Sgt.Samson schrieb:
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Ehrlich gesagt habe ich starke Zweifel, dass das Fahren auf der Fahrbahn im Endeffekt wirklich sicherer ist. Auf vielen engen und unübersichtlichen Stadtstraßen und Reihen von parkenden Autos würden Radfahrer in 50er Zonen von Autofahrern in kritischen und knappen Situationen überholt werden. Dies betrifft sowohl Hauptverkehrs- als auch Seitenstraßen, 30er Zonen und Landstraßen.
Wer unter Überholzwang leidet, sollte sich in professionelle Behandlung begeben und solange seinen Lappen abgeben.
Es ist übrigens Stand der Verkehrsplanung, in 30er-Zonen normalerweise keine Radwege anzulegen.
Es würde zu vermehrten Zusammenstößen entgegenkommender Verkehrsteilnehmer und Stürzen bzw. Kollisionen mit Radfahrern kommen (direkte Kollisionen von hinten, seitliche Zusammenstöße bzw. Abdrängen, Auffahren des Fahrradfahrers durch abruptes Bremsen von KFZ), die weitaus erheblichere oder gleiche Verletzungen mit sich bringen würden als die bisherigen Unfälle.
Märchenstunde, die auch von den diesbezüglichen Studien der BAST nie unterstützt wurde. Die Unfälle im Längsverkehr spielen beim Radfahren innerorts AFAIK praktisch keine Rolle (um und unter 1%).
Die Unfälle mit dem Gegenverkehr sind sogar noch seltener, da man sich sieht. Daher auch die nach langem Palaver mancher Bedenkenträger in Gegenrichtung für den Radverkehr freigegebenen Einbahnstraßen, die man inzwischen in zahlreichen Städten sehen kann.
Desweiteren behindern sie, wie schon in meinem ersten Post erwähnt, den Verkehrsfluss teilweise erheblich. Ich bin neulich einen halben Kilometer hinter einem Radfahrer her gefahren, der partout nicht auf den Gehweg wechseln wollte, trotz so starken Gegenverkehrs, das ein sicheres Überholen nicht möglich war - das ist fast schon Verkehrsgefährdung.
Solange der Radfahrer nicht unter 10 ist,
darf er nicht einmal auf den Gehweg wechseln. Ich bin mit dem Auto zwar schon minutenlang hinter Treckern hergezockelt, aber noch nie hinter Radfahrern.
Bevor jetzt das "typischer Autofahrer"-Kommentar kommt: Ich bin von der 6. Klasse an fast bis zum Abitur durchgehend Rad gefahren - jeden Tag ca. 12 km, 200 Tage im Jahr, durch den wildesten Berufsverkehr einer Großstadt und habe dabei nur selten scharf bremsen müssen, trotz Durchschnittsgeschwindigkeiten von 25-30 km/h (im Stadtverkehr und auf Radwegen, Ampeln inklusive wohlgemerkt). Bin also ein erfahrener Radler - im Auto erst seit ca. 2 Jahren unterwegs.
Wer mit einem hohen Anteil innerstädtischer Radwegen einen 30er Schnitt fährt, bekommt das normalerweise nicht ohne mehr oder weniger hohe Gefährdung von Fußgängern hin. Auf Bordsteinradwegen schon gar nicht. Gängige Rechtssprechung sieht für straßenbegleitende Radwege übrigens eine maximale Geschwindigkeit von ca. 25km/h vor. Wenn man diese Betrachtungen zu Schnitt- und Höchstgeschwindigkeit auf seinen Fahrstil im Auto überträgt, hat man übrigens ein gefährliches Problem, und das nicht nur mit dem Flensburger Punktekonto.
Obwohl die Radwege teils wirklich dumm und gefährlich konstruiert sind kann man auf ihnen sicher fahren, wenn man folgende Regeln beachtet: Die Bremsen müssen in gutem Zustand sein und innerhalb kürzester Zeit das Rad zum stehen bringen ; Rote Ampeln müssen OHNE AUSNAHME beachtet werden ; Ein richtig angebrachtes Licht vorne und hinten schon ab Dämmerung ist PFLICHT und die letzte und wichtigste Regel: Man muss jederzeit wissen was um einen rum gerade passiert - d.h.: Von wo können sich Fahrzeuge/Radfahrer/Fußgänger nähern, in welche Richtung können/wollen sie sich bewegen. Wer dann noch Augen und Ohren benutzt ist in den meisten Fällen auf der sicheren Seite und zumindest sicherer als bei Benutzung der Hauptstraßen. Mag sein dass es Städte und Orte gibt in denen eine Abschaffung gerechtfertigt wäre, aber hier ist es zumindest nicht so.
Rate mal, warum "Autostraßen" am liebsten so konstruiert werden, dass man seine Aufmerksamkeit den Dingen schön nacheinander sortiert zuwenden kann.
Da gelten Prinzipien wie:
- Erst einordnen und dann abbiegen.
- Die Sichtverhältnisse an Kreuzungen müssen möglichst frühzeitig einen Überblick auf den Querverkehr gestatten.
- Mitten auf Fahrbahnen stehen keine Bäume, Stahlpoller und Verkehrszeichen herum.
- Fußgänger müssen erst einmal eine auch im Tran gut bemerkbare Kante passieren, um vor das Auto laufen zu können
Übrigens war das Verhalten von Radfahrern auf der Fahrbahn um Klassen besser, als es noch keine Radwege gab.
"Kreative" Radwegeführungen üben früh ein, dass es auf dem Fahrrad nicht so darauf ankommt, ob man auf Bürgersteigen fährt und ob das nun links oder rechts der Straße stattfindet. Auch das Verhalten beim Abbiegen an Kreuzungen wird dadurch nicht gerade positiv beeinflusst. Was beim Radweg klappt, muss doch auch für die Fahrbahn gut sein.
Leider findet Verkehrserziehung mit dem Fahrrad in den Schulen nicht gerade häufig statt. Und wenn, dann häufig nicht gerade sehr kompetent, sondern z.B. nach der Devise "immer rechts außen fahren", auch wenn das z.B. an parkenden Autos zu den absoluten Todsünden des sicheren Radfahrens gehört.
Eines der Radwege-Highlights an meinem derzeitigen Wohnort führt über ca. 200m immer wieder in 0cm Abstand an den Türen geparkter Autos vorbei. Dabei passiert man u.a. auch einen hübschen Glascontainer mit Scherben drumherum und ein Schild "Fahrradfreundliche Stadt ...".
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