Hallo,
wenn es so verstanden wurde, dass ich den technischen Fortschritt gerne aufhalten möchte oder gar gerne eine rückläufige Entwicklung sehe würde, dann war das nicht so gemeint. Mir geht es darum, was eine Automatisierung nachzieht und wie man dann gegenüber dem Ex-Angestellten argumentiert.
Es kann doch nicht sein, dass man dem 40 Jahre alten Hilfsarbeiter, der sich vielleicht 20 Jahre durchgebracht hat, dem dann erzählen will, du hast dein Leben halt versaut, dein Problem. Der hat 20 Jahre fleißig gearbeitet? Tomislav2007, ich verstehe und teile deine Argumentation also, natürlich ist es nicht richtig dauerhaft als Hilfsarbeiter zu kämpfen.
Was ich aber auch aufzeige und was der Realität entsprechen sollte, nicht nur die unterste Bildungsschicht wird Probleme bekommen, auch der Mittelstand und ebenso die hoch qualifizierten (ich spreche bewusst nicht von hoch gebildet).
Und da in der Wirtschaft nun einmal diverse Abhängigkeiten bestehen, hat das auch Auswirkungen auf nicht nur eine Brachen - die unmittelbar betroffen ist.
Ich betrachte halt nicht nur die nächsten 10 Jahre. Was soll ich meiner Tochter sagen, was sie lernen soll? Sie ist gut in der Schule, fleißig und auch gut erzogen... (…). Die Frage das sie sich anstrengen soll, stellte ich nicht.. Hier hat es einer geschrieben und bringt es exakt auf den Punkt. Die relevante Frage wird sein, wie man breit ist sich umzustellen, wenn der technische Wandel vollzogen wird.
Beispiel: Es fallen in einem Unternehmen 250 Lagerarbeiter weg. Die sollen JETZT was machen? Die sollen jetzt alle Umschulen (der Zukunft wegen), sich weiterbilden? Das Unternehmen braucht aktuell 250 Lagerarbeiter?
Eine relevante Weiterbildung, betrachte ich auch als eine solche. Also zum Beispiel Facharbeiter zum Techniker/Meister. Wenn jetzt viele Facharbeiter den Techniker machen und nicht mehr so faul sind, dann hat das auch Konsequenzen für die Unternehmen. Denn zwischen einem Facharbeiter, dem Facharbeiter mit speziellen Kenntnissen und erweitertem Aufgabenbereich plus langer Berufserfahrung und dem Technik, dazwischen liegt nicht unwesentlich mehr Arbeitsentgelt.
Ein Techniker (auch der wird über ZAF nicht mehr billig...) hat über ZAF (EG6 - OST) 14,72€ Stundenlohn. Nach ERA - IGM ist das EG8 und da stehen rund 3900€ Brutto zum Einstieg an und nicht als Zielentgeltgruppe. Vergesst das bei euren gewünschten Weiterbildungsgedanken mal nicht.
Facharbeiter, dass habe ich bewusst als einfachen Schrauber deklariert. Ein Facharbeiter ist und bleibt ein Facharbeiter, der kann (Beispiele) 2800€ Brutto verdienen oder 3500€. Erstere ist der Anfänge mit frisch abgeschlossener Ausbildung, letztere ist 15 Jahre dabei und hat spezielle, zusätzliche Kenntnisse - beide arbeiten im selben Unternehmen. Warum muss der 35 Jährige jetzt den Techniker machen? Warum muss der sich beruflich weiterbilden, Techniker/Meister werden?
Ich verstehe euch, was ist mit meinem Beispiel?
Music Clef schrieb:
Nach dieser Theorie müssten sich seit spätestens gestern alle (sehr, sehr viele) Arbeitnehmer um eine bessere Qualifikation bemühen. Ein Meister ist auch "nur" ein Meister und kein Ingenieur.
Steuerfachangestellte müssen also Steuerfachwirt werden und ein Steuerfachwirt sollten sich zügig über die Steuerberaterprüfung informieren und muss Steuerberater werden? Ich suche als Steuerbüro nun eine Steuerfachangestellte, es gibt (nach dieser Theorie) aber nur noch wenigstens Steuerfachwirte... (Nach drei Jahren Berufstätigkeit als Steuerfachangestellter kann die Fortbildungsprüfung zum Steuerfachwirt oder zum Bilanzbuchhalter erfolgen.) was soll das dann werden, wenn es fertig ist?
Du hast ein Steuerbüro mit 5 Steuerfachangestellten. Die wollen jetzt alle Steuerfachwirt werden. Wer bezahlt die Prüfung, wer dann die 5 Steuerfachwirte? Als Arbeitgeber muss du dir Gedanken machen, wie du einen wirklich qualifizierten Steuerfachwirt in deinem Unternehmen halten möchtest. Aktuell brauchst du 5 Steuerfachangestellte und keine 5 Steuerfachwirte. Ein Steuerwachwirt kann die Kanzleileitung oder die Personalleiter übernehmen.
Ich habe ein wirklich soziales denken, hätte ich ein Unternehmen was guten Tariflohn zahlt, weiß ich jetzt aber trotzdem nicht, warum meine Facharbeiter alle Techniker werden müssen. Als Unternehme MUSS ich diese Einstellung dann aber auch haben und durchsetzen und nicht nur auf die ganz unter (Hilfsarbeiter) einknüppeln?
Tomislav2007, ist jedes mittelständische Unternehmen noch konkurrenzfähig, wenn seine Lohn- Nebenkosten um 30% - 40% steigen? Wenn deine Facharbeiter morgen alle zu die kommen und sagen wir machen den Techniker, sollte dich das sehr freuen - kannst und willst du die dann alle halten? Beschäftigst du einen Techniker auf einer Facharbeiterstelle, sprichst du ihm letztendlich seine Qualifikation ab. Praktischer Weise kannst du ihn aber wie einen Facharbeiter (nach Tätigkeit) bezahlen, Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... (…).
Zur Nazi-Keule - ich dachte eben, du möchtest von mir hören, dass die billigen Ausländer uns unsere Jobs wegnehmen. Ich habe dir dann nur erklärt, warum ich das ganz anders sehe. Der Verantwortlich ist ALLEIN daran schuld, wenn er das Personal allein aus Kostengründen tausche. Du brauchst also gar nicht erst versuchen, meine Gedanken manipulativ falsch darzustellen oder nur ansatzweise daran zu denken, mir irgendwas zu unterstellen.
Jeder Chef eines Unternehmens, mit mehr als 10 Angestellten weiß, dass ein solcher maßgeblicher und grundsätzlich formulierter Weiterbildungsgedanke (innerbetrieblich) praktisch nicht umsetzbar ist. DU müsstet , hättest du ein großes Unternehmen nämlich dann auch dafür sorgen, dass ALLE deine Angestellten, besser (sehr, sehr gut) qualifiziert sind und sie dann auch entsprechend bezahlen. Wenn du 50 Hilfsarbeiter beschäftigst, weil du sie brauchst, sind das bald alles wenigsten Facharbeiter oder etwa nicht? Deine Facharbeiter (200) werden Techniker und du hast vielleicht bald noch 10 „neue“ Ingenieure. Was möchtest du mit 50 weiteren Facharbeitern? Du hast schon 200 die du brauchst? Was machst du mit 200 Techniker (DAS sind Lohnnebenkosten...) und den 10 neuen Ingenieuren?
Jemand der sehr gerne hochqualifiziertes Personal suche, einen Techniker - diesen aber auf eine Facharbeiterstelle setzen will, mit dem rede ich kein Wort mehr. Natürlich repariert dann nämlich eher der Techniker Roboter, als der Facharbeiter, nur zum gleichen Lohn. Ekelhaft! Klar... der Techniker kann ja nicht´s dafür, dass er auf einer Facharbeiterstelle arbeiten muss, er ist aber gut dafür qualifiziert. Also ich bin bestimmt kein Meister, um als Facharbeiter zu arbeiten.
Für was brauche ich einen Standortleiter für eine vollautomatisiertes Zentrallager? Genau das was ich schrieb, finden heute schon praktische-entschärft seine Anwendung. Ein Kommissioniersystem spart nämlich nicht nur Hilfskräfte, sondern auch Facharbeiter, den Vorarbeiter, einen Schichtleiter und auch Stellen im Personalwesen. Für was brauche ich einen Ausbilder und Auszubildende? Die Wartung des Kommissioniersystem läuft über die Firma, die dir das auch gestellt hat.
Ich kenne einen Anbieter, da läuft das so. Da kannst du ein Kommissioniersystem kaufen und du hast dann alles aus einer Hand. Aufbau, Einweisung, Wartung (vor Ort und oder via Telefon). Es gibt wohl noch keine Lagerverwaltung ohne wirkliches Personal?
In einer Apotheken brauchst man heute praktisch keinen Apotheker mehr. Und ein Apotheker ist keine Hilfekraft und auch kein Techniker, sondern jemand mit Hochschulzugangs-Berechtigung und der Pharmazie studiert hat.
Tue mir also bitte nicht so (und darum geht es mir persönlich und hauptsächlich), dass nur unten Probleme - durch die Automatisierung entstehe (Nein, kein elektromechanische Sexspielzeug.) und nur da die Mensch selber schuld sind. Ein Techniker im Maschinenbau - konstruiert oder automatisiert, der Schraubt keine Roboter wieder zusammen. Der, der mit CAD arbeitet, arbeiten am PC und schraubt die Scheinwerfer nicht ans Auto, steht am Fließband. Aber natürlich kann er bestimmt auch beides sehr gut, vor allem dann, wenn es mal eine KFZ-Elektriker war. You know?
Fakt ist, es wird zukünftig grundsätzlich weniger Stellen geben und nicht nur weniger Stellen für gering Qualifizierte. Und da es mit Sicherheit Menschen gibt, die euren Gedanken nachkommen, werden es auch hochqualifizierten zusätzlich auch bloß nicht leichter haben. Und das ist und bleibt der Knackpunkt für notwendige Veränderungen am Sozialsystem. Denn da werden nicht nur dumme und faule aufgegangen und durchgefüttert.
Man kann sich nicht immer nur hinstellen und den Menschen immer nur sagen, ihr seit selber schuld zu dumm und oder oder zu faul. Dir steht es einfach nicht zu über den jetzt Facharbeiter negativ zu urteilen, der vielleicht mal durch eine Maschine ersetzt wird.
Und speziell dir sage ich es nochmal, selbstverständlich und ohne wenn und aber darf sich auch der einfache Schraube beschweren, wenn das Lohngefüge sehr niedrig ist. Dein Argument was man denn zahlen kann um konkurrenzfähig zu sein, dass interessiert mich nicht - reden wir von unterirdischen Löhnen.
In meinen Augen bist du dann kein Unternehmer, wenn du nur auf der Grundlage existieren kannst, weil du sehr niedrige Löhne zahlst. Komm mir jetzt bitte nicht, mit Branchen wo schon immer nicht gut bezahlt wurde, du weißt ganz genau - was ich meine. Eine anständige Bezahlung fängt nicht erst ab einem bestimmten Bildungsniveau an.
In diversen Regionen und oder einige Unternehmen, müssen sich auch nicht wundern, dass sie keine hoch qualifizierten Fachkräfte finden, bei den Vorstellung die da einige Unternehmer haben, da würde ich auch nicht arbeiten wollen. Eins ist mal Fakt, meine gute Qualifikation, hat mir mein Chef auch zu bezahlen, wenn er mich doch so dringend sucht. Ansonsten gehe ich zur Konkurrenz. Die traurige Realität ist aber so, dass man oft nicht die Wahl hat. Und das ein Techniker/Meister dann auch mal verhältnismäßig wenig verdient, liegt nicht daran - das er dumm oder faul ist.