Also erstmal: Die Performance an sich wirkt für mich solide, dass ein so kleiner Chip sich beinahe mit einer GTX 980 @ stock messen kann (und die Unterschiede sind ja schon minimal), empfinde ich durchaus als beachtlich.
Auch die Folgerung des Redakteurs, dass Nvidias Effizienz-Vorsprung zu groß sei, um innerhalb einer Generation aufgeholt zu werden, kann ich nachvollziehen, von GCN 1.2 (Tonga / Fiji) auf Maxwell-Niveau zu springen, ist da schon gar keine so schlechte Sache - zumal mit AMDs weit geringerem monetären Spielraum, mit dem sie dennoch versuchen müssen, zunehmend höhere Erwartungen zu erfüllen, die durch den Konkurrenzkampf mit Nvidia entstehen. Insofern Respekt an AMD, dass die Ressourcen für derartige Anstrengungen gut genutzt werden.
Es gibt aber dennoch einiges, was ich an der RX 480 für problematisch halte: Ganz offenbar hat AMD seine Referenzkarten in Sachen Stromversorgung unterbestückt. Heise schreibt beispielsweise, dass die Polaris-Referenz auf diese Weise die PCIe-Spezifikationen bricht. Ob es so aufwendig gewesen wäre, eine 8-Pin-Buchse zu verbauen oder die Kühlung etwas stärker zu bestücken (was ohnehin keine schlechte Idee gewesen wäre, immerhin setzt man auch bei Polaris 10 erneut auf eine sehr hohe Packdichte, um Chipfläche zu sparen), um die Leistungsaufnahme unter Last innerhalb der Spezifikation zu halten, wage ich zu bezweifeln - da hat sich AMD meiner Meinung nach einen unnötigen Stolperer geleistet.
Sicher, die Partnerkarten werden dieses Problem sicherlich lösen - auch die Übertaktbarkeit sollte dann wesentlich besser ausfallen. Ich meine, wie viel Spielraum erwarten manche hier denn, wenn die Karte schon nach bloßem Hochsetzen von Temperatur- und Verbrauchslimit mehr Verbrauch einfordert, als ihre Technik nominell zulässt?
Ich befürchte jedoch, dass die durchaus noch solide Energieeffizienz dann gänzlich auf der Strecke bleibt. Zwar wird man dann leistungsmäßig eventuell (und ja, das ist Spekulation, wo der Chip den Schlussstrich zieht, wissen wir schließlich noch nicht) auf GTX 980 OC-Niveau vorstoßen können, spätestens dann wird sich AMD aber auch wieder Kritik hinsichtlich des Verbrauchs gefallen lassen müssen, denn auch, wenn auch Pascal, wie schon Maxwell, mit OC wesentlich an Effizienz einbüßt, so wird man insgesamt doch wieder deutlich hinter dem Konkurrenzniveau zurückbleiben.
Ich hatte wirklich sehr gehofft, dass die RX 480 ein vollständig rundes Produkt wird - dass man in Sachen Leistung auf ein anderes Segment abzielt als Nvidia es mit seinen GP104-Karten tut, war jedem, der lesen kann, schon lange klar, auch, dass man auf Anhieb Pascal-Effizienz erreicht, war nicht unbedingt überwiegend wahrscheinlich (wie gesagt, der Sprung ist auch so schon sehr groß und daher keinesfalls unbeachtlich). Ich hatte aber zumindest angenommen, dass man in Sachen Feintuning keinen Mist bauen und solide Leistung zum günstigen Preis und ohne Ecken und Kanten abliefern würde. Zumindest in letzterem Punkt hat AMD jetzt leider nicht geliefert. Ja, die Karte ist besser als die aktuellen Alternativen zum selben Preis: R9 390 und 390X (genau wie auch meine 290X im Übrigen

) sind um Welten stromhungriger, GTX 970 und 980 verfügen über weniger Speicher (wobei erstere ziemlich sicher bald stärker unter ihrem Krüppelinterface leiden dürfte, sobald Nvidia seine Treiberunterstützung komplett auf Pascal fokussiert) und sind teils noch teurer. Die perfekte Karte in ihrem Segment ist sie in meinen Augen jedoch trotzdem nicht. Und das nicht nur, weil AMD es erneut versäumt hat, den Multi-Monitor- und HD-Video-Betrieb zu optimieren - ein Versäumnis, dass ich schon bei meiner aktuellen Karte nur mit Bauchschmerzen in Kauf genommen habe und beim nächsten Upgrade definitiv nicht mehr akzeptieren werde.