Ich frage mich ja, welche Rolle eigentlich noch Oskar Lafontaine spielt.
Alters- und gesundheitsbedingt ist nicht mehr viel von ihm zu hören.
Aber wenn in einem deutschen Politikerleben der letzten Dekaden der Begriff Strippenzieher auf irgendwen zutrifft dann auf ihn.
Die SPD hat er erst in einem kleinen Putsch hinter sich gebracht, hatte dann aber das Pech in Schröder einen ebenbürtigen Strippenzieher und genau so machthungrigen innerparteilichen Konkurrenten zu haben. Irgendwann verließ er die Partei mit entsprechendem Getöse und trat dem westdeutschen Teil der heutigen Linken bei. Deren Co-Chef er dann wurde neben Bisky nach der Vereinigung.
22 trat er dann aus der Partei wieder aus. Keine Ahnung, ob es schon mal jemanden gab der aus 2 relativ großen Parteien denen er vorsaß wieder austrat.
Und nun also das BSW. Auf dem Gründungsparteitag hielt er die Hauptrede und Mitglied ist er auch. Parteivorsitzender wird er zum dritten Mal aber vermutlich nicht mehr werden. Aber wie stark ist hier sein Einfluss noch?
Über seine Frau sagte er einmal, sie sei ein klassisches Einzelkind: mit hoher Intelligenz und vielfältigen intellektuellen Begabungen – aber niemand, der ein Rudel führen könne. Dabei sei das eine Fähigkeit, auf die man in der Politik eigentlich nicht verzichten könne, so Lafontaine. Wagenknecht selbst bestätigte die Einschätzung im „Spiegel“. Anders als ihr Mann sei sie allein aufgewachsen, als Einzelgängerin, habe nie Gruppen organisiert.....
Den Äußerungen ehemaliger Parteikollegen zufolge gilt das ganz allgemein für Wagenknechts Bereitschaft, mit anderen zusammenzuarbeiten. Für Gremien sei sie ungeeignet; es gebe kein gemeinsames Agieren. Wagenknechts Mutter wird in einer Biographie mit der Einschätzung zitiert, eigentlich sei ihre Tochter gar keine Politikerin. Trifft man sie persönlich, wirkt sie tatsächlich nicht wie eine. Sie erweckt einen scheuen, fast unsicheren Eindruck (Zitat FAZ)
Nun, den Eindruck kann man aktuell eigentlich nicht gewinnen oder sie hat viel bei ihm gelernt. Interessanter Weise wurde Höcke von Parteikollegen ähnlich skizziert.
Dennoch, Personenkult hat Wagenknecht immer schon umgeben. Das BSW hat nie auch nur versucht, das zu kaschieren. Alles ist auf die Vorsitzende ausgerichtet, Rest ist nur Staffage. Schon die Namensgebung sagt alles.
Lafontaine dürfte genau das sicher befördert haben, Personenkult war auch sein Ding, also solange es um ihn ging. Mit seinem Austritt aus der Linken dürfte er zumindest auch die Weichen für seine Frau gestellt haben, auch wenn sie geschickter Weise noch auf den richtigen Moment gewartet haben, was zu dem alten Taktiker passen würde.
Ironischer Weise bekommt der Osten jetzt die Dosis Lafontaine, die er ihm bei der ersten Bundestagswahl nach der Wiedervereinigung verweigert hatte, was für den Osten rückwirkend betrachtet vermutlich wesentlich besser gewesen wäre. Aber gut, hinterher ist man immer klüger. Er selbst meinte später dazu,
„Ich habe die Einheitseuphorie unterschätzt, das rationale Argument schlichtweg überschätzt. Die Wahrheit ist nicht immer populär.“
Ich denke wenn er soweit noch gesundheitlich beisammen ist, wird SW sicher seinen Rat suchen. In Ihrer Situation gibt es vermutlich eh keinen besseren Ratgeber. Die Gefahr, dass er sie auch wieder wie eine heiße Kartoffel fallen lässt, besteht aus biologischen Gründen eher weniger.
Insgesamt ist diese Ehe wohl das was man Neudeutsch eine win-win-Situation nennt.