bensel32 schrieb:
Sorry, aber du scheinst den Sinn der "Verfolgung der Infektionskette" nicht zu verstehen obwohl du eigentlich genau diesen als Punkt gegen diesen bringst.
So eine App würde nur Sinn machen, wenn sie gerade dies was du hier beschreibst, machen würde.
Und wenn die App es schaffen würde mit diesen 100.000 Menschen den kompletten Verbreitungsweg abzutelefonieren, wäre das ja genau das Ziel was heute so schwer erreichbar ist.
Man würde die Infektion im Optimalfall nach genau diesen 100.000 Infektionen stoppen können.
Und auch wenn dir persönlich Thomas Fischer nicht genehm ist, so ist doch seine Aussage der eigentliche Punkt.
Sie passt doch wie die Faust aufs Auge.
Und genau daher gebe ich
@1.21Gigawatt recht.
Wenn ich mir dann noch das Szenario von
@leipziger1979 oder
@oldman65 anschaue, kann ich auch das mit dem Aluhut nachvollziehen.
Ich verstehe es schon, denke ich. Du verstehst meinen Punkt nicht. In einer großen Stadt, hat wahrscheinlich über einen Zeitraum von einer Woche, jeder mit jedem Kontakt. Es sei denn, die Personen isolieren sich zu Hause. Nimm mal Berlin als Beispiel. Hier gibt es allein in den Öffis (2018) über 1,1 mrd Fahrgäste in den Öffis. Das sind fast 3 Mio Fahrten am Tag!!! (mit jeweils potenziellen zig 100ten Kontaktmöglichkeiten). Und das nur in den Öffis!!! Was glaubst Du wie schnell sich hier eine Kontaktkette verbreitet? Das Konzept mag vielleicht in kleinen Orten funktionieren, in Dörfern, kleinen Städten bis max. 50.000 Einwohnern. Aber nicht in großen Städten. Im Gegenteil, mit all den zwangsläufigen "Fehlalarmen" würden nur Krankenhaus/Test-Kapazitäten unnötig belastet, weil alle, bei denen das Telefon klingelt, Panik ausbricht und die zum Testen zum Arzt rennen.
Es kommen weitere Punkte dazu, die mich an einer Wirkung der App zweifeln lassen. Die App ist nur sinnvoll, wenn sie alle haben (es haben nicht mal alle Handys und die App ist freiwillig), wenn die Kontakte weiterhin auf ein absolut nötiges Minimum beschränkt werden (hier scheiden schon die Geister, denn ich war in den letzten 3,5 Wochen genau 8 mal vor meiner Tür, davon: 3x einkaufen für je 30min morgens um 8 Uhr, 1 Gehminute von meiner Wohnung entfernt), 2x am Briefkasten und 4x Müll wegbringen. Da hat so mancher mehr Außenkontakt an einem Tag). Sieht man ja, wie die Leute fleißig draußen rumturnen und sich an die Beschränkungen halten. Außerdem braucht es kontinuierliche, flächendeckende Gesundheitschecks, damit man die Erkrankung feststellen kann. Die Inkubationszeit ist aber ein großes Problem. Da das alles nicht klappt, ist die App ein zahnloser Tiger.
Und zu den Leuten, die Du so gerne als "Aluhutträger" diffamierst. Ich finde das ziemlich beleidigend. Leipziger1979 (lässt mich annehmen, dass es wie ich ein "Ossi" von heute 40/41 Jahren ist) Oldman65 ist noch ein bisschen älter. Du vergisst, dass Leute in diesem Land schon mindestens einen Überwachungsstaat mitgemacht haben. Also geh vielleicht nicht nur von Deinem Horizont aus und werte Leute nicht als "Aluhutträger" ab, die (berechtigte) Bedenken äußern. Man braucht nur ein bisschen die Entwicklung der letzten 30 Jahren zu verfolgen. Das Thema kommt immer in Wellen, je nachdem wo der Skandal ist. Fliegen Flugzeuge in Hochhäuser, kommt der Patriot Act, der die Grundrechte der freien Weltbevölkerung abschafft, gibt es einen Datenschutzskandal bei FB, schreien alle nach Datenschutz, läuft ein Irre durch die Straßen und knallt Leute ab, will man Bargeld abschaffen, Zugang zu Whatsapp, Skype und Co. etc stellt man fest, dass die Chinesen Wirtschaftsspionage betrieben haben, dass der Russe das Kanzleramt gehackt hat und der NSA permanent alle überwacht inkl. "politische Freunde" ist der Ruf nach Datenschutz wieder laut, usw.
Versteh mich nicht falsch, ich stehe hinter den Entscheidungen, hinter den Einschränkungen von Grundrechten in der aktuellen Zeit. Anderseits befremdet es mich gleichermaßen, wie schnell innerhalb von Tagen 100teSeiten lange Verordnungen und Gesetze erlassen werden, in denen fundamentale Errungenschaften und Prinzipien "über den Haufen" geworfen werden. Das hat gänzlich nichts mit Aluhut zu tun, sondern einer grundsätzlichen Skepsis und gesundem Menschenverstand.
Und Fischer, ehrlich gesagt mir ist Fischer völlig egal. Er ist ein Populist, wie es viele in heutigen Tagen gibt, aber auch nicht mehr. Nicht umsonst hat er seine Karriere vorzeitig beendet und hatte immer wieder "streitbare" Momente. Ich sehe ihn immer als den "Eckard von Hirschhausen" der Juristen. Rhetorisch geschickt, aber das sind Populisten immer. Fachlich finde ich, wie viele der Kollegen, seine Aussagen sehr durchschaubar und fragwürdig, denn einer, dessen Grundfeste es sein sollte, die freiheitliche Grundordnung zu verteidigen, und damit auch das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung und das damit verbundene Recht auf Datenschutz, sollte nicht dagegen "argumentieren" (auch wenn er der Gesellschaft den Spiegel vorhält). Denn diejenigen, die nicht bereit sind, die App zu installieren, die Angst vor einem Polizeistaat haben, haben selten einen FB Account u.ä. Und dass sie sich der Datenüberwachung nicht vollends entziehen können, ohne ihr soziales Umfeld und gesellschaftliches Leben komplett abzuschaffen, und nicht in technischer Steinzeit leben wollen, sollte man ihnen nicht vorwerfen.