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News Anno 1800: Geschönte Historie könne Geschichtsbild verzerren

SoftMaxx schrieb:
Die Leute regen sich übrigens nicht auf, weil sie intolerant sind, sondern weil sie permanent zu allen Gelegenheiten mit diesem herbeigedichteten Unsinn genervt werden.
Full Ack.
Überall wird man mit irgendwelchem Mist genervt, weil irgendetwas irgendwem gegen den Strich gehen KÖNNTE.

Oft schafft man Probleme, die es vorher einfach nicht gab und/oder die die u.U. die betreffende(n) Person(en) nicht mal interessiert haben.

Irgendwann gehts den Leuten halt so sehr auf den Sack, dass wegen überflüssigen Dingen ein Fass aufgemacht wird, dass die Leute anfangen zu resignieren - oder die Stimmung gleich ins Negative kippt.

Ich könnte es ja verstehen, wenn es sich hier um einen Film, eine Doku, ein Spiel oder irgendein sonstiges Medium dreht, welches sich historische Genauigkeit als Ziel gesetzt hat, dass solch ein Fass aufgemacht wird.

Anno ist allerdings kein Spiel, das sich je das Ziel der historischen Genauigkeit oder eines geschichtlichen Lerneffekts gegeben hat.

Hier sind einfach nur wieder Leute aus einer Ecke hervorgekrochen, die ein Problem schaffen wollen bzw. auf ein Problem aufmerksam machen wollen, dass es eigentlich nie gab. Daher besteht hier für mich auch kein Grund, auch nur eine Sekunde mit den eventuell nachvollziehbaren Gedankengängen des Autors zu verschwenden.

Und auch das Argument, Spiele müssten, um als Kunst gelten zu können, auch solche Themen beleuchten... Äh... Erwartet ihr in einem Retro-Porno auch eine historisch korrekte Beleuchtung geschichtlicher Ereignisse die in die Zeit der Herstellung passen?

Sklaverei ist in Anno1800 bis auf den einen NPC bzw. dessen Beschreibungstext kein Thema und ist hinreichend beachtet worden - indem sich unfaires, aggressives Verhalten gegenüber der eigenen Bevölkerung oder anderen Spielern negativ auf den Ruf auswirkt...
 
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supermanlovers schrieb:
Ich habe Anno gleich bei meinem 12 jährigen Sohn deinstalliert und ihm Counter Strike installiert. Danke für den Hinweis!
Oh, oh weiß Du denn nicht, dass das Bild von Dunkelhäutigen, Arabern als Terroristen in diesem Spiel äußerst fragwürdig ist!?!11

Das Spiel beinhaltet offensichtlichen Rassismus und ist eine eurozentrische koloniale Sicht auf andere nicht weiße Menschen und Kulturen.

Wir sollten dazu eine Arbeitsgruppe bilden und uns an die Politik wenden, damit solcher Schmutz zensiert werden kann. Das sind momentan die größten Probleme in unserer Gesellschaft genauso wie Anno 1800!!1
 
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Sklaverei in Anno ist richtig und wichtig. Mann sollte schon noch zwischen Spiel und Realität unterscheiden können.
 
Ich finde es eher langweilig, wenn alles geschönt wird, alles so glibschig ohne Kanten, wer will das schon... allerdings sehe ich es auch so ein Game ist eine Kunstform, kann jeder Entwickler so gestalten wie er möchte, diskutierbar sollte die Kunst trotzdem sein, wäre ja sonst langweilig ..
 
Die Frage ist doch die: haben Spieleentwickler einen Bildungsauftrag, bzw. würde man die Künstler durch die Auferlegung solcher Regularien nicht signifikant beschneiden? Die Antwort darauf lautet ja. Wenn dem so wäre, wären Spiele, die in alternativen Universen (Nazis gewinnen den 2. Weltkrieg, „Man in the High Castle“ etc. pp.) plötzlich nicht konform mit dem auferlegten Bildungsauftrag.
Natürlich dürfen Spiele einen Bildungsauftrag haben, gerade für Kinder gibt es hevorragende Beispiele, aber es darf eben kein Zwang sein, dem sich der Entwickler zu beugen hat.
 
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Bitte, fangt nicht auch an jeden sjw scheiß von Golem zu übernehmen. Darf ich jetzt auch kein Wolfenstein mehr spielen, weil ich kein Geschichte studiert habe und der zweite Weltkrieg nicht wirklich so abgelaufen ist?
 
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Ich bin mir sicher, wenn man in Anno 1800 historisch akkurat Sklavenhandel betreiben könnte, wäre das ein wirklich großer Aufschrei gewesen.
 
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Zomi schrieb:
Meine persönliche Bewertung zum Wissenschaftler: Seine kritsierenden Aussage ist fachlich und inhaltlich sicher völlig korrekt.

Da ich selbst angehender Historiker bin und diese Meinung vertrete, allen voran basierend auf Beobachtungen im eigenen Umfeld und weit darüber hinaus, ist das, was er beschreibt schon stimmig. Ich muss aber dazu auch eben sagen, dass ich mMn befangen bin, weil ich eben auch diese Ansicht vertrete und man nimmt nur allzugerne alles, was die eigenen Thesen irgendwie stützt.


Zomi schrieb:
Der Hersteller EA entgegnet, dass das Spiel nicht den Anspruch hat, historisch akkurat zu sein und weist die Kritik zurück.

Bei BF5 haben EA und DICE mMn einfach zu sehr ins Marketing geschaut und sich in Widersprüche verrannt. Man führte für BF5 eine Werbekampagne, der man einfach unterstellen kann, dass man entweder sich auf historische Genauigkeit berufen hat oder aber gänzlich das Gegenteil erzielen wollte. "Forget what you learned in history class."
In dem Text aus dem Link von der Facebook Werbeseite widerspricht man sich mehrfach. Auf der einen Seite wollte man die typische Battlefield Experience liefern, mit all den lustigen Sachen. Auf der anderen Seite wollte man "[...] Geschichten aus dem Krieg erzählen, die die Spieler vielleicht noch nicht kennen." Dazu wurde der infamose Enthüllungstrailer angesprochen, welcher in der Frühphase des Krieges in Nordfrankreich spielt, man dort aber nur britische Truppen sieht, die mit Churchills (erst ab 1942 im Einsatz) gegen die deutchen Truppen kämpfen, die wiederum V1 Raketen einsetzen (erst ab 1944). Die Expeditionstruppe der Engländer hat von den deutschen eher einen auf den Latz bekommen, möchte man mal so ausdrücken.
Kurz: auf der einen Seite spricht man, aus Marketinggründen, vom üblichen Battlefield-Standard, auf der anderen Seite möchte man dem Titel eine gewisse Authentizität oder besser noch, Geschichtstreue, zuweisen. Diese interessiert aber auch nur eher aus Marketinggründen, um sich stärker von der "Krach-Bumm-Peng-Historie" der Call of Duty Reihe abzusetzen.

Dass man dann, als die historische Genauigkeit doch hinterfragt wurde, davon plötzlich distanzierte, war in meinen Augen doch... schwach.


Zomi schrieb:
Auf den ersten Blick wirkt es paradox.

Ich würde es trotzdem weiterhin als paradox ansehen. Wie du selbst sagst, will die (zumindest online aktive und lautstarke) Gamer-Community möglichst wenig nachträgliche Einmischung (mMn ist es dabei inzwischen unerheblich ob diese Einmischung durch aus dem Games-Bereich stammende Gruppen oder durch externe kommt), allen voran dann nicht, wenn das von ihnen geliebte Hobby in irgendeiner Weise in ein schlechtes Licht gerückt wird (dabei spielt auch oftmals die Empfindung mit).
Dabei widerspricht sich die Gamer-Community mehr als einmal und ist gerne bereit, sich sehr heuchlerisch zu verhalten.
Ich führe dazu gerne mal Spec Ops: The Line ins Feld. Das Spiel wird von Kritikern und der Community als ein, sagen wir mal "nachdenklich stimmendes Spiel" aufgefasst. Der Grund bzw. Gründe liegt/liegen danach darin, dass man bei so vielen anderen Shootern zum einen immer als "der Gute" dargestellt wird ("Hura-Patriotismus", Moralisches Dilemma) und man das scheinbar nie hinterfragte, erst mit Spec Ops kam das auf. Zum anderen die Frage nach der "Freiheit" in Spielen. Letztere erachte ich selbst in der Diskussion als unnötig, weil man immer nur so viel Freiheit hat wie es die Entwickler zulassen bzw. der Spielcode. Erstere erachte ich auch als unnötig, weil es doch eigentlich offensichtlich sein sollte, dass die Welt, auch wenn sie in einem Spiel meist als Schwarz-Weiß dargestellt wird, eben nicht so ist. Auch wenn ein Charakter in einem Spiel keine nennenswerten Charakterzüge zugewiesen werden, keine Story-Stränge usw., so existiert trotzdem immer etwas "beyond". Scheinbar sah man das bis zu Spec Ops: The Line anders, denn ich musste mehr als einmal lesen wie das Spiel das vermeintliche "Du bist der Held" Klischee auf den Kopf stellen würde.

Und hier setzt jetzt eben das paradoxe ein: in meinen Augen (sehr wichtig) war das, was Spec Ops "offenbarte", schon vorher stets ersichtlich. Nur weil ich in z.B. Call of Duty als Soap haufenweise "gesichtslose Russen" erschieße, heißt das nicht, dass diese gesichtslos sind weil entsprechend kein Background mir auf dem Servierteller präsentiert wird. Auf die Realwelt übertragen: nur weil ich als kaiserlicher Soldat im Schützengraben den Franzosen auf der anderen Seite nicht kenne (und seine Story jemals kennen lerne), ist dieser nicht einfach eine "leere Person" und umgekehrt. Man bekommt nur so viel Input wie möglich oder gewollt ist.
Diese "Ersichtlichkeit" war aber wohl vielen anderen nicht bekannt, aus welchen Gründen auch immer, und man verteidigt diese Denkweise über den Titel bis heute. Und nun, bei Anno, ist man von Community-Seite aus jedoch der Meinung, dass es doch offensichtlich sein muss, dass das ein Spiel ist und daher nicht die Realität abbildet.
Da setzt das paradoxe an: das ist einem selbst ersichtlich und daher kann es gar nicht anders wahrgenommen werden, obwohl es auch Fälle aus dem eigenen Bereich gibt, die anderen offensichtlich sind, einem selbst aber nicht und daher ist das a.) wenn dem eigenen Bereich supportiv super, b.) die anderen arrogante [BEEP], die einem nur etwas vermiesen wollen.

Und dieses Paradox geht gar noch weiter. Wenn Spiele doch nur Fantasie-Gebilde sind, die keinerlei Einfluss auf die geschichtliche Bildung haben, dann könnte man auch entsprechend sehr kontroverse Themen aufgreifen und verdrehen wie man Lust hat. Dann könnte man Spiele vom Thema "Jud Süß" bringen, Spiele wie "Custer's Revenge" wieder aufleben lassen, was wichtig ist: hauptsache das Gameplay ist stimmig.
Da wird jedoch auch von der Gamer-Community ein Strich gezogen, allen voran deswegen, weil man doch gerne Spiele als Kulturgut bzw. Kunst ansehen lassen würde, gleichzeitig möchte man sich aber Kritik, die bei Kunst und Kulturgut mit einhergeht, Diskussionen etc. nicht stellen, weil das dann einem doch irgendwie wieder unangenehm ist.

Was die Aussage "Warum immer bei Gaming?" angeht: auch bei Film, Buch und anderen Bereichen, die heute unter Kunst laufen, gibt es diese Diskussionen immer wieder, selbst bei reinen Fantasie-Gebilden wie Game of Thrones. Ich kann dazu selber eine kleine Anekdote bringen: als vor Jahren Game of Thrones begann, und einigen junge Studenten gewahr wurde, dass sich George R.R. Martin u.a. von den Rosenkriegen inspirieren lassen hat, kamen einige dieser Erst-Semestler auf die fixe Idee einer unserer Geschichte des Mittelalters Dozierenden diese Werke wegen ihrer "historischen Wichtigkeit" zu empfehlen.
Und eine weitere, da besagte Dozierende sich sehr oft mit so etwas rumschlagen musste: vor knapp 15 Jahren kam im deutschen Fernsehen die Romanverfilmung "Die Päpstin". Seitdem musste sich besagte Professorin immer wieder Fragen über eine vermeintliche Päpstin anhören, weil Studenten jeder Couleur das Ganze für vollkommen bare Münze genommen haben.
Das mag einen einfach unglaublich erscheinen, kommt jedoch immer wieder vor. Die geschichtliche Bildung über das Schulsystem ist in Deutschland recht stabil in den Menschen verankert, trotzdem gibt es immer wieder Einfluss von außen, der seine Wirkung zeigt. So wird, trotz der Aufarbeitung in der Schule, die DDR im Osten von Schülern, deren Eltern die DDR als positiv wahrgenommen haben, stärker positiv bewertet. Das spiegelt sich auch in meinen Beobachtungen wieder.


Silverangel schrieb:
Würde der Ersteller des Werks selbst den Anspruch haben und Kommunizieren eine historisch korrekte Simulation zu erstellen, kann man sowas ankreiden.

Ich behaupte sogar mal, dass der Konjunktiv unnötig ist. Nehmen wir einfach mal Kracauers Film Theorie, dass Filme, ob reine Fantasie oder möglichst der Realität annähernd, durch ihre Nachahmung unserer Welt, wieder egal ob Fantasie oder Realität, sie durch unsere Reaktionen darauf unsere Einstellung, die Lebenswirklichkeit etc. entlocken.
Übertragen wir das nun mal auf das Spiel, egal ob nun Anno oder andere Titel, so sagen die Reaktionen doch entsprechend etwas über die Denkweise, Einstellung der Gesellschaft etc. aus.

Dazu dann:
iGameKudan schrieb:
Anno ist allerdings kein Spiel, das sich je das Ziel der historischen Genauigkeit oder eines geschichtlichen Lerneffekts gegeben hat.

Es reicht oftmals der Schein aus, aka "je näher an der Wirklichkeit etwas ist, desto eher wirkt es vertrauenswürdig". Darum ist das . Auch die Total War Serie will keinen Lerneffekt haben, setzt sich kaum das Ziel der historischen Genauigkeit (es sei denn ich habe was verpasst, dass Napoleon irgendwie doch die Russen geschlagen hat, nur um mal ein Beispiel zusetzen). Trotzdem haben die Spiele immer wieder kleine Wikis eingebaut (das bisher umfangreichste dürfte aus Shogun 2 stammen), die mal mehr, mal weniger historisch genaue Informationen wiedergeben.
Gleiches gilt für die Europa Universalis Reihe, die zwar reihenweise historische Ereignisse eingebaut haben, auf die man dann jedoch ahistorisch Einfluss nehmen kann.
Keiner dieser Titel schmückt sich mit "Historisches Lernspiel" oder "Historisch Genau", weil sie es nicht sind. Jedoch kann man das nur mit entsprechender Bildung einschätzen und wo es an Bildung mangelt, oder der Möglichkeit/den Willen diese zu erlangen, kann durch andere Medien das Feld aufgefüllt werden. Je "realistischer" dabei diese anderen Medien den Anschein wahren, desto leichter kann das ganze dann aufgenommen werden oder gar verfälchen (Erinnerungs-Theorien).

Ich empfehle dazu einmal Berichte von Soldaten aus dem Vietnam-Krieg zu lesen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie sich selbst die Wahrnehmungen/Erinnerung von Personen, die live dabei waren, durch den Einfluss von Medien (Vietnam-Filme, entsprechend immer wieder dem Vietnam-Krieg zugeordnete Musik) verändern.


desnatavo schrieb:
Die Frage ist doch die: haben Spieleentwickler einen Bildungsauftrag

Ich würde eher der Frage nach der Verantwortung nachgehen. Ein Auftrag besteht nicht, soll auch nicht. Jedoch besteht eine Verantwortung (es sei denn man weißt einfach nach gut dünken der einen Sache Verantwortung zu und anderen, einem genehmere Sachen haben halt keine Verantwortung).


USB-Kabeljau schrieb:
Und daß Sklaverei ein treibender Faktor der Industrialisierung gewesen sei, höre ich jetzt auch zum ersten Mal.
Auch diese Behauptung halte ich erstmal für eher zweifelhaft.

SoftMaxx schrieb:
Mal abgesehen davon, dass einiges an der Kritik auch inhaltlich falsch ist, so war z.B. die Sklaverei weder großartig für den Wohlstand und erst recht nicht für die Industrialisierung von nennenswerter Bedeutung, erkennt man an den Kritikpunkten, dass hier mal wieder die typischen linken, hypermoralistischen Plattitüden REININTERPRETIERT wurden (Wert von Oberos vs. Investoren, Polizeigewalt usw.).

Siehe was ich schrieb: magels Bildung oder den Willen dazu.
z.B. hier.
http://www.bbc.co.uk/history/british/abolition/industrialisation_article_01.shtml
https://www.economics.ox.ac.uk/oxfo...tlantic-economy-and-the-industrial-revolution

Geschichtswissenschaft ist weitaus mehr als nur die Wiedergabe von Ereignissen (daran ist mMn primär die Darstellung von Geschichte in der Schule "Schuld", auch wenn es den Zweig der Deskriptiven Historie gibt, die sich primär nur der Wiedergabe von Ereignissen ohne weitere Deutung oder Zusammenhangsstellung verschrieben hat). Es gilt halt Quellenkritik anzuwenden, Zeit und Raum zu betrachten, Meshes usw.


Picard87 schrieb:

Noch so ein Leidgeplagter? Ja, ich kenne das auch aus meiner Praktiumszeit an einer Schule. Zwar ist, wie gesagt, die historische Bildung recht stabil, aber gerade in der Gegenwart hat die Pop-Kultur einen immer stärkeren Einfluss.


Lübke schrieb:
ich bin mir nicht ganz sicher in welcher gesellschaft du dich befindest? mir ist niemand bekannt, der soetwas glaubt, das schließt selbst vorschulkinder mit ein. die halten ein spiel für ein spiel. die glauben auch nicht dass ihre piratenfiguren historisch korrekt sind, sondern dass das piratenfiguren zum spielen sind ohne sich über geschichtliche hintergründe den kopf zu zerbrechen. ich will die möglichkeit nicht ausschließen, dass es so vollkommen beschränkte menschen gibt, die aus irgendwelchen spielen/filmen/liedern/romanen etc. pp. ihre vorstellung von der realität herleiten, aber du kannst wohl kaum verlangen dass sämtliche unterhaltung wegen dieser personen 100% historisch korrekt sein muss, damit ja niemand einen falschen eindruck bekommen könnte weil er geistig nicht in der lage ist realität und fiktion zu trennen. du verurteilst hier ein medium, dass überhaupt keine schuld an der von dir angeprangerten beschränktheit dieser hypothetischen personen trägt.

Ich empfehle dir, dass du dich über Memory Theories/Erinnerungs-Theorien einliest. Dann nimmst du irgendeinen bekannteren Vietnam-Film, schaust ihn dir an. Dann liest du dich über Augenzeugenberichte von Soldaten ein, dann über Erinnerung von Soldaten an den Krieg in den 80er, 90er, 2000er Jahren. Dann noch über die allgemeine Wahrnehmung des Krieges, vllt. noch eine Doku wie die 2017er von Ken Burns.
Dann kommt man sehr schnell zu zwei Punkten: 1. die vermeintlich historische Wahrnehmung/"Korrektheit" des Vietnam-Krieges ist stärker von der Pop-Kultur (Filme und Musik) beeinflusst als man glauben mag, 2. dieser Einfluss ist so stark, dass er nachträglich die Erinnerugen jener, die den Krieg live miterlebt haben, stellenweise in Richtung der Pop-Kultur verschoben hat. Das ist ein schleichender und langwieriger Prozess.
Gleiches gilt in vielen anderen historischen Bereichen. So wird das Mittelalter in der Breite der Gesellschaft in Deutschland noch immer stark romantisiert (woran Mittelalterstadtfeste ihren starken Anteil haben), einzig mit Bezug auf die Religion wird das ganze anders gesehen, was aber wohl viel mehr der modernen Säkularisierung als der historischen Bildung geschuldet ist.


Lübke schrieb:
eigentlich dürfte er gar nicht veröffentlicht werden, denn in seiner eigenschaft als wissenschaftler tut er genau das, was er dem spiel vorwirft: die realität verzerren und dabei einen anspruch auf korrektheit erheben, der nicht gegeben ist.

Nun, wenn er wissenschaftlich richtig gearbeitet hat, dann hat er seine Quellen angehängt. Folglich kannst du diese Quellen einsehen, dich einlesen und entsprechend einen Gegenbeitrag erstellen, in dem du seine Thesen und Co. mit eigenen Gegenbeispielen widerlegst.
Ist meinen Erfahrungen nach gar nicht so schwierig, allen voran dann, wenn die gegebenen Quellen ohnehin recht schwach sind.


USB-Kabeljau schrieb:
Das Problem mit diesen "Diskussionen" ist, daß ständig Leute, die von Gaming keine Ahnung haben, sich als die größten Experten aufspielen und die Diskussion (und deren Ton) bestimmen wollen.
Wenn ich meine, etwas kritikwürdiges in einem Feld zu erkennen, das mir eigentlich fremd ist, wäre ich da deutlich zurückhaltender und würde erstmal vorsichtig nachfragen und den Dialog suchen.

Nun erneut: mangels Wissen oder mangels Willen.
Man könnte sich ja in die Biographie jenes Historikers einlesen, schauen welche Werke er sonst veröffentlicht hat, um seine eigenen Aussagen zu untermauern. Blöd wird es nur, wenn es da nichts gibt und der Herr Zimmermann zufällig sich doch schon mehr als einmal mit dem Thema Gaming beschäftigt hat (auf das Privatleben aka ob er Gamer ist kann man schlecht ableiten).
https://felix-zimmermann.net/de/bio/

Dann könnte man natürlich auch noch seine Werke genauer unter die Lupe nehmen usw. Ist aber aufwendig, verlangt von einem irgendwie Arbeit ab und es könnte ja dummerweise rauskommen, dass die eigene, vorgefertigte Meinung nicht so wirklich haltbar ist.


1Striker1 schrieb:
Früher hat man sich doch auch nicht darüber Gedanken gemacht welche politischen oder ethischen Dinge dahinter stecken könnten.

Custer's Revenge, nur so als eines von ziemlich vielen Beispielen. Oder Punch Out!, oder Doom (Columbine), Tomb Raider, ..... alles Spiele, die schon zu Release-Zeiten mal mehr mal minder stark politisch und ethisch betrachtet wurden.


USB-Kabeljau schrieb:
Ich wage auch mal die Behauptung, daß man kaum einen Spieler finden wird, den das tatsächlich interessiert, ob Spiele als Kulturgut wahrgenommen werden.

Ist zwar schon älter und die Damen und Herren Kommentatoren und der Schreiber haben sicher inzwischen ihre Meinung geändert, aber es ist immerhin anders als eine einfache Behauptung sogar etwas nachlesbares:
https://www.gamersglobal.de/user-artikel/videospiele-das-soll-kunst-sein


revan. schrieb:
Als halbwegs gebildeter Mensch kann man solche Ansichten (eigentlich!) als lächerlich abtun, genauso wie das z.B. irgendwer die Story vom aktuellen Battlefield mit Frauen und restlicher Story für realistisch hält.

Nur interessanterweise wurde bei der Diskussion um BF5 gerade historische Genauigkeit ins Feld geführt von den Kritikern und Befürtwortern (wobei ich da eher der Meinung bin, dass es den meisten nur als Scheinargument diente, von beiden Seiten wohlgemerkt).


Silverangel schrieb:
Würde der Ersteller des Werks selbst den Anspruch haben und Kommunizieren eine historisch korrekte Simulation zu erstellen, kann man sowas ankreiden.

Da ich es oben vergessen habe:

Kurz: die Ersteller werden aus politischen und wirtschaftlichen Gründen den Teufel tun und sagen, dass ihr Werk historisch korrekt wäre, oder irgendwie ein politisches Statement damit verbunden wäre usw., solange es nicht irgenwie wirtschaftlich einen Vorteil hätte. Das entbindet trotzdem nicht von der Kritik, sonst bewegen wir uns auf einem "It was just a joke!" Niveau der Youtube-Prank-Gemeinde.
 
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Also ich finde es einfach übertrieben. Ich hab gester ein reines schönbau Anno 1800 gestartet, OHNE Piraten, ist das jetzt historiesch ein Problem? Auch, dass meine Minen unendlich Material finden, die Schiffe viel zu nah aneinander vorbeifahren und so hart wenden.... Dass es sicher nicht 100% korrekt ist, muss doch jedem klar sein. Ich spiel ja CSGO auch nicht nach dem Prinzip, Bombe in 6 Sekunden entschärft, oder sonst was.
 
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Ich stelle immer mehr fest: Älter werden ist zwar nicht schlimm - aber es kommen immer mehr Klugscheißer aus den Löchern wie jetzt diese Kritiker der Anno Macher, welche einem statt einem Punkt ein Komma vorhalten, obwohl nicht jedes Thema ernsthaft oder provozierend sein soll was man täglich so von sich gibt oder einfach nur Spaß macht.

Früher ließen solche vergeistigten Überflieger oder Möchtegerns wenigstens nur ab und an einen Satz in Latein heraus. Heutzutage bekommst du umfangreiche Korrekturvorträge bei kleineren Verfehlungen, worüber sich früher gar keiner Gedanken gemacht hatte.

Macht man Fehler, sagt etwas Falsches oder spinnt seine eigenen Gedanken weiter wird man heutzutage zudem schneller denn je als dumm oder als Polemiker hingestellt. Dabei gibt es egal ob es z.B. um E-Mobilität oder der Nutzung von Plastiktüten geht selbst unter "Experten" total unterschiedliche Ansichten.

In Zeiten von Internet, Social Media und einer Überqoute von Studierten ist es schlimmer denn je.
 
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Mir ist noch nicht ganz klar über welche Empörung sich hier empört wird. Zu vermuten ist aber, dass einmal mehr weder der Artikel noch die Quellen, auf welche er sich bezieht, gelesen wurden. Die wahren 'Berufsempörten' (um im Stammtisch-Jargon zu bleiben) sind jene, die überall den Klassenkampf der Unbedeutenden sehen. Ich empfehle (mehr) Alkohol- und Drogenkonsum.
 
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Sage ich schon seit Jahren. Schach verharmlost das Mittelalter. Wieso werden keine Kreuzzüge thematisiert? Wieso sterben die Bauernfiguren mit der Zeit nicht reihenweise an der Pest? Außerdem wird die Schlacht selbst zu harmlos dargestellt. Das nicht Darstellen von abgeschlagenen Körperteilen suggeriert, dass Schlachten sauber wären.

Man sollte Schach verbieten.
 
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Wow...kann man Spiele nicht mal als solches anerkennen? Immer kommt jemand mit der "Politikkeule".
Unglaublich dass man zu Gunsten des Spielspaßes...
 
Was soll die Aufregung ?

Das ist in Märchen und in Kinderbüchern doch auch nicht anders.

Ich glaube, viele Leute haben noch gar nicht realisiert, dass das Durchschnittsalter der Gamer in Deutschland inzwischen bei 35 Jahren liegt.
Das sind alles, bzw. in der überwiegenden Mehrheit, erwachsene Menschen !
 
dann will ich gar nicht wissen wie sehr Wolfenstein das Geschichtsbild verzerrt. Aber ja, man hätte ggf noch Schwarze/Sklaven als Waren Item mit aufnehmen können.
 
Wie jetzt, dann beruht Worms Armageddon nicht auf waren Gegebenheiten und entspricht der Realität?
Und wie ist das mit Need for Speed, die A7 zeigt aber ganz viele Parallelen - was war zu erst: Need for Speed oder die A7?
… deswegen kamen die Liebesbriefe an Lara Croft auch immer wieder zurück.
 
Die Kritik ist durchaus berechtigt, allerdings ist und bleibt es ein Spiel und es hätte dem Spielgefühl ordentlich einen Zacken aus der Krone gebrochen. Selbst das Niederknüppeln von Revolten ist da wohl schon ein großes Zugeständnis gewesen.

Von daher, ja, hätte man machen können.
Zum Anderen aber, ist und bleibt es ein Spiel ohne Bildungsauftrag.

Dennoch hätte ich es ganz schön gefunden, wenn einige historische Erklärungen abrufbar wären, wie in der Total War Reihe, die das Geschehen etwas mehr in ein rechtes Licht rücken - meinetwegen auch Developer Kommentare als Bonus-Modi.

Krautmaster schrieb:
dann will ich gar nicht wissen wie sehr Wolfenstein das Geschichtsbild verzerrt.
Wolfenstein lebt aber auch nicht von einer vermeintlich akkuraten Abbildung der Geschichte und so ziemlich jeder weiß, dass Mecha-Hitler nicht von einem Amerikaner mit polnischen Wurzeln getötet wurde, der vorher die gesamte Waffen-SS im Alleingang platt machte ;)

schlagschnurr schrieb:
Wie jetzt, dann beruht Worms Armageddon nicht auf waren Gegebenheiten und entspricht der Realität?
Wow, ein offensichtlich Wer der Fiktion mit Einem zu vergleichen, dass augenscheinlich weit weg von Fiktion sein will....ich schieb das jetzt mal darauf, dass du deinen Kaffee am frühen Morgen noch nicht hattest :freaky:
Außerdem meinst du glaub ich Begebenheiten, ein weiteres Indiz für meine These. ;)
 
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Hinterfragen finde ich ja ok, aber die Kritik ist irgendwie befremdlich/einseitig. Als ob andere Medien wie Bücher und Filme nicht auch geschönte und verzerrte Bilder der Geschichte zeichnen.

Davon abgesehen gibt es durchaus Projekte die sich mehr an Historie orientieren. Ich begrüße die Vielfalt und das nicht jedes Spiel bierernst ist. Bei Filmen und Büchern genauso.

Irgendwie erinnert mich die Kritik an die leidliche Diskussion um Gewalt in Spielen und die angebliche negative Auswirkung.
 
Ich finde, die meisten Kommentare hier sind nicht zuende gedacht: jedem halbwegs normalen Durchschnittsmenschen dürfte klar sein, dass Spiele wie Anno oder (um mein vorheriges Beispiel nochmal aufzugreifen) Filme wie damals Top Gun vom Hersteller als Unterhaltung gedacht sind. Soweit so offensichtlich. Und als "Gamer" der ersten Stunde darf ich sagen, dass ich Unmengen an "historisch und ethisch fragwürdigen" Spielen konsumiert habe und trotzdem (soweit meine subjektive Selbsteinschätzung) ein brauchbares Mitglied dieser Gesellschaft geworden bin.

Aber das ändert doch nichts daran, dass Top Gun damals zu einem wahren Boom bei den Bewerbungszahlen beim US-Militär geführt hat und wir als Kids das nachgespielt haben (böse Russen töten) oder (um ein drittes Beispiel zu nehmen) offensichtlich nicht wenige Menschen glauben, dass Kühe lila sind.
Ein gewisser Einfluss findet immer statt. Davor kann auch gute Bildung nur in begrenztem Maße schützen. Und wenn ein Aufsatz diese Probleme aufgreift und davor warnt, dann ist das doch zunächst einmal nicht schlecht! Jetzt darauf einzudreschen zeugt mMn von einer sehr kurzen Sichtweise und manche hier sollten vielleicht doch nochmal darüber nachdenken, ob sie nicht einfach vom Autor "ertappt" wurden...
;)
 
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