Onkelhitman schrieb:
Aber ich muss zugeben, dass die Idee wenigstens funktionieren WÜRDE..
Vielleicht reift auch bei Dir nach einiger Zeit die Überlegung, dass diese Idee (Centralin & Co) nicht funktioníeren wird, weil wichtige Teilfunktionen des Geldes, die Verteilungs- und Motivationsfunktion nicht mehr ausreichend gegeben sind.
Wo und wie wohnen denn zukünftig alle Leute mit nur dem BGE?
Reicht das BGE für den Kauf eines Einfamilienhauses oder einer Eigentumswohnung? Wohl doch nicht. Also müssen diese Leute in einer vermieteten Wohnung/Haus wohnen. Wer aber kann diese Mieteinheiten denn zur Verfügung stellen, wenn bei rd. 4-5% Mietrendite die reine Finanzierung zu 0% Zinsen dann rund 20-25 Jahre dauert? Wohl doch nur Leute/Investoren, die vor ihrem eigenen Abbleben auch einmal eine Auszahlung/Überschuss sehen wollen, also sagen wir einmal jünger als rund 45 Jahre sind. Es baut doch kein 55 jähriger mehr eine Wohnung/Haus zum vermieten, wenn er zu Lebzeiten nichts mehr davon haben wird und er auch nicht seinen Kindern etwas hinterlassen kann. Da nützt es auch nichts, wenn im Todesfall die Immobilie an den Staat fallen würde.
Und wer wird denn das Geld für den Bau von Vermietungseinheiten erhalten? Gibt der Staat großzügig Jedermann ab 18 Jahren zinslosen Kredit? Angespart als Eigenkapital dürfte ja kaum etwas vorhanden sein, weil ja alles immer wiederkehrend enteignet wird. Wird die Kreditwürdigkeit zu weit gesenkt, wollen doch Alle risikolos bauen wollen, um Zusatzeinnahmen zum BGE oder zum BGE+Arbeitseinkommen zu generieren. Die Anzahl der Bauanträge würde explodieren, es würde überall wie wild gebaut, weil ja kein Risiko vorhanden zu sein scheint. Wenn sich kein Mieter findet oder die Mietpreise zurückgehen, kann man ja die Immobilie laut Konzept jederzeit wieder schuldenfrei an den Staat abgeben. Nur was macht der Staat dann mit diesen Immobilien? Er wird sie ja wohl kaum an einen Dritten zum Selbstkostenpreis verkaufen können. Wo kein Markt ist, da findet sich auch kein Käufer zum Buchpreis/Selbstkostenpreis. Es entstünden eine Menge teurer Fehlinvestitionen für viele Landstriche unseres Landes (ähnlich Zusammenbruch Ostimmobilienmarkt nach Sättigung um Jahr 1998-2000).
Und was passiert in den Großstädten mit Wohnungsnot und Mietrenditen von aktuell zum Teil nur 2% = 50 Jahren Finanzierungszeit.
Wer von den privaten Investoren ab 18 Jahren wird bitte schön bei diesem Denkkonzept dort noch Mietwohnungen/-häuser bauen (können)?
Doch wohl kaum Einer. Da bleiben also nur die Firmeninvestoren und da sollte man sich fragen, wem gehören die und wie erhalten die ihre Finanzmittel (welcher Zinssatz usw.). Und warum sollte diese Investorengruppe plötzlich mehr bauen und damit den Wohnungsnotstand in bestimmten Ballungsgebieten mindern? Sie werden nur mehr bauen, wenn die Rendite stimmt (steigt oder gleichbleibt und nicht fällt). Sinkt der Mietpreis unter das jetztige Niveau, sinkt automatisch die Rendite und es werden weniger Wohnungen gebaut.
Es ist doch gar nicht so schwer das zu verstehen. Wir hatten das ganze im Großfeldversuch rund 40 Jahre lang in DDR & Co. und auch heute noch in China, Nordkorea, Kuba usw. zu besichtigen. Alle hatten gleich
wenig.
Das Wort "wenig" beschreibt dabei quantitative und qualitative Zustände. Nur mit einer rosaroten Brille und mangelhaften Rechenkünsten kann man diese Grundsätze wirtschaftlichen Handelns / die Historie ignorieren.
Wenn nach dem Denkkonzept letzten Endes hauptsächlich nur der Staat als Investor für Mietwohnungen/-häuser übrig bleibt, kann er diese Funktion auch bereits heute erfüllen, ohne das ganze System grundsätzlich ändern zu müssen. Das wird vom Ergebnis her das Gleiche bringen. Und heute wie auch im Denkkonzept von Centralin & Co. wird das Geld und die politischen Grundsätze den Mietwohnbau bestimmen. Ohne Rendite kein ausreichender Mietwohnbau, so einfach ist das. Und wer jetzt auf den berechtigten Gedanken kommt, der Staat bräuchte ja keine Rendite, dem sei vor Augen geführt, was aktuell mit den Staaten in Europa passiert, die genauso denken.
Der Staat ist historisch belegbar ein schlechter Ökonom.
Gesellschaften mit einem schlechten Ökonom sind vielleicht gerechter, aber bleiben wirtschaftlich hinter den Gesellschaften mit guter Ökonomie zurück. Solange es also noch Konkurrenzstaaten mit guter Ökonomie gibt, werden die Anhänger der schlechten aber gerechten Ökonomie irgendwann wieder überlaufen, so wie alle ehemaligen Ostblockstaaten Europas.
Der Aufstieg Chinas in den letzten Jahren erfolgte ja auch nicht deswegen, weil ein Konzept von Centralin & Co. umgesetzt wurde, sondern ein genau entgegengesetztes.
Ich liebe überspitzte Beispiele, weil sie besser zum Kern des Problems kommen.
Nehmen wir einmal an, es werden laut neuem Denkkonzept ausreichend Wohnungen für reine BGE-Empfänger, von wem auch immer, erbaut.
Wo wollen denn die BGE only Empfänger alle gerne wohnen wenn Wohnungen ausreichend vorhanden sind/sein müssen? Dort wo das Verkehrs-, Kultur-, Bildungs- und Freizeitangebot am größten ist. Also werden massiv alle reinen BGE in die Großstädte ziehen und dort die Wohnungsnachfrage nach diesen Wohnungen massiv anziehen lassen. Dieser Trend besteht bereits und ist belegbar. Wer will/soll einem reinem BGE-Empfänger denn zukünftig dies verbieten ? Millionen neuer Wohnungen werden in Berlin, München, Stuttgart, Hamburg usw. entstehen und anderswo leer stehen. (Verschwendung wirtschaftlicher Resourcen)