@Zwenner: ich glaube du hast mich missverstanden. ich stelle nicht das problem in abrede, sondern die vermeindliche wirkung des bge diesbezüglich und auch die schuldzuweisungen an das "system".
du schreibst es ja im grunde selbst: dir gehts gut, deinen freunden und bekannten gehts gut, aber du kennst auch fälle, denen es nicht gut geht. ok, warum genau brauchen du und deine freunde dann hilfe? das bge wäre für alle da, nicht nur für die, die es bräuchten. aber schlimmer: durch das bge würden viel mehr menschen bedürftig werden. preise würden explodieren, arbeitslosenzahlen in die höhe schnellen und die arbeitgeber würden es als argument für preis- und lohnpolitik ausnutzen. wenn das bge kommt, gehören viele deiner freunde und vllt auch du auch zu den hilfsbedürftigen. was denkst du, wie es euch geht, wenn die lebenhaltungskosten um 500,- € pro monat steigen? ich kann dann nicht mehr von meinem gehalt leben. kannst dus?
du sagst es ja schon selbst, das problem ist im grunde schon geregelt:
Im Zivilrecht spricht man von sittenwidrigen Löhnen, dem sog. Lohnwucher, wenn die vereinbarte Vergütung so gering ist, dass ein grobes Missverhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung gemäß § 138 BGB vorliegt.
aber wenn eine regelung nicht durchgesetzt wird, wie sollte uns dann eine neue nutzen? dann werden eben nur noch halbtagskräfte eingestellt die "freiwillig" 20 unbezahlte überstunden pro woche ableisten und das bge ist fürn ar*** (meine schwester hatte mal so einen netten chef). die preise werden natürlich trotzdem angepast.
So wie ich das herauslese hast in der Tat kein Problem damit, dass Mensch für einen sehr niedrigen Lohn arbeiten gehen?
nein, ich habe nur ein anderes verständnis davon, was "wenig" überhaupt ist. wie gesagt, ich hab selbst bekannte, für die ist 2000 netto noch zu wenig. die jammern auch immer nur über den bösen arbeitgeber weil sie in der zweiten monatshälfte meist schon pleite sind. ich komm erstaunlicherweise mit viel weniger über die runden und leg am monatsende sogar noch was auf die hohe kante.
wenn ich jetzt über den tellerrand schaue, sehe was meine eltern oder großeltern nur hatten und was die erschaffen haben, wenn ich in andere länder schaue, dann wirkt unser gejammer über unsere "armut" gradezu grotesk. "mit dem einkommen auskommen" etwas, das viele menschen in deutschland nie gelernt haben. wir sind es gewohnt, das immer alles da ist und alles was andere sich leisten können, ich mir selbstverständlich auch leisten kann. und zwar ohne dafür zu sparen. warum braucht jemand, der mit seinem lohn nicht über den monat kommt ein iPhone 5, ein tablet, einen 107 cm lcd, und einen pc mit ner 300,- € grafikkarte und vor allem; wie hat er das alles bezahlt, wenn er doch angeblich so wenig verdient? wer sich das alles noch leisten kann, den erachte ich nicht als arm und hilfsbedürftig.
für die, die wirklich ausgebeutet werden (ja die gibt es auch) dafür muss man zielgerichtet etwas tun. bestehendes recht strenger durchsetzen und zwar bei den betreffenden unternehmen und nicht eine ganze branche oder gar unsere gesamte wirtschaft ins abseits stürzen, nur um ein paar schwarze schafe abzustrafen (dies sowieso am wenigsten treffen würde).
bge heißt nur, die menschen stärker schröpfen, um das geld anschließend willkürlich mit der gießkanne zu verstreuen und viele neue probleme schaffen, ohne irgendetwas damit bewirken zu können. die einzigen, dies freuen wird, sind die besitzer großer aktivabestände, denn die werden durch das bge einen rasanten wertanstieg erfahren und die länder, die künftig die lohngünstige produktion für deutsche unternehmen übernehmen.
durchaus möglich, dass ich durch das bge nominal profitieren könnte, aber real könnte ich mir dann wohl keinen friseur, bäcker oder metzger mehr leisten (sofern es die dann überhaupt noch gibt). ich verweise nochmal auf die inflation der 1920er in deutschland, weil ich glaube, dass einige immernoch nicht die auswirkungen verstanden haben und nur mehr geld sehen...
das bge ist nicht die lösung, das bge steigert das problem massiv und schafft zusätzlich neue.
versuchen wir vllt mal eine schrittweise annäherung.
ich denke auf folgende aussagen können wir uns wohl einigen:
- der mehrheit der deutschen geht es gut und sie verdienen ausreichend um ein gutes leben zu führen
- es gibt arbeitgeber, die ihre arbeiter ausnutzen und absolut unzureichend bezahlen
- gegen diese ausbeutung muss was unternommen werden und hier ist der staat gefragt
- das bge ist nicht nur für die ausgebeuteten, sondern für alle arbeiter.
soweit korrekt?