Du bringst das Problem auf den Punkt ... nicht die Leute an der Basis sind auszurotten, sondern die Führung (wer auch immer sie gerade anstrebt) ist das eigentliche Problem ... Macht an sich ist das Problem.
Genau deswegen hänge ich dem Anarchismus an ... denn die marxistische Utopie (eine Gesellschaft, in der die Machtausübung unnötig ist) halte ich für erstrebenswert ... ich bin allerdings (wie du scheinbar auch) fest davon überzeugt, dass das durch eine Kozentration von Macht eher in noch weitere ferne gerückt wird ... denn eine sich selbst verwaltende Gesellschaft kann nur in der Sebstverwaltung entstehen ... dann ist auch das Wirtschaftssystem völlig egal.
Ob es nun darum geht, alle Produktionsmittel in einem Monopol (ob staatlich oder privat) zu bündeln, oder in den Händen einzelner ... es ist egal, solange dabei die ganze Gesellschaft an ihrer eigenen Weiterentwicklung arbeitet, die Ungleichbehandlungen entlang konstruierter und realer Differenzlinien abmildert (statt sie zu verstärken, wie es das deutsche Bildungswesen tut), und damit tatsächlich auch dafür sorgt, dass die Zufriedenheit aller sich vergrößert (statt nur den Wohlstand zu vergrößern, ihn aber auch sehr einseitig zu verteilen).
Ich bin mir aber sehr sicher, dass man diese Utopie NICHT erreichen wird, wenn man der etablierten Machtstruktur einfach nur einen anderen Namen gibt ... dass der Mensch dazu überhaupt nicht in der Lage sei, halte ich erstmal für nicht erwiesen, denn das widerspricht meiner Meinung nach der These von der unglaublichen Anpassungsfähigkeit des Menschen.
Bisher hat es nur einfach keiner probiert (oder ist eben sehr schnell von den Mächtigen umgebracht worden) ... siehe dazu das Ende der
Pariser Kommune.
ÜBER 30.000 Tote, 40.000 Inhaftierte Kommunarden und ausgedehnte Massenerschießungen ... Grund: Machterhalt des französischen Königs sowie des Adels und Klerus und vor allem der Produktionsmittel-Eigner (Kapitalisten).
Wenn man sich ansieht, was die Kommunarden in der kurzen Zeit in Paris geschaffen haben, dann findet man das nur noch traurig ... denn das war tatsächlich mal demokratisch und kam nahezu ALLEN Parisern zugute.
Leider gehen solche Experimente nie unblutig aus, und die Gewalt geht in dem Fall tatsächlich nur vom Staat aus.
Paris ist dabei kein Einzelfall ... auch in anderen Gemeinden Frankreichs hat die königlche Armee fürchterlich gewütet.
Und warum ... weil man den König und sein Gefolge im Vertrauen auf das gute im Menschen (HAHA) hat ziehen lassen ... dumm gelaufen, denn die Macht hat Güte nicht nötig ... und im allgemeinen herrschen unbeliebte Könige auch etwas länger als beliebte ... vor denen hat das Volk nämlich Angst.
Die "blutige Maiwoche von Paris" hat gezeigt, warum das Volk damit goldrichtig liegt ... wen er regiert, das kann einem König egal sein ... also kann er auch mal eben 30.000 abschlachten lassen.
Und DAS macht mMn die Tötungen durch die Revolutionäre in Paris (vor der Diktatur Robbespierres) zu einem Akt der Selbstverteidigung ... denn wenn du den König oder auch nur einen potenziellen Thronanwärter am leben lässt, dann WIRD ER DICH TÖTEN LASSEN, wenn du ihm seine Macht nicht freiwillig wiedergibst (und auch das ist keine Lebensversicherung).
Die Pariser Kommune ist daran gescheitert, und ohne diese "Morde" wäre auch die erste französische Revolution nicht erfolgreich gewesen ... und die Welt sähe heute noch sehr anders aus.
Natürliche Selektion durch regelmäßige und möglichst blutige Revolution, bis irgendwann sich kein Mensch mehr traut, nach Macht zu streben.
Dann kann man auch sehen, ob man ein erträgliches System gebastelt kriegt ... ich finde es traurig und eigentlich eines vernunftbegabten Wesens absolut unwürdig ... leider nutzen recht viele Menschen ihre Vernunft nur, um andere zu übervorteilen. Und genau DAS ist der Ursprung der meisten Probleme, die wir in diesem Thread bisher betrachtet haben.
Die Macht direkt (Kommunismus) oder indirekt (Kapitalismus) zu kanalisieren, verschärft diese Probleme höchstens, und nach über 200 Jahren sollte die Menschheit das so langsam mal lernen.
Macht ist Böse, denn sie sorgt auch dafür, dass die Revolutionen weltweit regelmäßig ihre Kinder fressen, sobald sich die neue (alte) Machtsstruktur erstmal etabliert hat.
So war es bei der französischen Revolution, so war es in Russland und so war es auch zu Beginn der Weihmarer Republik, deren Ausrufung durch Scheidemann/Ebert eben KEINER demokratischen Entscheidung folgte, sodern lediglich persönlichen Machtgelüsten.
Die "Gegenrepublik" der USPD (Liebknecht, Luxemburg) wurde mit aller staatlicher Macht niedergeschlagen ... und die Köpfe der USPD haben das NICHT überlebt.
Luxemburg hielt Lenin für einen üblen Opportunisten, dem es nicht um die Revolution an sich ging, sondern nur um die Macht. Jedes Mittel wäre Lenin dafür recht gewesen ... hätte er mit Adam Smith unterm Arm bessere Chancen gesehen, dann hätte er sich wohl an dem orientiert ... die Verfolgung von Marxisten und Sozialdemokraten hätte das auch nicht verändert, denn DAS sind ganz normale Machterhaltungsmittel, die auch US-Präsidenten genutzt haben - die lassen nur nicht offizell erschießen, sondern finanzieren Rebellengruppen, die das dann erledigen (die Verstrickung der US-Regierung in verschiedene "Koterrevolutionen" in Südamerika ist bestens belegt).
Es gab auf der Welt nicht weniger Diktatoren, die mit US-Hilfe aufgebaut und inthronisiert wurden (z.B. Pinochet in Chile oder Saddam Hussein im Irak), als welche, die von der UdSSR abhängig waren.
Auf diesem Gebiet gibt es kaum relevante Unterschiede zwischen den Systemen.
Beide Großmächte haben weltweit demokratisch gewählte Regierungen systematisch ge- und zerstört. Und im grunde tun sie das noch immer ... dass es dabei noch immer nur um wirtschaftliche Vorteile geht, dass können sie sich selbst aber scheinbar noch immer nicht eingestehen.
Beide werfen "the bombs of peace" jedem um die Ohren, der Antstalten macht, sich irgendwie anders zu orientieren, und beide Seiten faseln noch heute was von "Freiheit und humanistischen Werten" ... obwohl es um die dabei noch NIE ging.