Kacha schrieb:
Ja, weil hier wohl einige nicht in der Lage sind den Text zu lesen, zu verstehen, und darueber zu reflektieren. Es ist wirklich jedesmal der selbe unfassbare Quark und irgendwann reicht es einfach.
Es geht um unterbewusste Beeinflussung dadurch das man Dinge anders darstellt, sie aber in eine historisch "korrekte" Umgebung einbettet und dadurch Fakten in den Koepfen entweder neu schafft oder veraendert. Dass diese Art der Beeinflussung funktioniert ist hinreichend bekannt wenn man nicht hinter dem Mond lebt.
Ja, das mag stimmen, aber erstens ist es dann komisch, sich ausgerechnet Anno 1800 rauszusuchen, weil die Engländer in Rosamunde-Pilcher-Filmen auch alle Deutsch reden und sogar von deutschen Schauspielern gespielt werden. Das ist dann auch falsche Darstellung und "cultural appropriation" oder sowas.
Und was mir am meisten fehlt, ist der leiseste Hauch eines Hinweises darauf, wie es denn nun gemacht werden sollte. Die wahrscheinlichste Auflösung der Problematik wäre nämlich, dass es kein Anno 1800 geben würde.
Die meisten anderen Ansätze wären eine Art finanzielleer Selbstmord von UbiSoft/BlueByte.
Bei wirklich realitätsnaher Darstellung wäre sogar eine Indizierung von Anno 1800 denkbar, alles darunter wäre immer noch eine beschönigende Darstellung. So gesehen müsste man alle problematischen Episoden der Geschichte völlig aus massentauglichen Unterhaltungsmedien verbannen.
Ich verstehe durchaus das Problem, aber was will man ohne perfekte Lösung machen? Entweder nichts oder eine imperfekte nehmen und für eine davon haben sich die Entwickler entschieden. Eine Möglichkeit, das weiter zu verbessern, wäre z.B., dass man das in der Schule aufgreift und über die Unterschiede zur Realität spricht. Wenn man das am Beispiel von Videospielen macht, hören die Kinder vielleicht auch direkt besser zu.
Und nochmal: Warum genau ist das bei Anno so ein Problem? Auf den diversen Streaming-Diensten laufen haufenweise "Historien-Serien", die eine völlig unrealistische Version von Geschichte zeigen, wie viele Leute glauben z.B., dass es mal Lederrüstungen gab? Ja, auch die gibt es in den meisten RPGs. Ja, Lederrüstungen sind nicht Sklaverei, aber in Hearts of Iron hat das deutsche Reich ja auch unter Kanzler Bernd Müller die Welt erobert und in allen Fabriken herrschte Friede, Freude, Eierkuchen und niemand hat ein KZ gebaut. In World of Tanks verwende ich auch kein StuG, um das Warschauer Ghetto zu zerschießen, etc.
Also, ja, man kann sagen das ist nicht gut, aber dann ist das Problem weitaus größer als Anno und man muss die komplette Unterhaltungsindustrie umkrempeln. Und wenn ich mir jeden Tag die Gräuel des Holocaust und der Chattel-Slavery (wie heißt das auf Deutsch? Vieh-Sklaverei?) ansehen muss, dann werde ich schnell depressiv, aber man darf es ja nie ausblenden. Wo soll man da die Grenze ziehen?
Ich ziehe sie grob zwischen Unterhaltungsmedien und Bildungsmedien. Unterhaltung und Kunst haben gewisse künstlerische Freiheiten, bei der Bildung sollte man genau sein und die Unterschiede zwischen Realität und Unterhaltung aufzeigen.
Anno ist aber Unterhaltung, nicht Bildung. Die Gesellschaftstypen sind ja auch abstrahiert und die Bauern und Arbeiter leben glücklich neben Investoren. Zudem spielt man gleichzeitig eine Firma und eine Art Staat, Waren werden vom Staat produziert und an alle Arbeiter verteilt, die Arbeiter der Firma zahlen Steuern an die Firma, die Bauern verzichten freiwillig auf Rum, etc. Wenn man es unbedingt will ist das alles unlogischer Quatsch.
Aber die Frage bleibt, wenn es so nicht gemacht werden soll, wie dann und warum so?