Tomislav2007 schrieb:
Das liegt aber hauptsächlich am deutschen System, wo Abschlüsse das wichtigste sind, wo du ohne das entsprechende Stück Papier die Arbeitsstelle nicht bekommst.
Das stimmt, hat aber auch gute Gründe: D gehört zu den paar Ländern weltweit, wo es halt mit die qualifizierendsten Abschlüsse überhaupt für Berufe gibt und das seit langer Zeit - warum also auf das Wort verlassen. Im Durchschnitt wird man mit jedem mit Meistertitel deutlich besser fahren (weil er zielgerichtet dafür hat arbeiten/lernen müssen), als mit jemanden der nur "behauptet" das zu können.
Ferner muss man das auch ein wenig beschränkt sehen; z.B. bei Berufen mit hoher theoretischer Komplexität, etwa akademisierten IT-Berufen, da kommt man auch im Ausland i.d.R. nur mit akademischen Abschluss, häufig auch Master oder höher, rein.
Ist imho aber auch gut begründbar. Die Leute, die z.B. höhere Mathematik o.Ä. effizienter alleine als an der Uni lernen - vor allem mit Bezug zu konkreten Projekten später / Teamarbeit - sind sehr, sehr selten. Meistens wird man an der Uni schlicht neben dem Stoff noch viel von Forschung, Drittmittelprojekten, ... mitgenommen haben, was auch nicht unwesentlich ist.
Und abgesehen davon wäre es ziemlich schwierig, dass für den konkreten Beruf nötige Basiswissen bei jedem Bewerber nachprüfen zu wollen. Da ist viel effizienter, einfach pauschal einen Uni-Abschluss sehen zu wollen und sich dann nur noch um konkrete Zusätze zu konzentrieren, die für das Unternehmen relevant sind.
Es sei denn halt, man hat wirklich gute Gründe. Wenn jetzt jemand etwa ein Startup erfolgreich in einem Bereich gegründet hat z.B. Dann kann man natürlich auch weniger auf entsprechende Abschlüsse geben. Das wird meiner Erfahrung nach aber zumindest mitunter auch so gehandhabt.
Tomislav2007 schrieb:
Ich habe das mal korrigiert, damit es wirklich meiner Meinung entspricht und nicht nur dem was du beim überfliegen meiner Beiträge glaubst da raus zu lesen.
Na komm, deine Anpassungen waren nur marginal im Vergleich zu meinem ursprünglichen Statement. Du hast nichts Wesentliches geändert, nur zeitlich und auf "Willige" eingeschränkt.
Diese Einschränkungen sind zwar wichtig, aber die hatte ich bewusst weggelassen, weil ich behaupten würde das hat mittlerweile jeder auf den letzten 20+ Seiten mitbekommen - wir beide, zusammen mit Olf und 1-2 weiteren, haben ja sehr aktiv darüber debattiert.
Also das du primär über die nötige Motivation argumentierst und primär über die kurz- und mittelfristigen Herausforderungen redest. Also
zur Zeit bis in den nächsten Jahren.
Wohingegen ich die nötige Motivation nicht stark mit einbeziehe (weil extrinsische Motivatoren wie Geld nur schlecht funktionieren), weil ich die zumindest primär für nicht relevant genug halte - Unwillige motiviert man als Dritter nur sehr, sehr schwer.
Und ich finde es nicht so interessant, über kurz- und mittelfristige Veränderungen zu reden, weil natürlich der Staat nicht z.B. innerhalb einer Legislaturperiode pleite geht.
Deshalb habe ich mich fast immer für den Zeitraum der nächsten 10-15 Jahre (die Änderungen, die sich langsam ankündigen) und den Zeitraum danach interessiert. Das ist ja auch der Zeitraum, der in den großen Studien abgedeckt wird, welche ich stets als Quelle für die "baseline" zitiert habe.
Also ja, man kann meine Szenariozusammenfassung noch mit deinen Änderungen präzisieren, aber (1) sind das ja nur marginale Anpassungen und (2) hat ja echt jeder auf den letzten 20 Seiten gepennt, der nicht gesehen hat das du über Motivation/Bildung und die Änderungen in den nächsten paar Jahren primär sprichst und ich über die langfristigen Strukturveränderungen.
Tomislav2007 schrieb:
Gilt das auch für die Sorte Prahlerei "Ich kenne mich so gut aus weil ich Reden von Google/Amazon/Facebook Mitarbeitern gehört habe." ?
Nein, da muss ich deine Präzision deutlich kritisieren - was mich wundert, weil das ja eigentlich selten bei dir vorkommt.
Prahlerei ist eine
übertriebene Darstellung der eigenen Fähigkeiten, mit der man sich
zu Unrecht oder
unbegründet lobt. Und i.d.R. auch ungefragt, also nur um nochmal "eine extra Kante mitzugeben".
Das ist bei dem von mir zitierten "mein Horizont ist sehr groß, größer als deiner" definitiv erfüllt.
Bei mir hingegen ist der Besuch von Forschungssymposien und ähnlichen Veranstaltungen ein Faktum und keine Übertreibung. Genauso wie das Publizieren von entsprechenden Arbeiten, weil ich ja aktiv forsche. Das ist also nur eine Feststellung der Realität.
Außerdem habe ich das nicht ungefragt und auch nicht mit Überheblichkeit o.Ä. in den Raum geworfen.
-> Ich wurde (
zu Recht) zu meiner Eignung befragt, warum ich denn die wissenschaftlichen Standpunkte beurteilen könne. Es ist absolut legitim diesbezüglich meine wissenschaftliche Eignung
erstmal anzuzweifeln, wenn die Information diesbezüglich noch unbekannt ist.
Danach habe ich klargestellt, woher meine Expertise stammt; als Antwort.
Abgesehen davon ist es ein himmelweiter Unterschied zwischen einfach "mein Horizont ist sehr groß, größer als deiner" zu postulieren und eine bestimmte Begründung für konkrete Befähigungen/Qualifikationen zu erklären.
hotzenplot schrieb:
du weißt aber schon wie die geschönte Zahl zustande kommt?
Ich weiß nicht, ob es wirklich so viele übertriebene Stellen sind, wie du es beschrieben hast, aber in der Tat ist das ein Problem. Vor allem weil das ja noch nicht alles ist. Die Leute, die von einer Umschulung zur nächsten gejagt werden, werden bei der Arbeitslosenstatistik ja rausgerechnet, obwohl sie quasi "Langzeitumschulende" sind und damit de facto Langzeitarbeitslose.
Wer aber für dieses fragwürdige, dauerhafte Umschulen benötigt wird (und das man eigentlich noch viel mehr bräuchte, weil dann könnte man ja noch mehr "erfolgreich Umschulen"; =erfolgreich aus der Arbeitslosenstatistik rausrechnen), der wird ja tatsächlich wieder nochmal zu den offenen Stellen gezählt.
hallo7 schrieb:
Die Vorteile der sozialen Marktwirtschaft haben Deutschland zu einer Wirtschaftsmacht gemacht. Die Solidargemeinschaft ist das Rückgrat dieser und es fällt eig. sehr schwer gute Argumente gegen diese zu finden.
Exakt.
Das war auch die Absicht meiner Darstellung, dass signifikante Einschränkungen unseres Sozialsystems (wie in anderen Ländern) eben auch zu den negativen Folgen dort führen. Der erhöhten Kriminalität usw.