Bedingungsloses Grundeinkommen für jeden

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Ich verzichte nicht. Warum auch? Ich habe dazu eine andere Einstellung. Ich kaufe Qualität weil es mir Spaß macht. Ein TV für 200-300€ würde ich mir deswegen nie kaufen.

Du hält es für dumm, ich halte es für wichtig. Den diese Innovationskraft ist es, die die Menschheit voran bringt. Alles hat nicht nur Licht, auch deine Vorstellung nicht. Es gibt immer eine Schattenseite.
 
DerOlf schrieb:
Instrumente kaufe ich nur aus 2. Hand ... einfach weil ich mir bei Neuinstrumenten für den Massenmarkt absolut nicht sicher sein kann, dass das Holz lange genug gelagert wurde, um sich nicht zu verziehen.
Vielleicht bin ich da auch zu misstrauisch ... aber eine krumme Gitarre ist nunmal nichts weiter, als ein hübsches Stück Feuerholz ... und dafür möchte ich keinen Kilopreis von über €250,- zahlen.

Ich spiele selber Stromgitarre und löte meine Amps selber. Bei diesen Gitarren erzählt einem der Hersteller, der Journalist, der Verkäufer, der Profi- und der Hobbymusiker (die plappern beide gerne nach) von Tonholz und dem imens wichtigem Klang der "trocken gespielten" E-Klampfe. Der Physiker lacht sich über soviel Schwachsinn kaputt.
Wenn man sich genauer damit beschäftigt fällt auf, dass E-Gitarristen von Elektronik meist genauso wenig Wissen haben wie von ihren umgehängten Spielzeugen. Da wird dann irgendwas aus der Akustikgitarrenwelt hineingedichtet, was nicht vorhanden ist. Da wird von klanglichen Eigenschaften des Holzes bei zwei Gitarrentypen gesprochen, die unterschiedliche Mensuren, andere Stegkonstruktzionen und völlig andere Pickuptypen haben... Da werden Grundprinzipien der Verzerrung ignoriert und dem Holz ein Klangstil angedichtet, der aus dem Amp oder Effekttretern kommt, dort so geformt wird.
Hersteller nutzen das hemmungslos aus, mit Unwissenheit der Kundschaft und Hokuspokus lässt sich viel Geld verdienen. Das eine saubere Einstellung der Gitarre enorm wichtig ist, Sattel/Steg kein Schrott sein sollten und auch Plektren und Spielweise ihren erheblichen Teil zum Klang beitragen, sollte dann doch langsam Allgemeinbildung sein.

Natürlich kann man 2nd Hand Instrumente kaufen, wer Nacharbeit scheut oder überzogene Preise nicht mag (ist bei mir der Fall) greift zur Neuware, lernt aber irgendwann auch, die Bünde selber abzurichten zu erneuern und die Dinge perfekt einzustellen.


ThomasK_7 schrieb:
Ich denke, im internationalen Vergleich gesehen, ist diese Aussage für Deutschland, bestimmt auch für Schweiz und Österreich, einfach nur falsch und zeugt von sehr unfreiem und unselbständigem Denken.

Glaube ich nicht, wobei ich mich in der Schweiz nicht auskenne. Es gibt Länder, die in solchen Fällen strikter vorgehen, wo Unternehmen, Unternehmer und Manager, die gegen geltendes Recht verstoßen, deutlich mehr zur Verantwortung gezogen werden, in denen Verbraucher mehr Rechte haben und hohe Entschädigungen gegen Unternehmen vor Gericht immerhin möglich sind. Der VW- und Dieselskandal hat einmal mehr bewiesen, wie es in Deutschland läuft, ein Armutszeugnis. Da deckte die Regierung sogar einen PKW-Hersteller aktiv und sogar die Presse machte dabei großteils mit. Alleine die Kartellstrafen, die in Deutschland verhängt werden, sind ein Schlag ins Gesicht der Verbaucher.

ThomasK_7 schrieb:
Deswegen übernehmen regelmäßig Fachverkäufer, Fachtester und seit dem Internet, auch die ganz normale Endverbraucherschaft, diese Test- und Bewertungsfunktion.

Als kritischer Mensch, kannst du dich darauf schon lange nicht mehr verlassen.
Siehe z.B. ADAC Skandal, wo es selbst ein Verein geschafft hat, die eigenen Mitglieder mit Fakebewertungen zugunsten bestimmter Hersteller in die Irre zu führen. Siehe Dieselskandal, der irgendwo natürlich nur "unter dem Radar" der Journalisten gelaufen ist, die sich aber auch sonst nicht um Abgaswerte scheren. Siehe Bankenkrise, die weder von den populärsten Wissenschaftlern, noch Finanzexperten und Journalisten gesehen wurde. Du vertraust Fachverkäufern? Am besten noch solchen, die für einen besonders teuren Produktverkauf Boni bekommen?
Wer heute noch der "Stiftung Warentest" vertraut, dem kann ich (aus meiner durchweg negativen Erfahrung der letzten 20 Jahre..) auch nicht mehr helfen. Im Internet bist du bei dem Thema in einem Minenfeld, in dem es von gekauften Influencern und Bewertungsfakes nur so wimmelt. Letztlich hilft nur deine Erfahrung oder die deines direkten Familien- und Freundeskreises, mit denen man wahrlich auch nicht zu 100% gegen die Macht der Unternehmen ankommen kann.


ThomasK_7 schrieb:
Nur Produktvielfalt gibt den Anreiz zur Weiterentwicklung und Preisdifferenzierung, die mal in die eine und mal in die andere Richtung laufen kann. Produktvielfalt ist der Schlüssel unseres Wohlstandes.

Weisst du, ich lege Wert auf Qualität und sekundär auch auf einen nicht zu hohen Preis. Das mit der Produktvielfalt halte ich für eine waghalsige Theorie. Die hat nämlich in den vergangenen 20 Jahren exorbitant zugenommen, ohne das dabei besondere Vorteile für die Verbraucher herausgesprungen wären. Vielmehr sind Kunden inzwischen verunsichert, wenn sie zwischen (übertrieben gesagt) 2000 verschiedenen Fernsehern wählen sollen, die vielleicht nur 30 verschiedene Panels in unterschiedlicher Qualität haben und sich, abgesehen vom Speicher und der CPU, ansonsten nur im Centbereich bei den Elektrobauteilen und Softwaredetails voneinander unterscheiden. Früher gab es vielleicht 5-10 Markenhersteller eines Produktes, jeder Hersteller bot das in 3-5 Varianten an, das war genug Vielfalt, ausreichend für Wettbewerb und um alle Preisbereiche abzudecken und ebenso für wirklichen Fortschritt.
Auf den Umweltaspekt der Produktvielfalt will ich hier nicht näher eingehen, es dürfte bekannt sein, welche Folgen diese Vielfalt mit wenig Standardisierung hat. Übrigens eines der in meinen Augen löblichsten Dinge, welche die EU je durchgesetzt hat: Einheitliche Ladegeräte für Mobiltelefone/Smartphones.

Damit wir uns richtig verstehen: Ich will gar keine staatlich gelenkte Planwirtschaft, ich will einen auch in dem Bereich gezähmten Kapitalismus. Wir könnten viel Müll vermeiden und auch ärmere Bevölkerungsteile finanziell entlasten, wenn wir ihnen nicht den größten Schrott (inkl. geplanter Obsoleszenz) andrehen würden, weil er staatlich in der heutigen Form einfach verboten wäre.


Mustis schrieb:
Günstige, nicht so haltbare Ware wurde erst mit der Massenfertigung möglich. Dafür konnte es sich nun aber auch die Masse leisten.

Du kannst auch mit Massenfertigung sehr haltbare Ware erschaffen, die Frage ist nur, ob man es auch will, ob es sich finanziell lohnt, oder ob es der Staat vorschreibt.


Mustis schrieb:
Ihr argumentiert und kritisiert hier auf einer völlig verzerrt wahrgenommen Basis und vergleicht Dinge, die nicht passen. Rechnet mal aus, was ein TV (als Beispiel) damals im Verhältnis zum Lohn gekostet hat und wie das heute aussieht. Oder ein Radio.

Den damaligen TV (50er-60er Jahre?), der mehrere Monatsgehälter kostete, konnte der Radiofachhändler in der Nähe noch kostengünstig selbst reparieren. Im Gegensatz zu heute war deren Aufbau noch echte Handarbeit, da wurden keine Platinen von Robotern bestückt und verlötet, das machte ein Mensch im Inland, einzeln und mit jedem Kabel.

Wie war das mit Billigbillig? Der gewachsenen Wohlstand, den Helmut Schmidt immer lobte, basiert genau darauf: Viel Schein, wenig sein. Maschinen/Roboterfertigung und DIY Aufbaumöbel aus Presspappe, widerliche Fertignahrung mit schwindelerregenden Zusatzstoffen..
 
Ich sagte nicht, dass du mit MAssenfertigung es nicht kannst. Nur weil das andere möglich wird, wird dadurch das bisherige nicht unmöglich. Ich sagte auch, dass es das nach wie vor gibt. Zum entsprechenden Preis.

Ansonsten kannst du gern mal einen modernen Fernseher per Hand bauen. :rolleyes: Das hat nichts mit Billigbillig zu tun, es ist ein notwendiger Fakt, dass hier Maschinen werkeln oder wie willst die Mikrochips per Hand bauen und auch teils verbauen? Du bestätigst genau das, was ich mit diesem Absatz deutlich machen wollte.
 
@Schrammler:
Ich sprach von akkustischen Instrumenten ... und da ist es eben NICHT egal, ob man Massivholz, oder Pressspan hat ... der Unterschied liegt hier tatsächlich im Klang.

Bei ner Stromgitarre ist es tatsächlich ziemlich wumpe ... die passenden Tretminen vorrausgesetzt, kann man mit einem China-Plastikbomber (fast) das gleiche machen, wie mit ner Les Paul Studio von 1960.
Wichtig ist dabei nur, dass man den Kram auch einstellen kann ... leider auch nicht so selbstverständlich.

Meine Meinung dazu (und der Grund, weswegen ich bei Akkustikklampfen doch lieber zu 2. Hand greife):
Wenn sich eine Gitarre die letzten 10 oder 15 Jahre nicht verzogen hat, dann wird sie das bei "artgerechter" Haltung auch die nächsten 10-20 Jahre nicht tun. Ich bin mir einigermaßen sicher, dass Letzteres bei mir kein Problem ist.

Ich fahre mit dem 2. Hand Kram bisher ziemlich gut ... und mein Instrumentarium tut insgesamt genau das, was ich von ihm erwarte.
Natürlich muss ich dafür ab und zu mal was Arbeit investieren. Aber das müsste ich wohl auch bei Neuware.

Ich habe eine Weile im Musikalienhandel gejobbt ... und rate mal, was eine der Hauptaufgaben war ... genau, ich habe ca. ein Drittel der Zeit damit verbracht, fabrikneue Instrumente so einzustellen, dass sie wenigstens spielbar waren. Denn DAS spart sich unsere liebe Industrie mittlerweile großflächig ... nur bei den "großen Marken" wie Fender, Gibson usw. war das (meist) unnötig.

@Mustis:
Es ging mir nicht darum, dass vieles heute einfach nicht mehr "von Hand" erledigt werden kann ... es geht mir darum, dass Qualität überhaupt nicht mehr nötig ist, wenn die Dinge eh nur ein paar Jahre in Gebrauch sind.
Das ist mMn die Gefahr, denn wozu sollte man überhaupt noch Qualität herstellen, wenn der Kunde die ohnehin höchstens am Kaufpreis abliest und es einfach nicht darauf ankommt, dass das Produkt lange leben könnte, wenn es nicht nach kurzer Zeit schon in der Tonne landen würde.
Ich glaube, das die Industrie dieses mangelnde Qualitätsbewusstsein schamlos ausnutzen wird ... und Du dann am ende einfach nur etwas mehr Geld für deinen Schrott ausgegeben hast.
Der Rest ist dann Marketing ... kennt man ja.

Ich persönlich hatte schon einige Neugeräte, die sehr kurz nach Ablauf der Garantie den Dienst versagten ... ich betrachte sowas als Betrug am Konsumenten, denn mMn ist die Garantie mittlerweile weniger eine "Mindesthaltbarkeit" sondern eher eine "Sterbeprognose".
Und leider waren das nur relativ selten "billige" Geräte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Langsam driftet ihr aber ganz weit vom Thema "Bedingungsloses Grundeinkommen" ab. Für Diskussionen rund um das Thema Gitarren und Fernsehr seid ihr besser im Hifi-Bereich aufgehoben.
 
Das sind ja nur Beispiele ... der Zusammenhang zum Thema besteht in der Frage, wofür die Leute ihr Einkommen verwenden ... und aus welcher Ecke die Stagnation bei der deutschen Lohnentwickung kommt.
 
Ich denk nicht das es wichtig ist, dass du bei Akustikklampfen doch lieber zu 2. Hand greifst oder das erörtert wird mit welchem Holz Gitarren besser klingen.

Die Diskussion wird einfach viel zu ausschweifend und verliert den Blick auf das eigentliche Thema.
 
@Olf: Ich habe dich schon richtig verstanden, nur deine Ausführung weiter gedreht um aufzuzeigen welche Absurditäten im Handel die Regel sind.. ;)

Mustis schrieb:
Ich sagte auch, dass es das nach wie vor gibt. Zum entsprechenden Preis.

Das ist aber der Knackpunkt: Gerade mit Massenfertigung ist es (auch) möglich zu einem billigen Preis höchste Qualität abzuliefern, das wird jedoch künstlich unterbunden, weil es nicht erwünscht ist.

Mustis schrieb:
Ansonsten kannst du gern mal einen modernen Fernseher per Hand bauen.

Ich habe mitnichten geschrieben das tun zu wollen. Defacto steckten in den damals irrwitzig teuren Modellen auch unzählige Arbeitsstunden von sehr vielen Menschen, die ein moderner TV heute so nicht mehr aufzuweisen hat. Da ist oft nur noch zusammenstecken angesagt, die Produktion, die zu bestimmt 98% in Asien geschieht, ist daher billig und eine Reparatur lohnt sich aufgrund per Maschine SMD-bestückter Platinen oft nicht.

Das zielt übrigens direkt auf das BGE, schließlich wird das genau deswegen erwogen: Weil künftig dieser Wandel auch bei Arbeitsplätzen um sich greifen wird, die wir uns bislang kaum noch vorstellen können. Früher waren es die Lötkolbenschwinger, heute die Banker und Journalisten, morgen die Akademiker.
Zudem geht es wirklich darum, was wir mit unserem Geld anstellen, weil wir es zunehmend für Produkte ausgeben, deren Lebensdauer, auch jenseits von Design und technischem Fortschritt, künstlich niedrig gehalten wird.
 
Schrammler schrieb:
Das zielt übrigens direkt auf das BGE, schließlich wird das genau deswegen erwogen: Weil künftig dieser Wandel auch bei Arbeitsplätzen um sich greifen wird, die wir uns bislang kaum noch vorstellen können. Früher waren es die Lötkolbenschwinger, heute die Banker und Journalisten, morgen die Akademiker.

Schau dir doch alleine mal die letzten 200 Jahre in Europa an - dort haben sich diverse Arbeitsplätze verändert. Die Folge davon - mehr Beschäftigung, höherer Lebensstandard!

Sei ein Teil des Wandels. ;)
 
Schrammler schrieb:
... für Produkte ausgeben, deren Lebensdauer ... künstlich niedrig gehalten wird.
Ich greife mal der Kritik vor. Denn das ist (natürlich) nur ein Märchen. Geplant Obsoleszenz gibt es nicht und die kürzere Lebensdauer ist allein der höheren Beanspruchung - also dem Umgang des Kunden mit seinem Produkt - geschuldet.

Allerdings existieren tatsächlich Protokolle von Treffen unter Wirtschaftsvertretern, bei denen die sich z.B. auf eine "optimale" Lebensdauer von Glühbirnen geeinigt haben ... 1924 wurde das in Genf sogar ganz offiziell gemacht: https://de.wikipedia.org/wiki/Phoebuskartell
Aber das waren natürlich alles nur Versuche der Normung ... und die dienen IMMER dem Kundenschutz ;)
Trotzdem gab es danach auch keine Glühbirnen mehr, die noch nach über 2.000 Betriebsstunden Licht abgaben ... auch nicht bei den Modellen, die aufgrund einer geringen Leistung um einiges länger funktionieren könnten, als die eingeplanten 1.000 Stunden.
Glühbirnen, die die 1.000 Stunden nicht geschafft haben, gab es schon vorher nur extrem selten.

Dieser Artikel geht noch gründlicher auf das Thema ein:
https://www.meilensteine-der-elektr...-livermore-und-geplante-obsoleszenz-a-518434/

@_killy_:
Natürlch kann man auch Teil einer Entwicklung sein, in dem man sich überlegt, wie man mit den zu erwartenden Negativeffekten umgehen könnte.

Teil des Wandels zu sein, bedeutet nicht nur ihn kritiklos hinzunehmen, oder drauf zu reagieren ... und die eigentliche Gestaltung anderen zu überlassen.
Schließlich ist unsere Wirtschaft keine Naturgewalt, sondern etwas recht menschliches ... das KANN man positiv beeinflussen.
 
Zuletzt bearbeitet:
_killy_ schrieb:
Sei ein Teil des Wandels. ;)

Bin ich doch längst, ob ich wollte oder nicht.
Ich finde es auch gut, dass du den Wandel auf Europa beschränkst, schließlich sitzen nur unsere Dienstleistungssklaven in unseren Nachbarländern, die anderen außerhalb des Kontinents.
 
Zuletzt bearbeitet:
_killy_ schrieb:
Schau dir doch alleine mal die letzten 200 Jahre in Europa an - dort haben sich diverse Arbeitsplätze verändert. Die Folge davon - mehr Beschäftigung, höherer Lebensstandard!

Gerade das wird ja aber bei der vierten industriellen Revolution nicht mehr der Fall sein. Vielleicht wird es langfristig, wenn es BGE oder Derartiges gibt, viele Menschen geben die dann z.B. in kreativen Bereichen, Unterhaltung, Sport, ... tätig sind. Zumindest kurzfristig aber wird es deutlich weniger Beschäftigung und - je nach Branche - massive Einbrüche geben.

In der ersten industriellen Revolution (beginnend zum Ende des 18. Jhdt) ging es vom Feld an z.B. dampfbetriebene Fertigungsgeräte. Die Industrie wurde erfunden, dadurch konnte man mehr produzieren, Neues produzieren und man brauchte für die vielfältigen Aufgaben jede Menge Arbeitskräfte.

In der zweiten industriellen Revolution (Beginn 20. Jhdt) kamen riesige Fabrikhallen, Fließbänder, Akkordarbeit...kurzum: die wirkliche Massenproduktion. Auch hier wurden natürlich wieder neue Märkte bedient: auf einmal konnte sich z.B. auch der Arbeiter ein Auto leisten. Fleisch wurde massiv güstiger usw. usf.

In der dritten industriellen Revolution (70er+) gab es Elektrotechnik für jeden. Fernseher und alles Mögliche wurde erschwinglich für jeden. Fabriken und Fließbänder wurden großflächig maschinisiert. Das war der "letzte Todesstoß" für die Industrie und die endgültige Transformierung hin zur Dienstleistungsgesellschaft, die durch die neue Produktivität ermöglicht wurde.

Nun, ab der vierten industriellen Revolution und onwards (also heutzutage) ist die Problematik aber ja wie folgt:
Alle Märkte wurden bereits global erschlossen - ob ich Tee aus China, Bananen aus Brasilien oder Steak aus den USA kaufe macht keinen Unterschied mehr. Auch ist selbst jeder Hartz IV Empfänger mit Dienstleistungen und Unterhaltungsgeräten nahezu übersättigt. Ein Fernseher ist ebenso eine Selbstverständlichkeit wie ein Smartphone.

Das, was die derzeitige Veränderung unserer Gesellschaft antreibt, ist Automatisierung und vor allem künstliche Intelligenz sowie Robotik. Von der Suchmaschine, über den digitalen Steuerberater bis hin zum Roboter in Fertigung, Supermarkt, Lager, ... zielt das aber nicht darauf ab, neue Produkte zu entwerfen, neue Märkte zu erschließen usw. usf. Es zielt einzig und allein auf eine höhere Effizient ab.
Wenn eine KI an einem einzigen Arbeitstag Millionen von MRTs/CTs sichten kann und dabei auch noch eine höhere Erkennungsrate hat als ein Facharzt, dann brauche ich auf einmal einige Fachärzte und vor allem viele Assistenzärzte in der Onkologie in ganz Deutschland schlicht nicht mehr.
Diese Effizienz und die deutlich gesteigerte Wirtschaftskraft erwächst ja einzig und allein daraus, dass Roboter 24/7 arbeiten können und Menschen - vor allem in Masse - einfach nicht im Ansatz an die Produktivität solcher Systeme herankommen.

Zusätzlich wird die Lage noch dadurch verschärft, dass ein beträchtlicher Anteil der heutigen Wirtschaftswelt (die absolute Masse) repetitive Aufgaben sind. Von Lager & Logistik, Einzelhandel usw. brauchen wir da nicht mal reden: auf jeden ambitionierten SysAdmin, der eventuell auf anspruchsvollere Aufgaben in Rechenzentren umgeschult werden kann, kommen 10 Kabeltauscher.
IBM und zig andere Arbeiten schon an Hot-Plug Systemen, die von Robotern bedient werden können. Genauso wie an AIs, die live anhand von Sensordaten den Lebenszyklus einer jeden Festplatte usw. in einem Rechenzentrum tracken und anhand dessen sehr genau Fehler erkennen und auch vorhersagen können.

Der Punkt dabei ist halt, dass seit Langem sich immer spezialisiertere Berufsbilder ergeben. Das ist einer der Gründe, warum immer mehr Leute zum Abi und mittlerweile zum Studium rennen. Einfache Qualifikationen sind immer weniger nachgefragt und wenn in den nächsten Jahrzehnten nahezu vollständig verschwinden.
Neue Berufsbilder werden aber vor allem im Quartären Sektor entstehen - wofür sich die Masse der Bevölkerung gar nicht eignet.

Genau deshalb kommen ja auch große Studien - etwa die Oxford-Studie zu diesem Thema - zu dem Schluss, dass zukünftig grob approximiert etwa die Hälfte der Menschen, die heutzutage in Industrieländern wie etwa Deutschland tätig sind, rein wirtschaftlich betrachtet nicht mehr benötigt werden.
Sie werden im klassischen, wirtschaftlichen Umfeldern schlicht nie wieder in der Lage sein, einen Mehrwert für hochtechnisierte Gesellschaften zu erwirtschaften. Wenn die dann nicht in Kunst, Sport, Unterhaltung, ... Fuß fassen (und auch da gibt es ja nicht unbegrenzt Plätze - auch wenn die durch höheren Wohlstand steigen werden), dann wird die Masse dieser Menschen schlichtweg auf Lebenszeit arbeitslos.



Deshalb wird sich die Gesellschaft signifikant wandeln müssen. Ein BGE ist da imho auch nur ein Schritt in die richtige Richtung: viele Menschen funktionieren ohne extrinsische Motivation schlicht nicht. Z.B. über Vereine, viel mehr Ehrenamt...oder....oder... -> der Masse wird man irgendwie sinnvolle Ideen & Tätigkeiten für den Tag geben müssen.
 
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Naja, irgendwer wird die Drecksarbeit machen muessen - es wird weiterhin Jobs geben die keiner gerne machen will. Ein BGE wird hier den kollaps bedeuten.
 
... nur weil es dann schwerer ist, die Menschen in diese Jobs zu zwingen?
 
Ich habe halt keinen bock diese zu machen.. es sollten eher die Menschen machen, die nicht in der Lage sind schwierigere Taetigkeiten auszuueben.
 
Vielleicht gäbe es ja Menschen, die darauf mehr Bock haben, momentan aber keine Chance auf solch einen Job haben, weil sich neben ihnen auch Abiturienten drauf bewerben MÜSSEN.
Der AG pickt sich das beste raus ... und das kann man ihm auch nicht verübeln.

Beispiel Altenpflege: Klar ist der Job ungeeignet für Hochglanz-Zeitschriften ... aber er kann Spass machen, WENN er nicht so übel bezahlt würde, die Stationen nicht chronisch unterbesetzt wären. Dann gäbs auch Zeit für die "Aktivierung" der Menschen.
Eine volle Ausbildung zum examinierten ALTEN-Pfleger dauert insg. 5 Jahre (3 Jahre Pflegerausbildung und 2 Jahre Zusatzqualifikation Geriatrie).

Momentan liegt der Fokus bei Arbeit sehr stark auf dem Lohn ... durch ein BGE könnte sich das längerfristig ändern. Und dann hätten eventuell auch etwas weniger hochbegabte Chancen auf "ihren" Job (egal, was das nun für eine "niedere" Tätigkeit ist).
Wenn in einem Bankhaus niemand die Klos saubermacht, fängt es auch in der Schalterhalle irgendwann ziemlich an, zu stinken.
 
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Ich stimme dir zu, dass in einigen Bereichen die Bezahlung NICHT der Belastung nicht entspricht.
Es muss aber dennoch eine Motivation geben, diese Jobs ueberhaupt erst zu machen. Ich denke mit BGE und 24/7 Zocken koennten sich so einige abfinden (vor 7 Jahren haette ich mich da auch noch gesehen). Denkst du dass das gut fuer unser Land waere?
 
Naja ... ich habe eine Weile versucht, 24/7 zu zocken ... davon wird nur die Rübe weich ... und nach einer Weile ist das auch kein Spass mehr.

Ich bin jetzt knapp 3,5 Jahre Arbeitslos ... und mir geht die ganze Freizeit mittlerweile echt auf den Sack ... natürlich schüttet man sich irgendwann mit Tätigkeiten zu, hilft bei Verwandten, Bekannten oder auch einfach in der Nachbarschaft ... und das obwohl man davon nichts hat, als Dankbarkeit, vielleicht nen Umzugs-Bier oder n paar Schnittchen ... und ganz sicher bald wieder eine Möglichkeit, einzuspringen.

Das Geschäft mit Unterricht läuft momentan sehr mäßig (Instrumental, Nachhilfe), und nur Bewerbungen schreiben macht auf Dauer auch nicht glücklich.

Wahrscheinlich gibt es Leute, die auch auf Dauer mit "nur rumgammeln" zufrieden sind ... ich gehöre definitiv nicht dazu. Und wenn das bei der Mehrzahl der Leute nicht anders ist, wird es eventuell ein standardmäßiges "Sabbatjahr" geben (oder auch zwei oder drei), aber der überwiegende Teil wird sich schnell "sinnlos" fühlen ... so wie es mir gerade geht ... nur Musik machen ist auch nix, solange man dafür nur Anerkennung bekommt ... die kann man nämlich nicht fressen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch eine Chance. Wenn es nicht mehr notwendig ist, zu arbeiten um zu überleben, dann wird es auch weniger Leute geben, die in Jobs "festhängen" die sie eigentlich nicht machen wollen ... die Produktivität könnte genau dadurch sogar steigen.

Unsere Arbeitswelt wird in zunehmendem Maße ungesund, zum Teil auch, WEIL die Leute für ein ihrer Meinung nach unangemessenes Gehalt in einem beschissenen Arbeitsklima arbeiten, regelmäßig von genauso unzufriedenen Vorgesetzten angepampt werden, die aber auch nichts weiter machen, als Druck von oben weiterzugeben, und der Perspektive entgegenblicken, das nun die nächsten 30 Jahre weiter zu erleben.
Es geht auch anders, und das würden alle merken, wenn sie nicht mehr gezwungen wären zu arbeiten ... etwas, wozu man normalerweise gezwungen ist, tut man unter keinen Umständen freiwillig.

Der Lohn ist für mich keine Motivation ... und sogar von Psychologen UND Ökonomen habe ich schon gehört, dass Geld einer der schlechtesten Motivatoren überhaupt ist (nur negatve Verstärkung funktioniert noch schlechter).
 
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