MR2007 schrieb:
Und die Kompressoren von denen du redest, sind Teil der Effektkette jedes fortgeschrittenen Bassisten und Gitarristen. Allerdings oft sogar am Anfang der Signalkette, bevor es überhaupt in den Amp reingeht. Das würde ich an der Stelle von der Kompression trennen, die im Mixing/Mastering verwendet wird und die du eigentlich meinst ("Loudness War") .
Kompressorpedale kommen nur bei einem Gig zum Einsatz. Im Studio verwendest du keine Kompressorpedale. Da machst du das über die DAW, weil du das da viel präziser einstellen kannst und auch für verschiedene Teile des Liedes verschiedene Parameter nutzen kannst usw. Es ist aber genau das gleiche. Viele high-end Mischpulte bringen auch einen Kompressor pro Kanal mit. Dann kannst du sogar live auf das Effektpedal verzichten. Die Kompression kommt nicht nur bei E-Bass und E-Gitarre zum Einsatz, sondern auch bei Drums und Vocals. Wie stark komprimiert wird, hängt von verschiedenen Dingen ab wie Song (Ballade vs Auf die Fresse), Musiker, Instrument, Set-Up und so weiter.
M@tze schrieb:
Sehe ich das richtig, Kompression macht das Ganze einfach nur lauter, also hebt den Pegel an?
Ein Kompressor hat verschiedene Parameter und dementsprechend kannst du damit viele verschiedene Dinge machen. In der Regel wird er hauptsächlich dafür benutzt, um besonders leise Teile lauter zu machen und besonders laute Teile leiser.
Ein typisches Einsatzfeld für Kompressoren ist zB der Slap Bass: Der Bassist schlägt dabei mit dem Daumen gegen die tiefe Saite, diese knallt dann gegen das Fretboard (Slap) und er zieht die hohe Saite an und lässt sie zurück gegen das Fretboard schlagen (Pop):
Besonders bekannt geworden ist diese Technik durch Flea von den Red Hot Chilli Peppers. Slap Bass hat extreme Transienten (= hochpegeliger, perkussiver Sound beim Anspielen des Tons). Ohne Kompressor kommt kein anderes Instrument im Mix mehr gegen die Transienten des Slap Bass an. Deswegen sind Slap Bass Stücke grundsätzlich sehr komprimiert was die Dynamik anbelangt.
Ein weiteres typische Einsatzfeld sind Solos auf der E-Gitarre. Die Techniken, die dabei zum Einsatz kommen sind Hammer-Ons (mit der greifenden Hand die Saite schnell ans Fretboard drücken), Pull-Offs (mit der greifenden Hand die Saite anspielen) und Tapping (mit der spielenden Hand die Saite ans Fretboard drücken):
Das Problem ist grundsätzlich, dass hohe Frequenzen leiser sind als niedrige Frequenzen. Du müsstest beispielsweise auf einem Bass oder einer Gitarre die hohen Saiten viel stärker anspielen als die niedrigen, was natürlich dazu führt, dass es technisch unsauber wird, man kann nicht mehr so schnell spielen und so weiter. Bei Soli streichelt man deswegen regelrecht über die Saiten.
Wenn du keinen Kompressor einsetzt, dann reicht der Pegel aber nicht aus, um überhaupt zu hören, was der Gitarrist macht. Das geht im Mix komplett unter. Viele unterschätzen, wie laut ein unverstärkter Drummer ist und gegen den musst du erstmal anspielen können. Deswegen werden E-Gitarren beim Solo bis zum Gehtnichtmehr komprimiert. Dadurch steigt automatisch der Susatin an, d.h. du kannst Töne ewig lange halten und damit rumspielen usw. Warum macht man die Gitarre nicht einfach lauter? Weil sie dann bei den tiefen Tönen zu laut ist und man nix mehr von den Bass Transienten hört usw. Deswegen komprimierst du.
Grundsätzlich muss man sagen, dass viele Produzenten im Studio bewusst nur zu bestimmten Instrumenten greifen, einfach weil die besser harmonieren im Mix. Im Heavy Metal wird im Studio sehr gerne ein stinknormaler Fender Precision Bass wie aus den 50er Jahren eingesetzt, am besten noch mit pastelliger Buttercreme-Farbe und überhaupt. Das macht man deswegen, weil der andere Frequenzen abdeckt als bspw ein rabenschwarzer Aktivbass mit fetten Humbuckern. Der Vorteil des Fenders ist, dass er weniger mit der Gitarre und den Drums um bestimmte Slots im Mix kämpfen muss und du von Anfang an weniger komprimieren musst. Live holst du dann natürlich wieder das Poser-Modell hervor weil das wichtigste beim Musikmachen ist immer, dass man cool dabei aussieht.