Silica schrieb:
Ich setze ein Auto auf Ebay Kleinanzeigen für 1 Euro rein, daraufhin schreibt mich jemand an das er der Wagen kaufen würde, dann lösche ich die Anzeige. Der der mich angeschrieben hat verklagt mich nun das er ihn doch haben wollte und bekommt deshalb 5000 Euro. Rechtlich mag das sicher ein Unterschied sein, mit normalen Menschlichen denken allerdings genau das gleiche.
Nein, auch nicht moralisch das gleiche. Mit dem einstellen auf eBay Kleinanzeigen verpflichtet man sich - wie bei einem Zeitungsinserat - erst mal zu gar nichts. Es muss einem aber klar sein, dass eine Versteigerung auf eBay verbindlich ist - sorry, aber das weiß wohl grundsätzlich jeder. Nur weil die wenigsten Käufer im Zweifelsfall (wie hier) auf ihre Rechte pochen, muss einem doch klar sein, dass man mit dem Einstellen verbindlich erklärt, das höchste Gebot annehmen zu wollen - das ist schon von der Grundsituation (auch von der moralischen Seite her) überhaupt nicht vergleichbar, wenn man seine Ware dann einfach woanders verkauft.
Die Situation ist nun mal folgende:
Der Verkäufer auf eBay hat sich verpflichtet, dem Höchstbietenden die Ware zu verkaufen. Wenn er sie anderweitig verkauft, hat der Käufer trotzdem das Recht auf Übergabe und Übereignung der Sache. Dies kann der Verkäufer - da er sie ja schon anderweitig verkauft hat - nicht erfüllen. Daher muss er nach § 249 BGB Wertersatz leisten - was ich durchaus für gerecht halte. Er hat schließlich auch allein zu verantworten, dass er seiner Verpflichtung nicht nachkommen konnte.
Und die Sache mit den 1 € im vorliegenden Fall war einfach purer Mist in der Vorgehensweise vom Verkäufer. Es wird hier gerade NICHT wie du sagtest, eine laufende Auktion mit einer beendeten gleichgesetzt, sondern der Verkäufer hat die Auktion hier selbst ohne Recht dazu beendet und sich damit auch selbst um etwaige höhere Angebote gebracht - da kann man jetzt Mitleid haben, muss man aber aus meiner Sicht nicht. Wer mutwillig Verträge nicht einhält, muss eben die Konsequenzen tragen. Da sehe ich auch kein moralisches Problem. Wer sich bereits verpflichtet hat, sein Auto per Auktion zu verkaufen, darf es nun mal vorher nicht anderweitig übereignen. Den Käufer zu verurteilen geht hier an der Sache vorbei - pacta sunt servanda - Verträge sind einzuhalten. Wenn dieser Rechtsgrundsatz regelmäßig schadensersatzfrei gebrochen werden könnte, würde sämtlicher Handel über kurz oder lang zusammenbrechen.
Und Schuld daran, dass nur ein Euro aufgrund des vorzeitigen Abbruchs geboten werden konnte, trägt hier ganz allein der Verkäufer - warum sollte er also moralisch im Recht sein? Wer einen höheren Verkaufspreis selbst vereitelt, ist m.E. auch nicht ansatzweise schutzwürdig - sondern hat's halt selbst verbockt. Pech - aber Mitleid hat der Verkäufer dafür keins verdient. Und unmoralisch vom Käufer, auf Erfüllung zu bestehen, wenn der Verkäufer nun mal den Vertrag gebrochen (und zuvor einen lukrativeren verhindert hat), finde ich es schon mal gar nicht...
Im Offline-Leben wäre die Situation am ehesten so vorstellbar:
A will auf einer (echten) Auktion einen Diamantring verkaufen. Dieser ist 10.000€ Wert. Als die Gebote aber nur schleppend laufen (B hat momentan das höchste Gebot abgegeben - ganz egal wie hoch) und A denkt, der Ring könnte, wenn sich jetzt nicht bald was tut, deutlich unter Wert weggehen, stürmt A nach vorne, schnappt sich den Ring aus der Hand des Auktionators und rennt über die Straße zum Juwelier, der den Ring in Zahlung nimmt.
Das ist doch lächerlich. Warum sollte bitte die "Moral" für A sprechen, der seinen Verkauf zu einem höheren Preis in der Auktion durch den Abbruch selbstverschuldet vereitelt hat, nachdem er sich schon verpflichtet hat, den Ring versteigern zu lassen?
edit: @Silica: "denn der normale Bürger hat heute definitiv keine Chance mehr Straffrei durch das Leben zu kommen außer er plant jeden Schritt mit einem Top Anwalt"
Das ist doch Quatsch - zunächst mal ist Strafe nur eine Sache des Strafrechts - und nur die Wenigsten werden im Laufe ihres Lebens strafrechtlich verurteilt. Und wenn du Schadensersatz meinst (was für "Strafe" allerdings eine völlig falsche Zuordnung wäre, weil es genau darum im Schadensersatz nicht geht...), dann hast du Recht - aber da fällt ja jede fremde Sache drunter, die man aus Versehen im Laufe seines Lebens beschädigt, was durchaus mal vorkommen dürfte. Klar, da macht man sich ersatzpflichtig. Dafür gibt's aber erstens Haftpflichtversicherungen, wenn man dem Risiko nicht ausgesetzt sein möchte und zweitens wäre die Alternative dazu, dass man nicht ersatzpflichtig wäre, wenn man etwas kaputt macht, was ja auch eine tolle "Moral" inne hätte.... Ansonsten fällt mir wirklich nichts ein, wo der "normale Bürger" keine Chance hätte, "straffrei", was immer du jetzt als Strafe siehst, durch's Leben zu kommen. Um mich herum werden die Leute zumindest nicht reihenweise verklagt oder verurteilt.... alles keine "normalen Bürger"? o0