etwas verspätet, aber heute gibt's den letzen Teil
Tag 3: Montag
Die Nacht über regnete es sich so richtig ein. Dank des Hangars waren wir jedoch gut geschützt. Was uns Sorgen machte war, daß der Hangar über keinerlei Beleuchtung verfügte. Also hieß es, am Mopped das Licht einschalten und hoffen, daß die Batterie ne Weile hält, denn kaum war das Licht aus, sah man mit offenen Augen genausoviel als hätte man sie geschlossen. Für einen Stadtmenschen wie mich, eine ganz seltene Erfahrung.
Der Hangar hatte aber auch Vorteile. Die Bio-Belästigung durch staatenbildende Insekten, der Volksmund nennt sie auch Ameisen, blieb zum Glück aus. Überhaupt war nur wenig Viehzeug im Hangar. Wer weiss, was die Russen dort verbuddelt haben. Wir jedenfalls wollten es lieber nicht wissen.
Am nächsten Morgen war das Wetter wie ausgewechselt. Strahlender Sonnenschein kitzelte uns aus unseren Zelten. Es war zwar immernoch etwas windig und dank des langen Regens endlich auch etwas kühler, der blaue Himmel mit ein paar kleineren Wolkenfetzen versprach jedoch einenen wunderschönen Renntag.
Nach dem Frühstück war wieder umziehen angesagt. Irgendwie war die Lederkombi ganz klamm und kalt, aber wir mussten da irgendwie rein.
Als nächstes durften wir schonmal wieder raus auf die Strecke - warmfahren. Langsam wich meine Zurückhaltung und es stellte sich dieses unbeschreibliche Gefühl von Fahrspass ein. Und damit meine ich
richtigen Fahrspass. NAch und nach klappte die Linienführung wieder und ich fasste wieder den Mut die Kurven im HangOff zu fahren, was auch an meiner Geschwindigkeit zu merken war.
Abschließend wurden nun noch schnell die letzten beiden Sektionen durchgesprochen. Nach kurzen Erklärungen von Stefan war die exakte Linie schnell gefunden.
Bis zum Mittag war dann freies Fahren angesagt. Da nun alle Steckenabschnitte durchgesprochen wurden, stellte sich blitzartig ein sehr runder Fahrstil ein. Plötzlich stimmte die Linie auch an Stellen, wo man immer irgendwie etwas steif gefahren ist und so recht nicht wusste, wie man die Kurvenkombination angehen sollte.
Stefan und Wolle haben sich dann nach und nach einzelne Fahrer rausgepickt um ihre Fahrt zu bewerten. Ich hatte die unbeschreibliche Ehre, von Stefan Nebel begleitet zu werden. Mit meiner Line war sehr zufrieden, ich könne jedoch ruhig noch etwas zügiger Gas geben. Zu bemängeln war nur meine Bremstechnik. Zitat "Du bremst wie ein Ochse!". Soll heissen, viel zu spät, viel zu stark, schlecht dosiert und dadurch bin ich vor der Kurve dann viel langsamer als ich sie durchfahren könnte. Naja, dann hab ich ja was, woran ich arbeiten kann,
Kleiner Wehrmutstropfen bei der Sache war, daß nun auch unter den Einsteigern zwei Leute dabei waren, die ihre eigene Meisterschaft ausfechten mussten. Daß das natürlich auf Kosten aller anderen ging, ist jedem sicher klar.
Nachdem so ein Spinner auf einer Aprilla RSV Mille zweimal übelst von innen in meine Linie reingestochen ist, natürlich vor einer Kurve, hab ich mich vom Acker gemacht. Bis dahin war es ein Renn
Training, ab diesem Zeitpunkt war jedoch ein handfestes Rennen auf Leben und Tod angesagt. Wohlgemerkt sind wir hier immernoch bei den Einsteigern. Ich war so richtig sauer auf den Typen, hab ihn leider nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Bei den Fortgeschrittenen war dann noch ein puplikumswirksamer Abflug zu beobachten. Maschine und Fahrer blieben zwar weitesgehend intakt, die Lederkombi hing ihm jedoch in Fetzen am Körper. Aber auch hier kein Problem, nach dem Mittag war er wieder dabei.
Die Mittagspause wurde für eine Verabschiedung genutzt, da die ersten schon wieder auf dem Heimweg waren. Danach war nochmal freies Fahren angesagt. Wir blieben aber nur kurz auf der Strecke, da wir auch noch jede Menge Klamotten einzupacken hatten.
Am Nachmittag war die letzte Videoauswertung angesagt. Man konnte gut sehen, wie sich alle Teilnehmer verbessert hatten und zum Schluss richtig viel Spass hatten.
Wer wollte, konnte anschließend noch bis zum Einbruch der Dunkelheit Reifen und Sprit auf der Rennstrecke verbrennen. Wir packten jedoch unsere letzten Sachen und machten uns auf den Heimweg.
Die Erschöpfung der letzten zwei Tage war fast allen Teilnehmern in's Gesicht geschrieben. Jeder erdenkliche Knochen tat höllisch weh. Was blieb, war ein gequältes Grinsen im Gesicht, denn eigentlich hat's ja tierisch Spass gemacht, doch keiner konnte seine Freude mehr so richtig ausdrücken.
Der Heimweg war wieder die Hölle. Die erste Tankstelle wurde dazu genutzt, die ganzen Pfandflaschen loszuwerden, damit endlich wieder Platz im Rucksack ist und man bequemer sitzen kann. Und jetzt gab's nur eins. Flamme geben und irgenwie nach Hause kommen. Der Rückreiseverkehr der ganzen Pfingsturlauber machte uns jedoch das eine oder andere Mal einen Strich durch die Rechnung - Dosentreiber sind und bleiben Verkehrshindernisse.
Zu Hause angekommen, trennten wir uns vom lästigen Gepäck und schälten uns aus der engen Lederkluft. Mit den ersehnen eiskalten Getränken und indischem Essen vom Lieferservice ließen wir den Tag ausklingen.
Für Dienstag beschloss ich, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Erstens tat mir alles weh und ich war total fertig und zweitens hatte ich nach dem Wochenende endlich den Punkt erreicht, mal für einen Tag keinen Bock auf's Mopped zu haben.
Doch was hat mir dieser Tag gebracht?
Ich konnte endlich mal ungefährdet die Grenzen von mir und meinem Mopped erforschen und sogar überschreiten. Besonders meine Grenzen waren dann doch sehr schnell erreicht. Sowohl physisch als auch mental ist so ein Renntraining anstrengender als ich es jemals gedacht hab. Vor jeder Kurve die Anspannung: spät bremsen, was machen die Leute hinter dir, Einlenkpunkt finden, kurze Schräglage, Maschine sofort aufrichten und wieder raus aus der Kurve. Auf den kurzen Geraden hat man nur wenig Zeit zu verschnaufen.
Hier hat sich es dramatisch bemerkbar gemacht, daß ich in den letzten 2 Jahren kaum noch sportlich aktiv war - meine Kondition war am Boden. Hinzu kam meine Knieverletzung, die jeden HangOff zum einzigartigen Schmerzerlebnis machte.
Mein Fazit lautet also wie folgt:
Für jemanden, der praktisch erst ein halbes Jahr Motorrad fährt, hab ich mich gar nicht so dämlich angestellt wie ich dachte. Es hat riesigen Spass gemacht und die Erfahrungen die ich dort gewonnen habe, sind auch nicht durch jahrelange Fahrpraxis zu ersetzen. Jedoch habe ich gemerkt, daß ich derzeit noch viele körperliche und fahrerische Defizite aufweise, die vor einem erneuten Training beseitigt werden müssen. Hier hilft nur Fahrpraxis.
Das war also für's Erste mein letztes Renntraining, aber in 2-3 Jahren könnte ich mich wieder dazu breitschlagen lassen.