DerOlf schrieb:
Instrumente kaufe ich nur aus 2. Hand ... einfach weil ich mir bei Neuinstrumenten für den Massenmarkt absolut nicht sicher sein kann, dass das Holz lange genug gelagert wurde, um sich nicht zu verziehen.
Vielleicht bin ich da auch zu misstrauisch ... aber eine krumme Gitarre ist nunmal nichts weiter, als ein hübsches Stück Feuerholz ... und dafür möchte ich keinen Kilopreis von über €250,- zahlen.
Ich spiele selber Stromgitarre und löte meine Amps selber. Bei diesen Gitarren erzählt einem der Hersteller, der Journalist, der Verkäufer, der Profi- und der Hobbymusiker (die plappern beide gerne nach) von Tonholz und dem imens wichtigem Klang der "trocken gespielten" E-Klampfe. Der Physiker lacht sich über soviel Schwachsinn kaputt.
Wenn man sich genauer damit beschäftigt fällt auf, dass E-Gitarristen von Elektronik meist genauso wenig Wissen haben wie von ihren umgehängten Spielzeugen. Da wird dann irgendwas aus der Akustikgitarrenwelt hineingedichtet, was nicht vorhanden ist. Da wird von klanglichen Eigenschaften des Holzes bei zwei Gitarrentypen gesprochen, die unterschiedliche Mensuren, andere Stegkonstruktzionen und völlig andere Pickuptypen haben... Da werden Grundprinzipien der Verzerrung ignoriert und dem Holz ein Klangstil angedichtet, der aus dem Amp oder Effekttretern kommt, dort so geformt wird.
Hersteller nutzen das hemmungslos aus, mit Unwissenheit der Kundschaft und Hokuspokus lässt sich viel Geld verdienen. Das eine saubere Einstellung der Gitarre enorm wichtig ist, Sattel/Steg kein Schrott sein sollten und auch Plektren und Spielweise ihren erheblichen Teil zum Klang beitragen, sollte dann doch langsam Allgemeinbildung sein.
Natürlich kann man 2nd Hand Instrumente kaufen, wer Nacharbeit scheut oder überzogene Preise nicht mag (ist bei mir der Fall) greift zur Neuware, lernt aber irgendwann auch, die Bünde selber abzurichten zu erneuern und die Dinge perfekt einzustellen.
ThomasK_7 schrieb:
Ich denke, im internationalen Vergleich gesehen, ist diese Aussage für Deutschland, bestimmt auch für Schweiz und Österreich, einfach nur falsch und zeugt von sehr unfreiem und unselbständigem Denken.
Glaube ich nicht, wobei ich mich in der Schweiz nicht auskenne. Es gibt Länder, die in solchen Fällen strikter vorgehen, wo Unternehmen, Unternehmer und Manager, die gegen geltendes Recht verstoßen, deutlich mehr zur Verantwortung gezogen werden, in denen Verbraucher mehr Rechte haben und hohe Entschädigungen gegen Unternehmen vor Gericht immerhin möglich sind. Der VW- und Dieselskandal hat einmal mehr bewiesen, wie es in Deutschland läuft, ein Armutszeugnis. Da deckte die Regierung sogar einen PKW-Hersteller aktiv und sogar die Presse machte dabei großteils mit. Alleine die Kartellstrafen, die in Deutschland verhängt werden, sind ein Schlag ins Gesicht der Verbaucher.
ThomasK_7 schrieb:
Deswegen übernehmen regelmäßig Fachverkäufer, Fachtester und seit dem Internet, auch die ganz normale Endverbraucherschaft, diese Test- und Bewertungsfunktion.
Als kritischer Mensch, kannst du dich darauf schon lange nicht mehr verlassen.
Siehe z.B. ADAC Skandal, wo es selbst ein Verein geschafft hat, die eigenen Mitglieder mit Fakebewertungen zugunsten bestimmter Hersteller in die Irre zu führen. Siehe Dieselskandal, der irgendwo natürlich nur "unter dem Radar" der Journalisten gelaufen ist, die sich aber auch sonst nicht um Abgaswerte scheren. Siehe Bankenkrise, die weder von den populärsten Wissenschaftlern, noch Finanzexperten und Journalisten gesehen wurde. Du vertraust Fachverkäufern? Am besten noch solchen, die für einen besonders teuren Produktverkauf Boni bekommen?
Wer heute noch der "Stiftung Warentest" vertraut, dem kann ich (aus meiner durchweg negativen Erfahrung der letzten 20 Jahre..) auch nicht mehr helfen. Im Internet bist du bei dem Thema in einem Minenfeld, in dem es von gekauften Influencern und Bewertungsfakes nur so wimmelt. Letztlich hilft nur deine Erfahrung oder die deines direkten Familien- und Freundeskreises, mit denen man wahrlich auch nicht zu 100% gegen die Macht der Unternehmen ankommen kann.
ThomasK_7 schrieb:
Nur Produktvielfalt gibt den Anreiz zur Weiterentwicklung und Preisdifferenzierung, die mal in die eine und mal in die andere Richtung laufen kann. Produktvielfalt ist der Schlüssel unseres Wohlstandes.
Weisst du, ich lege Wert auf Qualität und sekundär auch auf einen nicht zu hohen Preis. Das mit der Produktvielfalt halte ich für eine waghalsige Theorie. Die hat nämlich in den vergangenen 20 Jahren exorbitant zugenommen, ohne das dabei besondere Vorteile für die Verbraucher herausgesprungen wären. Vielmehr sind Kunden inzwischen verunsichert, wenn sie zwischen (übertrieben gesagt) 2000 verschiedenen Fernsehern wählen sollen, die vielleicht nur 30 verschiedene Panels in unterschiedlicher Qualität haben und sich, abgesehen vom Speicher und der CPU, ansonsten nur im Centbereich bei den Elektrobauteilen und Softwaredetails voneinander unterscheiden. Früher gab es vielleicht 5-10 Markenhersteller eines Produktes, jeder Hersteller bot das in 3-5 Varianten an, das war genug Vielfalt, ausreichend für Wettbewerb und um alle Preisbereiche abzudecken und ebenso für wirklichen Fortschritt.
Auf den Umweltaspekt der Produktvielfalt will ich hier nicht näher eingehen, es dürfte bekannt sein, welche Folgen diese Vielfalt mit wenig Standardisierung hat. Übrigens eines der in meinen Augen löblichsten Dinge, welche die EU je durchgesetzt hat: Einheitliche Ladegeräte für Mobiltelefone/Smartphones.
Damit wir uns richtig verstehen: Ich will gar keine staatlich gelenkte Planwirtschaft, ich will einen auch in dem Bereich gezähmten Kapitalismus. Wir könnten viel Müll vermeiden und auch ärmere Bevölkerungsteile finanziell entlasten, wenn wir ihnen nicht den größten Schrott (inkl. geplanter Obsoleszenz) andrehen würden, weil er staatlich in der heutigen Form einfach verboten wäre.
Mustis schrieb:
Günstige, nicht so haltbare Ware wurde erst mit der Massenfertigung möglich. Dafür konnte es sich nun aber auch die Masse leisten.
Du kannst auch mit Massenfertigung sehr haltbare Ware erschaffen, die Frage ist nur, ob man es auch will, ob es sich finanziell lohnt, oder ob es der Staat vorschreibt.
Mustis schrieb:
Ihr argumentiert und kritisiert hier auf einer völlig verzerrt wahrgenommen Basis und vergleicht Dinge, die nicht passen. Rechnet mal aus, was ein TV (als Beispiel) damals im Verhältnis zum Lohn gekostet hat und wie das heute aussieht. Oder ein Radio.
Den damaligen TV (50er-60er Jahre?), der mehrere Monatsgehälter kostete, konnte der Radiofachhändler in der Nähe noch kostengünstig selbst reparieren. Im Gegensatz zu heute war deren Aufbau noch echte Handarbeit, da wurden keine Platinen von Robotern bestückt und verlötet, das machte ein Mensch im Inland, einzeln und mit jedem Kabel.
Wie war das mit Billigbillig? Der gewachsenen Wohlstand, den Helmut Schmidt immer lobte, basiert genau darauf: Viel Schein, wenig sein. Maschinen/Roboterfertigung und DIY Aufbaumöbel aus Presspappe, widerliche Fertignahrung mit schwindelerregenden Zusatzstoffen..