Jupp53 schrieb:
Da hat sich bei uns was getan. Meine Frau hat in dem Bereich geforscht.
Na dann mal einen lieben Gruß an die Kollegin
Ich hab während der ersten PISA Studie noch im Studium gesessen ... natürlich habe ich da auch mitbekommen, dass Deutschland mal wieder Weltmeister geworden ist ... diesmal in "Selektion im Bildungssystem".
Wir haben in Deutschland ein uraltes Berechtigungs(un)wesen, dessen größtes Verdienst es wohl war, dass nicht mehr jeder Adelige Volltrottel studieren durfte, während geniale Bauernkinder oft nichtmal eine Volksschule abgeschlossen haben, weil es für sie eh keine weiteren Bildungschancen gab.
Jupp53 schrieb:
Das ist zwar alles richtig, fällt aber meist auf ausgetrockneten Boden. Menschen, die an Rasse und zuerst biologisch begründete gerecht verteilte Leistung in der Gesellschaft glauben, gibt es auch unter Soziologen.
Meine Spezialisierung ist auch nicht Soziologie gewesen, sondern Migrationspädagogik ... ich habe meinen Blick dann einfach auf gesellschaftliche Differenzlinien ausgedehnt ... denn eigentlich ist es bei jeder binär codierten Unterscheidung das selbe Muster ... "innen/aussen" ... "Wir/Nicht-Wir" ... und am Ende kommt es immer auf "oben/unten" heraus, wobei die, die sich dieser Denkmuster bedienen, immer aus beiden Lagern Motivation beziehen.
Auch das Gefühl, bei einer solchen Unterscheidung "unten" zu stehen, ist eine Matrix, auf deren Basis Identitärtsarbeit stattfindet.
Sehr interessant fand ich hier die Unterscheidungen, welche um Rassekonstrukte oder Sexuelle Präferenzen kreisen ... frag deine Frau mal nach Gayle S. Rubin oder Stuart Hall ... letzterer insbesondere im Bezug auf eine art "passiven" Rassimus, den letzterer z.B. bei seiner eigenen Großmutter festgestellt hat, weil die regelrecht stolz war, es zum Dienstmädchen gebracht zu haben und scheinbar der Meinung war, die Welt hätte es mir ihr recht gut gemeint und so sei eben die Ordnung der Dinge.
Auch wenn sich jemand in Anbetracht von Männlichkeitsbildern á la "Eisenhans" oder "Rambo" ganz gezielt NICHT so verhält, wie diese Rollenvorbilder, bedient und bestätigt er damit "hegemoniale Männlichkeit". Denn er differenziert seine eigene Männlichkeit eben in Korrespondenz mit den abgelehnten Rollenbildern aus.
Auf einen Negativ ist das gleiche zu sehen, wie auf einem Positiv (Fotografie).
"Gesellschaftliche Differenzlnien" ist ein extrem interessantes Forschungsfeld ... leider habe ich es ja nach dem Studium nie bis in die praktische Forschung geschafft, was ich noch immer schwer bedauere.