Lübke schrieb:
es gibt keine sinnlosen arbeitsplätze.
Natürlich gibt es die, hast du dich noch nie mit der Thematik beschäftigt?
Es gibt z.B. die ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen) der Arbeitsagentur, die das ganz unverblühmt beschreiben. Das sind Tätigkeiten, die sich wirtschaftlich ohne Amtsunterstützung nicht tragen würden und die einzig als Beschäftigungstherapie für die Arbeitnehmer gedacht sind, damit die nicht zu große Lücken im Lebenslauf bekommen.
Schon 1988, nachzulesen bei der damaligen Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg, waren das bundesweit deutlich mehr als 100.000 Stellen.
Über diese ganz unverblühmten Zahlen hinaus gibt es ja noch Arbeitnehmer im Millionenbereich, die in Dauer-Kurzzeitbeschäftigungen, Praktika oder Weiterbildungsmaßnahmen von der Arbeitsagentur gehalten werden, damit nicht zu viele Menschen in die Statistik für Langzeitarbeitslose hineinkommen.
Dann noch der Staatsapperat selbst. Dazu werden, aus offensichtlichen Gründen, selten Zahlen veröffentlicht aber man liest ja immer wieder, z.B. von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften o.Ä., dann man bundesweit auch min. im 6-stelligen Bereich Beamte einsparen könnte ohne nennenswerte Nachteile für den Staatsapparat. Ganz besonders, wenn man mal auf konsequente Digitalisierung setzen würde.
Und auch Unternehmen sind vor derlei Einstellungen nicht gefeit.
Als Unternehmen hat man eigentlich die Pflicht, Ressourcen sinnvoll einzusetzen, sodass Werte optimal geschaffen werden. Dabei ist es unerheblich, ob das durch Mitarbeiter oder z.B. automatisiert geschiet. Ansonsten würde man ja auch von Misswirtschaft sprechen und Arbeitskraft verschleißen.
Genau das ist aber in Deutschland sehr häufig der Fall. Selbst bei großen Unternehmen gibt es viele Tätigkeiten, die automatisiert werden könnten und da sprechen wir ja nur von herkömmlicher Digitalisierung, nichtmal von neuen Möglichkeiten durch KI o.Ä.
Christop Kübel, Vorstand vor Bosch, hat z.B. vor wenigen Jahren in einem Interview der Zeit ganz öffentlich verkündet, es sei Boschs Aufgabe als Unternehmen, Arbeitsplätze zu verschaffen. Menschen in Beschäftigung zu bringen.
Und das als Unternehmen. Ökonomie vollkommen ad absurdum geführt. Das Ziel eines Unternehmens muss sein Werte zu erzeugen oder zumindest Rendite. Als wäre der gute Herr ein Gewerkschafter und kein Unternehmer.
Das wäre etwa so, also würde ein Staatsanwalt in einer Verhandlung sagen: "Ich kann zwar ihnen und ihrer Frau die Tat gemeinschaftlich nachweisen, aber das wäre vielleicht etwas zu hart. Ich gehe nur gegen einen von ihnen vor".
Dazu hat man doch Gewerkschaft und Politik, um Spielregeln für die Wirtschaft zu stellen. Die Wirtschaft selbst aber hat sich gefälligst effizient zu organisieren und Ressourcen nicht zu verschleißen.
Offizielle Zahlen gibt es dazu selbstverständlich auch nicht, aber ein paar Tätigkeiten wurden hier ja auch schon genannt und ich bin mir sicher, jedem von uns fallen gleich mehrere ein, die unter Aspekten wie Sinnhaftigkeit, Effizienz, Werteerzeugung usw. Negativbeispiele sind.
Die Dunkelziffer wird, alle erwähnten und unerwähnten Fälle, hoch im Millionenbereich liegen.
Kausu schrieb:
Also ich arbeite lieber in einem "schädlichen" Beruf
Kausu schrieb:
als Geld einfach für nichts zu erhalten. Da macht mein Stolz einfach nicht mit.
Kausu schrieb:
Arbeit ist für mich nur mittels zum Zweck und daher möchte ich auch eine gut bezahlte.
Also würdest du auch vollkommen sinnbefreiten Tätigkeiten nachgehen, nur damit du einen Job hast?
Das erinnert mich an Volker Pispers Kabarett. So schädlich ein System auch sein mag, die Mehrheit macht einfach mit, denn schließlich wird man selbst als Löwenfutter noch gebraucht.
Kausu schrieb:
Ich glaube aber das hängt von der eigenen Persönlichkeit ab. Mir persönlich ist es nicht so wichtig, ob mein Job einen größeren Sinn erfüllt. Gute Bezahlung sichert mir die Möglichkeit mich privat selber zu verwirklichen oder einen Sinn zu suchen
Das widerspricht sich doch fundamental. Du beschreibst hier doch vollkommen richtig das Bedürfnis eines Menschen, sich selbst zu verwirklichen, einen Sinn zu suchen, etwas zu tun, eine Beschäftigung (nichts zwangsläufig Arbeit!) zu haben.
Dieser Zustand ist etwas vollkommen anderes, als etwa eine klassische 9-to-5 Lohnarbeitsstelle. Das man über 40 Jahre zu seiner 9-to-5 Stelle buckelt, das war noch
nie die Bestimmung oder Verwirklichung eines Menschen. Das macht man im heutigen System auch nur, weil es eine
Norm geworden ist und damit ein gesellschaftlicher
Zwang.