SheepShaver schrieb:
Das wäre das Todesurteil für die SPD und für Deutschland. Die Mehrheit der SPD-Wähler steht voll und ganz hinter der Verweigerung jeglicher politischer Zusammenarbeit mit einer reaktionären Partei von Neo-Kommunisten und früheren SED-Parteifunktionären. Der Teil der SPD-Wähler, die sich mehr im äußeren linken Spektrum sehen, sind bereits abgewandert. Eine Koalition mit der Linken wäre höchster Betrug am Wähler.
Die Mehrheit der SPD-Wählerschaft hat sich schon nach Schröder abgewandt und sind entweder frustriert ins große Nichtwählerlager oder (über die WASG) zur Linken abgewandert.
Die Linke ist ja keineswegs eine sozialistische Partei. Die vertritt viel mehr die sozialdemokratischen Positionen, die von der "neuen SPD" (bzw. "Neuen Mitte") unter Schröder aufgegeben wurden.
Die heutige SPD ist nur noch eine dritte Unionspartei, was noch dadurch verstärkt wird, dass Merkel ihrerseits einen extremen Schlingerkurs fährt und alles aufgreift, was halbwegs populär ist. Unter anderem auch die wenigen Themen der "neuen SPD", die noch ansatzweise etwas mit Sozialdemokratie zu tun haben (z.B. Mindestlöhne).
Deshalb steckt die SPD auch seit Jahren in einem historischen Tief. Die Leute, die die Agenda-2010-Politik gut finden, wählen sowieso das Original CDU/CSU. Die brauchen keine zusätzliche dritte Unionspartei, die sich hinter einem fadenscheinigen roten Anstrich versteckt.
Sozialdemokraten wählen heutzutage wie gesagt die Linke oder gar nicht mehr.
Die einzigen Wähler, die die SPD noch hat, sind reine Gewohnheitstäter, die einfach immer schon SPD gewählt haben, aber sich für die tatsächliche Politik gar nicht wirklich interessieren. Oder gelegentlich auch strategische Wähler, die in der SPD immer noch das kleinere Übel gegenüber Schwarz-Gelb oder absoluter schwarzer Mehrheit sehen. (Obwohl da wie gesagt nicht mehr wirklich ein inhaltlicher Unterschied vorhanden ist.)
Wodurch die SPD allerdings zuverlässig noch mehr Leute vergraulen kann, ist eine Große Koalition. Die Wähler der "Volksparteien" hassen das wie die Pest, weil damit jede Illusion endgültig zerstört wird, es würde noch sowas wie politische Lager und damit Alternativen geben.
Nach jeder bisherigen Großen Koalition haben deshalb beide "Volksparteien" mehr oder weniger stark verloren und die kleineren Parteien haben dazugewonnen. (Deshalb wird die FDP auch bei den nächsten Bundestagswahlen mit Sicherheit wieder drin sein.)
Eine Koalition mit den Linken würden der SPD nur die CDU/CSU-Wähler wirklich übel nehmen, was aber naheliegenderweise ziemlich wurscht wäre, da die eh nicht SPD wählen.
Aber eine Koalition mit den Linken scheitert im Westen und im Bund daran, dass die Führungsspitze der SPD niemals mit der der Linken zusammenarbeiten würde. Das sind ja schließlich (mit Ausnahme der Ex-PDSler) zum guten Teil Sozialdemokraten, die sich im Streit von der Schröder-SPD abgewandt haben. Die werden vom heute dominierenden rechts-/neo-konservativen Flügel der SPD als "Verräter" angesehen. Da stehen vor allem persönliche Animositäten dazwischen. Deshalb wird es Rot-Rot im Westen und auf Bundesebene nicht geben. Bzw. erst dann, wenn die alte Schröder-Riege nicht mehr an der Macht ist. Das ist aber nicht abzusehen.