Hallo Tomislav2007,
es ist schon auffällig das auf bestimmte Zeilen von mir so gar keine Reaktion von dir ersichtlich ist. Ich habe nie gesagt, dass ich glaube das alle arbeitslos werden. Ich schrieb, dass eben nicht nur Arbeitsplätze für Geringqualifizierte wegfallen. Und mit dieser Auffassung stehe ich auch nicht allein.
Natürlich fahre ich einen Science Fiction Trip, wenn ich meine, dass die vierte industrielle Revolution nicht damit abgeschlossenen ist, den einfachen Lagerarbeiter zu ersetzen... (…). Mit rein körperlicher Arbeit verdient man heute kein nennenswertes Geld mehr? Ich spreche auch vom Facharbeiter, der muss wohl grundsätzlich seinen Kopf nicht benutzen? Ich versuche es ein letztes Mal, ein Jungfacharbeiter hat nach IGM ERA - 2800€ (und mehr) Brutto. Da bleiben mindestens 1800€ Netto übrig, dass finde ich schon nennenswert.
Zur Konkurrenzfähigkeit... ich habe dort klare Abgrenzungen geschaffen, die du bitte nicht unter den Tisch kehrst. Dein Argument was man denn zahlen kann um konkurrenzfähig zu sein, dass interessiert mich nicht - reden wir von unterirdischen Löhnen. Ein Unternehmen, dass nur konkurrenzfähig sein kann, wenn es unterirdischen Löhnen zahlt, dass sollte lieber vom Markt verschwinden.
Nein, natürlich kenne ich einfachste kaufmännische Grundsätze nicht. Billig einkaufen und teuer verkaufen? Was kostet dich denn ein LAN in EG4 in der letzten Stufe, bei 11,93€ Stundenlohn? Rechne mal den Stundenlohn für einen Techniker (Metall- und Elektroindustrie) aus, der nach IGM Tarif bezahlt wird. Wenn ein Unternehmen an einen Tarif gebunden ist, dann besteht auch eine Tarifbindung. Hinweis, der (Techniker) wird nicht billig, den kannst du nur teuer verkaufen.
Es scheint, du siehst es nicht, dass durch den Einsatz von Maschinen auch für höher qualifizierte Mitarbeiter der Arbeitsplatz verschwindet? Und mal noch eine Frage an dich, der Facharbeiter der Techniker werden möchte und es dann ist, der hat welche Ambitionen dafür? Als erstes gibt er seine Facharbeiterposition... auf und wird sicherlich als Techniker arbeiten wollen und das ist, ob dir das gefällt oder nicht, mit einer signifikant - qualifizierteren Lohntüte verbunden.
Aktuell qualifizieren sich die Arbeiter wohl eher nicht wegen Robotern weiter im Beruf. Welche Gedanken jeder einzelne dabei hat, ist eine persönliche Entscheidung. Ich behaupte mal Geld ist ein Motivationsfaktor der oft zu stark vernachlässigt wird.
Also mir sagen selbst junge Leute, dass die schon wissen, warum die beispielsweise studieren oder gleich ihren Techniker machen möchten. Da kommt fast immer und das nicht an letzter Stellen, dass man natürlich auch gutes Geld verdienen möchte. Verständlich.
Tomislav2007 schrieb:
Wenn es irgend wann (wann auch immer) nötig ist, können wir das Sozialsystem immer noch ändern und ein BGE einführen, aktuell ist es noch nicht nötig.
Das finde ich jetzt aber äußerst interessant. Wann wird eine Einführung eines BGE denn nötig?
MfG
EDIT:
Der Grad der Beherrschung eines Arbeitszusammenhanges wird honorieren (je mehr Aufgaben eines solchen Arbeitszusammenhanges jemand beherrscht und/oder je höher die Anforderungen, desto höher wird er eingruppiert - bzw. die Eingruppierung kann mit wachsenden Anforderungen steigen) - auf diese Weise werden Personalentwicklung und Flexibilität unterstützt, der Mangel an Fachkräften wird auch deswegen steigen, weil immer mehr Arbeitsplätzen mit "einfachen" Tätigkeiten durch Fachkräfte besetzt werden (müssen). Hinzu kommt, dass kognitive Anforderungen auch bei Tätigkeiten ohne formale Qualifikationserfordernisse steigen, sei es in der Industrie (ganzheitliche Arbeitsgestaltung auch in Montagebereichen) oder im Dienstleistungsbereich.
Das was du veranschaulichen möchtest, findet schon lange statt. Insgesamt gesehen hat es im Bereich der Arbeit ohne formale Qualifikationserfordernisse in den 90er Jahren einen Abbau von 1,2 Mio. Arbeitsplätzen gegeben. Nach Studien (Erwerbstätige nach Tätigkeitsniveau für 2010) gibt es Hilfstätigkeiten (15,7%) aber auch einfache Fachtätigkeiten (13,6%), deren prozentualer Anteil summiert etwas gleich mit dem der qualifizierten Fachtätigkeit (30,1%) einhergeht.
Und das, die Arbeitsmarktchancen von Personen ohne berufliche Qualifikation sind bereits jetzt außerordentlich schlecht, sie konzentrieren sich auf Beschäftigungsbereiche, in denen in der Vergangenheit Stellen abgebaut wurden und in der Zukunft mit weiteren Verlusten an Arbeitsplätzen zu rechnen ist. - Ist schon über 10 Jahre der Fall und nichts neues.
Innerbetrieblich: Wer bereits über gute Qualifikationen verfügt, hat auch gute Chancen, bei Weiterbildungsmaßnahmen berücksichtigt zu werden, aber an denen, die es besonders nötig hätten, gehen die Weiterbildungsangebote meist vorbei. Dem H4er mit Facharbeiter, dem bringt es nicht viel, wenn er quersubventioniert für EG1 über ZAF bei Firma X im Lager arbeitet. Das hilft nur einem, der Statistik. Nicht immer nur nach Qualifikation schreien, wenn man "selber nicht fähig ist" - zu qualifizieren.
Nachtrag:
JEDER Job, der weitestgehenden durch standardisierte Routineabläufe gekennzeichnet ist, kann ein Roboter übernehmen, schon heute. Deep Learning ist kein Science Fiction, sondern Realität. Industrie 4.0 ist dann abgeschlossen, wenn Roboter wirklich eigenständig handeln. Die Einstellung, dass auch hochqualifizierte nicht durch Maschinen ersetzbar sind, halte ich für äußert fragwürdig. Diese Art von Entwicklung ist ein langer Weg aber solche Möglichkeiten komplett auszuschließen, halte ich für komplett daneben.
Ich habe da was für die Unternehmer und die Wirtschaft:
https://qz.com/911968/bill-gates-the-robot-that-takes-your-job-should-pay-taxes/