Hagen_67 schrieb:
Ich sehe Parteien, wie die AFD nicht als "deutsches Problem". Es ist mind. ein europäsches Problem.
Ich sehe Parteien grundsätzlich erst einmal nicht als Problem, nur weil sie eine nicht mit der meinen kompatible Meinung vertreten. Der Diskurs ist das das zentrale Element der Demokratie und es ist notwendig, dass verschiedene Meinungen diskutiert werden. Das Konzept mit der einen Volkspartei, die alle wählen können/müssen ist vielleicht überraschenderweise keine Demokratie.
Hagen_67 schrieb:
Dann dürfen sich die EU- Befürworter nicht wundern wenn nationalistisch eingestellte Parteien auf dem Vormarsch sind.
Ob die dann was zum Besseren für den kleinen Mann machen würden, steht auf einem ganz anderen Blatt. Dazu muss man sich ja nur mal das Wahlprogramm der AFD hierzulande durchlesen. Also ich kann da nix für den kleinen Mann finden.
Genau daran sieht man doch, dass es sich in vielen Fällen um Protestwähler handelt und nicht um überzeugte AfD-Anhänger. Hier wird eine Partei gewählt, die irgendwie anders ist. Und mit der Wahl dieser Andersartigkeit wird den etablierten Parteien in einem symbolischen Akt gezeigt, dass man Stimmen auch entziehen kann. Wie ein Partner, der mit einem anderen Menschen flirtet, nur um den Anderen eifersüchtig zu machen. Auch hier besteht kein Interesse an dem verwendeten Symbol, der Vorgang ist das Wichtige.
Und auch wenn ich persönlich der Meinung bin, wir müssen die Flüchtlinge aufnehmen und auch Dinge, wie die Bankenkrise in 2008 sollte/ muss mann sich sehr differenziert anschauen.
Hagen_67 schrieb:
Und gerade wir Deutschen müssten doch wissen, wie sowas geht. Dazu muss man sich nur mal mit der Weimarer Republik beschäftigen und den damaligen Umständen. Hatten wir doch schon. Und wir wissen, was daraus entstanden ist.
Och nö, das ist zu weit hergeholt. Der Nationalsozialismus entwickelte sich mit Sicherheit nicht, weil keiner mehr Zentrum oder DDP wählen wollte.
Hagen_67 schrieb:
@ Kronos60: Naja, auch wenn sie dann vllt. schnell wieder in der "Versenkung" verschwinden sollten. Unsere Politiker sollten sich vllt. doch eher mal Gedanken nach dem "Warum" machen.
...
Mir geht das "Gebashe" auf Parteien, wie NPD und AFD ziemlich auf den Sac... .
Hier hast Du eigentlich schon beantwortet, warum AfD-Gebashe eine gerne gewählte Form der Auseinandersetzung mit dieser Partei ist. Der Erfolg der AfD wird als Episode wahrgenommen und der gemeine Standard-Politiker versucht sich einfach mit Gebashe durch die Zeit zu retten, bis alles wieder "normal" ist.
Dass das auch nach hinten losgehen kann, sieht man an der Linken und der SPD.
Schrammler schrieb:
Das geht mir keineswegs auf den Sack, aber die greifen die Rechten völlig falsch an. Wer die AfD nur auf zur Schau getragenen Rassismus und überzogenen Patriotismus zurechtredet, hat die "Protestwähler" schon völlig aufgegeben und überlässt die den Rechten.
Gut gesagt! Ähnliche Gedanken habe ich mir auch gemacht, als Schäuble AfD-Wähler pauschal als "Dumpfbacken" bezeichnet hat:
https://www.youtube.com/watch?v=WQVYNdIHVp8
Schrammler schrieb:
Ich glaube nicht, dass Merkel und Gabriel dieser Tage "nur" die Flüchtlingskrise vor die Füße fällt, wie überall behauptet wird. Viele Leute haben nach 11 Jahren Merkelregierung einfach die Schnauze voll.
Absolut und auch deshalb empfinde ich den Vergleich mit der Weimarer Republik verfehlt. Hier liegen völlig andere Umstände vor und man muss auch nicht so weit in die Geschichte zurück gehen, um einen Rechtsruck in Europa zu finden. Vor seiner Tochter Marine Le Pen hatte Jean-Marie Le Pen auch schon vor den 2000ern mit der Front National immer wieder Erfolge verzeichnet. Oder erinnert euch an die 1990er-Jahre und die Republikaner unter Franz Schönhuber. Auch damals protestierten viele mit ihrer Stimme für die Republikaner gegen die etablierten Parteien. 1992 hat z.B. die CDU in BW fast genau die Anzahl an Stimmen verloren, die die Republikaner aus dem Stand für sich akquirierten. Parallel zu den Wahlen stürzte der Ministerpräsident über einen politischen Skandal und wurde undemokratisch durch den unbeliebten Erwin Teufel ersetzt. Und auf Bundesebene freute man sich über einen umstrittenen Umzug nach Berlin und Helmut Kohl zementierte seine Macht durch vermeintlich "seinen" Erfolg der Wiedervereinigung.