@MORPEUS
Ich bin schon gut was älter. Es gab Zeiten in denen es absolut normalisiert war, daß Leute einen weiten Teil ihres Einkommens schwarz bekommen und dann irgendwo in Bar gelagert haben. Ich habe einige Freunde die 6 Stellige Beträge aus der Zeit rumliegen haben.
Wie gesagt. Seit der Abschaffung der Vermögenssteuer 1997 werden weite Teile der Kapitalsströme kaum oder gar nicht zentral erfasst und können vorallem keinen Personen mehr zugeordnet werden.
Den klassischen Vertretern der Mittelschicht (Ärzte, Anwälte, Ings, Leute mit vererbten Grundbesitz, erfolgreiche Selbstständige, Meister mit eigenem Betrieb,...) geht es weiterhin sehr gut. Das ist dann so grob ein Drittel der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter. In DE werden teils uralte Vermögen immer weiter vererbt und durch niedrige Erbschaft, Kapital, Grund und fehlende Vermögenssteuer schwingt sich das sogar noch weiter auf, wodurch viele Leute sogar in den Reichtum hinaufrutschen.
Wo es Veränderungen gegeben hat ist die Arbeiterschicht. Zum Teil liegt dies daran, dass die Lohnentwicklung nicht ansatzweise mit der Produktivität mitgehalten hat (sich selbstständig zu machen ist in vielen Berufsgruppen nicht möglich oder sehr schwer). Heutzutage wird auch einfach deutlich weniger gearbeitet als noch damals in den 70er Jahren (ja ja Opa erzählt vom Krieg). Heute ist DE das Industrieland mit den wenigsten Arbeitsstunden pro Arbeitender Person pro Jahr. Wenn man heutzutage noch bereit ist vollzeit zu arbeiten (~60 Stunden) kommt dabei auch einiges bei rum.
Jemand aus der Arbeiter Schicht konnte sich damals in der Regel auch keinen neuen Golf leisten.
Geschweige denn mit nur 35-40 Stunden die Woche. Das war die Ausnahme.
In vielen Fällen sind bei den Leuten auch die Ausgaben überproportional gestiegen. Zum Teil aus einem erhöhten Lebensstandard (auswärts Essen), deutlich mehr Wohnfläche, mehr Urlaube. Das sind einfach andere Prioritäten als früher (wenn man in einem kleinen WG Zimmer lebt und für 200€ pro Monat zuhause kocht, kann man sich einiges an Auto leisten).
Die Explosion bei den Grundstückswerten und eine generelle Aparthie von Arbeitnehmern (weniger Leute in Gewerkschaften, weniger Streikbereitschaft, weniger Wechselbereitschaft zu anderen Firmen) der letzten ~20 Jahre sehe ich da als größtes Problem für diese Klasse. Das waren allerdings auch nie die Hauptkunden für Mittelklassewägen.