Nutzerkennwort schrieb:
Gab es schon alles. Nannte sich Kommunismus oder Sozialismus. Wo das geendet hat wissen wir ja.
Leistung ist nicht einfach verteilbar, diese muss erarbeitet werden.
Meinst du in etwa so, wie das eine ganze Menge Deutsche zwischen 1933 und 1945 gemacht haben?
Den unterschied zwischen 33 und 45 kennst du sicherlich.
Ein völliger Mumpitz, was du da von dir gibst.
Leistung kann nicht verteilt werden, sondern wird von Individuen erbracht ... aber für die Herleitung von Bewertungsgerechtigkeit wäre es eben auch notwendig, dass die Chancen darauf, eine "gute Leistung" zu erbringen (die auch gut entlohnt wird), wenigstens ähnlich verteilt sind.
Um es mit den Worten eines Christian Lindner auszudrücken, es sollten wenigsten ähnlche Startbedingungen vorhanden sein.
Und genau daran hapert es auch in unserer Gesellschaft. Denn hier geht es nicht nur um Leistung ... die am besten belohnte Leistung ist eigentlich, nicht so leicht ersetzbar zu sein ... sei es durch Bildungszertifikate, durch Erfahrung, oder einfach dadurch, dass man etwas kann, was nicht viele können.
Das alles folgt selbstverständlich der allgegenwärtigen Marktlogik von Angebot und Nachfrage ... Menschen, von denen es sehr viele gibt, sind in diesem System eben weniger wert, als eher seltene Menschen.
Jeder hat es selbst in der Hand, seinen Wert in diesem System zu steigern ... z.B. durch (Fort-)Bildung (kulturelles Kapital) oder das berühmte Vitamin B (soziales Kapital).
Beide Kapitalformen lassen sch in wirtschaftliches Kapital (das ist das, wovon Marx sprach) "ummünzen". Freilich fällt es dort, wo bereits viel Kapital vorhanden ist, weitaus leichter, seinen Wert zu steigern.
Das fällt in Deutschland schon auf, und hier ist es tatsächlich noch sehr sehr mild ausgeprägt. dazu muss man sich nur mal anschauen, welche sozialen Schichten ihre Kinder eher aufs Gymnasium schicken oder sich anschauen, wessen Kinder diese Schulform am ehesten mit guten Noten abschließen.
Hat das was damit zu tun, das Kinder reicher Eltern von Natur aus leistungsfähiger sind (es ist in den Genen, erfolgreich zu sein), oder liegt es daran, dass man sich mit genug Patte einfach eher eine brauchbare Unterstützung der Kinder in ihrem Werdegang leisten kann? Stichwort Anregungsniveau im privaten Umfeld.
Das hat oft eine krasse Auswirkung auf Bildungserfolge und mit ihnen auf die berufliche Karriere.
Klar kann man daraus ausbrechen ... aber das kostet eben sehr viel Kraft ... die ein reiches Kind für anderes verwenden kann.
So ist die Situation in Deutschland ... eigentlich ein Paradies was das angeht, denn fast überall auf der Welt ist das noch viel heftger ausgeprägt ... und vor allem in den USA hast du fast betonierte soziale Ordnungen, die schon an das alte indische Kastensystem erinnern ... auch das ist nicht mehr gesetzlich verankert (genau wie die Rassentrennung in den USA und Südafrika) ... aber in den Köpfen vieler Hindus noch sehr aktiv und bedeutsam (genau wie bei vielen Menschen in den USA und Südafrika).
Gleiches scheint für die Rassentrennung in den USA zu gelten. Da helfen auch Alibi-Neger auf dem Präsidentensessel nicht, darüber hinwegzutäuschen, dass es vielen weißen etwas leichter fällt. Einfach weil eben nicht nur die eigene Leistung zählt, sondern auch die der Eltern, der Großeltern und aller anderen, die das Familienvermögen (in allen drei bourdieu'schen Kapitalformen) vergrößert haben.
Was wird in einem solchen Land mit jemandem passieren, der durch die staatlichen Schulen quasi kaum kulturelles Kapital vermittelt bekommt, in dessen Familie es traditionell nur wenig Besitz gibt (geringes wirtschaftliches Kapital) und der auch fast nur andere kennt, denen es ähnlich geht (nicht in wirtschaftliches Kapital übertragbares soziales Kapital)?
Genau, der bleibt arm ... egal wie viel er auch leistet, weil er eben eines NICHT leisten kann ... die Gebühren für gute Privatschulen.
Mindestens eine der bourdieu'schen Kapitalformen ist schon vor dem gesellschaftlichen Aufstieg vorhanden ... nur das Marx'sche Kapital (wirtschaftliches Kapital) ist da etwas anders ... denn das verschiebt den Startpunkt direkt nach oben. Wenn man einen Teil davon investiert (oder Investments erbt), darf man sich sofort zu den Leistungsträgern zählen.
Und was ich hier schreibe ist auch nur dann "alles linke Ideologie", wenn man eine ganze Wissenschaftsdisziplin (Soziologie) komplett ignoriert ... tut man das nicht, dann ist all das ziemlich nüchterne Wissenschaft ... und es ist ziemlich traurig, dass sich dieses System trotz einiger Reflektion als so hartnäckig und resilient erweist. Es ist nicht tot zu kriegen, denn die, die dieses System zu Leistungsträgern macht, tragen auch das System ... und haben ganz sicher kein großes Interesse, etwas daran zu ändern. Es "läuft" ja (für sie).
Was wir in unserer Gesellschaft beobachten können, ist nicht der Ausgangspunkt sozialer Verteilungsprozesse, sondern lediglich ihr Ergebnis.
Leider fällt es Naturalisten recht schwer, in Prozessen zu denken, denn dann könnte ihre eigene Ideologie ja in sich zusammenbrechen, weil das ganze doch nicht einfach NUR natürlich ist, sondern durch die etablierten Strukturen eben noch zusätzlich verstärkt wird ... in manchen Kulturkreisen mehr, als in anderen.