Kaufmannsladen schrieb:
Es ist schon etwas verwegen, sich als "Künstler" zu bezeichnen, nur weil man prompten kann. In meinen Augen würde "Galerist" besser passen.
Nach dieser Logik wäre Michael Jackson auch kein Musiker sondern lediglich ein lebender Lautsprecher. Der Mann konnte schließlich keine Noten lesen/schreiben und somit im technischen Sinne auch nicht komponieren...
Wenn Kunst nur durch die Kreativität eines Künstlers kommen kann, dann brauchen ja nur die nicht-kreativen Künstler sich vor einer KI fürchten. Das sind halt leider 99% der Musikindustrie.
Bleiben wir mal im deutschsprachigen Kulturraum als Beispiel (Ich bin sicher, dass sich das so mehr oder weniger auch auf andere Gebiete übertragen lässt).
Früher haben haben die Leute Witze drüber gemacht, dass Modern Talking 100 mal das Gleiche Lied veröffentlicht hätte, das würde sich ja schließlich alles gleich anhören.
Bei der Schlagermusik gibt es wissenschaftliche Studien darüber, wie ein Lied aufgebaut sein muss, um Erfolg am Ballermann zu haben.
Oder damals in den 80ern Milli Vanilli. Damals wars ein "Skandal" das "Kunst" quasi aus der Retorte kam und der "Künstler" eigentlich nur der Gute-Laune-Hampelmann und somit im Grunde beliebig austauschbar war, seit den 90ern ist das eigentlich eher der Standard. Nicht umsonst hat die Anzahl der "One-Hit-Wonder" exponentiell zugenommen.
Da ich keine Ahnung von der Musik aus z.B. dem arabischen oder dem indischen oder dem chinesischen Raum habe, kann ich dazu nichts sagen, aber es würde mich wundern, wenn wir diesbezüglich so völlig abgekoppelt wären vom Rest der Welt.
Alle rümpfen die Nase, dass die Groschenromane ja nur literarischer Schund sind und alle nach dem gleichen Muster aufgebaut sind und man im Grunde immer wieder die selben 4 oder 5 Geschichten bekommt.
Aber im Grunde macht eine generative KI genau das, sie automatisiert 08/15 "Schund" aus dem Bahnhofsbuchhandel.
Wir sind mittlerweile so daran gewöhnt, so mit standardisiertem Müll vollgestopft zu werden, dass wir gar nicht mehr mitbekommen haben, dass wir sowieso schon kaum noch "echte" Kunst um uns herum haben.
Das eine KI mir kein Metropolis (Land) und kein Nosferatu (Murnau) produzieren kann, aber Uwe Böll, J.J. Abrams und Michael Bay am Fließband, DAS sollte zu denken geben. Das sagt auch etwas über die Qualität und den künstlerischen Wert aus.
Ich möchte das ganze mal an etwas veranschaulichen, was durchaus auch zum Nachdenken anregen soll:
"Elton John ist dieser geniale Musiker, der uns seit über 50 Jahren Musik macht und Hits wie "Your Song", "Candle in the Wind" "Still Standing", "Don't Go Breaking My Heart", "Sacrifice", "Don't Let the Sun Go Down on Me", "Sorry Seems to Be the Hardest Word", "Are You Ready for Love", Cold Heart" oder "Merry Christmas" erfreut hat. Achja, und er ist homosexuell."
"Beth Ditto ist diese homosexuelle, korpulente LGBTQ+ Body positivity activistin. Achja, und sie macht noch Musik in einer Band namens Gossip, das aber nach 10 Jahren nichts"
Auch bei anderen "Künstlern" fällt mir jetzt nicht unbedingt ihre "Kunst" ein als das, wofür sie vor allem bekannt sind. Ich bin sicher nicht der einzige der bei Pete Doherty eher an "Skandale" oder "Kate Moss" denkt, weniger an die Babyshamples oder "The Libertines".
Vielleicht wäre das radikale abrasieren sämtlicher "Künstler" durch die Bank weg sogar gut für die Kunst. Für 08/15-Müll haben wir die Maschinen, Kunst kommt dann vom Menschen. Und ja, das bedeutet dann eben auch, dass es für einen Ncuti Gatwa, eine Rachel Zegler oder eine Brie Larsen dann eben in Zukunft nur fürs Provinztheater reicht. Sie sind eben kein Ian McKellen, Christopfer Lee, Judy Dench oder Hellen Mirren...