Ich glaube, es wäre eine grundlegende Debatte (im Sinne des offenen Diskurses einer liberalen, demokratischen Gesellschaft) notwendig, auch um ein Bewusstsein in der breiten Bevölkerung zu schaffen, was wir eigentlich unter Datenschutz verstehen und ausführen wollen.
Man kann ja unter dem Begriff verstehen, dass möglichst wenig meiner Daten irgendwem anders bekannt sein sollen. Das wäre unweigerlich der Tod sämtlicher auf Datenverarbeitung und -verknüpfung basierender Services, egal ob privatwirtschaftlich oder staatlich. Eine Verwaltungskultur "aus dem Mittelalter", mit allen zugehörigen Papierformularen in doppelter Ausführung, ist dann eine Konsequenz, über die man sich nicht beklagen darf.
Andererseits kann man Datenschutz auch so verstehen, dass weniger die Daten selbst, als der geregelte Umgang mit ihnen, einer strengen Gesetzgebung und Kontrolle unterliegen. Meiner Meinung nach wäre das der vernünftigste Weg, den Staat in Sachen Digitalisierung ins 21. Jhd. zu überführen und dabei im Sinne des Bürgers die Dinge besser zu machen, als es gewinnorientierte Unternehmen tun.
Klar ist aber, dass der Bürger vom Staat nicht erwarten kann, Fortschritt und Digitalisierung mitzumachen, ohne selbst - sei es auch nur vom Bewusstsein und Anspruch her - den Weg ein Stück weit mitzugehen. Dazu gehört eben meines Erachtens nach auch, sich damit abzufinden, dass in einer Informationsgesellschaft der Bezug zu persönlichen Daten und deren Verwendung ein anderer ist, als zu Omas Zeiten.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass gerade wir Deutschen, vor dem Hintergrund des Nimbus der weltmeisterlichen Ingenieurskunst, immer nach der eierlegenden Wollmilchsau verlangen und dazu selbst möglichst wenig beitragen wollen. Oder eben erst aktiv mitmachen wollen, wenn alles in trockenen Tüchern ist.
Schon seltsam, dass der an jedem Stammtisch so viel gescholtene Staat für uns perfekte Lösungen anbieten soll und bei jedem Problem gleich die volle Häme abkriegt. Kommt dann mal seitens der Politik eine Idee (ok, hier gleich eine beschlossene Sache), die andernorts so oder so ähnlich etabliert und funktionstüchtig ist, sucht man zuerst alle möglichen Gegenargumente und ist sich auch für die Nazikeule nicht zu schade (NL, Litauen und Norwegen waren ja alle mal von der Wehrmacht besetzt und müssten mit solchen Methoden ebenso vertraut sein, habe aber wohl trotzdem keine gewichtigen Bedenken.)
Für mich ist das ein gutes Beispiel, wo der gute Rat, erst nachzudenken und dann zu handeln umschlägt in Angst haben und am besten gar nichts tun.
Schade. Nicht eingegangene Risiken können sich auch schnell zu verpassten Chancen entwickeln.