Low Rider schrieb:
Guten Morgen zusammen,
als Computerbase-Mitleser der ersten Stunde und Ingenieur, der viele Jahre für einen deutschen OEM in China gearbeitet hat, dachte ich, dies ist nun der perfekte Zeitpunkt für meinen ersten Post.
- Die Preise in China sind pervers niedrig... aber bis auf BYD hat keiner der (neuen) chinesischen Autobauer bisher Gewinne gemacht. Ohne die staatlichen Subventionen, wären viele längst Pleite. Der Staat versucht den Export anzukurbeln, da sich gerade in Europa und USA höhere Preise erzielen lassen und der eigene Automarkt trotz Wachstum durch die vielen Marken fast gesättigt ist.
- Kopiert wird in China immer noch wie eh und je. Es ist vielleicht nicht mehr so auffällig und die Chinesen sind selbstbewusster geworden. Vom Design her gibt es richtig gute Autos, aber das ist ehrlich gesagt relativ einfach anzustellen, dafür benötigt man keine fortschrittliche Technik. Viele Chefdesigner wurden aus dem Ausland angeworben und deren Handschrift ist oft deutlich erkennbar.China hält sich für führend im automatisierten Fahren, aber bei fast allen basiert die entsprechende Software auf Teslas Open Source... und funktioniert wesentlich schlechter.
- - Die Chinesen mögen und zeigen Technik... es stimmt, dass die hauptsächlich jungen Käufer sehr offen für alles neue sind. Aber häufig ist es nur oberflächliches Haben-Wollen. Ich habe in China noch niemanden gesehen, der sein Handy mit dem Auto verbindet, JEDER hält das Handy beim Fahren in der Hand und tippt herum oder redet direkt in das Handy rein. Hab schon Leute gesehen, die den Saugnapf ihrer Handyhalterung direkt auf die großen Displays klatschen.Es ist ähnlich wie die starken Fahrleistungen, mit denen die Hersteller für ihre Topmodelle werben. Von 0 auf 100 in <4 Sekunden, darauf stehen viele. Der Verkehr in China ist aber super langsam und träge, niemand gibt Vollgas an der Ampel. Zum Glück, denn dort kann eigentlich fast niemand richtig Auto fahren, die Fahrschule ist ein Witz. Aber Hauptsache das Auto kann beschleunigen wie ein Rennwagen
- In Sachen Sicherheit sind die chinesischen Hersteller noch weit hinterher. Das chinesische Internet ist voll mit Beschwerden, wobei große Skandale klein gehalten werden, während Probleme bei ausländischen Herstellern medial stark aufgepustet werden. Der neue Xiaomi SU7 hat haarsträubende Probleme, da brechen die Autos in Kurven extrem schnell aus, Notbremsassistenten reagieren nicht, Airbags gehen nicht auf, ...
Ein wunderbares Sammelsurium von Vorurteilen, die gerade dazu führen, dass Europa von Ostasien - und damit meine ich nicht nur China, sondern auch Singapur, Südkorea, Taiwan und Co - links und rechts überholt wird.
Beispiel:
Ihre Behauptung 1:
- In Sachen Sicherheit sind die chinesischen Hersteller noch weit hinterher.
Alle chinesischen Autos, die bisher in Europa erschienen sind, haben bei den Crashtests in Europa Bestnoten erhalten.
Etwa: Die Limousine BYD Seal, der Kompaktwagen BYD Dolphin und die Sportlimousine Xpeng P7 haben letztes Jahr beim
Euro-NCAP-Sicherheitstests alle die Höchstnote von fünf Sternen erhalten.
Ihre Behauptung 2
- China hält sich für führend im automatisierten Fahren, aber bei fast allen basiert die entsprechende Software auf Teslas Open Source... und funktioniert wesentlich schlechter.
Unsinn: Erstens setzen die chinesischen Hersteller praktisch immer Lidar ein - eine Technologie, auf die Tesla beispielsweise bewusst verzichtet, die aber beim autonomen Fahren massive Vorteile bietet.
Zweitens fahren Autos in China schon viel länger autonom auf Level 3 als Tesla teilautonom.
Fahrerlose Taxis und Busse gibt es in China seit 5 Jahren in fast jeder Stadt. Dort sitzen teilweise KEINE Fahrer mehr in den Taxis - auch nicht für alle Fälle.
So gibt es in Shenzhen mittlerweile ein halbes Dutzend Anbieter von autonomen Robotaxis.
Und seit letztem Jahr fahren in Shenzhen und anderen Städten auch
PRIVATE AUTOS vollautonom auf Level 3 - zum Beispiel von Xpeng (aber auch deutschen Herstellern!). Das bietet Tesla weder in den USA noch anderswo.
Private PKW Autonom:
Videos von autonomen Fahrzeugen, etwa Taxis - alle schon zwei Jahre oder älter...
Dort fahren auch schon kommerziell Busse ganz ohne Fahrer.
extra für Sie rausgesucht: heftiger Monsunregen bei Nacht in Shenzen - autonomes Fahren. und das schon 2022.
und so weiter und so fort