgendwelchen Studien.
Ich habe aber mit locker 300-500 Menschen gesprochen, die die angesprochenen Probleme haben oder hatten.
Mir ist noch nie einer begegnet, der trotz viel Liebe etc. schwer drogenabhängig geworden ist.
Es mag da sicher auch Ausnahmen geben. Ausnahmen gibt es ja bei so gut wie jeder Regel.

Ich mein, es gibt auch (teilweise immens große) Unterschiede zwischen Leuten, die sich nur Wochenends berauschen und Leuten, die Tag für Tag 100-500€ illegal besorgen müssen, um den eigenen Drogenbedarf finanzieren zu können.

Es ist nicht jeder Drogenkonsument gleichzeitig schwer drogenabhängig.
Und es wird auch nicht jeder, der mal ne Droge konsumiert gleich auch zu einem regelmäßigen Konsumenten.
So ist das halt... es gibt Unterschiede.. kleine und große

Ich denke aber schon, dass man bei Drogenkonsumenten Parallelen zwischen der Qualität des Elternhauses und der Kindheit/Jugend und der Schwere des Drogenkonsums erkennen kann.
Auch wenn es da keine mathematische Formel gibt, nach der man die voraussichtliche Schwere der späteren Abhängigkeit berechnen kann. xD
 
Zuletzt bearbeitet:
wieso aggresiv?:)

Ehrlich gesagt finde ich, dass du einfach schlampig argumentierst.

Mich würden nämlich tatsächlich einige Dinge im Zusammenhang mit Drogensucht interessieren, aber aus der Diskussionen hier mit dir kann ich einfach nichts mitnehmen.

Ich würde mich (als Laie auf dem Gebiet) deiner Meinung ja gerne anschließen, aber sobald jemand deine Aussagen kritisch Hinterfragt (keshkau, HappyMutant) kommt von dir nix mehr.

Das ist hier eine sehr annonyme Gesprächs Plattform, da bedarf es halt etwas mehr als "ich habe mit 500 Menschen geredet...denen geht es so und so...."

Wie soll ich das nachprüfen, benutzt du diese Aussagen nur um deinen eigenen Standpunkt besser zu vertreten?
 
mir ist es jetzt irgendwie auch egal wer von euch beiden recht hat,
bloß finde ich es dann doch bedenklich, dass man in einer diskussion sofort abgewürgt wird, wenn man eigene erfahrungen mit einer bestimmten materie ins gespräch bringt.
allem anschein nach vertraut man dann doch lieber blind auf von irgendwelche unternehmen in auftrag gegebene umfragen, die ohnehin bereits vor der erhebung dieses oder jenes endergebniss intendieren...je nach dem was das jeweilige unternehmen als beweis am ende raushaben möchte um es für seine zwecke einzusetzen.
die zahlen sprechen ja für sich, wie es im volksmund so schön heißt...was dahinter steckt interessiert dann auch schon nicht mehr.
 
@ Dug Danger

Wenn du nicht agressiv geworden bist, dann habe ich etwas falsch interpretiert.
Aber dass du wirklich interessiert bist, das habe ich so auch angenommen.

Ich finde es gerade auch traurig, das ich dir anscheinend nichts geben konnte.
Aber was soll ich denn machen?
Ich kann dir keine Zahlen bieten, weil ich mich nicht mit Statistiken beschäftige.
Ich habe mich mal mit Statistiken beschäftigt und musste feststellen, dass die so gut wie nie zu gebrauchen waren. denn man muss da immer auf sehr viele Einzelheiten achten. Wer hat die Satistik verfasst? Wann ist die Statistik gemacht worden? Wo ist sie entstanden? Zu welchem Zweck sollte sie ursprünglich dienen?
So.. und dann gibt es noch unzählige weitere Faktoren, die zu unvollständigen Auflistungen führen.
Beim sexuellen Missbrauch z.B. wurden bis vor ein paar Jahren Frauen als Täter nie erfasst. Aus dem einfachen Grunde, dass es gesellschaftlich einfach "out" war, Frauen zu beschuldigen. Weil solche Statistiken zu der Zeit ausschließlich von feministischen Bewegungen erstellt wurden und weil man lieber an eine gute Mutter geglaubt hatte, anstatt der Wahrheit ins Auge zu blicken.
Heute geht man immerhin schon von mindestens 20% Frauenanteil unter den Tätern aus.
Aber es gibt verschiedene Institutionen, die sich dem Thema gewidmet haben. Und jede Institution geht von einer anderen Dunkelziffer aus.
Also das Thema "Statistik" ist sowas von löchrig und oft unbrauchbar, dass es mich kaum noch interessiert.
Deswegen kann ich dir leider auch keine Zahlen liefern.

Vielleicht kann ich dir aber ein paar andere Fragen beantworten?
Das würde ich gerne tun.
Aber dafür schreibst du mir vielleicht auch besser eine PN.
Denn ich denke auch, dass das wahrscheinlich nicht alles hier ins Forum gehört, was ich zu erzählen habe.

Ich finde es übrigens wie th3o auch ziemlich bedenklich und traurig, dass manche hier anscheinend echt mehr wert legen auf irgendwelche dubiosen Studien etc. als auf mehrjährige persönliche Erfahrungen, die immerhin auf realen Erlebnissen basieren und aus ehrlichen Motiven entstanden sind, denen keinerlei finanzielle Interessen zugrunde liegen oder gelegen haben.
Ehrlich gesagt fühle ich mich auch ein wenig verletzt gerade.

Nuja. Das musst du aber selber wissen, was du glauben und welche Wege du gehen möchtest.


@ th3o

Danke für deinen Beitrag und Beistand. :)


P.S.:

@ Dug Danger

Ich würde mich (als Laie auf dem Gebiet) deiner Meinung ja gerne anschließen, aber sobald jemand deine Aussagen kritisch Hinterfragt (keshkau, HappyMutant) kommt von dir nix mehr.

Wenn du mir genau sagst, wo ich etwas für meine Argumentation tun könnte, dann werde ich darüber nachdenken und dir mit größter Wahrscheinlichkeit dazu auch etwas sagen.
Aber grundsätzlich sage ich dir an der Stelle, dass ich einfach müde geworden bin, an bestimmten Punkten weiter zu diskutieren. Denn ich habe das Gefühl, das alles schon 1000mal durchgekaut zu haben (auch in diesem Forum hier, und auch die genannten Personen waren an der Diskussion schon beteiligt).
Es gibt nämlich auch Leute (ohne hier jetzt jemandem konkret was vorzuwerfen), die wollen sich meine Meinung garnicht wirklich anhören. Sondern die suchen einfach nur ne Plattform, um ihre vorgefertigte Meinung loswerden und/oder verbreiten zu können.
Das habe ich in der Art schon viel zu oft erlebt. Und deswegen diskutiere ich manchmal auch einfach nicht mehr weiter.



@ keshkau

Ja. Gut! und Danke! :)
Da nennst du einen sehr wichtigen Faktor.
 
Zuletzt bearbeitet:
andiac schrieb:
Vielleicht kann ich dir aber ein paar andere Fragen beantworten?
Es würde schon helfen, wenn Du auf meinen Beitrag (#73) eingehen würdest, wo Du doch zuvor den Beitrag von Neoc (#71) über den Klee gelobt hast. Immerhin lehnst Du Dich weiter ganz schön aus dem Fenster (#72), wenn Du die Medikamentenabgabe und die Krankenkassen ins Spiel bringst, der Gesellschaft und der Gesetzgebung schizophrene Rollen zusprichst und eine „faschistoide“ Betrachtungsweise ins Spiel bringst.

Wenn Schwerstabhängige in Fixerstuben versorgt werden, dann doch nur aus der Erfahrung heraus, dass eine Therapie bei ihnen so gut wie keine Aussicht auf Erfolg (mehr) hat. Trotzdem will man diese Menschen davor bewahren, sich auf kriminellem Wege Geld beschaffen zu müssen, wodurch wiederum Dritte schädigen würde.

Und dass der Staat ihnen kein Heroin „verschreibt“, ist der Gesetzeslage geschuldet. Man kann schlecht eine Droge verbieten und dann als fürsorgender Staat seine Bevölkerung damit vollpumpen. Das wäre tatsächlich schizophren.
 
Und dass der Staat ihnen kein Heroin „verschreibt“, ist der Gesetzeslage geschuldet. Man kann schlecht eine Droge verbieten und dann als fürsorgender Staat seine Bevölkerung damit vollpumpen. Das wäre tatsächlich schizophren.

:)) Ja. Sehe ich natürlich auch so.
Allerdings ist es natürlich auch schon schizophren, wenn ich auf der einen Seite hingehe, und dem Abhängigen durch die Definition als Krankheit einen Großteil der "Schuld" abnehme, und dann auf der anderen Seite alleine schon den Drogenerwerb unter Strafe stelle. Das passt einfach hinten und vorne nicht. Und an der Stelle entpuppt sich die Rolle von Staat und Gesellschaft als schizophren.

Wenn Schwerstabhängige in Fixerstuben versorgt werden, dann doch nur aus der Erfahrung heraus, dass eine Therapie bei ihnen so gut wie keine Aussicht auf Erfolg (mehr) hat. Trotzdem will man diese Menschen davor bewahren, sich auf kriminellem Wege Geld beschaffen zu müssen, wodurch wiederum Dritte schädigen würde.

Da bringst du vielleicht ein bisschen was durcheinander.
Fixerstuben sind öffentlich zugängliche Räumlichkeiten, die grundsätzlich jeder betreten und nutzen kann, um dort in Ruhe und in sauberer Umgebung seine Droge konsumieren zu können.
Das, was du meintest, nennt sich "Heroinstudie" oder "Heroin-Programm". Die Heroinstudie wurde tatsächlich ins Leben gerufen, um Menschen, die man als "schwerst-abhängig" bezeichnet ein möglichst würdevolles Leben zu ermöglichen, in dem sie nicht mehr straffällig werden müssen. Sie werden dort ärztlich und sozial betreut und es wird in Zusammenarbeit von Klient und Personal versucht, wieder einen Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können, evtl. gar trotz Droge arbeiten gehen zu können.


Es würde schon helfen, wenn Du auf meinen Beitrag (#73) eingehen würdest

Ich habe meine Frage bewusst an Dug Danger gerichtet. Aber ich versuche zumindest kurz auf deinen Post einzugehen.
Dein Post hat mir übrigens z.T. auch gefallen.
Ich hatte aber nicht genügend Zeit und nicht genügend Motivation, um auf deine Worte angemessen eingehen zu können.
Ich finde deine Texte generell manchmal schwer zu beantworten. Du schreibst zwar oft viel kluges Zeugs. Aber du vergisst in meinen Augen manchmal, das Wesentliche als solches hervorzuheben und ggf. die dir wichtigen Fragen auch als Fragen gerichtet an die gewünschte Person, zu formulieren.


Man kann die Sache nämlich durchaus von der anderen Seite betrachten, ohne ein Menschenfeind zu sein.

Ja. Da hast du sicherlich recht. Und da bin ich manchmal vielleicht auch nicht ganz klar und vielleicht nicht ganz fair, weil emotional belastet.
Aber dennoch habe ich das (wohl das gesamte) Thema gut genug durchleuchtet. D.h. meine Gedanken sind keine naiven Gedanken oder Illusionen oder ähnliches. Sondern alles ist gut durchdacht und basiert auf Erfahrungen etc. pp.
Was nicht heißt, dass es hier und da keine kleineren Ungereimtheiten oder Unstimmigkeiten geben kann.

Also klar. Sicherlich kann man die Kriminalisierung von harten Drogen auch als Versuch des Selbstschutzes betrachten.
Allerdings befürchte ich ganz stark, dass dieses Verbot bzw. die Kriminalisierung aus einer sehr einseitigen (oder egoistischen) Betrachtungsweise resultiert. Das zu erläutern würde jetzt auch wieder zu weit führen. Und ich bräuchte sicher auch meine Zeit, die passenden Worte und Beispiele dafür zu finden.
Vielleicht kann ich es kurz erklären und es reicht dir als Erklärung schon. (nee geht nicht xD. das dauert länger. aber ich versuche es trotzdem)
Grundsätzlich gehe ich erstmal davon aus, dass wir ja in einer Gesellschaft oder Gemeinschaft leben, die sich aus den unterschiedlichsten Individuen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen und Interessen zusammensetzt.
Solange ein Interesse oder Bedürfnis gewisse Grenzen nicht überschreitet und damit nicht mehr schadet als hilft, halte ich es für schützenswert. Es darf nicht verboten werden. So denke ich. Denn ansonsten würde die Gesellschaftsordnung zu stark in die Selbstbestimmung des Individuums eingreifen.
Ich denke, wenn du meine weiteren Ansichten kennst, kannst du dir den Rest zuammenreimen. :))
Ich denke halt sehr stark, dass ein striktes Drogenverbot, so wie es derzeit hier ausgeübt wird, einen solchen zu tiefen Eingriff in die Selbstbestimmung des Individuums darstellt.

Stell dir mal vor, du bist heroinsüchtig geworden (wie auch immer) und dann beziehe da auch mal den von dir vorhin genannten Faktor des Kontrollverlustes mit ein!
Was meinst du, wie schlimm es für dich ist, die Kontrolle über deine Heroinsucht verloren zu haben. Du hast also damit auch die Kontrolle über etwas verloren, was gleichzeitig illegal ist.
Das ist ein einziges Dilemma. Das kann man garnicht mehr anders bezeichnen als einerseits "Krankheit" und andererseits als eine (deine) Form der Sorge um verschiedene deiner Bedürfnisse.
Zu diesen Bedürfnissen zählen eben die verschiedensten Sehnsüchte, die man in seinem bisherigen Leben nur sehr unzureichend erfüllt bekommen hat. Viel hängt mit den kindlichen Bedürfnissen nach mütterlicher (elterlicher) Zuwendung zusammen. Die Bedürfnisse nach Geborgenheit und Schutz spielen da auch sehr oft eine sehr große Rolle. Da man da äußerst unterversorgt geblieben ist, hat sich ja diese "Sucht" entwickelt. Diese Sucht war ja erstmal noch stoffungebunden. Aber so stark, dass man die Kontrolle darüber verloren hat und die Erfüllung dieser Sehnsüchte letztlich an einen Stoff (hier das Heroin) gebunden hat.
Auch wenn dieser Weg natürlich und sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss ist. So hat aber dennoch niemand (auch und erst recht der Gesetzgeber nicht) das Recht, mir diesen Weg zu versperren oder gar auf kriminelle Steine zu bauen.
Und hier fängt dann für mich auch spätestens der Verstoß gegen Grundgesetz und Menschenrechte an.
Denn das Gesetz zwingt einen definitiv schon so nicht beneidenswerten Menschen dazu, straffällig zu werden. Es zwingt ihn also u.U. dadurch auch dazu, gegen seine eigenen Prinzipien zu verstoßen, Dinge zu tun, die der eigenen Persönlichkeit eigentlich zutiefst widerstreben. Das fühlt sich für den Betroffenen ganz sicher sehr sehr mies an. Ich denke damit ist er einer permanenten Demütigung und Qual ausgesetzt, weche sich alleine schon kaum noch ohne Psychopharmaka oder Drogen aushalten lassen.
Hinzu kommen dann natürlich leider noch Dinge wie Statusverlust, Verlust von Freundeskreis und Arbeitsplatz.
Es entwickeln sich Ängste, da man jeden Tag vor der Polizei auf der Hut sein muss. Vom Streß mal ganz zu schweigen.
Es enstehen Schamgefühle, weil man eben kriminell geworden ist, Freundeskreis und Arbeitsplatz verloren hat.
Das alles würde nicht entstehen (oder nur in deutlich geringerem Ausmaß), wenn es die Möglichkeit gäbe, sein Suchtmittel (und auch Medikament, denn Heroin wirkt auch sehr beruhigend, angstlösend und schlaffördernd) per Rezept in der Apotheke bekommen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
andiac schrieb:
Die Bedürfnisse nach Geborgenheit und Schutz spielen da auch sehr oft eine sehr große Rolle. Da man da äußerst unterversorgt geblieben ist, hat sich ja diese "Sucht" entwickelt. (…)
Denn das Gesetz zwingt einen definitiv schon so nicht beneidenswerten Menschen dazu, straffällig zu werden.
Das reicht mir persönlich noch nicht, gerade auch wegen der einseitigen (Über-)Betonung menschlicher Sehnsüchte als zentrale Ursache. Mein persönlicher Standpunkt wird recht gut im nächsten Link beschrieben, und zwar sowohl bezogen auf die Definition von Sucht als auch im Hinblick auf die Ursachen.

http://www.suchtambulanz-ebersberg.de/wasist.html



Drogenkonsum und Sucht bei Jugendlichen
– Ursachen – Verbreitung – Handlungsalternativen –

http://www.uni-oldenburg.de/devianz/share/download/Jugend.pdf


Die hier bereits genannte Abneigung gegen Statistiken teile ich im Übrigen nicht. Es gibt durchaus Erhebungen mit Aussagekraft: http://www.aerztekammer-bw.de/25/08laek/frau-und-sucht/02.pdf
http://www.bmg.bund.de/cln_110/nn_1...eId=raw,property=publicationFile.pdf/F010.pdf
http://www.bmg.bund.de/cln_110/nn_1...eId=raw,property=publicationFile.pdf/f299.pdf
http://www.bmg.bund.de/cln_110/nn_1...Id=raw,property=publicationFile.pdf/f-327.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben