Nun noch zu den Artikeln von Tagesspiegel, Zeit und Co (links von Tomi).
Probanten hatten weniger Stresssymptome und Gesundheitsprobleme
Direkt aus dem 1. Link (Zeit).
Das finnische BGE hat also trotz zu geringer Höhe (das bezahlt das Leben in Finnland nicht, die wichtigste Komponente ... soziale Absicherung, wurde von dem Modell von vorn herein nicht gelesitet, siehe mein SZ-link) das Gesundheitssystem entlastet.
Man kann das sicherlich für die, die mit nichts anderem Rechnen können, in einen Eurobetrag umrechnen, den der finnische Staat in der Zeit eingespart hat ... ob der höher liegt, als die Ausgaben für das GE, dazu müsste man konkrete Zahlen haben. Viel billiger als in DE werden die Behandlungen in Finnland allerdings nicht sein.
Der zweite Artikel (Tagesspiegel) befasst sich grundsätzlich nur mit den Auswirkungen am Arbeitsmarkt ... aber selbst dem fällt die Wirkung des GE genau wie im Zeit-Artikel auf.
Allerdings geht es in dem Artikel ausdrücklich nur um die Frage, ob ein GE-Empfänger besser oder schlechter einen Job gefunden hat ... dzu gibt es keine klaren Hinweise, also lautet das Fazit "GE = doof".
Diese Frage ist mehr von der Konjunktur abhängig, als von der Finanzierung ... wenn man Jobs findet, oder nicht, dann wird auch ein BGE daran nichts ändern können ... von daher geht der Artikel schon von einer grundsätzlich falschen Grundannahme aus ... er behandelt das BGE als wäre es ein Konjunkturprogramm, was es allerdings in keinem Modell ist.
Auch die Tagesschau fokussieert einzig auf finanzielle und Beschäftigungseffekte. Die gesundheitlichen Auswirkungen werden zwar erwähnt, im Fazit aber dann ignoriert.
Auch hier gilt das Projekt ohne genauere Prüfung als gescheitert.
Der Stern-Artikel geht als einziger auch mit der Umsetzung des Experimentes kritisch ins Gericht, weist darauf hin, dass die Gruppe der Empfänger zwar willkürlich ausgewählt wurde, die Wahl dabei aber keinesfalls einen repräsentativen Schnitt durch die erwerbslose-Bevölkerung darstellt (erster Punkt ... die Studie ist nicht repräsentativ ... nichtmal für Finnland).
Und wieder der Hinweis auf eine schwache Volksökonomie, denn Finnland habe die Wirtschaftskrise eben nicht überwunden (eines der validen Argumente, die hier regelmäßig gegen ein BGE gebracht werden "kann man sichs leisten, braucht mans nicht, und braucht man es, kann man es sich nicht leisten". Finnland konnte sich das definitiv nicht leisten).
Wer hat je behauptet, dass ein wirtschaftlich kränkelndes Land ein BGE mit guten Chancen einführen könnte?
Die finnische Regierung hat das aus der Not heraus getestet, denn es ist wohl irgendwie aufgefallen, dass das starre labyrinthartige Sozialsystem in Finnland bei schwacher Konjunkrtur nicht gut trägt.
Es wird sogar ein (von der Wirtschaft wahrscheinlich eher positiv empfundener) Effekt aufgezeigt ... die GE-Empfänger wurden schlechter bezahlt.
Ist nur leider vom Steueraufkommen her betrachtet echt nicht der Bringer, denn davon, dass die Wirtschaft Geld spart, kommt beim Staat im allgemeinen nicht viel an.
Und als reine Wirtschaftssubvention lehne sogar ich ein BGE ab.
GE spart also Personalkosten in der Wirtschaft (ich finds eigentlich nicht so geil).
GE spart im Gesundheitswesen (das finden Ärzte und Medizintechniker sicherlich nicht geil).
GE macht einfach glücklicher (und DAS wurde mit der finnischen Studie unwiderruflich belegt) ... die Ersparnis im Gesundheitswwesen hängt an diesem Fakt ... und selbst wenn es keine große Ersparnis ist, so würde es den Pflegenotstand mindern, wenn die mangelnde Nachfrage nicht gleich mit kündigungen und noch mieseren Betreuungsschlüsseln kompensiert wird (ich denke, dass man sich darauf leider verlassen kann).
Aber eigentlich ist auch klar, dass jemand der an den hohen Gesundheitsausgaben auch der Arbeitslosen dranhängt, unter diesen Vorraussetzungen GEGEN ein GE sein MUSS.
Bringt nix am Arbeitsmarkt, und die Leute haben auch noch weniger gesundheitliche Probleme ... da ist der Krankheits-Gewinnler natürlich wenig begeistert.
Als Hinweis: Jedes mal, wenn jemand das finnische Experiment hier als Beweis für die mangelnde Machbarkeit oder Effizienz eines GE anführt, werde ich ihm vorführen, dass diese Studie nach wissenschaftlichen Kriterien überhaupt nicht dazu in der Lage war, so ein Urteil zu stützen ... allein die mangelnde Repräsentativität zerstört schon jegliche wissenschaftliche power.
In der Experimentalgruppe waren viel zu wenig Muttersprachler vertreten .. und wenn dieses Verhältnis in der Kontrollgruppe anders war, kann man der Studie sogar noch BIAS vorwerfen ... denn dann wurden da Äpfel mit Birnen verglichen ... und damit wäre das sogar noch ein pro-BGE-Argument, denn die Ergebnisse sind nicht besonders eindeutig, was bedeutet, dass die Forscher in Finnland nichtmal ihre BIAS "ordentlich" eingebracht haben und spätestens da wirds echt lächerlich.
Ich hoffe, dass diese Farce schnell wieder in der Versenkung verschwindet ... denn DAS was in Finnland gemacht wurde, war KEIN echtes Experiment nach wissenschaftlichen Kriterien .. auch weil man es mittendrin modifiziert hat.
Sowas ist mMn ein K.O.-Kriterium für jede wissenschaftliche Arbeit ... die Grundnannahmen sind das Fundament nicht nur der Studie sondern auch ihres Ergebnisses ... also kann an denen auch nicht einfach im laufenden Forschungsprozess herumgebastelt werden, ohne das Ergebnis ad absurdum zu führen.