@ Lipovitan und alle Interessierten
Ich habe mir
die Tabelle des Ökonomen Quaas und
seinen Text aus dem link noch einmal kurz angesehen. Grundsätzlich muss man ihm dankbar sein, dass er überhaupt etwas schriftlich abgefasst hat, was allemal besser ist als die bloße Behauptung vieler, es sei finanzierbar. Auch bin ich ihm nicht böse, dass er seine Rechenfehler öffentlich benannt hat, wenngleich die Differenzen von Text zur Tabelle extrem sind und einer Erläuterung bedurft hätte. Nach wie vor ist es mir nicht möglich zu entdecken, mit was für Gesamtmehrkosten durch BGE von 10.000€/Jahr er gerechnet hat. 10.000€/Jahr = 833 €/Monat ohne Aussage zu Kranken- und Pflegeversicherungskosten aus dem BGE, also so in etwa dem heutigen ALG2 Satz.
Eine Ust. von 50% hält er für unsozial, sieht aber eine vollständige Finanzierbarkeit bei rd. 50% Einkommensteuer für alle als machbar/sozial an.
Was 50% Einkommensteuer (bei ihm exakt 53%) bedeutet, habe ich im Kopf wie folgt überschlagen:
Alle Single-Erwerbseinkommen bis brutto 2.000 €/Monat werden durch das neue Modell mit BGE begünstigt, alle ab Single-Bruttoerwerbseinkommen über 2.000 € werden benachteiligt, haben also höhere Abzüge, zum Teil sehr deutliche Abzüge, wie jetzt.
Beispiele: Annahme bisher Nettolohn rd. 70% vom Bruttolohn (Lst. + 20% SV), neu Nettolohn rd. 30% vom Bruttolohn (50% + 20%SV).
Bruttolohn 2000 €/M. Single bisher netto rd. 1400 Euro , neu 833 € + 600 € = 1433 €
Bruttolohn 2500 €/M. Single bisher netto rd. 1750 Euro, neu 833 € + 750 € = 1583 €
Bruttolohn 3000 €/M. Single bisher netto rd. 2100 Euro, neu 833 + 900 € = 1733 €
Bruttolohn 3500 €/M. Single bisher netto rd. 2450 Euro, neu 833 € + 1050 € = 1883 €
Bruttolohn 4000 €/M. Single bisher netto rd. 2800 Euro, neu 833 € + 1200 € = 2033 €
Man erkennt, dass Singlehaushalte massive finanzielle Einbußen haben werden und das dies schon bei Einkommen ab rd. brutto 2500 €/M. beginnt. Ob diese nicht gerade geringe Wähleranzahl ein BGE von 833 €/M. wählen wird?
Man erkennt weiterhin, dass sein Modell eine Lohnangleichung bringt, bedingt durch die rd. 70% Lohnabzüge. Ob das motivationsfördernd für längere eigene Bildungsaufwendungen oder höhere Verantwortungsübernahme ist?
Natürlich wird die Rechnung deutlich anders mit mehr Haushaltsangehörigen, da ab BGE jeder Haushaltsmitbewohner ein Einkommen von mind. 833 €/M. generiert. Ideale Voraussetzungen für eine Exceltabelle zum Thema, für die mir aktuell leider die Zeit fehlt.
Kommen wir zur Exceltabelle von Herrn Quaas.
Diese Tabelle ohne Erläuterungen ist nicht ganz auf Anhieb vollständig von mir zu verstehen.
Die Angaben in Zeile 6,9, 16,17,18,19,20,21,22 kann ich auf die Schnelle rechnerisch/inhaltlich nicht nachvollziehen. Ich glaube sogar, in Zeile 19 sind noch grobe Rechenfehler enthalten.
Ich erkenne überhaupt gar keine Angabe zur Finanzierung/ zum Finanzierungsbedarf von 78,85 Mio. Einwohnern mal 833 €/Monat * 12 Monate = 788,5 Mrd. Euro = 10.000 €/Jahr/je Einwohner.
Er gibt das Geld zwar aus und verteilt Steuern daraus heraus um, aber hat es an keiner Stelle der Kalkulation erwirtschaftet/eingenommen. Da frage ich nun die anderen hier im Forum, wie sieht seine Finanzierung der 788,5 Mrd. Euro für das BGE aus?
@Lipovitan
Die 83 Mrd. Umverteilung sind laut Exceltabelle schon nicht mehr gültig. Er verteilt jetzt 216 Mrd. Euro um. 788,5 Mrd. Euro – 216 Mrd. Euro = 572 Mrd. Euro noch zur Finanzierung offen
Wie Du bei einer Umverteilung von 83 oder auch 216 Mrd. Euro schreiben kannst, damit finanziert er das BGE vollständig, ist mir und ich denke auch Anderen halbwegs Rechenbegabten, viel zu dürftig. Ich persönlich kann noch nicht einmal erkennen, das eine ertragsneutrale Umverteilung von Einkommensteuern wie in seinem Modell irgendetwas zusätzliches wie das BGE finanziert. Hätte er statt Umverteilung, Mehreinnahmen durch Steuererhöhung auf 53% geschrieben, wäre mir das klarer und nachvollziehbar.
Das BGE soll ja grundsätzlich steuerfrei sein, also aus dem gezahlten BGE heraus kann der Staat lediglich bei Inlandsmehrkonsum die 19% Ust. + Lohnsteuern Arbeitsaufwand für Konsumwaren/Dienstleistungen + Gewinnsteuern bei Unternehmen zurückholen. Alle Importwaren und Konsumausgaben im Ausland (Reisen/Dienstleistungen) generieren nur Ust.+ evtl. Zölle, Sparleistungen bringen überhaupt gar keinen Steuerrückfluss an den Staat, Investitionen in gebrauchte Immobilien nur die Grunderwerbsteuer usw.
Das Thema mehr Steuerrückfluss durch erhöhte Konsumausgaben, warum nur 2,14 Prozent laut seiner Tabelle (?), ist sehr komplex.
Ich will es nicht unter den Tisch fallen lassen, lasse aber weitere Ausführungen zwecks Übersichtlichkeit hierzu erst einmal weg. Von mir aus kann für Steuermehreinnahmen durch mehr Konsum wegen eines BGE ein Pauschalbetrag von sagen wir einmal wohlwollend 200 Mrd. zur Finanzierung herangezogen werden (Rückflussquote) , ohne das ich diesen Wert irgendwie berechnet habe, so rein abschätzungsweise. Es verbleibt immer noch ein großer, nicht finanzierter Restbetrag.
Meine Rechnung zu seinem BGE sähe somit zu Quaas modellfremd wie folgt aus:
Ausgaben BGE 788,5 Mrd. Euro
Einnahmen ersparte Sozialleistungen Bund/Länder/Gemeinden 160 Mrd. Euro
Einnahmen Steuerrückfluss aus Mehrkonsum 200 Mrd. Euro
verbleibender Finanzierungsbedarf rd. 428 Mrd. Euro bei einem bisherigen Bundesetat von jährlich 329 Mrd. Euro für alles, mit verminderten ersparten/ins BGE umverteilten Ausgaben von rd. 140 Mrd. Euro eigentlich nur noch 189 Mrd. Euro
@ alle
Erläutert mir bitte in Zahlen, wie Quaas seine 788 Mrd. für sein BGE von 833€/M. finanziert!
Ich habe es bislang nicht geschnallt.