Wer sich unsicher ist, ob er aktuell Geld in die Hand nehmen soll um sein Heimnetz auf einen der o.g. Standards migrieren soll, soll es lassen. In kleinen Netzen mit wenig Clients und in der Access-Ebene allgemein, gibt es sehr wenig zeitkritische Anwendungen, die von mehr Bandbreite als 1GBit profitieren könnten und wer jetzt zu Hause ein VMWare HA Cluster betreibt, weiß auch um den Bandbreitenhunger von VMotion. Da sind dann je nach Server und Stand der Hausautomation durchaus zeitkritische Workloads mit großem Bandbreitenbedarf bei.
Natürlich geht auch mit 10GBASE-T die reine Datenschubserei, sofern beide Seiten über entsprechend schnelle Massenspeicher verfügen, bedeutend schneller, aber den Preis für die Zeitersparnis muss man eben auch zu zahlen bereit sein. Der hat es nämlich nach wie vor in sich.
Das soll jetzt nicht heißen, dass man seine neue Hausverkabelung in CAT5e gestalten sollte. Wenn man sowieso vor einer Neuanschaffung steht und für einen günstigen Aufpreis den höheren Standard bekommt, würde ich mich kaum für das ältere Produkt entscheiden. Ganz grundsätzlich gilt aber auch hier: Man sollte Mehrleistung nicht auf „Vorrat“, sondern genau dann kaufen, wenn man Sie benötigt (oder bei einer Neuanschaffung günstig bekommen kann).
Glasfaser im Access-Layer (des Heimnetzes)
In größeren Netzwerken ist Glasfaser zwischen den Netzwerkgeräten wegen den Entfernungen alternativlos. Da die ganz hohen Bandbreiten ohnehin nur in Glas zu haben sind, wird man im Distribution- und im Core-Layer kaum Kupfer finden.
Im Access-Layer wird aber gerade umgekehrt ein Schuh daraus. Persönlich kenne ich genau ein Netzwerk, dass auch die Access-Ports in Glas ausführt. In dem Gebäude wollte man zum damaligen Zeitpunkt mit nur einem Verteiler pro Stockwerk auskommen, was mit Kupfer nicht möglich war/ist. Glas hat aber im Access-Layer gravierende Nachteile und kann seine Vorteile nicht ausspielen:
- Es gibt im Prinzip keine Endgeräte die nativ einen SFP+ NIC haben. Klar, in PCs und Workstations kann man entsprechende Karten stecken, aber das gilt eben nicht für alle Geräteklassen. Man kommt also nicht umhin mit Medienkonvertern jedes Endgerät einzeln an´s Netz zu binden. WLAN als mögliche Alternative skaliert als Shared Medium schlecht und verlagert das Problem auch nur, weil es keine Access-Points mit SFP+ gibt, denn…
- …Glasfaser unterstützt kein PoE. Fehlendes PoE ist aber in großen und/oder kritischen Strukturen ein absoluter Show Stopper, weil es die Erschließungskosten ins Unermessliche katapultiert. Es geht dann nicht nur darum, dass jeder Ethernet-Anschluss zusätzlich mit Strom versorgt werden muss, sondern dass diese Stromversorgung in nicht wenigen Umgebungen auch mit einer Notstromversorgung abgesichert werden müsste, weil eben auch die Telefonie über diese Netze abgewickelt wird.
IMHO
Diese Nachteile, die damit verbundenen Mehrkosten und der Mangel an handfesten Vorteilen führen dazu, dass Glasfaser im Access-Bereich auf absehbare Zeit keine nennenswerte Rolle spielen wird. Entsprechende SOHO Hardware mit SFP+Interface wird aufgrund der geringen Durchdringung nicht auf den Markt kommen und so wird man auf ewig mit Medienkonvertern Schnittstellen bereitstellen oder teure Enterprise-Hardware kaufen müssen.