Ich grabe diesen alten Post von Bucky hier mal aus:
Und ein besseres System als den Kapitalismus kann es zwar schon geben, allerdings erfordert er auch eine schlaue Bevölkerung. Ein System der Gleichberechtigung und Kompetenz erfordert halt eine andere Bevölkerung, als das wir sie in unserer jetzigen Stufe der Evolution haben .... Also machen wir das beste aus dem, was wir haben!
Sry, dass ich in die nette BWLer-Plauderrunde so reinplatze, aber ich finde diese These grandios und will ein bisschen was dazu sagen. Die kapitalistische Wirtschaft ist ein nichtlineares dynamisches System, also ein Fall für die Chaostheorie. Solche Systeme haben aber die Eigenschaft, dass jede kleinste Störung exponentiell zunimmt. Das Ding ist also ungefähr das genaue Gegenteil eines stabilen Systems. Mal geht es bergauf, mal bergab, wie es sich entwickelt lässt sich nur statistisch vorhersagen und auch das nur sehr schwer.
Das heißt für den Otto-Normal-Bürger im Klartext Folgendes: Da es mal bergab mal bergauf geht, leg ich mein Geld so an, dass ich von beiden Phasen profitiere und schon hab ich aus Nichts ein kleines Kapital gemacht. Und wenn jeder es so macht, dann geht es allen besser und jeder ist reicher geworden. Das ist ja das Grundprinzip des Kapitalismus: Jeder denkt nur an sich und sorgt für sich und am Ende ist für alle gesorgt.
Nur leider ist es so, dass Geld keine absolute Größe ist, sondern eine relative. Wenn ich reich bin, bin ich nicht wirklich reich, ich bin nur reicher als andere; wenn ich arm bin, bin ich nicht wirklich arm, ich bin nur ärmer als andere. Das heißt, es können nicht alle reicher werden, das ist per Definition nicht möglich. Es kann nur der durchschnittliche Lebensstandard steigen, damit wäre allen gedient. Dieser kann aber nicht durch Wirtschaft steigen, sondern nur durch Forschung.
Aus nichts kommt einfach nichts. Die Erde hat eine begrenzte Menge an Ressourcen. Was die Wirtschaft macht, ist eine Umfunktionierung dieser Ressourcen zu nützlichen Dingen. Damit der Lebensstandard steigt, hilft es nicht, diese Umfunktionierung aktiver zu betreiben. Was man machen muss, ist es, sie effizienter zu machen, dann kommt wirklich mehr dabei raus - einfach weil weniger verloren geht. Die Steigerung der Effizienz ist aber nichts anderes las Forschung.
Was Wirtschaft macht, ist also keine Steigerung des Lebensstandards, sondern nur eine Umverteilung des Geldes und somit der Lebensqualität. Und wenn es um die kapitalistische Wirtschaft geht, dann geschieht diese Umverteilung im Großen und Ganzen in eine Richtung: Von Arm nach Reich. Denn wer schon Geld hat, kann leichter noch mehr erhalten (Zinsen), wer keins hat, kann auch schwer welches kriegen. Im Gegenteil, Arme müssen öfter Kredite aufnehmen und zahlen die Zinsen, die die reichen auf ihr Geld bekommen. Das heißt also, dass die kapitalistische Wirtschaft die Extreme Arm und Reich nicht zu einem Mittelstand zusammenführt sondern sie im Gegenteil auseinanderzieht.
Ist das nun gut oder schlecht? Ich meine, schlecht! Nehmen wir das Standardbeispiel: Afrika. Um Afrika wirklich zu helfen, reicht es nicht, kluge Entwicklungspläne zu entwickeln oder lächerliche Summen als Spende rüberzuschicken. Denn das Problem von Afrika ist nicht, dass es den Leuten dort schlecht geht. Einem europäischen Bauern im Mittelalter ging es auch nicht allzu viel besser. Afrikas Problem ist, dass es Afrika schlechter geht als dem Rest der Welt. Um Afrika zu helfen, müssen wir also erreichen, dass es Afrika genauso gut geht wie uns. Das heißt aber im Umkehrschluss, dass es uns auch nur so gut geht wie Afrika!
So und nun zurück zur oben zitierten Aussage. Bucky schreibt, dass ein System der Gleichberechtigung eine schlauere Bevölkerung erfordert. Ich finde im Gegenteil, dass das kapitalistische System ein System der Gleichberechtigung wäre - wenn die Bevölkerung schlau wäre. Da sie es aber nicht ist und man ihr nicht zumuten kann freiwillig sozial und menschenliebend zu sein, muss eben ein anderes System her. Ein System, die die Menschen zwingt oder ihnen einen Anreiz gibt, sich sozial zu verhalten.
Ob es gleich Planwirtschaft+Kommunismus sein soll oder ein ganz neues System, will ich hier nicht erörtern. Man hat ja oft genug gesehen, dass Planwirtschaft zwar viele Stärken aber leider auch viele Schwächen hat. Und ein drittes System gibt es noch nicht... Aber das heißt nicht, dass man wegen Alternativlosigkeit totaler Fan des Kapitalismus werden sollte. Ich bin mir sicher, dass ein System möglich ist, das die Stärken von Kapitalismus und Planwirtschaft vereint und gleichzeitig keine ihrer Schwächen hat. Und unsere soziale Marktwirtschaft in Deutschland ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung aber leider auch nicht perfekt. Und international gesehen auch nutzlos - was nutzt es Afrika, wenn es irgendwo in Deutschland soziale Marktwirtschaft gibt, wenn global gesehen (zwischen den einzelnen Staaten der Welt also) der krasseste Kapitalismus vorherrscht.