Bedingungsloses Grundeinkommen für jeden

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Die Grünen haben heute auf ihrem Parteitag das bedingungslose Grundeinkommen für alle abgelehnt. Wenn überhaupt hätte ich den Grünen noch am ehesten eine Zustimmung zugetraut. Aber so ist das Thema politisch erst mal wieder vom Tisch, was ich ausdrücklich befürworte.
 
Ein paar Reflexionen meinerseits zum Thema.
Abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass die entsprechenden Machtverhältnisse, wie sie durch unsere repräsentative Demokratie ermöglicht werden, eine Einführung des Grundeinkommens per se schon verhindern würden, so erlaube ich mir einmal zu räsonieren darüber was der Fall wäre, wenn das Grundeinkommen tatsächlich eingeführt würde.
Wenn man folgende Gedankenschritte einmal mitmacht

a) der Mensch verwirklicht sich in und durch eine Tätigkeit die, seinem eigenen Wesen nach, ihm Erfüllung verschafft
b) der Anreiz überhaupt in irgendeiner Weise tätig zu sein ist eine Anlage des gesellschaftlichen Wesens Mensch

dann meine ich folgende These aufstellen zu können:

Bei Einführung eines Grundeinkommens, die Finanzierung und die Höhe erstmal vollkommen ausgeblendet, wäre jedem Menschen eine materielle Grundlage, in wie immer auch ungenügender Form, verschafft.
Diese Grundlage würde den Menschen, von einem gewissen Zwang zu einer ihn nicht erfüllenden Tätigkeit oder von einer, polemisch ausgedrückt, Zwangsarbeit, befreien. Sofern man diese Gedanken immer noch mitmacht, ließe sich sagen, dass die neu gewonnene Zeit und Muße sich wahrhaften Interessen zuzuwenden den Menschen für das Gemeinwesen (dessen Form sich durch das verändernde Bewußtsein der Menschen prozesshaft selbst verändern wird) in befreienderer Form "nützlich" machen würde.
Ich glaube nicht, dass der Mensch auf der faulen Haut liegen würde aufgrund von Annahme b) und deshalb denke ich nicht, dass man es mit 99% Untätiger zu tun bekommen würde.
Ich denke, dass bei Einführung des Grundeinkommens eine Eigendynamik die Gesellschaft erfassen würde, die kapitalistische Strukturen auflösen würde. Es ist entsprechend nur zu verständlich, dass die Strukturgesetze unserer gegenwärtigen Gesellschaftsordnung eben dieses Grundeinkommen verhindern möchten. Es wäre ja auch klar was diesen Strukturen dann blühen würde.
 
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Darauf springe ich gerne an:
Es wäre natürlich traumhaft, wenn man jedem erwachsenen Bürger z. B. 1.000 Euro in die Hand drücken könnte. Dann hätten wir beinahe solche Bedingungen wie die Bürger in manchen Ölförderstaaten. Wenn Du heiratest, schenkt Dir der Scheich ein Haus und einen Neuwagen. Aber das können wir uns abschminken.

Also wird ein bedingungsloses Grundeinkommen sich irgendwo zwischen Sozialhilfesatz und z. B. 800 Euro einpendeln. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Aber blenden wir das mal aus.

Also auf der einen Seite sagst Du, dass sich der Mensch in und durch seine Tätigkeit (die keine Erwerbsarbeit sein muss) verwirklicht. Auf der anderen Seite unterstellst Du zumindest unterschwellig, dass die derzeitigen Arbeitsverhältnisse nicht geeignet sind, diese Verwirklichung zu gewährleisten (Entfremdung, Ausbeutung, Fremdbestimmung usw.).

Die Menschen würde folglich dazu tendieren, sich andere Beschäftigungen zu suchen. Nur frage ich mich, warum sie das nicht schon heute machen. Es gibt zahlreiche Menschen, die finanziell mehr oder weniger unabhängig sind. Das können Hausfrauen sein, deren Ehemänner das Geld nach Hause bringen. Auch Arbeitslose mit ALG I können darunter fallen, wenn sie z. B. noch deutlich mehr als Hartz IV erhalten und dabei über viel Freizeit verfügen. Die Erfahrung spricht bisher allerdings dafür, dass von diesen Menschen gerade nicht die erwartete Tätigkeitsoffensive ausgeht. Sie engagieren sich nicht überproportional in Ehrenämtern und Vereinen, obwohl sie es am ehesten könnten.

Und wenn plötzlich alle das Grundeinkommen beziehen und wenn sich ein bestimmter Prozentsatz damit (freiwillig oder unfreiwillig) begnügt, dann sollte es Deiner Ansicht wohl so laufen, dass die klassische Erwerbsarbeit im Laufe der Zeit einen größeren Einbruch erfahren würde, weil die Menschen ihren wahren Interessen nachgehen möchten.

Und genau das wäre das Problem. Denn das zu verteilende Geld muss weiterhin erwirtschaftet werden. Das wird häufig übersehen. Der gut bezahlte Wissenschaftler steigt dann vielleicht doch schon mit 60 Jahren aus dem Berufsleben aus, weil er es sich leisten kann. Er widmet sich vielleicht lieber seiner Modelleisenbahn. Damit fällt das von ihm erwirtschaftete Sozialprodukt weg.

Wenn das viele Menschen so machen, fehlt bald das Geld an allen Ecken und Kanten. Dann müsste das Bürgergeld wieder so weit sinken, dass die Leute doch wieder arbeiten müssten. So gesehen ist es zwar schön, wenn man als Folge des Grundeinkommens eine neue Welt heraufbeschwört. Man muss jedoch sehen, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen erhalten bleiben müssen, solange bei uns kein Erdöl aus dem Boden kommt.
 
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Naja, ich glaube jeder Mensch macht dasselbe wie der Strom oder das Wasser: Den Weg des geringsten Widerstands gehen. Das ist heute so und war vor 1000 Jahren auch so.

Wenn erstmal bei jedem die Grundbedürfnisse von alleine gedeckt sind (absolut unfinanzierbar), dann hat man mehr Zeit für die Muße. In einer Gesellschaft wo Sklaverei erlaubt ist, mag das wohl gehen. Aber ich glaube, die meisten arbeiten nur, um sich Essen zu kaufen, einen Platz zum Schlafen zu leisten und all die Dinge, die das ganze noch etwas verfeinern. Arbeit der Arbeit wegen ist extrem selten und vielleicht die höchste Stufe, wenn man Mensch und Beschäftigung als ein ganzes sieht.

An so etwas wie eine kapitalistische Struktur glaube ich gar nicht. Kapital ist so etwas wie Mathematik für die Naturwissenschaften: Eine grundlegende Form, bei jder eglicher Austausch von Arbeit, Sache oder Gefühl möglich ist.
Was gibt es schöneres als einen Monat (geistig oder körperlich) anstrengende Arbeit geleistet zu haben und dann den wohlverdienten Lohn zu kriegen? :)
 
@odium
Du sollst nicht "daran glauben" sondern diese Strukturen als eben solche "erkennen" ;)
Aber das ist eine Diskussion auf die ich mich jetzt leider aus Zeit- und Mußegründen nicht einlassen kann. Entschuldige.

@keshkau
Dass du darauf anspringen würdest war mir klar. :)
Du hast mich richtig verstanden, dass ich unterstelle, dass die gegenwärtigen Verhältnisse meinen Punkt "a)" nicht verwirklichen können.
Erwerbsarbeit kann diesen Punkt für mich deshalb nicht verwirklichen weil sie den Menschen als einen Gegensatz zu dem hinstellt, was er sein könnte, nämlich frei in seiner Entscheidung einer Tätigkeit nachzugehen die seine Möglichkeiten entfaltet/befördert. (Wie du weißt lautet da meine These, dass die entfremdete Arbeit das nicht leisten kann. Das ist aber auch ein Punkt der nun bereits zwischen uns beiden bekannt sein dürfte.)
Der Mensch ist zwar frei zu sagen "ich arbeite nicht"...wenn er das aber in unserer Gesellschaft tut geht er zugrunde. Sei es physisch oder psychisch. Deshalb muss er arbeiten. Deshalb auch ist es Zwangsarbeit.
Was dieses Etwas ist was das Mögliche des Menschen wäre ist von mir für jemand anders nicht zu formulieren. Es sind aber zu formulieren (und das habe ich nun in unendlich vielen Posts schon gemacht und werde es hier nicht wieder tun) Gedanken, die, sofern man sie mitmacht, objektive Bewegungsgesetze der gegenwärtigen Gesellschaft aufzeigen, deren logische Schlußfolgerung keine andere sein kann, als dass die Menschen sich "unbewusst" sind. Dieses zugrunde liegend veranlaßt mich dazu die These aufzustellen von der "Möglichkeit" hinter der "Wirklichkeit" des Menschen.
 
th3o schrieb:
Deshalb muss er arbeiten. Deshalb auch ist es Zwangsarbeit.

In welcher Form von Gesellschaft müsste er denn nicht arbeiten? Btw finde ich das Wort Zwangsarbeit auch unangebracht. Ich meine, ich MUSS auch essen, um zu überleben. Zwangsessen, das mir aufdiktiert wird. ;)
Und deinen letzten Absatz kapiere ich nicht. Ich finde es interessant, was du schreibst, nur ist der etwas sehr verworren. Willst du damit nur sagen, das die Teilnehmer dieser Gesellschaft sich unbewusst, d.h. zum großen Teil unwissend gegenüber ihrer Struktur und Funktion sind? :confused_alt:
 
@Wintermute
Richtig, das will ich sagen. Und noch: Nicht weil sie es sich so aussuchen, sondern weil die Verhältnisse mit objektiver Notwendigkeit sie dazu treibt. Das muss man ja immer für diejenigen dazuschreiben, die dann allzu schnell mit dem Vorwurf dabei wären, dass man sich ja wohl was rausnehme und wie man das doch nur behaupten könnte, es sei ja frech und dergleichen mehr :D
 
@Wintermute
Laut th30 leben wir alle in der Matrix. Man könnte auch sagen, wir "werden gelebt" und können uns daher nicht wirklich frei entscheiden. Deshalb ist es beinahe schon müßig, einen wie auch immer gearteten Systemwechsel anzustreben, weil die Menschen aus ihrem System gar nicht wirklich ausbrechen können. Schuld daran ist natürlich das "System".
 
Der keshkau hat mich richtig verstanden. Auch wenn ich weiß dass er das überhaupt nicht so sieht.
Da halte ich es mit Adorno der mal sagte, dass das einzige Glück der Menschen auf dieser Welt darin besteht Leiden beredt werden zu lassen. Ich find den Satz gut :)
 
Jetzt werden die Beiträge langsam wieder austauschbar und haben nur noch wenig mit dem eigentlichem Thema zu tun.

Gruß

olly
 
Ja, die Tatsache, dass ich th3o verstanden habe, heißt noch nicht, dass ich mit ihm an einem Strang ziehe.

Mein Problem besteht lediglich darin, dass ich Dir nicht in aller Öffentlichkeit recht geben kann, was wiederum nicht heißen soll, dass Du mit Deiner Einschätzung der Lage auf dem Holzweg bist. :D

Ich fasse dann mal zusammen, damit ich auch etwas Inhaltliches beisteuern kann. Für th3o ist die Einführung des Grundeinkommens per se undenkbar, weil es im Widerspruch zu den aktuellen Machtverhältnissen stünde, die ihre Existenzberechtigung der Demokratie verdanken.

Für Odium ist das Grundeinkommen nicht finanzierbar und ich denke, dass wir uns damit gehörig in die Nesseln setzen würden, weil viele Leute lieber die Hand aufhalten möchten als für andere zu arbeiten, die lieber auf der faulen Haut liegen oder ihren Hobbys nachgehen.
 
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Also ich habe in meinen Reflexionen oben versucht anzunehmen wie es denn wohl sein würde wenn die Einführung möglich wäre. Dass sie per se nicht Möglich ist habe ich zunächst mal aus Experimentgründen ausgeblendet. Wenns aber hart auf hart kommt klar, da bin ich eindeutig der Meinung, dass das Grundeinkommen wirklich verhindert wird von, sagen wirs mal platt, denen da oben.
Aber ich teile deine, keshkau, Sicht nicht, dass nämlich Menschen die Hand einfach aufhalten würden. Ich glaube, dass nicht auf einen Schlag Leute aufhören würden zu arbeiten, die bisher 2000 netto verdient haben nur weil sie nun 600 "umsonst" bekommen. Diese Leute würden sich nachwievor gerne das Leben leisten, das sie bisher gehabt haben. Da bist du also, verwunderlich eigentlich, pessimistischer als ich. :D
Aber ohnehin würde das Grundeinkommen nur funktionieren wenn nicht einfach aufgehört würde zu arbeiten sondern im Gegenteil: von den Menschen die das fordern wird eigentlich angenommen, dass der Wohlstand dadurch wächst, dass Menschen sich mit einem veränderten Bewußtsein dennoch in die Erwerbstätigkeiten begeben, einfach weil sie wissen, dass sie auch anders könnten. Und weil sie das wissen sind die zugleich irgendwie produktiver. So oder ähnlich lautet die Argumentation der Befürworter.
 
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Ich habe weiter oben schon deutlich unterschieden zwischen den Besserverdienenden, die weiterhin arbeiten gehen würden, um ihren Lebensstandard zu sichern, und denjenigen, die trotz Arbeit (Teilzeit, Minijob, Aushilfe) nur in die Nähe des Grundeinkommens kommen. Für die letzte Gruppe fehlen die Anreize. Sie könnten arbeiten, um ihr Einkommen aufzustocken. Sie könnten aber auch einfach zu Hause bleiben, bei gleichem Geld und mehr Freizeit.

Die Befürworter argumentieren damit, dass der Anteil an sozialen und ehrenamtlichen Tätigkeiten zunehmen könnte, weil die Leute Zeit dafür hätten. Sie vergessen dabei, dass diese Zeit von der bisher produktiven Erwerbsarbeit abgezogen werden muss. Das ist der Punkt, an dem die Finanzierbarkeit kippt.

Und ich verweise gerne auf die Arbeitslosen, die diese Zeit bereits haben und trotzdem nicht in der vorhergesagten Form nutzen.

Es ändert sich auch nichts Grundsätzliches. Es wird weiterhin Erwerbsarbeit geben, wenn auch für weniger Geld, wie ich oben ausgeführt habe.
 
Ja nun gut, du kannst zwar gerne bereits jetzt auf die Erwerbslosen hinweisen die sich, obwohl objektiv gesehen die Zeit dafür da wäre, nicht diesen ehrenamtlichen Tätigkeiten zuwenden aber dann legst du ein Maß an, das bei Einführung des Grundeinkommens so nicht mehr Bestand hätte. Das Maß ist das Bewußtsein. Es ist doch wohl eine Sache ob ich genötigt werde, ab einem bestimmten Zeitpunkt, jeden Job anzunehmen den andere für mich als zumutbar bewerten und ich zwischendrin, während man sucht, nachwievor die Motivation haben soll ehrenamtlich was zu machen und es ist eine ganz andere wenn ich weiß, dass ich jetzt nicht zwingend jeden Job annehmen muss. Dann wäre die Bereitschaft für ehrenamtliche Tätigkeit mit Sicherheit höher. Also schön vorsichtig mit dem Verweisen auf dieselbe Sache bei unterschiedlichen Bedingungen. :)
 
Aber das Ehrenamt beschränkt sich doch nicht nur auf die Nachmittagsbetreuung von Kindern, die ich als Arbeitsloser nur solange leisten kann, wie ich keinen Job habe. Ich denke da auch an die Arbeit in Vereinen. Wie Du weißt, geht es da erst am ABend los. Da haben alle Zeit, die arbeitende Bevölkerung sowie die Arbeitslosen.

Solange jemand ALG I bekommt, hat er gar nicht das Problem, jeden als zumutbar deklarierten Job annehmen zu müssen. Und er wird trotzdem nicht acht Stunden am Tag mit der Jobsuche beschäftigt sein, wodurch er faktisch mehr Zeit hat als ein in Volzeit beschäftigter Arbeitnehmer.

Ich sehe in der derzeitigen Situation gar nicht so viele Gründe dafür, dass die Ehrenämter usw. nicht jetzt schon blühen. Aber gut, dann nehmen wir also an, das Grundeinkommen würde eingeführt werden. Wird man dann nicht länger von Arbeitslosen sprechen oder doch? Denn es wird weiterhin eine Zwei-Klassen-Gesellschaft geben: Auf der einen Seite die arbeitende Bevölkerung mit höherem Einkommen und wahrscheinlich höherem sozialen Status und die reinen Bezieher des Grundeinkommens, die nicht nebenbei arbeiten gehen wollen/können.

Dann sind die ehemals Arbeitslosen immer noch in derselben bescheidenen Lage, nur dass sie jetzt nicht länger unter dem Druck stehen, sich einen Job suchen zu müssen. Und das allein soll den Bewusstseinswandel auslösen? Plötzlich engagieren die sich alle statt Crysis zu zocken? Ich habe da so meine Bedenken.
 
Nun, ich habe auch nicht gesagt, dass ich mich felsenfest auf die Position stellen möchte, dass es ein neues Utopia geben wird bei Einführung des Grundeinkommens. Ich habe nur versucht darzulegen warum deine Annahme nicht ohne weiteres hüben wie drüben angebracht ist.
Klar habe ich auch Bedenken obs an der Grundgesinnnug wirklich was ändern würde. Vielleicht erlaube ich mir in der Hinsicht einfach mal ein wenig mehr Optimismus als es sonst so meine Art ist (wie du sicher auch weißt ;) )
 
Wenn die Einführung des Grundeinkommens nur ein vergleichsweise kleines Experiment wäre, sagen wir in einer Größenordnung einer Agenda 2010, dann könnte man durchaus dem Optimismus eine Chance geben und es darauf ankommen lassen.

Doch die Umwälzungen sind so gravierend (und teuer), dass ein Rollback nicht so einfach machbar wäre - höchstens in der Form, dass man es rückgängig machen müsste, um den Karren nicht komplett gegen die Wand zu fahren. Für einen Testlauf auf gut Glück ist die Sache zu gewichtig. Wenn die optimistischen Prognosen nicht eintreten, haben wir nämlich wirkliche Probleme.
 
na mal schaun, ob hier noch was geht :eek:


ich fang mal so an, mit dem was ich in den letzten Jahren erlebt hab im Job:
bis vor etwa 3 Jahren, wurden regelmässig hard- und software aufgerüstet. das war richtig cool, weil die Arbeit dadurch tatsächlich angenehmer und produktiver wurde. Seit ca 3 Jahren allerdings wurde an der Technik nix mehr verbessert, nur noch minimales Feintuning. Stattdessen wurde der Druck auf die Mitarbeiter stark erhöht, so das all die Vorteile wieder zu nichte gemacht wurden. Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist schlecht, viele Vorgaben sind völlig unsinnig und kontraproduktiv usw, das ganze Elend. Der Grund ist ganz einfach: das Gebot der Gewinnmaximierung. Früher wurde das durch bessere Technik erreicht, irgendwann war ein Niveau erreicht, was sich nicht mehr steigern lässt, also wird jetzt der Druck auf die Angestellten erhöht. Dahinter steht ein als "natürlich" erscheinendes Prinzip des "Sozialdarwinismus": die schwächsten Mitarbeiter (werden krank und) gehen freiwillig, es bleiben die "stärksten", was für den Betrieb ja das beste ist. Ich denke, das ähnliche Vorgänge in sehr vielen Betrieben gesehen werden können. Frag ich mich, wie wäre es, wenn wir ein bGe hätten, und ich glaube, alles wäre besser.

Das Konzept nochmal vorgestellt:

es wird also an jeden (dieser Punkt wäre dann noch zu klären) ein bGe gezahlt. Kinder bekommen weniger, Alte auch (wegen eigenverantwortlicher Altersvorsorge können die aufstocken) und am höchsten ist es zwischen 25-40 Jahren (wegen Familie, Kinder, Hausbau usw)

wie wird es finanziert: nur über die "Konsumsteuer"!
dieser Punkt ist extrem interessant, weil sich hier sozusagen Volkswirtschaft und Philosophie treffen, wie ich finde. Das derzeitige System wird folgendermassen beschrieben: es gibt die "Verkaufssteuer" (oder auch Konsumsteuer, bzw heutige MWSt) auf der einen Seite, und alle anderen Steuer die es gibt, angefangen von der Mineralölst. und Erbschaftsst. und natürlich Lohnst. usw usf werden zusammengefasst, und als "Vorverkaufssteuer" bezeichnet.
Was ist von einer "Vorverkaufssteuer " zu halten, ein Beispiel verdeutlicht, worums geht: VW baut 2 Autos: einmal den Golf, der sich gut verkauft, sowie den Phaeton, der zwar als hochwertig gilt, der aber nur Laden hütet. Mit dem Phaeton macht VW ne Menge Verlust. Da aber alle Mitarbeiter und alle Maschinen usw bezahlt werden müssen, macht man eine Mischkalkulation: der Golf wird also im Preis angehoben, und somit finanzieren die Golfkäufer den Phaeton mit. An sich kein Problem. ABER: für den Phaeton sind bereits Steuer angefallen: Lohnsteur, Unternehmenssteuer usw usf. D.h. der Verlust, der verrechnet werden muss ist viel höher als er eigentlich wäre. Jetzt mal logisch gedacht: welche Steuer hat denn eine Berechtigung. Nun, da es um Geld geht, und Geld nun mal einen bestimmten "Wert" darstellt, kann man logischerweise nur Werte besteuern. Wer entscheidet, was ein Wert ist und was nicht? Das sind die zahlenden Kunden. Genau betrachtet hat ein Verkaufsgegenstand nur 1 Sekunde lang einen Wert, nämlich wenn der Kunde bezahlt. Stellt der Käufer später fest, das es ein Fehlkauf war, und stellt das niegelnagelneue Ding bei ebay rein, dann hat sich der Wert schon halbiert.

Staatsquote:
Addiert man die Vorverkaufssteuern und die Verkaufsteuer erhält man die "Staatsquote". Das ist der "Preis" den wir dafür zahlen, das wir in einem gut ausgebauten Staat leben, mit Polizei und Feuerwehr, Bundeswehr, Rentensystem usw usf. die Höhe dieser Staatsquote wird geschätzt auf etwa 50%. Davon entfallen 19% auf die Verkaufssteuer und 30% auf alle Vorverkaufststeueren. d.h. das alle Nettopreise um 30% höher sind, als sie sind. Also wenn man 1 Euro ausgibt, erhält man eine Ware im Wert von 50 Cent.
Daher ändert sich am Preisniveau nix, wenn man alle Steuern abschafft und stattdessen 50% MWSt einführt, weil wir das heute schon zahlen.

Rückzug des Staates.
die Politik versucht ständig mit Gesetzten "Fehlentwicklungen" zu begrenzen. Stichworte: Mindestlohn, maximale Wochenarbeitszeit, Kündigungsschutz, Kilometergeld, Arbeitslosengeld, Harz4 usw
Alle diese Eingriffe gibt es im bGe nicht mehr. Ein Unternehmer kann sich jederzeit von Mitarbeitern trennen und neue einstellen wie es ihm grad passt. Selbstverständlich findet weiterhin ein Wettbewerb um die besten Arbeitsplätze statt. Allerdings haben sich beim bGe die Spielregel geändert: schlechte Arbeitsverhältnisse werden schlicht verwaisen.

Arbeit hat ja 2 Aspekte:
zum einen ist da die schlichte Tätigkeit, die eben die Wertschöpfung darstellt.
zum anderen das ganze drumherum. Und das ist oft ziemlich traurig was da abgeht. Und ich glaube 100%ig, das die allermeisten, die im Job unzufrieden sind, kein Problem mit der Tätigkeit haben, sondern einfach nur in ballaballa-Strukturen ihr Dasein fristen. Das ist regelrechter Zivilisationsabbau und des kanns net sein.

und sonst so:
naja, die gigantische Verwalungsbürokratie von heute wäre überflüssig, das spart schonmal ne Menge ein, Stichwort Staatsquote.
Dann kann ich mir vorstellen, das beim bGe die Kriminalität zurückgeht. Denn wer Mist baut, bekommt mal so ein paar Monate lang kein Geld mehr, und das macht aua. Da möchte ich mal die Rückfallquote sehn, lol. Das ganze bedeutet natürlich ne bessere Lebensqualität für alle und ne enorme Kostenersparnis.:)
Heutzutage haben ältere arbeitslose 45+ kaum ne Chance Arbeit zu finden, aus unterschiedlichsten Gründen, jedenfalls nicht wegen mangelnder Qualifikation. Ich denke, das wäre beim bGe kein Problem mehr. Die ganze Arbeitsvermittlung wäre ganz anders als heute. Flexibel halt.
Mal was banales: rushhour. jeden Tag stehn millionen Leute im Stau. das ist längst nicht bei allen Betrieben nötig, das die volle Belegschaft um 8:00 anfängt, könnte man sicher entspannter regeln, nehm ich an.
Heute wird Hatz gemacht auf Harz4-Empfänger die schwarz arbeiten. Immerhin gibt es nun schon Politiker, die das eher begrüßen, wenn Leute nicht vor der Glotze versumpfen. Unter dem Bge wäre das legal. Denn es gibt keine Bruttolöhne mehr, der Arbeitslohn ist immer netto.
Dann mal die Frage nach der deutschen Identität, haben wir sowas, wollen wir sowas? so ne Frage wäre unter dem bGe mal spannend. weil sich das Verhältnis zum Staat/Gesellschaft ja völlig ändert, bzw. es wird für jeden sichtbar.
usw.. ich denke, die Lebensqualität wäre definitiv höher als heute.

Ein letztes: die Deutschen sind bekannt dafür, in Extremen zu leben. Mal geht die Welt unter, dann sind wir Papst/Weltmeister oder was weiß ich. Nun haben wir das komplizierteste Steuersystem auf der ganzen Welt/aller Zeiten. somit wäre es für uns logisch, umzusteigen auf das simpelste System, mit nur 1 Steuer. gradezu zwangsläufig.
gn8 :)
 
Mit der 50% Staatsquote kannst du jedem Bürger 1250 Euro zahlen dann hat der Staat aber noch nichts anderes gemacht. Und zu deiner Situation hört sich nach schlechter Mitarbeiterführung an das führt ganz im Gegenteil zu Unproduktivität.
Der Mensch ist von Natur aus angelegt für sein überleben zu arbeiten alles andere führt zur Degeneration.
 
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ABER: für den Phaeton sind bereits Steuer angefallen: Lohnsteuer, Unternehmenssteuer usw usf. D.h. der Verlust, der verrechnet werden muss ist viel höher als er eigentlich wäre.
Das ist nicht richtig. Dem Unternehmen kann die Lohnsteuer seiner Beschäftigten gleichgültig sein. Denn diese Steuer zahlen die Beschäftigten, nicht das Unternehmen. Und für den nicht verkauften Phaeton zahlt das Unternehmen ebenfalls keine „Unternehmenssteuern“. Denn wenn Du damit die Körperschaftsteuer meinst (= die Einkommensteuer der Kapitalgesellschaften), dann müsste erst einmal ein Gewinn erwirtschaftet worden sein, der sich versteuern ließe. Solange der Phaeton aber noch auf dem Werksgelände steht, sind nur Kosten angefallen, denen keine Verkaufserlöse gegenüberstehen. Die „Unternehmenssteuer“ fällt bislang also gar nicht an.

Die Sache mit dem Rentensystem wäre ebenfalls zu hinterfragen, da Du sie der Staatsquote zuschlägst. Momentan finanzieren die Versicherten ihre Renten noch selbst (bis auf die Bundeszuschüsse). Bei der Rentenversicherung handelt es sich zwar um eine gesetzliche Zwangsversicherung. Das Geld fließt aber nicht durch die Hände des Finanzministers.

Du sprichst den Berufsverkehr an. Es wäre natürlich prima, wenn man den aus der Welt schaffen könnte. Aber es gibt da noch einen Aspekt. All die Autos, die auf den Straßen fahren, wurden zuvor produziert und verkauft. Dadurch wurden Erlöse und Gewinne erzielt, die wiederum versteuert wurden und die Staatskasse aufgefüllt haben. - Wenn in den nächsten Jahrzehnten die Anzahl der verkauften Autos halbiert wird, kannst Du Dir ausrechnen, wie viele Jobs davon betroffen wären. Entsprechend käme von diesen Leuten auch keine Lohnsteuer mehr in die Staatskasse.

Es ist daher verwegen, von der derzeitigen Staatsquote und dem damit verbundenen Budget auszugehen, wenn man überhaupt nicht abschätzen kann, ob sich dieses Niveau nach der Einführung enies bedingungslosen Grundeinkommens halten ließe. Das aber wäre die Voraussetzung für die Aufrechterhaltung des geplanten Systems.
 
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