Das Problem beim Undervolting (und natürlich auch beim Übertakten) ist die Qualität der Chips. Der Chip Hersteller muss natürlich eine Spannung vorgeben, die funktioniert. Für manche Chips passt diese Spannung dann ziemlich genau und für (viele) andere Chips ist sie zu hoch. Und wenn die Spannung für den Chip zu hoch ist, hat man die Möglichkeit Undervolting zu betreiben.
Chips, die überhaupt nicht mit der Spannung klarkommen, werden dann halt als niedriger getaktete Version angeboten (Vergleich Ryzen 2600 vs. 2600X).
Dazu gibt's dann bei der Produktion auch teildefekte Chips. Die werden auch weiter verwertet. Dann wird aus einem 8-Kerner halt ein 6- oder 4-Kerner gemacht, wenn 2 oder 4 der Kerne nicht funktionieren. Und hier muss dann auch wieder passende Spannung gefunden werden, mit denen die Chips klarkommen.
Für's Overclocking werden im Prinzip dieselben Chips wie für's Undervolting bevorzugt: Möglichst wenig Spannung mit möglichst viel Takt. Damit man den Takt schön hoch schrauben kann, ohne dass man die Spannung so sehr erhöhen muss, dass man den Chip nicht mehr gekühlt bekommt.
Overclocking kann sich auch für normale Benutzer lohnen. Zumindest "damals" gab's viele CPUs und GPUs, die man problemlos um 20-30% in der Leistung steigern konnte. Bei manchen ging sogar noch mehr. Dann sollte man aber lieber nicht mehr auf den Stromzähler schauen
Heutzutage ist die Chip Produktion (und Selektion) so gut, dass die Chips nicht mehr wirklich übertaktbar sind. Bei den Intel High End CPUs kriegt man da tatsächlich nur noch 5% raus. Und dazu braucht man dann die entsprechend teure K CPU, das teure Z Board und einen teuren dicken Kühler.
Bei AMD lohnt es sich noch etwas mehr, weil man hier keinen Aufpreis für CPU und Board zahlen muss. Da kann man also z.B. einen Ryzen 2600 kaufen und ihn auf den Takt vom 2600X bringen - ziemlich problemlos. Wenn man allerdings einen 2600X gekauft hat, dann geht da nicht mehr viel. Vielleicht noch 1-2%. Diese CPUs werden schon quasi am Limit ausgeliefert.
Anpassungen an der Spannung oder an Taktfrequenzen sind halt immer mit Arbeit verbunden. Egal ob CPU, RAM, Grafikkarte oder was auch immer. Jeder Chip ist ein Unikat und verhält sich leicht unterschiedlich. Deswegen kann man auch niemals sagen "diese Einstellungen hat ein Freund bei sich, also müssen sie bei mir auch laufen" - nope! Vielleicht hat der Freund einfach einen höherwertigen Chip erhalten. Da muss dann jeder Nutzer selbst ausprobieren was seine Hardware schafft und wo die Grenzen liegen.
Wenn man gleichzeitig dann noch die Energiesparfeatures der CPU aktiviert lassen will, dann muss man auch nicht nur den Maximaltakt testen, sondern im Prinzip sämtliche Taktstufen, die die CPU beherrscht, weil für jeden Takt eine andere Spannung anliegt und es kann halt auch passieren, dass der Maximaltakt problemlos läuft, aber dafür zwischendrin irgendwo dann Fehler auftauchen.
Bei mir hab ich das nicht wegen der Stromrechnung gemacht. Das sind tatsächlich nur wenige Euro im Jahr. Ich hab's gemacht, damit mein System lautlos arbeiten kann und dabei die Performance bringt, die ich für meine Arbeit benötige.
Aber wie gesagt: Bei Notebooks kann sich gleich mehrfach lohnen: Weniger Hitze unter den Fingern, deutlich leiser, mehr Performance, mehr Akkulaufzeit, etc. pp.
Manche Shops (z.B. Caseking) bieten dafür auch einen Service. Die testen die Qualität der Chips bei sich im Laden und verkaufen dann sog. "vorselektierte" Chips für einen guten Aufpreis. Bei diesen Chips können sie dann garantieren, dass sie einen bestimmten Takt bei einer bestimmten Spannung schaffen.
Wenn der Hersteller das machen würde, wäre das ein endloses Unterfangen. Man müsste für jeden einzelnen Chip und alle möglichen Taktraten alle möglichen Spannungen ausprobieren, um dann die niedrigste zu ermitteln.
Da ist es doch deutlich einfacher, wenn man aus der ersten Charge vielleicht 1000 Chips "grob" überprüft und dann sagt: Unsere High End 8-Kerner laufen mit 1,2V. Dann werden einfach alle Chips mit dieser einen Spannung getestet, und wenn sie nicht funktionieren, dann wird aus einem 2600X ein 2600.
Aber Achtung: Es werden auch sehr viele 2600X zu 2600ern, obwohl sie die Spezifikationen vom 2600X erfüllen (oder übertreffen). Ganz einfach, weil es sonst nicht genügend 2600er geben würde.