Ich möchte ein paar Anmerkungen zu diesem Satz über Vista aus dem Artikel machen:
"So gilt insbesondere Windows Vista, vor dessen bunter Benutzeroberfläche „Aero“ Anwender und Unternehmen weltweit zurückschreckten, als der Hauptgrund für den verlängerten Support."
Meiner Meinung nach wurde Vista nicht wegen des vermeintlich bunten Aero Glass von Geschäftskunden abgeleht. Tatsächlich ist Aero doch standardmäßig auch gar nicht bunt. Bzw. ist es genau so bunt, wie das Hintergrundbild oder der Inhalt darunter liegender Fenster, den man dadurch sehen kann. (Man kann es, wie das UI bei allen Windowsversionen davor auch, aber auch beliebig grell-bunt einstellen, wenn man will.)
XPs Luna ist im Standard-Babyblau definitiv greller als Vistas Standard-Aero.
Bei Windows 8 ist das zumindest gewöhnungsbedürftige ModerUI möglicherweise ein Grund nicht umzusteigen. Vistas Misserfolg liegt aber so wie ich das sehe an anderen Punkten.
Vista selbst hatte vor allem zwei technische Probleme, die seinen Ruf nachhaltig ruiniert haben:
Erstens Hardwareanforderungen, die sich an den typischen Rechnern des Jahres 2006 orientierten. Also Dualcore-CPU, 2GB RAM, DX9-Grafikkarte usw. Das klingt erstmal nicht nach einem Problem für ein OS, das 2006 heraus kam. Aber dummerweise kamen parallel zum Vista-Start die billigen Netbooks in Mode, deren Hardware eher der von PCs aus der Jahrtausendwende entsprach. Also langsame Single-Core-CPUs und 256MB RAM usw.
Das war etwas, was Microsoft einfach nicht eingeplant hatte. XP, mit seinen Hardwareanforderungen aus 2001, lief ganz gut auf diesen Netbooks, Vista aber nicht. Und damit hatte Vista den Ruf als Ressourcenfresser weg.
Details wie die besonders nach Neuinstallationen gerne im Hintergrund auf der Festplatte herumrödelnde Such-Indexierung oder das SuperFetch-Tool, das durch intelligentes, dynamisches Caching sonst ungenutzten Arbeitsspeicher belegte und so die psychologisch wichtige Anzeige der Größe des freien Speichers reduzierte (auch wenn der Speicher natürlich bei Bedarf wieder freigegeben wurde), halfen nicht gerade, diesen Ruf zu verbessern.
Zweitens brachte Vista ein komplett neues, inkompatibles Treibermodell. (Was auch der technische Grund war, weshalb es DX10 nur Vista und nicht für XP und älter gab.)
Die für Vista (bzw. für volle Funktionalität) nötigen brandneuen WDDM-Grafiktreiber hatten Anfangs ein erschreckend schlechtes Niveau. Sie waren extrem instabil (Bluescreens) und viele aus XP gewohnte Features fehlten den Vista-Treibern erstmal komplett. Sie waren einfach viel schlechter, als die jahrelang ausgereiften alten XP-Treiber.
Durch die von Treibern verursachten Abstürze bekam der "Ressourcenfresser" Vista also auch noch den Ruf ab, instabil zu sein.
Aber das beides war noch nicht mal der Hauptgrund dafür, dass besonders Unternehmen nicht auf Vista umstiegen. Der lag viel mehr darin, dass XP es für die typischen Büro-Computer genauso gut tat. Es brachte einem Unternehmen keinerlei spührbare Vorteile, auf Vista zu wechseln. Word, Excel, Outlook, der SAP-Client usw. laufen auf XP genauso gut wie auf aktuelleren Betriebssystemen. Irgendwelche Uraltsoftware und exotische, handgestrickte Tools usw. können darüber hinaus auf Kompatibilitätprobleme stoßen.
Das Problem der hausinternen "gut genug"-Konkurrenz gilt sogar bis heute. Würde XP durch MS weiter supportet, wären wohl bis heute auch viel weniger Unternehmen auf Win7 umgestiegen und Win8 hätte noch schlechtere Karten als sowieso schon.