|MELVIN| schrieb:
Es gibt nun mal Jobs die niemand gerne machen will und die einfach nicht höher entlohnt werden können.
Einfach zu sagen, daß es "diese Jobs nun mal gibt", impliziert, daß die Existenz dieser Jobs erst garnicht in Frage gestellt werden darf.
Zu sagen, daß niemand unangenehme Jobs machen will ist eine Pauschalisierung.
Alle Pauschlaisierungen müssen konsequenterweise falsch sein, denn Menschen sind von Natur aus unterschiedlich.
Daß gewisse Arbeiten nicht höher entlohnt werden können, ist eine weiter Unterstellung.
Oder wärst du bereit im Supermarkt für den Liter Milch das doppelte zu zahlen nur damit die Kassiererin einen Lohn in angenehmer Höhe bekommt?
Wenn mir das Wohlergehen meiner Mitmenschen (übrigends nicht nur national) wichtig ist, dann muß ich mich schon entscheiden.
Ohne einen gewissen "Zwang" würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren, da viele wichtige Arbeiten sonst unerledigt bleiben oder aber unbezahlbar werden würden.
Eine interessante Sichtweise, welche weitverbreitet zu sein scheint.
Da würde ich das gerechtfertigte Funktionieren einer Gesellschaft so wie Du es Dir vorstellst gerne in Frage stellen.
Die Verwendung des Begriffes "Sklavenarbeit" finde ich in diesem Zusammenhang übrigens völlig übertrieben und sehr polemisch, ...
Das ist zugegebenermaßen absichtliche Provokativ gemeint. Und natürlich ist der Lebensstandard von Sklaven im historischen Sinne nicht gemeint, beide haben dennoch eins gemeinsam: den
Zwang.
Völlig übertrieben würde ich dazu auch nicht sagen, es kommt immer darauf an, auf welche Seite ein Kritiker steht. Wenn man sein Schäfchen im Trockenen hat, dann läßt sich natürlich gut locker und flockig argumentieren.
Ist es nicht legitim vom Staat bzw. der Gemeinschaft, dass sie von Transferleistungs-Empfängern die Annahme zumutbarer Jobs verlangen darf?!
Wenn der Staat sich die Freiheit nimmt die Ausgestaltung des Zusammenlebens in einer (Zwangs-)Gesellschaft bestimmen zu können, dann soll er es mit dem Konsens der Mitglieder machen und nicht gegen sie.
Wenn es dabei zu keinem Konsens kommen sollte, wie könnte man es rechtfertigen, die Betroffenen gegen ihren Willen dazu zu zwingen?
Zwang zu "zumutbarer" Arbeit unterstellt wissen zu wollen, was "zumutbar" ist und was nicht.
Das setzt eine dominante Denkensweise voraus, wie sie anscheinend heute immer noch vertreten wird.
Auch wenn der Lohn unattraktiv ist: Was ist denn die Alternative?
Warum im Arbeitsleben die grundsätzliche Regel der Marktwirtschaft nicht konsequenterweise durchziehen? ► Angebot und Nachfrage.
Wenn es zu wenig oder keine Nachfrage nach bestimmten Arbeitsplätzen gibt, dann hat der Arbeitsmarkt bereits darüber entschieden.
Aber Menschen dazu zu zwingen die Arbeitsplätze dennoch künstlich am Leben zu erhalten, entbehrt für mich jeglicher Logik.
Würde der Staat höhere Löhne per Gesetz erzwingen, würden die höheren Personalkosten an die Endkunden weitergegeben werden was deutliche Preissteigerungen zur Folge hätte, welche die höheren Löhne wieder auffressen.
Wenn die Nachfrage wegen den zu hohen Preisen wegbrechen würde, dann hat sich der entsprechende Wirtschaftszweig eben nicht bewehrt.
Am Ende hätte niemand etwas gewonnen.
Verhängnisvoller Denkfehler!
Denke mal für eine Sekunde BGE:
Die Existenzen der Menschen sind gesichert. Zu gleicher Zeit gibt es das Verlangen in einer Gesellschaft die Welt so zu gestalten, daß es Freude macht in ihr zu leben. Wenn der Gestaltungsspielraum gegeben wird, dann werden die Menschen es auch in Anspruch nehmen. Das ist eine Erfahrung, auf die wir uns verlassen können. Wie weit die Entwicklungen in Deinem Sinne sein werden, sei dahingestellt. Aber wenigstens hätten wir dann eine Gesellschaft die von allen mitgestaltet und dadurch getragen würde.
Auch das BGE ist in meinen Augen dafür keine Lösung, ...
Ich erwarte von einem BGE Gegner wenigstens das Zugeständnis, daß wir beide nicht hellsehen können. Also, würden wir es für 2 Jahre einführen und dem Ergebnis entsprechend entweder beibehalten oder wieder abschaffen, wäre dieses Thema ein für alle male vom Tisch.
Das Zusammenleben auf diesem Planeten ist für uns zu wichtig, als daß wir eine dringende Entwicklung wegen fadenscheinigen Gründen hemmen sollten.
Du bist also der Meinung, dass die Gesellschaft von Transferleistungsempfängern, welche auf Kosten der Gemeinschaft leben, keine Gegenleistung verlangen darf?
Wenn die Empfänger keine akzeptable andere Alternative hätten, dann vertrete ich absolut diese Meinung.
Dieser Planet gehört, während wir leben, uns allen. Warum sollten sowohl die Resourcen als auch der Grund und Boden dermaßen ungerecht aufgeteilt werden? Da bildet sich eine Gesellschaft mit der Regel: Hast Du genug Geld, dann kannnst Du soviel haben wie Du willst - egal ob Du es brauchst oder nicht, egal welche Auswirkungen deine verschwenderische Lebensweise auf gegenwärtige Mitmenschen und den nachfolgenden Generationen hat. Und eigentlich ist es auch egal, unter welchen Umständen jemand sein Geld gemacht hat. Da kann noch so viel Blut dran kleben, es kann aus einer negativen Wertschöpfung entstanden sein - Geld stinkt nicht.
Aber nun habe ich wieder moralisch argumentiert. Das zählt ja für manche Menschen nicht.
Man kann doch nicht einseitig auf seine Rechte bestehen und seine daraus resultierenden Pflichten ausblenden.
Das kommt darauf an wie du Recht und Pflicht definierst.
Jemanden ein Recht zu versagen, jemanden die Pflicht aufzuzwingen - die Begründungen zu beidem setzt Macht voraus, genauso wie jemanden sein Recht zuzugestehen oder jemanden von seiner Pflicht zu entbinden. Die Anwendung von Macht über andere Menschen hat sich in der Vergangenheit (und Gegenwart) nicht gerade mit Ruhm bekleckert, vor allem wenn
Gehorsamkeit ins Spiel kommt nach dem Motto:
ich habe ja nur meine Pflicht getan.
Die bestverdienenden 10% in Deutschland machen über 50% des Einkommenssteueraufkommens aus, obwohl ihr Anteil am Einkommensvolumen nur etwa 25% beträgt.
Mit Deiner Rechnung kommen immer nur die Neoliberalen.
Das Einkommen in Deutschland
Die oberen 10% der Bevölkerung haben 25% des Einkommens.
Die unteren 10% der Bevölkerung haben 3% des Einkommens.
Die Vermögensverteilung in Deutschland
Die oberen 10% besitzen 60% des Vermögens
Die unteren 10% besitzen nichts, denn die haben Schulden.
Wie man da von einer Umschichtung von unten nach oben als gesellschaftliches Problem in Deutschland schreiben kann entzieht sich mir ehrlich gesagt völlig.
Deswegen sollte man auch nicht mit jedem Diskutieren.
Du lebst in Deiner Welt und ich in meiner.